Die Mobilfunker freuen sich über jeden Prozentpunkt, den sie seit dem letzten Jahr hinzugelegt haben. Die Fachzeitschriften Chip und Connect haben wieder einmal – unabhängig voneinander – die Netze von Telekom, Vodafone und O2 getestet. In dieser Reihenfolge haben sie auch abgeschnitten. Dabei interessiert den Nutzer oft nur: Geht es oder geht es nicht? Für den kurzen Anruf, dass man um sieben Uhr zuhause sein wird, muss die Sprachqualität nicht gut sein. Um ein paar Informationen herunterzuladen, ist es gleich, ob die Datenverbindung über LTE, HDPA+ oder EDGE zustande kam, Hauptsache sie erscheinen (ausreichend schnell) auf dem Display. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber dazu gleich mehr.
Telekom vor Vodafone vor O2
In beiden Tests wurde neben der generellen Netzverfügbarkeit, die Daten- wie auch die Sprachqualität getestet (mit zahlreichen Unterkategorien). Dafür bewegten sich Testpersonen zu Fuß, im Auto oder im Zug quer durch Deutschland (mit passendem Testequipment im Gepäck). Es wurden die Netze in den Städten gemessen, wo der Bedarf sehr hoch ist, aber auch auf dem Land, wo es immer noch viele Funklöcher gibt. Auf Autobahnen und im ICE. Das übliche Spiel eben.
Zwei Veränderungen hat es seit dem letzten Jahr gegeben. Erstmals wurden Sprachanrufe über das LTE-Netz (VoLTE, Voice-over-LTE) in den Test einbezogen (änderte nichts am Gesamtergebnis). Dann wurde mit dem Zusammenschluss von E-Plus und O2 ein neues Netz geschaffen, das sich derzeit aber noch im Umbau befindet. Doch das Bild ist das gleiche: Die Telekom liegt wie in den letzten Jahren knapp vor Vodafone. Im Ganzen hat sich der Abstand verringert, in einzelnen Kategorien liegt auch Vodafone mal vorne. O2 folgt erst mit einigem Abstand – auch bei der Netzqualität im Zug, wo alle Netze mit den schlechtesten Ergebnissen in ihrem Netz zu kämpfen haben. Die Testergebnisse von Chip und Connect unterscheiden sich dabei nur im Detail.
Die hausgemachten Probleme von O2
Mit der Übernahme von E-Plus/Base ist Telefónica O2 zum Marktführer aufgestiegen, der Provider hat nun die meisten Kunden. Leider ist es nicht so gewesen, dass ein Provider beispielsweise nur im linksrheinischen Teil von Köln vertreten war, der andere jedoch ausschließlich auf der anderen Seite. Dann hätte der Zusammenschluss zu einem besseren Netz geführt. Da sich beide Netze aber überlagerten, wurden viele Antennenstandorte überflüssig und abgebaut. Das neue Netz ist nun dichter, es nutzen aber auch mehr Kunden. Inwieweit der Mobilfunker es geschafft hat, die Lücken zu schließen, die vor dem Zusammenschluss in beiden Netzen klafften, zeigen die Tests. Aber vielleicht ändert sich das ja noch.
O2 verfolgt nun die Strategie, der E-Plus früher gefolgt ist: Nicht als erster eine neue Technik einbauen, keine technischen Spitzenwerte anstreben, sondern dem Kunden gerade soviel Resourcen zur Verfügung stellen, dass er zufrieden ist. Der Vorteil: Aufbau und Unterhalt des Netzes kosten nicht mehr so viel, die Tarife für den Kunden sind günstiger. Und diese Strategie scheint aufzugehen. Die O2-Kunden im Freundeskreis sind nicht unglücklich mit ihrem Netz. Und als Kunde im Telekomnetz fahre ich mit dem Zug auf dem Weg zur Familienfeier immer durch drei größere Funklöcher.
Mein Tipp: Vor einem Tarifwechsel eine SIM-Karte im Wunschnetz ausleihen und auf den täglichen Wegen ausgiebig testen (vor allem ratsam, wenn man auf dem Land wohnt). Und: Tarife vergleichen. Bei Euronics Telecom beispielsweise habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Netzen und Providern.
Beitragsbild: Chip
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Der Test deckt sich mit meinem subjektiven Eindruck. Ich bin vor einem halben Jahr von Congstar (Telekom-Netz) zu O2 gewechselt, habe nun für den gleichen Preis ein 6-Mal so hohes Datenvolumen und noch ein paar Extras mehr. Aber auch von meinem Gefühl her ist das O2-Netz erheblich schlechter als das der Telekom. In der norddeutschen Tiefebene kann man beide getrost vergessen, O2 noch etwas mehr als die Telekom, aber auch in der Stadt kommt es häufiger mal vor, dass O2 zwar HSPA+ anzeigt, aber keine Daten überträgt. Habe ich im Telekom-Netz so nie erlebt. Qualität scheint irgendwie doch ihren Preis zu haben.
Vergessen darf man dabei aber auch nicht, dass die hiesige Netzabdeckung der Telekom in einem Vergleich mit unseren direkten Nachbarländern am Ende rangieren würde. Testsieger heißt also nicht, dass es nicht noch erheblich besser ginge.
Kann ich so unterschreiben. Bin auch vor Jahren von Telekom zu O2 gewechselt. Features und Preise OK, Netzabdeckung teilweise dürftig.
Und ja: noch lange nicht zu vergleichen mit der Netzabdeckung in unseren Nachbarländern. Irgendwas machen die anders (besser). Wenn man im Schwarzwald auf der Hornisgrinde steht, hat man besseres französisches Netz als deutsches. Und das sind 20 km Luftlinie bis zur französischen Grenze!