Huawei Mate 10 Pro im Test: Das fast perfekte Smartphone

Das Huawei Mate 10 Pro überzeugt bei uns im Test mit Handlichkeit und nahezu perfekter Technik. Ein kleines Aber betrifft die Software-Oberfläche.

Huawei Mate 10 Pro im Test: Das fast perfekte Smartphone

In meinen Händen halte ich das fast perfekte Telefon: Das Huawei Mate 10 Pro. Und doch kommt am Ende zu wenig echte Liebe auf. Warum nur? Denn Huawei hat dies Mal fast alles richtig gemacht:

Huawei Mate 10 Pro Vorteile

Starke, wenn auch nicht perfekte Kamera
Sehr schneller Prozessor, hohe Reaktionsgeschwindigkeit
Angenehme Handlichkeit und Bedienbarkeit trotz 6-Zoll-Bildschirms
Lang ausdauernder Akku, der dank Schnellladetechnik zusätzlich schnell wieder Power bekommt.
Speicher satt, sowohl RAM als auch ROM

Eigentlich dürfte ich also nichts zu meckern haben. Das Huawei Mate 10 Pro sieht nicht nur toll aus, sondern ist auch handlich, endlich einmal so schnell, dass nichts ruckelt und nichts muckt. Und die Kamera ist die beste, die ich je in einem Smartphone erlebt habe. Perfekt ist das Gerät trotzdem nicht. Denn:

Huawei Mate 10 Pro Nachteile

Software-Oberfläche Emotion UI wirkt überfrachtet, unförmig und schlicht störend.
18:9 ist nicht das perfekte Maß für einen Bildschirm.
Künstliche Intelligenz in der Kamera erkennt Objekte, verbessert die Bilder aber kaum oder gar nicht.
Für den Preis fehlen einige Top-Eigenschaften wie Bluetooth 5 oder Stereo-Lautsprecher
Kopfhörer sehr leise eingestellt. Mitgelieferter Klinke-auf-USB-C-Adapter liefert für Kopfhörer von Drittanbietern einen ganz miesen Sound.

Und auch wenn das Klagen auf hohem Niveau stattfindet: Das Mate 10 Pro kostet UVP 799 Euro und da darf man auch nahezu Perfektion erwarten. Und die liefert Huawei nur fast. Weswegen schon kleine Mängel störend auffallen, unter anderem die Benutzeroberfläche.

Mir graust’s vor EMUI

Nein, ich werde in diesem Leben kein Freund mehr von Huaweis Emotion UI. Welche Designer hat man bloß daran gelassen? Schriftarten, -größen, Icon-Platzierung und Icon-Design, Anordnung von Menüpunkten und Info-Elementen. Alles wirkt unförmig und deplatziert. Man könnte das auf Android schieben.

Mich graust's vor Huaweis unförmigem Emotion UI. Wer nicht weiß, wovon ich rede, der kann mit dem Mate 10 Pro sehr glücklich werden.
Mich graust’s vor Huaweis unförmigem Emotion UI. Wer nicht weiß, wovon ich rede, der kann mit dem Mate 10 Pro sehr glücklich werden.

Aber selbst Samsung kriegt das etwas besser hin, Motorola wie im Moto X4 um Längen besser. Und wenn man am Ende zweier Tests das nicht einmal halb so teure Moto X4 mehr vermisst als das Mate 10 Pro, dann muss irgend etwas schief gelaufen sein.

Display: 18:9 ist nicht hübsch

Und es könnte auch am Display liegen oder sagen wir eher: an den Display-Proportionen. Ja, 18:9 oder ein noch schmaleres Verhältnis liegen voll im Trend. Apple verwendet ein solches im iPhone X, Samsung im Galaxy S8, LG im G6.

Zu groß nicht, aber unförmig: Huawei Mate 10 Pro mit 18:9-Bildverhältnis.
Zu groß nicht, aber unförmig: Huawei Mate 10 Pro mit 18:9-Bildverhältnis.

Und gerade am Mate 10 Pro bestätigte sich, was ich beim Galaxy S8 schon dachte, aber zunächst nicht wahrhaben wollte: 18:9 ist ein hässliches Maß für ein Smartphone-Display. Hierbei geht es darum, möglichst viel Display in ein noch halbwegs schmales Gerät zu pressen. Egal, ob es dem Wohlbefinden des Auges zuwider läuft. Am Mate 10 Pro zeigt sich das etwa am Sperrbildschirm: trotz der schicken Hintergrundbilder ist hier nur Bildwüste zu sehen, die Uhrzeit ist ans untere Ende geklatscht.

