Mi 11 Ultra im Test: Xiaomi setzt auf Spaß

Das Xiaomi Mi 11 Ultra ist ein exzellentes Smartphone. Doch über die – im wahrsten Sinne des Wortes – herausragende Kamera müssen wir reden.

Mi 11 Ultra im Test: Xiaomi setzt auf Spaß
Xiaomi Mi 11 Ultra Test

Das Xiaomi Mi 11 Ultra will sich in der Riege der Spitzensmartphones gleich mit mehreren Flaggschiff-Funktionen hervortun:

Das haben wir für euch getestet.

Xiaomi Mi 11 Ultra: Herstellerbild
Xiaomi Mi 11 Ultra: Herstellerbild

Triple-Kamera im Xiaomi Mi 11 Ultra

Die Hauptkamera des Xiaomi Mi 11 Ultra beherbergt einen 1/1,2-Zoll-Sensor. Je größer der Sensor, desto lichtstärker ist in der Regel des Objektiv und desto besser können die Bilder auch bei schlechten Lichtverhältnissen werden. Theoretisch. So liefert die Hauptkamera des Mi 11 Ultra auch tolle Ergebnisse – die uns allerdings auf hohem Niveau etwas enttäuscht haben. Lest mehr zu den Hintergründen weiter unten.

Hier findet ihr zunächst unsere Testbilder bei Tag und langsam nachlassendem Tageslicht:

Schöne Farben, gute Zeichnung, detailreiches Bild.
Schöne Farben, gute Zeichnung, detailreiches Bild – aber etwas dunkel.

Und wie schlägt sich unser Testgerät bei Nacht?

Ultraweitwinkel- und Telekamera

Xiaomi wirbt damit, dass auch die anderen beiden Kameras der Triplekamera mit überdurchschnittlich großen Sensoren arbeiten sollen. Jeweils 1/2,0 Zoll sind es sowohl bei der Tele- als auch bei der Ultraweitwinkelkamera. Das ist in der Tat sehr ordentlich. In unserem Test fällt die Qualität der anderen beiden Kameras allerdings recht deutlich gegenüber der Hauptkamera ab:

Letztlich enttäuschendes Nachtbild mit dem 2x-Zoom. Das Ergebnis ist pixelig, die Lampe wirkt seltsam verfremdet.
Letztlich enttäuschendes Nachtbild mit dem 2x-Zoom. Das Ergebnis ist pixelig, die Lampe wirkt seltsam verfremdet.

Also kurzum: Die Bilder sind in Ordnung. Aber von der derzeit vermeintlich besten Smartphone-Kamera da draußen hätten wir mehr erwartet.

Zum Zeitpunkt unseres Tests lag uns die Oberfläche MIUI in der Version 12.5.3. vor, weitere Updates waren nicht verfügbar. Spitzenwerte im Kameravergleich von DxO-Mark erreicht das Mi 11 Ultra offenbar erst ab der Version 12.5.4, die im Laufe des Jahres 2021 folgen soll.

Und schauen wir uns die Bilder an, hoffen wir hier auf baldige Besserung!

120x-Zoom im Xiaomi Mi 11 Ultra

Hier können wir es kurz machen: Die Funktion besteht. Aber wie schon die meisten Kamerasysteme, die auf 100x-Zoom oder Ähnliches setzen, ist auch die 120x-Vergrößerung im Mi 11 Ultra allenfalls dazu da, um in die Ferne zu schauen. Ihr erkennt noch etwas in den Ergebnissen, aber wirklich zu gebrauchen sind die Bilder nicht.

Der Mehrfachzoom liefert gute Bilder – zumindest bis etwa der 10-fachen Vergrößerung. Der optische Zoom der Periskopkamera geht bis zu 5x.

Immerhin: Ihr erkennt, was dort geschrieben steht. Dieses Schild am linken Rheinufer haben wir vom rechten Rheinufer aus aufgenommen.

