Nicht noch ein Gerät in der Wohnung! Ein Rauchwarnmelder hängt dort bereits. Das ist Gesetz. Warum also nicht gleich einen Raumklimamonitor integrieren? Den müsst ihr dann nicht auf das Sideboard legen oder an die Wand dübeln.
In den USA gibt es diese Kombination längst. Einige Rauchmelder sind dort gleichzeitig auch der Kohlenmonoxid-Detektor. Der Bosch Twinguard misst sogar noch einiges mehr. Fast schon ein richtiges All-in-one-Gerät. Seine Daten können sogar das Smart Home steuern.
Aber ist ein Rauchmelder mit Raumklimasensor überhaupt sinnvoll?
Google Nest Protect
Bevor ich zum Bosch Twinguard komme, will ich erst den Google Nest Protect vorstellen. Er erkennt Rauch und Kohlenmonoxid – und damit schon mehr als ein stinknormaler Rauchmelder aus dem Baumarkt.
So simpel wie dieser arbeitet der Google Nest Protect jedoch nicht, denn er hat eine feine Nase. Er kann sowohl schnell brennendes, offenes Feuer als auch langsame Schwelbrände erkennen und unterscheiden. Man Kollege Frank Müller hat den Nest Protect vor einiger Zeit ausprobiert und die Einrichtung im Video festgehalten:
Zudem misst der Rauchmelder die Luftfeuchtigkeit, damit er Rauch von Wasserdampf unterscheiden kann, der aus Kochtopf oder Badezimmer strömt, und dieser keinen Alarm auslöst.
Der Alarm erfolgt in mehreren Stufen: Wenn das Steak in der Pfanne anbrennt, löst der Google Nest Protect lediglich eine Warnung aus. Ihr habt genug Zeit zu reagieren, bevor dann letztlich die Feuerwehr alarmiert wird.
Der Alarm erfolgt über einen Warnton, einen farbig aufleuchtenden Ring am Gerät und eine Ansage. Für alle, die in Panik orientierungslos werden, ist diese Anweisung sehr präzise: „Notfall. Es ist Kohlenmonoxid im Wohnzimmer. Begib dich ins Freie.“ Damit niemand fälschlicherweise denkt, dass mal wieder das Steak in der Pfanne anbrennt.
Alle Warnungen und Alarme gibt es auch aufs Smartphone. Damit alle Erziehungsberechtigten, die gerade unterwegs sind, mal schnell zuhause schauen können – wenn sie noch eine Kamera im Smart Home integriert haben.
Das genaue Verhalten der Rauchwarn-Meldungen lässt sich per App konfigurieren – wenn zum Beispiel das Brutzeln am Herd den Voralarm zu häufig auslöst.
Bosch Twinguard
Der Bosch Twinguard leistet mehr. Und der Name ist bereits Programm: Er vereint zwei Wächter-Funktionen in einem Gerät. Einen eigenen Raumklimamonitor könnt ihr euch damit sparen.
Der Rauchmelder arbeitet mit der Dual-Ray-Technik von Bosch und ist nach DIN EN 14604 zertifiziert. Auch der Twinguard löst bei leichter Rauchentwicklung einen Voralarm aus, der nicht ganz so laut ist, sodass ihr reagieren könnt, ohne schon die Nachbarn auf die Straße zu treiben.
Die Besonderheit bei diesem Gerät: Der smarte Rauchmelder überwacht gleichzeitig auch das Raumklima bzw. die Luftgüte. Dafür misst er:
- die Temperatur
- die relative Luftfeuchtigkeit
- die Luftreinheit (Volatile Organische Verbindungen, VOC)
Flüchtige Organische Verbindungen können zum Beispiel aus neuen Möbeln entweichen. Sie sind aber auch ein guter Indikator dafür, wenn ihr schon länger nicht gelüftet habt, also der Sauerstoffgehalt gering ist. Zu trockene Luft dagegen schadet euren Pflanzen wie euren Schleimhäuten.
Der Bosch Twinguard kann auch Teil des Bosch Smart Home werden. Um dessen Funktionen zu nutzen, verbindet er sich per ZigBee mit dem Bosch Smart Home Controller, der als Steuerzentrale bzw. Hub agiert.
Im Brandfall aktiviert das System dann alle vernetzten Rauchmelder, sodass der Alarm im gesamten Haus ertönt. Wenn ihr eine Überwachungskamera verbunden habt und ihr unterwegs seid, könnt ihr euch auch hier die Situation auf dem Smartphone anschauen.
Im Einbruchsfall wirkt der Twinguard auch als Sirene und schlägt – hoffentlich – die Einbrecher in die Flucht.
Den Bosch Twinguard gibt es auch bei Euronics im Onlineshop.