Ich sage es hier einmal für Huawei und nehme damit alle anderen Hersteller auch in die Pflicht: Schmale Ränder und Geräte allgemein sind gut – 18:9 ist es nicht. Es würde sich lohnen, sich langfristig wieder am goldenen Schnitt und augenfreundlicheren Proportionen wie 16:9 oder 16:10 zu orientieren.

Kaum intelligentere Kamera im Mate 10 Pro

Und wo ich gerade beim Meckern bin: Die Kamera des Mate 10 Pro soll von künstlicher Intelligenz unterstützt werden. Diese erkennt tatsächlich Motive wie Pflanzen – allein: die Bilder werden dadurch nicht besser. In meinem bereits vorab veröffentlichten Test der Huawei Mate 10 Pro-Kamera konnte ich keinen Unterschied zwischen KI- und Nicht-KI-Bildern feststellen. Nacht-Bilder enttäuschten mich auch (ebenfalls auf hohem Niveau). Aber sollte das ganze Bohei um den KI-Prozessor Kirin 970 am Ende umsonst sein?

Huawei Mate 10 Pro: Tagfotos beeindrucken, Nachtfotos weniger

Nein, und damit möchte ich nach den Nachteilen mal auf die Vorteile des Geräts zu sprechen kommen. Der KI-fähige Kirin 970-Prozessor im Mate 10 Pro leistet fantastische Dienste. Das Smartphone zeigte sich zu allen Zeiten schnell und reaktionsstark. Der Prozessor ist top. Und KI steckt auch bei Huawei noch in den Kinderschuhen. Sehr wahrscheinlich, dass die Kamera über die Zeit besser wird.

Von der Kamera zu viel erwartet?

Und überhaupt: die Kamera! Spielt vor allem tagsüber ihre Stärken aus und erzeugt bei freier Blendenwahl einen herrlichen – natürlichen! – Bokeh-Effekt. Besser als der eher enttäuschende, eingebaute Bokeh-Modus.

Nachts aufgenommene Fotos wiesen mehr Rauschen auf, als ich erhofft hatte. Allerdings muss man hierbei die Kirche im Dorf lassen: Keine andere Smartphone-Kamera, die ich bisher getestet hatte, bringt bei schlechten Lichtverhältnissen bessere Bilder zustande. Ich hatte angesichts von Huaweis neuem Leica-Kamerasystem mit Dualkamera und eben künstlicher Intelligenz wohl einfach mehr – Unrealistisches? – erwartet.

Auch wenn mich Emotion UI nicht überzeugte. Das Gerät tat es sehr wohl. Für gewöhnlich lese ich die Neuigkeiten vom Tage über Feedly auf dem Laptop morgens bei einem Kaffee gemütlich auf der Couch. Immer öfter ertappte ich mich dabei, dass ich dafür nach und nach lieber das Mate 10 Pro verwendete.

6,0 Zoll, trotzdem nicht zu groß

Denn auf dem zwar unförmigen, aber sehr großen Bildschirm machte mir das viel mehr Spaß. Ich bin kein Tablet-Freund und werde es wohl auch nicht mehr werden. Aber selbst die mir anfangs enorm scheinenden 6,0 Zoll für ein Smartphone fand ich gerade beim Lesen auf dem Mate 10 Pro als sehr angenehm.

Leica-Dualkamerasystem im Mate 10 Pro
Leica-Dualkamerasystem im Mate 10 Pro

Wie im Übrigen die ganze Handlichkeit des Geräts. Egal ob in seiner Glasrückseite oder der mitgelieferten Hartplastik-Hülle: Das Mate 10 Pro liegt super in der Hand. Nichts wackelt, nichts knarzt. Und der Fingerabdrucksensor lässt sich intuitiv erreichen. Hier unterstütze ich auch Huaweis kleinen Seitenhieb auf Samsung. Dem Gehäuse gebe ich eine glatte 10/10.

Empfangseigenschaften im Mate 10 Pro: Nickt man ab, obwohl sie gut sind

In meinem Test nicht aufgefallen, und damit auch nicht störend, sind die Empfangseigenschaften. Egal ob über WLAN oder unterwegs im Mobilfunknetz: Das Mate 10 Pro kam problemlos schnell ins mobile Netz. Schön auch, dass das Gerät sogar Gigabit-Mobilfunk-fähig und damit zukunftssicher ist.

