Der Minimalist: USB-Stick als Archiv, geht das?

Wichtige Daten speichern wir normal auf externen Festplatten. Aber warum nicht einfach USB-Sticks nehmen, fragt sich Jürgen Vielmeier in seiner Kolumne „Der Minimalist“.

Der Minimalist: USB-Stick als Archiv, geht das?

Eines Winters beschloss ich, alle 120.000 Digitalfotos, die ich jemals geschossen hatte, von Hand auszusortieren. Es dauerte ein halbes Jahr und am Ende blieben nur ein paar tausend für meine Sammlung übrig. Was die Frage aufwarf: Brauchte ich eigentlich die vergleichsweise riesige tragbare Festplatte noch, um meine Daten aufzubewahren, oder könnte ich dafür nicht einfach, ganz minimalistisch, einen kleinen USB-Stick nehmen?

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USB-Sticks als Archiv: Es kommt darauf an

Vielleicht habt ihr ein ähnliches Szenario wie ich: Wichtige Bilder, Dokumente, Videos, Scans, Musik, Filme, die ihr für immer behalten wollt. Dafür galten als beste Lösung bisher externe Festplatten, HDDs oder SSDs. Die sind allerdings ein ganzes Stückchen größer. Und bei der Suche nach möglichst kleinen Speichervarianten stellt sich die Frage, ob zumindest bei dauerhafter Aufbewahrung andere Lösungen nicht genauso gut sein können. Die Alternativen sind: MicroSD-Karte, Cloud und eben USB-Stick.

USB-Sticks als Datenspeicher

USB-Sticks wurden zunächst 1999 von der israelischen Firma M-Systems als möglichst praktisches, schnelles Austauschmedium für Daten konzipiert. Und weil es immer noch keinen universellen, kabellosen Datenaustauschstandard gibt, tun sie das bis heute.

Sie sind allerdings weniger für den Dauereinsatz konzipiert, also nicht als Backup-Lösung, bei dem Betriebssysteme mehrmals täglich Daten schreiben, löschen und lesen. Schreib-Lösch-Zyklen nennt sich das in der Fachsprache. Und je nach den eingesetzten Speicherzellen ist hier nach maximal 1.000 (TLC) oder auch erst 100.000 bis 1 Million Zyklen (SLC) Schluss. Letzteres dürfte für die meisten Privatanwender ja allemal ausreichen, die nur hin und wieder einmal etwas auf dem Stick lesen, schreiben oder löschen wollen.

Tipp: Weniger löschen. Ein Löschvorgang beansprucht das Speichermedium deutlich mehr. Ein stärkerer Strom fließt dabei durch die Mechanik und zerstört einige Speicherzellen unwiederbringlich. Löscht deswegen seltener. Verschiebt Dateien, die ihr nicht mehr braucht, zunächst besser in einen Gelöscht-Ordner und löscht dessen Inhalt nur 1x im Monat.

Mir sind in meinem Leben allerdings schon mehrere USB-Sticks teilweise auch namhafter Hersteller kaputt gegangen. Deswegen birgt die Lösung Risiken. USB-Sticks können verstauben, zerkratzen. Müsst ihr öfter einmal das Dateisystem umformatieren oder flasht ihr gerne die jeweils neueste Linux-Distribution darauf, mögen die Sticks das auf Dauer auch nicht. Bei einem Stick, den ich hatte, reagierten die Kontakte irgendwann nicht mehr. Eine Menge Daten aus den Jahren vor 2010 gingen verloren. Ich könnte aber nicht mehr ehrlich sagen, welche das waren.

USB-Sticks: Vor- und Nachteile

USB-Sticks kämen als Archiv also eigentlich nur in doppelter Ausführung zum Einsatz. Alles zur Sicherheit doppelt gespeichert auf den Sticks zweier Hersteller. Das sollte ohnehin so sein.

USB-Sticks als Backup-Speicher
👍🏻 Günstig, selbst bei großen Speichermengen👎🏻 Für häufige Backups eher weniger geeignet
👍🏻 Robust und eher unempfindlich👎🏻 Oft mit weniger guten Controllern ausgestattet
👍🏻 Mit USB 3.x sehr flott👎🏻 Vorinstallierte Software veraltet schnell
👍🏻 Viele Lese-, Schreib- und Löschzyklen möglich
👎🏻 Dateisysteme verändern sich
👍🏻 Klein und platzsparend👎🏻 Klein, platzsparend – und damit auch schwerer wiederzufinden als eine externe Festplatte

Anschlüsse? Geschwindigkeit? Die ändern sich schon mal über die Jahre. Der ikonische USB-A-Stecker aus den späten 1990er-Jahren ist auch über 20 Jahre später noch in regem Gebrauch. Der Nachfolger USB-C setzt sich erst so langsam durch. Dass in den nächsten zehn Jahren ein weiterer Steckertyp kommt, damit rechne ich ehrlich gesagt nicht. Und wenn, wird es Umstecker geben. Ältere Sticks und Platten lassen sich mit dem nötigen Equipment also weiter betreiben.

