VOC oder flüchtige organische Verbindungen: Was ist das?

Schlechte Luft in der Wohnung? Das könnten flüchtige organische Verbindungen sein, kurz: VOC. Wie ihr sie aufspüren und wieder loswerden könnt.

VOC oder flüchtige organische Verbindungen: Was ist das?
Mann lackiert Holz (Bild: Pexels/Ono Kosuki)

VOC müssen irgendwie giftig sein. Warum wird sonst davor gewarnt – oder? Doch was ist das eigentlich?

VOC steht für Volatile Organic Compounds. Oder auf Deutsch: flüchtige organische Verbindungen. Und das kann ziemlich viel sein.

Was VOC genau ist, wie ihr es erkennnt und aus eurer Wohnung heraus bekommt, das erklären wir in diesem Beitrag. Das Trendblog auf Spurensuche.

Definition von VOC

VOC oder flüchtige organische Verbindungen sind kohlenstoffhaltige Stoffe, die bei einer bestimmten Temperatur gasförmig werden. Offizielle Definitionen (ja, es gibt mehrere) nennen oft höhere Werte, als im normalen Sprachgebrauch vorkommen.

In technischen oder wissenschaftlichen Zusammenhängen findet ihr Temperaturen zwischen 50 und 100 Grad, ab denen VOC verdampfen. Wenn ihr jedoch einen Hinweis für Verbraucher findet, dann ist oft Zimmertemperatur gemeint.

Wenn ihr also neue Möbel kauft oder Gegenstände aus Kunststoff, dann meint die Warnung vor VOC, dass die Neuanschaffungen auch bei normalen Temperaturen chemische Verbindungen ausdünsten können – nicht erst, wenn ihr sie nach draußen in die pralle Sonne stellt.

Woher VOC kommen

VOC kommen in der Natur vor. Sie werden von Tieren abgesondert – die berüchtigten klimaschädlich pupsenden Rinder – und auch von Pflanzen, wenn sie verrotten. VOC lösen sich zudem aus Böden und Meeren.

Ihr könnt im neuen Bett nicht schlafen? Das muss nicht an der neuen Matratze liegen. Es können auch die VOC-Ausdünstungen sein, wenn der Hersteller keine guten Lacke verwendet hat (Bild: Pixabay/jeanvdmeulen)

VOC entstehen aber auch durch menschliches Handeln: in der Industrie, im Straßenverkehr, aber auch in unseren Wohnungen. Dort können sie den Menschen beeinträchtigen. Einigen gelten sie als Wohngift. Letztlich sind es hunderte Einzelverbindungen, die ihr als VOC bezeichnen könnt.

Ins Haus kommen die noch nicht flüchtigen organischen Verbingungen bei Renovierungen. Sie stecken in Dämmmaterialien, aber auch in Boden- und Teppichklebern, in Lacken, Farben, Anstrichen und Tapeten.

VOC stecken in Lösungsmitteln wie Benzol, Toluol, Styrol, Alkohol, Ester, Ether, in Glykolen oder Terpenen. Daraus lösen sie sich auch noch nach Monaten oder sogar Jahren – nicht nur in kleinen Mengen, sodass sie auch dann noch in hoher Konzentration in der Raumluft gemessen werden können. Und das ist die Luft, die wir einatmen.

Kohlenwasserstoffe, Alkohole, Aldehyde und organische Säuren können VOC sein. Sie stecken in Schädlingsbekämpfungs- und Reinigungsmitteln. Sie entstehen beim Tabakrauchen, beim Kochen in der Küche und auch beim menschlichen Stoffwechsel analog zu den Rindern.

Flüchtige organische Verbindungen stecken auch in den beweglichen Gegenständen, die wir uns ins Haus holen. Dazu gehören die Möbel, die manchmal noch Wochen nach der Lieferung einen unangenehmen Geruch ausdünsten, aber auch viele Kunststoffe.

Sind VOC gefährlich?

