Auf den ersten Blick hat Apple die Kamera im iPhone 14 Pro (Link führt zum Test des Smartphones) kaum verändert. Doch auf den zweiten Blick ergeben die kleinen Verbesserungen Sinn. Wenn du überlegst, dein altes iPhone wegen der Kamera gegen ein iPhone 14 Pro (Max) einzutauschen, folge mir auf eine kleine Fotosafari und schau dir ihre Stärken und Schwächen an!
Inhalt:
- iPhone 14 Pro: Kamera bei Tag
- 48-Megapixel-Pro-Raw
- Neuer 2x-Zoom
- Fotografische Stile
- Nacht
- Video, Action-Modus
- Frontkamera
- Hinter den Kulissen
- Fazit
iPhone 14 Pro Kamera bei Tag: Alles glänzt
Das wird jetzt nicht überraschend für dich kommen: Die Hauptkamera im iPhone 14 Pro macht tagsüber gute Bilder. Auch die Qualität der 0,5x-Ultraweitwinkelkamera und der 3x-Telekamera sind in Ordnung. Details, gute Zeichnung, kein Rauschen und Schärfe in allen Bildern – wenn auch tagsüber nicht merklich besser als bei früheren iPhone Pros. Klicke jeweils auf die Bilder, um sie in größerer Darstellung zu sehen:
Wie sieht es mit Details aus? Auch hier siehst du bei Aufnahmen etwa von Botanik gute Zeichnung und Farbtreue, auch im Nahbereich:
Die Macro-Funktion beschränkt sich auf die Ultraweitwinkelkamera. Zunächst dachte ich, das wäre ein Nachteil, weil ich mit der kaum fotografiere. Im Nahbereich stellt sich der weite Winkel für nahe Objekte allerdings nicht als Problem heraus, im Gegenteil:
48-Megapixel-Pro-Raw: Hell und detailreich
Apple hat unter der Haube des iPhone 14 Pro ein wenig geschraubt. Die Kamera hat nun einen um 65 Prozent größeren 1/1,28-Zoll-Sensor (im Vergleich zum iPhone 13 Pro). Dafür hat Apple mehr Megapixel darauf gesetzt: 48 MP. Nachts nutzt Apple Pixel Binning, fasst mehrere Pixel zu einem zusammen. Bei guten Lichtverhältnissen oder auch nachts von Hand kannst du die vollen 48 MP ausnutzen. Das soll es dir ermöglichen, vor allem bei Landschaftsbildern besonders nah heranzuzoomen. Apple schafft das ohne großen Qualitäts- oder Helligkeitsverlust. Sowohl nachts…
… als auch tagsüber:
Den Unterschied siehst du, wenn wir einmal auf ein Detail heranzoomen: das silberfarbene Gebäude, das du im Bildvergleich oben ganz klein im rechten, oberen Viertel siehst. Hier in groß:
Klicke auf die beiden Bilder, um den Unterschied noch einmal im Detail zu sehen. Das ist in meinen Augen schon enorm.
Der 2x-Zoom: Mein neuer Freund
Der 48-Megapixel-Sensor in der iPhone-14-Pro-Kamera bietet aber noch einen weiteren Vorteil: einen neuen, verlustfreien 2x-Zoom, ohne dass das iPhone auf eine andere Kamera umschalten würde. Das geht, indem Apple in der Hauptkamera nur die 12 Megapixel in der Mitte des 48-Megapixel-Sensors für das Zoombild heranzieht. Apple stellt das auf einem eigenen Marketingbild so dar:
Und einmal abgesehen vom leichten Qualitätsmalus muss ich feststellen, dass der 2x-Zoom vor allem Spaß gemacht hat. Seine 48mm Brennweite entsprechen in etwa dem natürlichen Sichtfeld. Ich wollte am Ende fast immer zu genau der Zoomstufe greifen. Pixel-Binning kommt hier nicht zum Einsatz – was tagsüber keinen merklichen Qualitätsunterschied bedeutet:
Und nachts? Schon ein wenig! Die Bilder mit dem 2x-Zoom sind immer noch gut belichtet, aber gerade in den dunklen Bereichen liefert die Normalbrennweite ein wenig mehr Klarheit und Helligkeit:
… was du allerdings erst genau siehst, wenn du etwas näher heranzoomst. Das Wasser oben ist bei der Langzeit-Nachtaufnahme bei 2x-Zoom außerdem etwas weniger glatt. Bei diesem Nachtbild habe ich unten mit dem Bildbearbeitungsprogramm für dich „herangezoomt“, um dir die Unterschiede genauer zu zeigen:
Du siehst den Unterschied in den Personen im Vordergrund. Im 2x-Zoombild erkennst du nur, dass da welche stehen; im Bild ohne Zoom kannst du ihre Umrisse erkennen. Die dunklen Stellen sind heller.
Mit bloßen Auge waren die in der Realität übrigens kaum zu erkennen; der Vordergrund war stockfinster.
