Diesen Beitrag vom September 2017 haben wir im Januar 2022 für euch umfassend aktualisiert.
Schönere Bilder durch höhere Kontraste: HDR bringt mehr Details auf den Fernseher. Was die verschiedenen Formate bedeuten und wie sie sich voneinander unterscheiden, erklären wir euch in diesem Beitrag.
Wer im Wohnzimmer ein schönes Bild haben möchte, sollte zu einem Fernseher mit 4K/UHD-Auflösung greifen. Das allein garantiert aber noch kein besseres Bild. Wenn unzählige Millionen Pixel bereits so dicht gepackt sind, kann das menschliche Auge sie nur dann unterscheiden, wenn auch die Bildschirme größer sind. Aber nicht jedes Wohnzimmer ist dafür geeignet und auch dann ist Ultra HD erst die halbe Miete. Es braucht HDR!
Was ist HDR?
HDR steht für High Dynamic Range, also „hohe Dynamikpalette“. Üblicherweise codieren Filmstudios ihr Videomaterial in 8-Bit für die additiven Farbkanäle Rot, Grün und Blau (zusammengefasst als RGB), aus denen sich die Farbmischungen ergeben. Für jeden RGB-Farbkanal stehen unter der Standard Dynamic Range in 8 Bit (SDR) immerhin 256 Abstufungen zur Verfügung.
HDR erweitert diese Nuancierungen. Mit 10 Bit sind es 1.024 Abstufungen. Mit 12 Bit gar 4.096. Dadurch sind Farbverläufe feiner und die darstellbaren Farben viel näher an der wirklichkeitsgetreuen Reproduktion.
HDR hat also folgende Bedeutung: Ihr könnt mehr sehen. Nämlich solche Farben, die natürlich wirken.
Kontraste bei LED- und OLED-Fernsehern mit HDR
Die Lösung für ein cineastisches Filmerlebnis ist also die Kombination aus zwei Faktoren: einer besseren Auflösung und ein höherer Dynamikumfang. HDR-Fernseher beherrschen diese höheren Kontrastumfänge, sofern das Quellmaterial die Bildinformationen bereitstellt. Lichter sind dann heller, Tiefen dunkler und zwischendrin alle nur erdenklichen Farben nuancierter abgebildet. Das menschliche Auge kann schließlich einen Kontrastumfang von 1:1.000.000 wahrnehmen.
Um die filigranen Abstufungen tatsächlich erlebbar zu machen, setzt die Technik von LED- und OLED-Bildschirmen unterschiedlich an.
LED-Fernseher können mit mehr als 1.000 Nit (Candela/m2) besonders hell strahlen. Bei einem Schwarzwert von weniger als 0,05 Nit kommen sie dann auf einen Kontrastumfang von 1:20.000.
Dagegen zeichnen sich OLED-Fernseher durch einen deutlich besseren Schwarzwert aus. Beträgt dieser weniger als 0,0005 Nit und die Helligkeit mehr als 540 Nit, ergibt sich ein Kontrastumfang von 1:1.080.000.
Bei schwacher Beleuchtung im Raum erscheint das Bild eines OLED-Fernsehers natürlicher. LEDs dagegen liefern auch in hellen Umgebungen ein brillantes Bild. Ein großer Sprung nach vorne ist HDR in beiden Fällen: Herkömmliche TV-Geräte erreichen gerade einmal eine Helligkeit von 100 bis 300 Nit.
Ob nun Smart-Device oder Fernseher: Neben dem Etikettenzusatz „HDR“ stehen auch weitere Begriffe, die genaue Auskunft geben, welche Technologie überhaupt zum Einsatz kommt.
HDR10 – der offene Quasi-Standard
HDR10, exakter: HDR10 Media Profile, ist eine Erweiterung bewährter Videopegel-Signale im Farbraum Rec.2020. Wie genau so codiertes Material dargestellt ist, hängt vom Ausgabegerät ab, das die Interpretation übernimmt. Es kann also durchaus sein, dass Fernseher X ein natürliches Bild aus den 10-Bit-Videoinformationen ausgibt, Fernseher Y das gleiche Signal verfälscht wiedergibt.