8K-Video

Xiaomi ist einer der ersten Hersteller, der 8K-Video in einem Smartphone anbietet. Die maximale Framerate beträgt hier 24 fps. Unser Testvideo ist wie erwartet: flüssig, gut belichtet, das Mikro des Mi 11 Ultra liefert einen erstaunlich guten Ton. Und die Dateimenge ist wie erwartet hoch. Dieser 12-Sekünder brachte fast 200 MB auf die „Waage“:

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120-Hz-Display

Das Display im Mi 11 Ultra ist eine Augenweide. Angenehme Dunkel- und Helligkeitswerte, satte Farben, ein sehr helles Display auch bei gleißendem Sonnenlicht. Und dazu eben 120 Hertz.

Anders als bei anderen Smartphones, wie dem Samsung Galaxy S21 Ultra 5G, könnt ihr die 120 Hertz sogar dauerhaft wählen. Samsung bot die hohe Frequenz in unserem damaligen Test nur „adaptiv“, passte sich also der jeweiligen App und ihren Ansprüchen an, was die Akkulaufzeit verlängern sollte. Diese Möglichkeit gibt es beim Mi 11 Ultra derzeit nicht. Ihr habt die Wahl zwischen 60 und 120 Hz (oder einem Lesemodus mit deutlich geringerer Bildwiederholrate), keinem adaptiven Modus.

Das Gerät liegt unscheinbar und oben leicht erhöht auf dem Tisch.
Das Gerät liegt unscheinbar und oben leicht erhöht auf dem Tisch.

Der Effekt ist spürbar. Das Bild ist flüssig, gerade beim Scrollen etwa im Browser oder der Feedly-App macht er sich positiv bemerkbar.

Die Akkulaufzeit ist dadurch spürbar reduziert. Aber ganz ehrlich: Das werdet ihr angesichts des fantastischen Akkus und der extrem kurzen Wiederaufladezeit verschmerzen können.

Akku und Schnellladen mit dem Mi 11 Ultra

Die Akkulaufzeit ist bei den komfortabelsten Einstellungen für uns als Nutzer in Ordnung, und bei voller Auslastung der empfohlenen Energiespar-Einstellungen sehr gut. Im Standby-Betrieb ohne all zu hohe Nutzung könnt ihr das Mi 11 Ultra auch tagelang vom Strom fernhalten.

Schön ist, wie die MIUI-Oberfläche in den Einstellungen an allen Ecken und Enden Empfehlungen ausspricht, um den Akku zu schonen: 120 Hertz? Mit 60 spart ihr Akku. Könnt ihr auf 5G verzichten, erhöht sich die Leistung um x Minuten.

Das Gerät ermittelt in den Einstellungen -> Akku außerdem die größten Energiefresser für einen zurückliegenden Zeitraum und bietet an, einige davon zu deaktivieren. Nachts im „Leerlauf“ etwa fressen Mobilfunknetz-Standby und Android-System am meisten Energie. Bei angeschaltetem Display ist es meist schlicht das.

16 Tage Akkulaufzeit?

Neben einem Energiesparmodus, der noch einmal 50 Prozent mehr Akku-Laufzeit bringen würde, bietet Xiaomi auch einen „Ultra-Energiesparmodus“ an. Bei einem voll aufgeladenen Akku vermeldet das System, damit 392 Stunden betriebsbereit sein zu können, also stolze 16 Tage. Dann stehen euch allerdings nur noch grundlegende Funktionen zur Verfügung.

Am Tag nach einer ausgedehnten Test-und-Foto-Session mit dem Xiaomi sank der Akkustand bei uns von 50 Prozent am Morgen auf 10 Prozent am Abend. Hierbei hatten wir 120 Hertz und 5G aktiviert und die Display-Helligkeit auf einem eher hohen Niveau eingestellt – also alle Komfortfunktionen aktiviert. Verzichteten wir auf die genannten und gaben uns mit etwa 60 Prozent Helligkeit zufrieden, war der Akku kaum noch leer zu kriegen.

Mi 11 Ultra mit dem 67-Watt-Ladeplug (nicht im Lieferumfang)
Mi 11 Ultra mit dem 67-Watt-Ladeplug (nicht im Lieferumfang)

Schnellladen: Anders spektakulär als gedacht

Im Lieferumfang des Mi 11 Ultra befindet sich nach Angaben des Herstellers auch der passende, wuchtige 67-Watt-Ladeplug. Der lädt das Gerät in kaum mehr als einer halben Stunde wieder voll auf.