Der Akku hielt selbst bei reichlicher Nutzung gut über den Tag. Dem Schnelllademodus machte es sogar Spaß zuzusehen. Huawei gibt beim Laden den Akkustand in Dezimalwerten an (z.B. 37,9%), was eine pfiffige Idee ist.

Fazit: Emotion UI trübt die Freude, sonst: sehr gut

Wenn die hohe Erwartung nicht erfüllt wird, ist man enttäuscht. Das betrifft vor allem die Kamera im Mate 10 Pro. Die liefert keine perfekten Ergebnisse ab – und ist doch gleichzeitig die beste Smartphone-Kamera, die ich bisher erlebt habe.

Wer die Software-Oberfläche nicht mag, soll sich halt nen Launcher drüber ziehen – könnte man argumentieren. Und doch finde ich, dass der Hersteller auch Software-seitig für das Gesamterlebnis zuständig ist. Huawei verschenkt hier wertvolles Potenzial.

Huawei P10 im Test: Starkes Smartphone, dem ein passendes Betriebssystem fehlt

Was Gehäuse, Verarbeitung, Handhabung und auch Prozessor-Leistung belangt, muss man den Hut ziehen: Da hat Huawei im Mate 10 Pro alles richtig gemacht. Weil man für einen stolzen Preis von UVP fast 800 Euro aber auch das perfekte Telefon erwarten darf (unabhängig davon, dass andere noch teurer sind), bleibt am Ende nur ein klein bisschen Wehmut: Huawei ist im ab heute erhältlichen Mate 10 Pro ein großes Stück weiter als früher, aber immer noch nicht ganz da.

Unser Gesamturteil Huawei Mate 10 Pro: 8.5/10

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3 Kommentare zu “Huawei Mate 10 Pro im Test: Das fast perfekte Smartphone

  1. Ich besitze das Mate 10 Pro seit ca einem Jahr. Es hat einen ausgezeichnete klang. Ueber den mitgelieferten Kopfhörer n. Nur mit hochwertigen Kopfhörer zu topen. Geschwindigkeit, Datentransfer, videotelefonie, besser geht es nicht. Die Überladung mit irgendwelchen Apps- Na und?! Wen stoerts. Die Sprach und Verständigung auf TOP Niveau. Samsung Besitzer verdrehen das Gerät damit Sie etwas hoeren. Das Mate 10 Pro muss beim Telefonieren die Lautstärke reduziert werden. Absolute Kaufempfehlung. 10 STERNE

  2. Ich bin 86 Jahre alt und habe Freude mit einem großen Rechner mit großem Bildschirm und großer Tastatur.
    Nicht empfänglich bin ich für die kleinen Smartphones. Das erscheint mir eine sehr komplizierte Wissenschaft zu sein.
    Es müsste von Ihrer Seite einen Hilfskurs für Rentner zum Erlernen im Umgang mit Ihren Produkten. geben Die Anbieter von Phones hatten so etwas bisher noch nicht vorgesehen.
    Es ging denen nur um Verkaufszahlen.
    Vielleicht machen Sie mir Mut!
    Mit freundlichen Grüßen

    Helmut Franke

    1. Frohes neues Jahr, Helmut! Deine Idee, Einführungskurse für Rentner anzubieten, leite ich gerne an die Kollegen weiter. Was ich bei vielen Menschen im gehobenen Alter allerdings sehe, ist, dass die Scheu vor einem Smartphone am Anfang meist größer ist als die eigentliche Schwierigkeit mit den Geräten. Heißt: So kompliziert ist das alles nicht, auch wenn es einige Dinge gibt, die die beiden großen Anbieter der Systeme (Apple und Google) in meinen Augen noch deutlich einfacher machen könnten. Mein Tipp wäre, wenn du niemanden im Bekanntenkreis hast, der sich mal eine Stunde Zeit nehmen kann, dir die Grundlagen zu erklären, es mit einem Einstiegsgerät einfach mal zu versuchen und keine Angst davor zu haben, Fehler zu machen. Denn so viel kann man da gar nicht kaputt machen. Oder anders ausgedrückt: Du hast es immerhin geschafft, mit deinem „großen“ Rechner ins Internet zu gehen und hier einen Kommentar zu posten. Das schafft auch längst nicht jeder. 🙂 Ich würde also mal einschätzen, dass du technisch versiert genug für ein Smartphone bist. Vielleicht einfach mal ausprobieren und wenn du Fragen hast: vielleicht können auch wir hier weiterhelfen!

      Schöne Grüße
      Jürgen

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