WLAN im ICE: Oje oje, nur 200 MB!

200 MB Datenvolumen spendiert die DB Bahn ihren Kunden ab Januar täglich in ICE-Zügen. Das reicht natürlich nicht, um komatös Netflix-Serien zu streamen. Und schon ist das Geschrei groß – zu Recht?

WLAN im ICE: Oje oje, nur 200 MB!
So funktioniert das WLAN im ICE mit allen deutschen Mobilfunknetzen (Bild: Deutsche Bahn)

Die Katze ist aus dem Sack: Ab Januar gibt es 200 MB für jeden. Zumindest für jeden, der im ICE der Bahn in Deutschland unterwegs ist. Wer das Volumen überschreitet, wird gedrosselt. Auf welche Geschwindigkeit, verriet die Bahn vorerst nicht. Es solle aber oberhalb der 128 Kbit/s liegen, die die Lufthansa verwendet und damit deutlich oberhalb der üblichen Wald- und Wiesengeschwindigkeit, die man auf dem platten Land in der Bahn genießen darf, sprich: wo man im Prinzip offline ist.

Es ist klar, dass die ersten Nörgler nicht lange auf sich warten ließen: 200 MB! Das ist ja gerade mal genug, um eine Spotify-Playlist zu streamen, noch ein paar Mails obendrauf zu verschicken und das Neueste vom Neuen im Euronics Trendblog zu lesen (okay, oder auf Spiegel Online, wenn euch das lieber ist ;). Aber aus und vorbei der Traum der anspruchsvollen Unterhaltung durch Serienstreaming mithilfe von Netflix, Sky Ticket oder Amazon Video. Denn eine Serienfolge steht gut und gerne für einige hundert Megabyte, ein Spielfilm für mehr als 1 Gigabyte. In handelsüblicher HD-Qualität, wohl gemerkt. Also auch kein Ultra HD an Bord der Bahn! Und das im ausgehenden 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Undenkbar in fortschrittlicheren Nationen wie Südkorea oder Singapur!

Wirklich so von gestern?

Wer mit dem Kopfschütteln fertig ist, schaut vielleicht einmal genauer hin: Die 200 MB sind pro Tag, kostenlos und gelten pro Gerät. Wenn ihr jeden Tag Bahn fahrt, hättet ihr also 6 GB im Monat zur freien Verfügung. Schaut euch mal auf dem freien Markt um, was ihr für die gleiche Menge an euren Mobilfunkprovider überweisen dürft. Die Bahn will außerdem im Laufe des Jahres 2017 eine Speed-On-Option anbieten. Dann soll es möglich sein, ein paar Euro draufzulegen und mehr Volumen zu nutzen. Oder ihr fahrt 1. Klasse, dann gilt das Datenlimit derzeit nicht. Was außerdem bald starten soll, ist das Entertainment-Paket der Bahn powered by Maxdome. 50 Filme und Serien sollen sich dann über einen Server in der Bahn streamen lassen, die nicht auf das Datenvolumen angerechnet werden.

Klingt doch alles dann gar nicht mehr so schlechter, oder?

Es stimmt natürlich: Maxdome ist nicht Netflix, wem auf einer langen und langweiligen Bahnfahrt nicht nach Lesen ist, der spielt oder streamt am liebsten Serien. Dafür reichen 200 MB am Tag nicht aus, und das ist tatsächlich schade im Jahr 2017, wo uns doch Serien und das Überall-Internet sonst in alle Lebensbereiche begleiten.

Dann wiederum erinnert man sich daran, wie es jetzt gerade ist. Auf dem platten Land hat man so gut wie gar keinen Empfang. Fast überall in benachbarten Ausland habe ich eine bessere Datenverbindung oder WLAN in Bussen und Zügen. Aber ist das Netz da wirklich immer so gut, dass ich problemlos drei Folgen Stranger Things oder Luke Cage streamen kann? Und ist das nicht irgendwo auch die Schuld von Netflix, dessen Chef lange argumentierte, eine Offline-Nutzung bräuchten seine Kunden nicht? Und der nun langsam doch einlenken könnte?

200 MB kostenlos pro Tag, Nutzer und Endgerät sind ein fairer Anfang und sie sind eben auch das: ein Anfang. Wenn es denn wirklich so reibungslos funktioniert, wie von der Bahn in Aussicht gestellt (was gerne noch bezweifelt werden darf), dann wäre ich damit erst einmal hochzufrieden. Dass da noch Luft nach oben ist: klar. Denn machen wir uns nichts vor: So eine langweilige Bahnfahrt ist erheblich leichter zu ertragen, wenn das Entertainment-Programm stimmt. Und das sind heute eben Serien, Filme oder Games. Die Bahn ist da ein paar Schritte hintendran, aber es ist gut, dass zumindest diese Schritte jetzt gegangen werden.

Bild: DB Bahn

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Ein Kommentar zu “WLAN im ICE: Oje oje, nur 200 MB!

  1. Die 200 MB reichen völlig aus. Wer diese Grenze kennt, kann sich auch daran halten.

    Viel spannender finde ich die Frage, auf wieviel Prozent der Strecke überhaupt die 128 kbit/s erreicht werden. Da ist doch bestimmt noch eine Einschränkung in der Fußnote versteckt. Ich kenne eine ICE-Nebenstrecke im Mittelgebirge, da fährt der Zug auf einem Abschnitt von 20 Kilometern durch drei Funklöcher. Die sind ja nicht plötzlich weg.

    Ich freue mich auch schon auf die Ansage am Bahnsteig: Heute fährt der ICE mit Wagen ohne WLAN-Router. Oder: Die Festplatte mit den aktuellen Maxdome-Filmen wurde uns heute nicht rechtzeitig übergeben.

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