Davon bekommt ihr gar nicht so viel mit, wie gedacht. Sicher, Xiaomi meldet den Start von TurboPower und blendet den spektakulären Effekt kurz ein, bei dem ihr dem Akku live beim Laden zuschauen könnt.

Sieht spektakulär aus, hält aber nur einen Moment: Bei der Schnellladeanimation seht ihr live die Prozente klettern.
Sieht spektakulär aus, hält aber nur einen Moment: Bei der Schnellladeanimation seht ihr live die Prozente klettern.

Aber das war es dann meist auch schon. Nach dem Entsperren ist die Animation dann weg – und so spannend ist das Laden eines Akkus dann auch wieder nicht. Ihr legt das Gerät weg, und wenn ihr beim nächsten Mal drauf schaut, ist der Akku schon fast voll geladen. Auch all zu warm wird das Gehäuse dabei nicht. Das ist spektakulär.

Zweit-Display des Mi 11 Ultra

Vielleicht um uns die etwas geschmälerte Nutzererfahrung mit dem weit herausragenden Kamerabuckel zu versüßen, hat Xiaomi im selben auch ein kleines Display untergebracht. Das hat in etwa die Größe eines smarten Armbands und kann euch kleine Infos darüber geben, dass jemand anruft, wie das Wetter wird oder schlicht: wie spät es ist.

Der Zweitbildschirm des Xiaomi Mi 11 Ultra, hier mit Anzeige von Uhrzeit, Datum und Akkustand
Der Zweitbildschirm des Xiaomi Mi 11 Ultra, hier mit Anzeige von Uhrzeit, Datum und Akkustand

Sehen könnt ihr dieses Display freilich nur dann, wenn ihr das Mi 11 Ultra umgedreht habt. Etwa, weil ihr nicht gestört werden wollt. Xiaomi zeigt mit diesem zweiten Display ein wenig, was technisch möglich ist. Nötig ist es eigentlich nicht.

Eine sinnvolle Möglichkeit damit ist allerdings, es als Sucher für die Hauptkamera zu verwenden, wenn ihr damit ein Selfie aufnehmen wollt. Das gelang uns sogar mit allen drei Kameras, nicht aber im Porträtmodus.

Wie nutzt ihr das Zweitdisplay für ein Selfie? Ihr öffnet die Kamera auf der Vorderseite, wählt hier in den Schnelleinstellungen die Option „Vorschau des hinteren Displays“. Dreht ihr dann das Mi 11 Ultra um, solltet ihr euch selbst im zweiten Bildschirm sehen. Auslösen könnt ihr das Selfie durch Drücken der Leiser-Taste. Das Smartphone zählt dann von 3 an herunter, bevor es auslöst.

Software und Handhabung

Am Ende ist vieles Geschmackssache. Uns gefällt Xiaomis Android-Oberfläche MIUI eigentlich. Das Design ist stimmig und lässt sich mit wenigen Handgriffen noch nach weiteren Vorlieben anpassen. Wie oben bereits erwähnt, sind auch Hinweise zu höherem Akkuverbrauch direkt in den Einstellungen sehr fair, etwa bei der 120-Hertz-Auswahl.

Das Einstellungs-Rollo ist übersichtlich, das Einstellungsmenü hingegen nicht unbedingt. Es gibt dort bunte Icons, sicher, aber viele Untereinstellungen fanden wir erst mit Hilfe der Suchfunktion.

Xiaomi bringt von Haus aus einen eigenen Browser mit, den Mi Browser. Es gibt eine minimalistische Sprachrekorder-App, eine erstaunlich mächtige, eigene Notizen-App, eine etwas gewöhnungsbedürftige Wetter-App und mit Mi-Video eine Art Alternative zu YouTube. Apps, die das System wirklich bereichern.

Bloatware wie LinkedIn, Facebook oder Agoda gibt es zwar auch. Xiaomi sortiert sie allerdings direkt in einen eigenen Ordner ein, den ihr mit einem Wisch komplett löschen könnt.

