Ich atme schlechte Luft – Tag für Tag, wenn ich am Schreibtisch sitze. Ohne es zu merken. Die CO2-Werte sind viel zu hoch. Das bedeutet, dass im Raum zu wenig Sauerstoff ist. Kein Wunder, dass ich ständig müde bin.
Dabei habe ich zuhause beigebracht bekommen, täglich zu lüften. Zudem habe ich im Physikunterricht gelernt, wie man es richtig macht: stoßlüften mit Durchzug, mehrmals am Tag.
Der Raumluftmonitor Airthings Wave Plus hat mir jetzt meine Undiszipliniertheit vor Augen geführt. Einige Wochen hatte ich ihn im Test – in meinem kombinierten Wohn- und Arbeitszimmer.
Warum ein Raumluftmonitor?
Ich persönlich führe ein Leben fast ohne Tracker. Dabei gäbe es so vieles, das sich vermessen ließe:
- Puls und Schritte durch einen Fitnesstracker oder eine Smartwatch
- Schlafzyklen durch einen Schlaftracker
- Mahlzeiten durch einen Kalorienzähler
- Arbeitszeit durch eine Stechuhr
- Prozessorauslastung und -temperatur durch einen Systemmonitor
- Stromverbrauch durch einen Smart Meter
Aber: Ich öffne die Wetter-App, wenn ich wissen will, wie warm es draußen ist. Ich bräuchte nicht einmal ein Außenthermometer, ich könnte auf den Balkon gehen. Mein Gefühl sollte reichen, aber offenbar habe ich das mit der Zeit und all den elektronischen Geräten verloren.
Die Werte des Raumluftmonitors Airthings Wave Plus haben mir ebenfalls gezeigt, dass ich so einiges nicht auf den Schirm habe und mein Gespür mich durchaus trügt.
Was ich oben aufgelistet habe, messe ich nicht, weil es mich stressen würde: Heute noch keine 10 km gegangen? Stress! Heute Nacht nicht lange genug in der REM-Phase gewesen? Stress! Meine CPU ist zu 80 Prozent ausgelastet, obwohl alles flüssig läuft? Stress!
Bei der Raumluft ist das nicht so. Der CO2-Wert in meinem Arbeitszimmer ist hoch? Ich mache einfach die Fenster auf und lüfte!
Zusammenhang zwischen Sauerstoff und CO2
Der CO2-Gehalt in der Raumluft steigt, weil wir Menschen Kohlendioxid ausatmen und gleichzeitig nicht genug Luftaustausch zwischen drinnen und draußen stattfindet. Doch wenn wir CO2 erzeugen, verbrauchen wir auch den Sauerstoff im Raum.
Normalerweise liegt der CO2-Gehalt in der Luft bei 300 parts per million oder kurz ppm. (Für alle Nichtchemiker, die nicht mit dieser Einheit vertraut sind: Das sind 0,03 Prozent.) In der Luft, die wir ausatmen, ist er jedoch 100-mal höher. Daher steigt er sehr schnell, insbesondere wenn sich mehrere Menschen im Raum befinden.
CO2 hemmt die Aufnahme von Sauerstoff in der Lunge. Steigt der Anteil des Gases in der Atemluft an, sind die Folgen Konzentrationsschwäche und Müdigkeit. Die Konzentration sollte nicht viel höher als 1000 ppm liegen, sagt das Umweltbundesamt (PDF). Der Raumluftmonitor Airthings Wave Plus nutzt die Farben der Ampel, um euch schnell und einfach anzuzeigen, wie hoch der CO2-Gehalt gerade ist:
- grün: unter 800 ppm
- gelb: 800–1000 ppm
- rot: über 1000 ppm
Ein hoher CO2-Wert ist auch ein Indikator für viele Aerosole. Da wir die Luft einatmen, die andere ausgeatmet haben, kann ein hoher CO2-Gehalt eine erhöhte Möglichkeit bedeuten, sich mit dem Coronavirus anzustecken.