Birdi Smart Air Monitor
Noch mehr Sensoren eingebaut hatte der Birdi Smart Air Monitor. Er erkannte neben Rauch, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Kohlenmonoxid auch Kohlendioxid. Ein geringer CO2-Wert ist ein noch besserer Indikator dafür als VOC, dass ihr dringend lüften und Sauerstoff in die Wohnung lassen sollt.
Der intelligente Rauchmelder Birdi Smart Air Monitor wurde 2015 über eine Crowdfunding-Kampagne finanziert, ist aber nicht mehr erhältlich. Er konnte sich sogar mit dem Birdi des Nachbarn verbinden, sodass alle Gefährdeten im Fall eines Brandes möglichst früh gewarnt wurden – und nicht erst, wenn die Feuerwehr anrückte.
Ist das überhaupt sinnvoll?
So praktisch es ist, statt zweier Geräte nur eines anzuschaffen, damit sind auch Nachteile verbunden.
Erst einmal: Die Sensoren für die Raumluft sitzen oben unter der Decke und nicht auf Körperhöhe. Wenn ihr wie ich in 3,30 Meter hohen Räumen lebt, aber den ganzen Tag vor dem Rechner sitzt, ist das ganz schön weit weg von der Luft, die ihr einatmet.
Warme Luft steigt nach oben. Meine Füße fühlen sich also – vor allem im winterlichen Altbau – stets kälter an, als die Temperaturanzeige auf meinem Smartphone mir einreden möchte. Zugegeben, der Effekt ist recht gering; denn mir ist immer kalt, wenn ich den ganzen Tag nur sitze.
Ähnliches gilt auch für den CO2-Gehalt. Da Kohlendioxid schwerer ist als Luft, müsste das Gas sich eigentlich am Boden sammeln. Doch da auch in Innenräumen die Luft ständig in Bewegung ist, dürfte der Unterschied zwischen einer Messung am Boden und unter der Decke ebenfalls nur gering sein.
Was tatsächlich gegen ein Kombigerät spricht, ist die kurze Haltbarkeit. Aufgrund der Rauchmelder-Funktion muss ich das Gerät bereits nach wenigen Jahren austauschen.
Rauchwarnmelder werden smarter
Ein Rauchwarnmelder in der Wohnung ist Pflicht. Wenn es brennt, soll er euch wecken. Rechtzeitig. Doch die wenigsten beschäftigen sich damit – weil der Vermieter das macht oder weil das Billigmodell aus dem Baumarkt schnell aufgehängt ist und dann oft problemlos funktioniert. Für sehr lange Zeit.
Sensoren, die das Raumklima oder die Luftgüte im Blick behalten, sind auch nur eine Möglichkeit, den Rauchmelder smart zu machen. Dafür muss er erst einmal funken können. Mit eurem Smartphone direkt. Mit einem Hub. Oder er muss mit dem Internet verbunden sein. Vielleicht verteilen Rauchmelder sogar irgendwann das Mesh-WLAN.
Der erste Schritt für viele wird jedoch die Integration des Rauchmelders in ein bestehendes Smart Home sein, um dort weitere Funktionen zu übernehmen:
- Bewegungsmelder, um Schlafwandler wie auch Einbrecher zu erkennen
- Licht, um den Schlafwandern den Weg zu weisen und die Einbrecher zu verschrecken
- Sirene, um Einbrecher gänzlich in die Flucht zu schlagen
Wenn ihr nun einen smarten Rauchmelder aufhängen wollt, sprecht bitte zuerst mit eurem Vermieter, ob es erlaubt ist, eigene Rauchmelder in der Mietwohnung anzubringen.
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Diese Entscheidung nimmt mir zum Glück mein Vermieter ab. Ich habe hier Rauchmelder in meiner Wohnung die auch funktionieren. Was ich nicht verstehe ist, warum Vermieter keine CO-Melder anbringen lassen. Ich finde das genauso wichtig und die Gefahr hier sogar noch größer, weil man das eben nicht sieht und riecht. Ich werde mir demnächst selbst einen kaufen. Danke für den aufklärenden Artikel.
Vermutlich sind in Deutschland keine CO-Melder vorgeschrieben, weil die Geräte, die potentiell CO ausstoßen, besser reguliert werden. Heizthermen werden jährlich vom Schornsteinfeger kontrolliert, Gasherde dürfen nur von Fachleuten angeschlossen und Generatoren nicht in geschlossenen Räumen betrieben werden. Es gibt immer wieder Todesfälle, aber die sind hierzulande sehr selten. Das System funktioniert.
In den USA dagegen wird sehr viel DIY gemacht. Da ist dann ein CO-Melder das Mittel zum Zweck, um sich selbst zu schützen. Zuhause, aber auch, wenn man woanders nächtigt: in der Ferienwohnung, im der eigenen Hütte am See.