USB-VersionMaximale DatenrateStecker-Typ
USB 1.012 MBit/sUSB-A
USB 2.0480 MBit/sUSB-A & USB-C
USB 3.x5, 10 oder 20 GBit/sUSB-A & USB-C
USB 4.040 GBit/sUSB-C

Mit dem heute gängigen USB 3.x habt ihr bereits eine mindestens zehnmal höhere Datenrate als bei USB 2.0. Schon erstaunlich: Obwohl das USB Implementers Forum USB 3.0 bereits 2008 vorgestellt hat und es bereits diverse Unterklassen wie USB 3.1 (Gen 1, Gen 2) und USB 3.2 gibt, verkaufen einige Hersteller immer noch Sticks mit USB 2.0. Beim Kauf lohnt es sich da also genau hinzuschauen. Der Nachfolger USB 4 steht schon in den Startlöchern, setzt diesmal endgültig auf den USB-C-Steckertyp und soll die Datenrate noch einmal deutlich nach oben schrauben. Ältere Sticks werden damit aber natürlich abwärtskompatibel sein.

HDD vs. USB-Stick

Einige Jahre lang habe ich zuletzt meine Daten auf einer 3,5 Zoll großen HDD mit 2 TB ausgelagert. Einige HDD ist eigentlich ideal für den täglichen Einsatz, ist auf viele Schreib- und Lesezyklen ausgelegt. Aber genau die brauche ich ja eigentlich nicht. Dazu ist sie vergleichsweise groß und braucht eine Weile, bis sie bereit ist, wenn ich sie an meinen Laptop anschließe.

USB-Stick vs. mobile HDD: keine Frage, wer kompakter ist.

Und sie verfügt über rotierende Teile. Als ich sie neulich einmal auf einer Flugreise transportieren wollte, nahm ich sie lieber im Handgepäck mit. Ich hatte Angst, dass sie – im Koffer verstaut und durch zahlreiche Abfertigungen geworfen – danach nicht mehr funktionieren würde. Bei einem USB-Stick hätte ich die Angst nicht gehabt.

Es gibt Rugged Hard Discs oder auch Outdoor HDDs genannt, die Erschütterungen deutlich besser wegstecken können. Die sind aber zum einen nicht gerade billig und zum anderen fast immer noch größer. Für meinen geplanten Einsatzzweck überdimensioniert.

SSD vs. USB-Sticks für das Archiv

Hier wird’s jetzt interessant. Denn im Prinzip sind sich beide auf Flash und damit Speicherzellen setzende Speichermedien ähnlich. Wo liegt dann überhaupt der Unterschied zwischen SSDs und USB-Sticks?

Vor allem in drei Dingen: Die Art des Microcontrollers, Speichergröße und Geschwindigkeit. SSD-Hersteller versehen ihre Speicherriegel oft mit den aktuell schnellsten Thunderbolt-Schreib-und-Lesegeschwindigkeiten. Es gibt SSD-Typen, die deutlich mehr Daten fassen können als die größtmöglichen USB-Sticks. Dazu sind SSDs auf mehr Schreib-Lösch-Zyklen ausgelegt. Ihr könntet sie also zumindest für einige Jahre im täglichen Dauereinsatz verwenden. Bei USB-Sticks ist das in der Regel nicht der Fall.