Fotografische Stile: Mein Favorit leuchtet
Auf die fotografischen Stile gehe ich hier nur kurz ein, denn sie sind im iPhone 14 Pro nichts Neues. Apple hat sie schon in der Kamera des iPhone 13 Pro eingeführt und eine Neuheit sind sie für dich nur, wenn du von einem älteren iPhone kommst. Du kannst deinen Bildern damit, kurz gesagt, einen etwas anderen Look verleihen: kontrastreich, leuchtend, warm oder kalt:
Mir gefällt „Leuchtend“ am besten. Aber es macht auch Spaß, hin und wieder mit anderen Stilen zu experimentieren, etwa „Kontrastreich“. Apple reagiert mit diesen Stilen auf unterschiedliche Farbgebungen, die Smartphone-Kameras für gewöhnlich haben oder hatten. Der eine mag eher kühle Bilder, der andere warme oder leuchtende. Aber es soll niemanden zu einem anderen Hersteller treiben, nur wenn jemand wärmere Bilder lieber mag, die ein iPhone in der Standard-Einstellung nicht hat.
Nachts siehst du vor allem die Unterschiede beim kontrastreichen Bild. In der Wand, rechts, ist dann kaum noch Zeichnung:
Die Standard-Einstellung des iPhones ist sogar ziemlich kühl – für meinen Geschmack zu kühl, weswegen ich lieber zu einem der anderen Stile greife. In der Community ist übrigens umstritten, ob die mit der „Photonic Engine“ optimierten Fotostile etwas anderes sind als nur ein paar anders gestaltete Filter. Apple sagt: auf jeden Fall! Erfahrene Fotografen sagen: na ja…
Nachtbilder: Dunkelheit ist nicht das Problem
Kommen wir zu etwas, wo die iPhone-14-Pro-Kamera in meinen Augen noch Verbesserungspotenzial hat: Nachtbilder und Aufnahmen der solchen. Auf den ersten Blick werden Bilder mit der Hauptkamera sehr schön, egal ob mit Nachtmodus oder ohne:
Hier liegt die Betonung schlicht auf etwas anderem. Was du siehst, ist, dass Apple im Nachtbild unten den Vordergrund viel stärker belichtet. Je nachdem, was du möchtest – mir gefällt die mystische Lichtstimmung im Bild oben genauso gut. Und hier noch ein Beispiel, dass das iPhone gute Bilder sowohl mit als auch ohne Nachtmodus machen kann. Die schönere Lichtstimmung hast du natürlich mit dem Nachtmodus:
Und wenn ich ehrlich bin: Dieser Nachtmodus zaubert mehr ins Bild, als eigentlich da ist, hübscht die Realität noch deutlich auf. Sogar noch mehr als es eine Langzeitbelichtung mit einer Systemkamera täte. Versteh mich nicht falsch – ich mag die Ergebnisse! Sie haben nur mit der Realität nichts mehr zu tun. So schön wie auf dem Bild oben ist die Lichtstimmung in Wirklichkeit lange nicht.
Und auch im Folgenden stimmt für mich etwas nicht. Klar ist das ein hochinteressantes Ergebnis, wie die iPhone-14-Pro-Kamera das lila Licht jeweils hervorhebt (das in Wirklichkeit nicht so stark geschimmert hat). Dafür scheint das Gebäude dahinter gar keine Farbe mehr abbekommen zu haben. So farblos ist es in Wirklichkeit nicht:
Auch dieses Bild der Bonner Fußgängerzone bei Nacht wirkt nicht nur kühl (Standard-Fotostil der Kamera), sondern beinahe farblos:
Hier ist wiederum alles farblich okay, das lila Reklamelicht nur etwas stärker betont:
Schwierigkeiten mit Bewegungen bei Nacht
Auf den folgenden Bildern vom Bonner Marktplatz am Abend mit den verschiedenen Zoomstufen siehst du, dass die iPhone-14-Pro-Kamera zwar größtenteils gut ausgeleuchtete Bilder erzeugt, die Ultraweitwinkelkamera und die Telekamera allerdings qualitativ etwas gegenüber der Hauptkamera abfallen. Und sobald sich bewegende Personen zu sehen sind, hat die Kamera Schwierigkeiten, diese noch verwacklungsfrei abzubilden:
Zuletzt noch ein Blick auf eine schöne Abendszenerie am Rhein mit den verschiedenen fotografischen Stilen. Hier bin ich eigentlich mit den Ergebnissen zufrieden. Einmal abgesehen vielleicht davon, dass einzelne Lichtquellen überstrahlen. Aber dass selbst die Hochhäuser im Hintergrund noch recht viel Zeichnung aufweisen: keinesfalls selbstverständlich:
Video: Der Action-Modus ist sensationell, aber…
Die Kamera im iPhone 14 Pro zeichnet wieder einmal gute Videos auf – so weit, so wenig überraschend. Apple hat sie bis auf den größeren Sensor im Vergleich zum iPhone 13 Pro nicht sonderlich verbessert. Bis auf ein Detail: den Action-Modus. Sprich: Du sollst selbst bei ruckartigen Bewegungen keine Verwackler im Bild haben. Und was soll ich sagen: Das iPhone liefert! Im folgenden Video habe ich das iPhone 14 Pro wie verrückt geschüttelt. Du siehst davon: so gut wie nichts. Und das kann man eigentlich nicht hoch genug werten. Das ist schlicht sensationell!