Schmal und schnell

Das Mi 11 Ultra haben wir die meiste Zeit mit der sehr angenehmen, mitgelieferten, transparenten Silikonhülle verwendet. Auch damit ist das Smartphone noch erstaunlich handlich und vieles davon noch mit einer Hand zu bedienen.

Die nur zwei mechanischen Tasten des Geräts (Ein/Aus und Lauter/Leiser) bieten einen angenehmen Druckpunkt. Die SIM-Karten-Schublade unten bieten Platz für zwei SIM-Karten (aber keine Speichererweiterung) und schließt eben mit dem Gehäuse ab. Die Rückseite ist zwar angenehm griffig, aber auch ein Magnet für Fingerabdrücke.

A propos: Der Fingerabdrucksensor im Display reagiert sehr schnell und zuverlässig. Eine zusätzliche Gesichtserkennung, die es leider im Ultra nicht gibt, hätten wir uns noch zusätzlich gewünscht.

Der Sound der Stereo-Lautsprecher ist gut. Auch bei maximaler Lautstärke klirrt nichts. Gute Empfangseigenschaften hat das Gerät ohnehin.

Geekbench-Resultate

Müssen wir es überhaupt erwähnen? Das Ultra verwendet den aktuell besten Qualcomm-Snapdragon-Prozessor 888 und präsentiert sich auch im Alltag entsprechend pfeilschnell. Apps öffnen sofort und auch die Grafik hält der hohen Leistung Stand. Im Geekbench-5-Benchmark rangiert das Ultra auf Augenhöhe mit anderen Smartphones, die den gleichen Prozessor verwenden, und es hängt das Galaxy S21 Ultra mit Exynos-Chip sowohl im Single- als auch im Multicore-Vergleich erstaunlich deutlich ab:

Benchmarks sind immer mit Vorsicht zu genießen. Aber im Falle des 11 Ultra können wir es bestätigen: Das Ding ist wirklich schnell und lässt euch selten warten.

Kamera-Absatz mit Vor- und Nachteilen

Und der Kamerabuckel? Liegt das Gerät plan auf dem Tisch auf, ist er kein Hindernis. Im Gegenteil: Er wirkt wie ein Absatz, die Oberseite ist dann leicht erhöht. Ihr könnt das Display dann sogar noch etwas leichter ablesen.

Auch beim Verstauen des Smartphones in der Hosentasche stellte sich der Buckel – sogar etwas überraschend nicht sonderlich als Problem dar.

Doch, der wuchtige Kamera-Absatz stört zu Weilen.
Doch, der wuchtige Kamera-Absatz stört zu Weilen.

Im Weg war er allerdings dann, als wir etwas mit dem Telefon spielen wollten. Das Sportspiel Headball 2 etwa verlangt von euch, das Smartphone quer zu halten und eure Spielfigur mit Steuertasten links und rechts unten zu navigieren. Hier störte der breite Absatz beim gleichzeitigen Festhalten des Geräts.

Bei vertikaler Nutzung etwa, um etwas auf dem Display zu lesen, war der Absatz hingegen nicht weiter im Weg.

Fazit

Hängt wirklich alles von einem Update ab? Das wäre ebenso schade wie beinahe wünschenswert. Denn in der Software-Version 12.5.3, die uns zum Testen vorlag, enttäuscht die hochgelobte Kamera des Xiaomi Mi 11 Ultra. Da scheint noch mehr möglich zu sein, und uns fehlte die Möglichkeit, den vollen Funktionsumfang zu testen. Deswegen enthalten wir uns bei der Kameraqualität eines abschließenden Urteils.

Der Rest des Phones ist schwer in Ordnung. Ein tolles Display, eine ausgesprochen schnelle Reaktionszeit und vor allem ein Schnelllademodus, der dem Akku sehr schnell wieder Leben einhaucht. Allein der Kamerabuckel stört im Alltag zu Weilen.

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2 Kommentare zu “Mi 11 Ultra im Test: Xiaomi setzt auf Spaß

    1. Hallo Iren. Du kannst bei uns nur Geräte im Rahmen entsprechenden Aktionen testen. Die sind dann immer als „Testeraktion“ oder ähnlich markiert. Unsere regulären Beiträge, wie dieser hier, gehören nicht dazu.

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