HDR10+ – Konsortiumsmacht mit besonderer Dynamiksteuerung
Warner Bros., 20th Century Fox, Panasonic, Amazon und Samsung: Die großen Namen, die hinter der Entwicklung und Verbreitung von HDR10+ stehen, sind beeindruckend. 2017 vorgestellt, setzen die genannten Film-Studios und Hardware-Produzenten auf ein Profil, das für jeden Szenen-Typ ein eigenes, dynamisches Mapping anbietet. Das heißt, jede Szene liefert Informationen darüber, wie hell oder dunkel sie ist und wie das Bildpanel sie ausgeben soll. Das optimiert die visuelle Qualität.
Das Material ist idealerweise für HDR10+ aufbereitet. Wenn nicht, kann ein Algorithmus eingreifen und die Szenen während der Wiedergabe aufarbeiten.
UHD-Filme setzen es vielfach ein. Ob eine hochauflösende Scheibe die Informationen für HDR10+ bereithält, verrät die Seite surround-sound.info.
Dolby Vision – hohe Dynamik hinter Lizenzschranken
Anders als HDR10 und HDR10+ gibt es Dolby Vision nur gegen eine Gebühr für Hersteller. Die Vorteile sind eine 10-Bit-Ausgabe mit 4.096 Abstufungen pro Farbkanal. Damit könnten Fernseher bis 10.000 cd/m² alle Helligkeitsinformationen darstellen – heutige Displays für Privatanwender erreichen nur einen Bruchteil davon.
Damit der HDR-Fernseher weiß, welchen Kontrastumfang er wählen soll, benötigt er idealerweise für jede Szene eine konkrete Anweisung. Diese Informationen stecken in den dynamischen Metadaten von Dolby Vision. Ähnlich wie in HDR10+, nur eben mit noch mehr Farbnuancen. Fernseher mit Dolbys HDR-Format sind meist teurer als ihre HDR10- und HDR10-Plus-Äquivalente, da auf den Kaufpreis noch eine Lizenzgebühr aufgeschlagen wird.
Alle Komponenten müssen HDR beherrschen
Generell gilt: Wer Filme in HDR schauen möchte, muss darauf achten, dass alle Komponenten diese Technik beherrschen – und zwar durchgängig. Das gilt schon für HDR, aber auch für die beiden Dynamic-HDR-Varianten Dolby Vision und HDR10+. So müssen bereits die Filme in HDR aufgenommen und so bearbeitet sein, dass alle Metadaten erhalten bleiben. In der Welt von Dolby Vision müssen UHD-Fernseher, Set-Top-Boxen, Blu-ray-Player, Blu-ray-Discs und sogar die SoC-Chips lizenziert sein. Und dann kann immer noch ein falsches Kabel das HDR-Erlebnis zunichte machen. HDR setzt HDMI 2.0a voraus, HDR10 schon HDMI 2.0b, HDR10+ sogar HDMI 2.1.
HDR-Streaming mit 20-25 Mbit/s
Im schlimmsten Fall kauft ihr einen teuren HDR-Fernseher, ohne dann HDR schauen zu können. Aus diesem Grund machen wir euch den HDR-Einstieg einfach: HDR-Inhalte sind bei Streaming-Anbietern zu finden – allen voran Netflix und Amazon Prime Video. Dann muss nur noch das Ausgabegerät passen. Netflix setzt einen Internetzugang mit 20-25 Mbit/s voraus, um HDR-Filme flüssig abspielen zu können. Die große Bandbreite ist aber vor allem notwendig, da Netflix HDR-Inhalte gleichzeitig in 4K überträgt. Die HDR-Metadaten an sich sind nicht so groß.
Kauft ihr Filme, Serien und Dokus noch physisch auf Disc, findet ihr auf surround-sound.info alle aktuellen Titel, die ihr nach HDR10, HDR10+ und Dolby Vision filtern könnt.