Schnelle mobile Festplatte SanDisk Extreme Portable SSD V2. Bild: SanDisk

Aber wie so oft kommt es auf das jeweilige Gerät an. Vergleichen wir doch einmal eine Highend-SSD mit einem High-End-USB-Stick (Stand: Ende 2021):

Externe SSDUSB-Stick
SanDisk Extreme Portable SSD V2 1TBSanDisk Extreme Pro USB 3.2
Retail-Preis, ca: 130 Euroca. 130 Euro
Kapazität: 1 TB1 TB
Lesegeschwindigkeit bis: 1050 Mbit/s420 MBit/s
Schreibgeschwindigkeit bis: 1000 Mbit/s380 Mbit/s
USB-Standard: USB 3.2 (Gen 2)USB 3.2 (Gen 1)
Schreib-Lese-Zyklen: n.a.n.a.
Anschlüsse:Kabel für USB-C, USB-A-UmsteckerUSB-C und USB-A

Ich sag’s mal, wie es ist: Es gibt natürlich für beide Kategorien noch deutlich preisgünstigere Vertreter. Ihr findet im Netz No-Name-USB-Sticks mit 1 TB Kapazität für unter 30 Euro. Aber würdet ihr denen bedenkenlos euer „Lebenswerk“ an Daten anvertrauen? Ich schaue deswegen eine Kategorie höher: Markenqualität mit verlässlicher Technik.

SanDisk Extreme Pro USB-Stick

Der Vergleich oben ist nur exemplarisch und scheint sich dennoch verallgemeinern zu lassen. Einige Dinge fielen mir bei der Suche nach passenden Geräten auf:

  • USB-Sticks mit großen Speichermengen sind bei namhaften Herstellern seltener als SSDs mit 1 TB und mehr.
  • Trotz vergleichbarer USB-Standards ist die Schreib-und Lesegeschwindigkeit von USB-Sticks immer etwas langsamer.
  • Was Infos über Schreib-Lesezyklen oder auch Löschzyklen betrifft, geben sich die Hersteller selbst in ihren offiziellen Datenblättern schmallippig.

Oder anders gesagt: Die bekanntesten Anbieter für Speicherlösungen wie SanDisk/Western Digital, Seagate, Samsung oder Toshiba sähen es lieber, wenn ihr für dauerhafte Speicherlösungen eine externe SSD als einen USB-Stick nähmt.

MicroSD-Karte und Cloud

USB-Sticks schön und gut, höre ich euch sagen. Aber wäre es nicht noch minimalistischer, die Daten auf einer gar noch kleineren MicroSD-Karte zu speichern oder sogar – gänzlich unphysisch: in der Cloud?

Gegen MicroSD-Karten spricht zum einen, dass ihr sie noch leichter verlieren könnt. Wo aufbewahren, wiederfinden und dann noch von anderen unterscheiden? In einer Schublade? Oder in einem Kästchen, das dann ja auch wieder mehr Platz wegnähme? Noch dazu kommt, dass zwar jeder Rechner heute garantiert über mindestens eine USB-Schnittstelle verfügt, nicht zwingend aber über einen SD- oder gar microSD-Slot. Hier habe ich mir zuletzt mit Adaptern beholfen, nicht selten sogar Adaptern in Adaptern. Spart also am Ende kaum Platz und ist auch nicht praktischer.

Google-One-Abos: Wollt ihr viel Speicherplatz, geht es schnell ins Geld.

Und die Cloud? Hier sprechen für mich gleich mehrere Dinge dagegen: Für große Datenmengen müsst ihr bei einem der Anbieter wie Google, Apple, Microsoft oder Dropbox monatlich etwas bezahlen. Ihr dürft nicht beliebige Daten hochladen. Eine Cloud kann gehackt werden und nicht zuletzt haben ein großes IT-Unternehmen und im Zweifel Dritte Zugang zu euren persönlichsten Daten. Würde ich nicht wollen.

Bliebe noch die immer beliebter werdende Idee, sich mit einem NAS eine eigene Cloud zu bauen. Eure Daten immer und überall zugänglich in eurem eigenen Speicher. Nachteil: Ihr braucht hier einiges an Wissen, um so einen NAS als Cloud einzurichten. Die Geräte sind teuer, fressen dauerhaft Strom und sind in unserem Vergleich zudem die größten. Eine interessante Lösung, aber nicht das, was ich suche.

Meine Lösung

Meine Lösung ist natürlich nicht die Lösung. Für euch ist eventuell etwas Anderes besser. Ich schwankte am Ende lange zwischen einer kleinen handlichen SSD (die sich leichter wiederfinden ließe) und einem platzsparenden USB-Stick. Es wurde – beides. Ein USB-Stick und eine tragbare SSD. Ich sprach weiter oben von einem Doppel-Backup. Da schien mir beides legitim, einfach beiden Lösungen eine Chance zu geben.

Am Ende brauchte ich auch gar nicht mehr so viel Speicherplatz. Nach dem Aussortieren aller meiner Dateien reichten 2x 512 GB und eine Investition von um die 200 Euro.

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