Daten übersichtlich aufbereitet
Airthings veranschaulicht die Werte, die der Wave Plus sammelt, in einer Kurve mit zeitlichem Verlauf. Auf dem Smartphone könnt ihr euch 48 Stunden, eine Woche, einen Monat oder ein Jahr anzeigen lassen, im Web-Dashboard unter dashboard.airthings.com zusätzlich noch 12 Stunden.
Das schmale Smartphone-Display gibt naturgemäß nur einen groben Überblick. Bei den CO2-Werten ist ein Jahresüberblick auch wenig sinnvoll, hier ist der Tagesverlauf wichtiger. Aber beim Luftdruck oder bei Radon könnt ihr auch saisonale Veränderungen erkennen.
Ich persönlich habe immer wieder zum mobilen Gerät gegriffen, um die CO2-Werte in einer 48-Stunden-Ansicht zu betrachten. Denn egal zu welcher Uhrzeit ich schaue, ich habe immer einen kompletten Tagesverlauf auf dem Schirm.
Ich sehe, wann ich morgens gelüftet habe – und wie stark dabei der CO2-Wert gefallen ist. Also ob die Zeit gereicht hat, um frische Luft in die Wohnung zu lassen. Ich sehe, ob ich zusätzlich tagsüber gelüftet habe oder abends. Und welchen Effekt dies gehabt hat.
Überrascht haben mich die ausgedehnten roten Phasen, in denen der CO2-Wert immens hoch war. Natürlich habe ich mich gefragt, ob das die Stunden waren, in denen ich meine Tagestiefs hatte. Statt noch mehr Koffein zu konsumieren, hätte ich besser mal gelüftet.
Auf dem großen Bildschirm am Schreibtisch und mit der feinen 12-Stunden-Ansicht konnte ich mir das dann bei Bedarf noch genauer anschauen.
Raumluftmonitor als Trigger nutzen
Ich konnte Muster erkennen, daraus lernen und neue Gewohnheiten annehmen – zum Beispiel zu weiteren Tageszeiten lüften. Bislang habe ich Arbeitspausen, Mahlzeiten oder die Uhr als Trigger genutzt. Ich kann das aber auch Airthings überlassen.
Für jeden Messwert kann ich einen Alarm einstellen, allerdings nicht den Wert, ab dem dieser erfolgt. Da muss ich mich auf die Schwellenwerte verlassen, die Airthings vorgibt. Das sind die gleichen, die auch den Übergang zwischen den Farben definieren.
Wenn ich keine Push-Benachrichtigungen eingestellt habe und auch nicht das Smartphone entsperren möchte, um schnell mal nachzuschauen, kann ich auch die Hand vor den Wave Plus halten – oder kurze winken (daher der Name Wave), schon leuchtet ein farbiger Ring auf.
Es sind die selben Ampfelfarben, in denen Airthings die Verlaufskurven einfärbt. Aber es ist nur ein Ring, dessen Farbe für die Güte der Raumluft in allen Bereichen steht. Wenn ihr die einzelnen Werte wissen wollt, müsst ihr dann doch das Smartphone zurate ziehen oder das Web-Dashboard.
Was der Airthings Wave Plus alles misst
Der Raumluftmonitor Airthings Wave Plus misst folgende Werte:
- Radon in Bq/m3
- VOC in ppb
- Kohlendioxid in ppm
- Luftfeuchtigkeit in %
- Temperatur in °C
- Luftdruck in mBar
Dass für mich der CO2-Wert aktuell der wichtigste ist, habe ich oben schon beschrieben. Radon spielt in meiner Wohnung keine Rolle. Mit VOC werde ich mich noch beschäftigen.
Die Temperatur ist interessant für all diejenigen, die einen konkreten Wert halten wollen – um die Heizkosten zu begrenzen oder um unter optimalen Bedingungen zu arbeiten. Auf die Luftfeuchtigkeit schaue ich weniger. Meine Blumen und meine Schleimhäute in Mund und Nase müssen bei mir leiden.