Welche chemischen Verbindungen auch immer aus Teppichen und Möbeln gekrochen kommen, einige Menschen reagieren sensibel darauf. Sie klagen über Unwohlsein, Übelkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Überempfindlichkeit, Konzentrationsschwäche, Nervosität, geringe Leistungsfähigkeit und Reizungen der Augen, der Atemwege oder anderer Schleimhäute.

Der Luftgütemonitor Airthings Wave Plus sammelt auch VOC-Werte. Rechts könnt ihr die Tagesverläufe sehen und wie sie sich ähneln oder abweichen, abhängig davon, wer im Raum war und wie ich gelüftet habe (Bilder: Peter Giesecke)

Ein einheitliches, anerkanntes Krankheitsbild ergibt das allerdings nicht. Diese Beinträchtigungen der Gesundheit haben lediglich gemeinsam, dass die Ursache irgendwo in der Wohnung liegt. Deshalb spricht man auch vom Sick-Building-Syndrom (SBS).

VOC sollen auch Allergien auslösen und das Immunsystem schädigen sowie die Nieren- und die Leberfunktion stören können – und sogar Depressionen hervorrufen. Einige flüchtigen organischen Verbindungen sind auch krebserregend.

Auch wenn es insgesamt viele chemische Verbindungen gibt, die als VOC gelten und in einer Wohnung vorkommen, so ist ihre Konzentration doch meist gering. Wer nicht sensibel ist, muss keine gesundheitliche Beeinträchtigung befürchten.

Lediglich nach Bezug eines Neubaus oder einer Renovierung sowie nach der Anschaffung neuer Möbel, könnte das VOC-Level in der Wohnung hoch sein.

VOC messen und entfernen

Die Quellen einzelner VOC aufzuspüren, ist gar nicht so leicht. Handelsübliche VOC-Sensoren messen die Konzentration in der Raumluft. Woher die einzelnen Moleküle stammen, können sie dadurch aber nicht bestimmen. Professionelle Messungen der VOC-Emissonen im Innenraum sind aufwendig und oft dann doch nicht eindeutig.

VOC-Sensoren sind Teil fast aller Luftgüte-Sensoren, denn erhöhte VOC-Werte sind ein guter Indikator für verbrauchte Luft. Ihr könnt daran erkennen, wann ihr wieder lüften sollt.

Raumluftmonitor Airthings Wave Plus mit Hand und grünem Ring
Der Luftgütemonitor Airthings Wave Plus erfasst auch VOC-Werte (Bild: Peter Giesecke)

Den Raumluftmonitor Airthings Wave Plus haben wir bereits für euch getestet. Er zeigt auch die VOC-Werte an. Eine Alternative dazu sind CO2-Sensoren, doch die stecken noch nicht in jedem Raumklima-Sensor.

Regelmäßig die Fenster aufzureißen, ist dann auch die beste Methode, um VOC aus euren vier Wänden zu entfernen. Mobile Luftreiniger sind eine weitere Möglichkeit. Es gibt sogar Pflanzen, die Gifte aus der Luft aufnehmen.

In Häusern mit fest verbauter Lüftungstechnik könnt ihr auch Ionisationsgeräte einbauen lassen, die flüchtige organischen Verbindungen beseitigen. Das können große Ionisationsröhren sein, aber auch kleinere Ionisationsmodule.

Zusammenfassung: Nutzt einen Luftgüte-Sensor

Flüchtige organische Verbindungen oder kurz VOC kommen in jeder Wohnung vor. Sie können aus Lösungsmitteln in neuen Möbeln stammen, aber auch aus eurem Körper.

In kleiner Konzentration sind sie harmlos, aber jeder Mensch reagiert anders darauf. Vor allem aber ist die VOC-Konzentration in der Luft ein gutes Zeichen dafür, wann ihr wieder lüften sollt.

Luftgüte-Sensoren, die auch den VOC-Gehalt in der Raumluft messen, sind eine gute Hilfe, extrem hohe Werte zu entdecken (zum Beispiel nach dem Kauf eines neuen Sofas). Sie können aber auch eine praktische Hilfe im Alltag sein, euch mehrmals täglich daran zu erinnern zu lüften.

Beitragsbild: Pexels/Ono Kosuki

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