Mehr Infos zum Thema Fernseher?
Dieser Beitrag ist nicht der einzige, den wir dazu geschrieben haben. Mehr Texte über Fernseher findest du auf unserer Themenseite Smart-TV.
Fazit: Nicht 4K allein bringt ein besseres Bild, auch HDR. Die Zeit ist reif dafür. Wer bereits jetzt auf Dynamic-HDR setzt, sollte jedoch aufpassen, dass seine Anschaffungen auch zukunftssicher sind. Ein aktueller HDR-Fernseher wird aber auf jeden Fall einen Qualitätssprung bringen, von dem sich jahrelang schwärmen lässt.
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Die Erklärungen bezüglich UHD/4K und HDR finde ich sehr gelungen.
Allerdings stimmen die HDMI Angaben bezüglich HDR nicht ganz.
HDR=HDR10 und braucht HDMI 2.0a.
HDR10+ ist für HDMI 2.1 optimiert soll aber auch mit HDMI 2.0a funktionieren und AV Receiver die Dolby Vision durch leiten sollen automatisch auch HDR10+ durch leiten können nach inoffiziellen Infos von der IFA 2017.
HLG-HDR fehlt ganz im Text und braucht HDMI 2.0b.
Hallo,
merkwürdig dass nicht jeder Hersteller HDR nutzt und trotzdem einen großen Kontrastumfang
bietet.
Vorreiter rein der Farbtiefe war Sharp die leider nicht mehr selbst produzieren.
Finde dass man für HDR zuviele kostenintensive Voraussetzungen erfüllen muss.
HDR nutzt ja nur bei einer externen Zuspielung. HDR 10+ bieten Marken die sich
für selbiges zusammen geschlossen haben.
Sind 12 Bit das Ende oder kommt noch mehr?
Gruß aus Heinsberg
FB
Kostspielig ist HDR. Das wird es wohl auch bleiben, denn es steckt ja auch mehr Technik drin. Die wird zwar mit der Zeit günstiger, doch ein hoher Kontrastumfang lässt sich nur auf leuchtstarken Displays realisieren. Das kostet in der Anschaffung, aber auch im Verbrauch. Meine Hoffnung ist jedoch, dass HDR von der Oberklasse immer mehr in die Mittelklasse einsickern wird.
Bei den vielen Standards muss man noch abwarten, was sich durchsetzen wird. Die einfache HDR-Version wird immer als Fallback-Technik genutzt werden. Bei HDR10+ und Dolby Vision ist das noch nicht abzusehen.
Das Problem mit der Farbtiefe ist, dass allein schon der Sprung auf 12 bit die zu übertragende Datenmenge enorm aufbläht. Irgendwann benötigen wir wirklich Gigabitanschlüsse in unsere Wohnungen, nur um das Fernsehprogramm empfangen zu können. Das wird dann wohl eher etwas für Bluray-Discs sein. Oder fürs Kino.
4K ist gut, HDR ist besser? Klingt wie: Äpfel sind gut, Birnen sind besser. Nur mal nebenbei, bei HD bekommt man ein besseres HDR Bild.
Genau so war es auch gemeint. Apfel und Birnen!
4K und HDR sind selbstverständlich zwei unterschiedliche Techniken, um zu einem besseren Bild zu gelangen, wenn mal ein Neukauf des Fernsehers ansteht. Mein Tipp war, als ich diesen Beitrag geschrieben habe, dass ihr eher auf HDR setzen solltet als auf 4K, wenn das Budget eng ist.
Bei Aldi gibt es jetzt online einen Medion Life X17575. Er hat HDR 10. Wir schauen über Magenta und haben eine 100 000 er Leitung. Können wir das überhaupt empfangen?
LG
Frisch L.
Eigentlich sollte das passen. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Beim Internetzugang ist noch wichtig, dass der stabil ist (= niedrige Latenz), beim Empfang von HDR 10, dass es überhaupt genug Inhalte dafür gibt (das wird mit der Zeit aber wohl besser).
Viel Spaß mit dem neuen Fernseher!