Doch jetzt wird es interessant: Im Frühjahr habe ich schon immer Phasen mit Kopfschmerzen gehabt. Jetzt erst habe ich den Zusammenhang mit dem Luftdruck erkannt. Wenn dieser hoch ist oder ansteigt, muss ich den Tag etwas langsamer angehen lassen und mehr Ruhepausen einlegen, sonst geht im Kopf gar nichts mehr. Ich werde den Raumluftmonitor nutzen, um das weiterhin zu beobachten.
Der Wave Plus benötigt eine Woche, bis er die Werte für Radon, CO2 und VOC richtig kalibriert hat. Bei den anderen Werten konnte ich mich sofort nach Inbetriebnahme darauf verlassen.
Zusätzlich zeigt Airthings noch die Werte bei Pollenflug an – am eigenen Standort. Diese stammen aber von einem externen Partner.
Schicker und handlicher Raumluftmonitor
Der Airthings Wave Plus ist schön simpel gehalten. Keine Knöpfe befinden sich daran. Einfach nur die Hand davor halten und schauen, in welcher Farbe der Ring aufleuchtet. Das reicht für die einfache Bedienung.
Das Gerät hat einen Durchmesser von knapp 12 cm. Bei mir lag es auf einem Sideboard. Ihr könnt es aber auch an der Wand befestigen. Dort hält es magnetisch, sodass ihr es zwischendurch auch mal abnehmen und woanders einsetzen könnt – oder um die Batterien zu wechseln.
So lüftet ihr richtig
Wenn die Werte nun schlecht sind, wie kommt dann bessere Luft in die Wohnung? Am besten die Fenster aufreißen, sperrangelweit, und richtig lüften. Solange ihr es aushaltet – oder bis der Ring am Wave Plus wieder grün leuchtet.
Alternativ kann auch ein mobiler Luftreiniger mit HEPA-Filter für bessere Luft drinnen sorgen – zum Beispiel wenn es draußen sehr kalt ist. So ein Gerät habe ich allerdings noch nicht zum Testen hier gehabt.
Ich versuche bislang, zu festen Zeiten und nach einem festen Muster zu lüften. Gelüftet werden sollte jedoch immer dann, wenn der Sauerstoff verbraucht ist oder – in Coronazeiten – sich vom Atmen und Sprechen Aerosole gebildet haben. Ein Raumluftmonitor wie der Airthings Wave Plus hilft dabei, diesen optimalen Zeitpunkt zu finden.
Fazit: Ein Gewinn für jede Wohnung
Wenn ihr auch – wie ich – nicht zu denen gehört, die ständig alles (ver)messen, ist ein Raumluftmonitor dennoch eine gute Anschaffung. Ihr atmet bessere Luft. Ihr lüftet dann, wenn es notwendig ist – meist früher, als eine Gewohnheit euch dazu bringen kann.
Ein Raumluftmonitor ist nicht bloß für Technikfreaks, die ihre Wohnung oder ihr Haus automatisieren wollen. Er unterstützt die menschliche Intuition und triggert ein gesundes Verhalten.
Der Airthings Wave Plus leistet viel, weil er viele Werte misst. Wer sich nur für CO2-Sensoren interessiert, findet Tipps im unserem Beitrag über CO2-Sensoren. Der Wave Plus ist aber ein echter Raumluftmonitor.
Das Gerät selbst ist kompakt und hübsch. Es macht sich auf einem Tischchen genauso gut wie an der Wand montiert. Die reduzierte Bedienung am Gerät mit einer Winkbewegung als Auslöser und einem LED-Ring in den Ampelfarben ist praktisch. Die datenreichen Grafiken auf Smartphone und im Browser helfen bei der tiefer gehenden Analyse.
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Danke für den tollen Bericht und das Fazit. Ich werde mich über die Anschaffung eines Raumluftmonitor Airthings Wave Plus, Gedanken machen. Schaden kann er ja wirklich nicht.