Jetzt kommt das Aber: Wenn ich ein Video der gleichen Situation ohne den eingeschalteten Actionmodus aufnehme, ist das Ergebnis in etwa genauso gut. Und das überrascht mich schon ein wenig. Ich habe in beiden Fällen die Kamera ordentlich geschüttelt, sie teilweise sogar leicht schräg gehalten. Davon siehst du auf beiden Videos wenig.
Allerdings ergibt sich daraus auch keinerlei Problem. Die Bildstabilisierung ist dann eben in beiden Fällen sehr gut. Verwackler gibt es kaum noch. Das hat Apple wirklich gut hingekriegt! Bei schlechteren Lichtverhältnissen zeigte sich allenfalls ein wenig Rauschen bei eingeschaltetem Actionmodus. Schalte den also ruhig aus und bewege – logisch – das iPhone bei Videoaufzeichnung möglichst wenig.
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iPhone 14 Pro: Rundherum gute Frontkamera
Eine Frontkamera ist eine Frontkamera ist eine Frontkamera? Konnte man lange Zeit meinen, aber die im iPhone 14 Pro gefällt mir eigentlich. Sie nimmt bei gutem Licht schöne Fotos auf, und auch die Videos rauschen nicht.
Das tun sie dann bei nachlassendem Licht ein wenig:
Schön ist auf jeden Fall, dass es auch für Selfies einen Nachtmodus gibt. Würdest du den auslassen… na ja – siehe den Unterschied im folgenden Bildvergleich:
Auch tagsüber habe ich an der Bildqualität und Helligkeit nichts zu meckern:
Apple sagt, die Frontkamera im iPhone 14 Pro sei zweimal so hell wie im iPhone 13 Pro. Zumindest tagsüber und mit dem Nachtmodus bei Dunkelheit hatte ich auch wirklich immer genug Licht.
iPhone-14-Pro-Kamera: Hinter den Kulissen
Du siehst hier in diesem Beitrag insgesamt ziemlich gute Ergebnisse der iPhone-14-Pro-Kamera. Nicht verschweigen möchte ich aber auch, dass ich hin und wieder leichte Schwierigkeiten bei einigen Aufnahmen hatte und mich einige Ergebnisse leicht enttäuscht haben.
Bei dieser Situation am Rhein und – in meinen Augen – gar nicht einmal all zu schlechten Lichtverhältnissen wollte das iPhone 14 Pro par tout nicht das Motiv fokussieren, das ich wollte:
In einer zugegeben funzligen aber gemütlichen Kneipe um die Ecke hatte die Kamera zu kämpfen, den Hausbrand hell genug einzufangen. Es scheint schließlich gelungen zu sein, zum Preis eines deutlich vernehmbaren Rauschens:
Und dann sind da noch solche, seltsam verfremdeten Bilder. Gerade, wenn es nachts mal schnell gehen soll, Dinge sich bewegen oder der von KI unterstützte Nachtmodus nicht „weiß“, was er da eigentlich vor sich hat, kommen auch schon einmal verwaschene Bilder zustande:
Dunkelheit ist hier nicht das Problem. Es wirkt eher, als hätte sich der Algorithmus verrechnet.
Was mich immer wieder wundert, ist, wenn Fotografen solche Beispiele als die Unterlegenheit von Smartphone-Kameras werten. Dabei käme eine gleich teure Systemkamera ohne besonders lichtstarkes Objektiv hier keinen Deut besser weg.
Mit einem iPhone 14 Pro gelingen mit wenigen Kniffs auch solche tollen Bilder:
Und damit bin ich alles in allem wirklich zufrieden.
Fazit
Die Kamera im iPhone 14 Pro ist wieder einmal ein Schritt nach vorne für die Smartphone-Fotografie. Sie ist nicht perfekt, wie dir die Negativbeispiele in diesem Beitrag zeigen. Aber sie ist für ein Smartphone eine sehr gute Kamera. Die Entwicklung schreitet rasant voran. Apple ist auf der Höhe der Zeit und liefert mit dem hochwertigen 48-MP-Highres-Sensor, mit dem 2x-Zoom, der Frontkamera und in Ansätzen mit dem Action-Modus wieder einmal hohe Qualität.
Wenn vermeintlich spannendere Innovationen wie eine variable Blende (Huawei Mate 50 Pro) oder ein stufenloser Zoom (Sony Xperia 1 IV) immer öfter von anderen kommen, dann ist Apple das wie immer herzlich egal. Der Hersteller besinnt sich auf die eigenen Stärken, und in ein paar Jahren dürfte er angekommen sein bei einer echten Pro-Kamera.
Mich nervt die längere Naheinstellgrenze (ja geschuldet dem grösseren Sensor).
Danke für den Test und Bericht