iPhone 14 Pro: Mein 1.500-Euro-Smartphone

Apple hat die Preise für das iPhone 14 Pro erhöht. Gekauft habe ich es mir trotzdem. Denn billig war ein iPhone noch nie, und: wir leiden doch in Wahrheit gerne!

iPhone 14 Pro: Mein 1.500-Euro-Smartphone
Da ist es wieder: Mein "altes" iPhone 14 Pro (Bild: Jürgen Vielmeier)

Gerade kam es an, jetzt liegt es vor mir, mein neues iPhone 14 Pro (Testbericht). Und es ist auf den ersten Blick nur das: ein weiteres iPhone, das sich optisch nicht einmal deutlich vom iPhone 13 Pro, 12 Pro oder 11 Pro unterscheidet. Viel hat sich auf den ersten Blick also nicht getan, auch nicht beim neuen iOS 16, das ja auch auf dem iPhone 12 Pro laufen würde. Das Always-on-Display ist schon schön. Aber einen Aha-Effekt löst es erst einmal nicht aus.

Die Vorfreude? Anfangs eher niedrig, aber sie stieg in den letzten Tagen. Ich wusste, was ich bekommen würde. Es gibt keine offensichtlichen neuen Killerfunktionen. Dynamic Island, die nun animierte Notch, noch lichtstärkere Fotos nachts, ein Actionmodus bei Videos – das wird sicher toll auszuprobieren sein. Aber keine Innovationen, auf die ich wirklich hingefiebert hätte.

Dynamic Island: Die Notch ist geschrumpft und wird zur Nachrichtenzentrale.

Die 1.500 Euro, die ich letztendlich aus freiem Willen bezahlt habe, kommen schnell zusammen. Warum ich getan habe, was ich getan habe, versuche ich dir weiter unten zu erklären. Das iPhone 14 Pro startet mit 128 GB für UVP 1.299 Euro. Aber wenn man schon so viel Geld in die Hand nimmt, will man ja auch etwas länger etwas davon haben und sich nicht nach einiger Zeit ärgern müssen, dass keine Apps und Fotos mehr draufpassen. Also ging ich auf die 256-GB-Variante.

1.500 Euro für das iPhone 14 Pro: Die Rechnung – bitte?

Hätte ich das notwendige Zubehör bei Apple gekauft, wären es noch einmal über 100 Euro mehr geworden. Aber hier setzte ich dann doch den Rotstift an. Eigentlich lächerlich, weiß ich auch. Das ist, als würdest du dir ein 50.000 Euro teures Elektroauto kaufen und dann für die erste Wäsche in die SB-Box fahren. Einmal Schaum drauf, Klarspüler und Heißwachs für dreimal 0,50 Euro, statt dir die 11,90 Euro für die Waschstraße zu gönnen. Das Auto war so teuer, da muss ab jetzt jeder Cent dreimal umgedreht werden. Blödsinn, natürlich, aber so ist der Mensch.

Das Zubehör an sich ist notwendig, denn ein Case mit Panzerglas soll dafür sorgen, dass das Ding auch wirklich ein paar Jahre hält und der Wiederverkaufswert hoch bleibt. Aufladen muss ich es dann auch noch. Aber Apple legt weiterhin keinen Ladestecker bei – laut Website, um die eigenen Klimaziele zu erreichen (schön schön). Ich shoppte mir beides anderswo für insgesamt um die 55 Euro. Gesamtkosten also:

  • iPhone 14 Pro mit 256 GB: 1.429 Euro
  • Magsafe-fähige, transparente Hülle: 20 Euro
  • Display-Schutz, Kamera-Schutz: 10 Euro
  • Magsafe-Ladegerät (Dritthersteller): 25 Euro

Einen Ladestecker besaß ich noch. Alles zusammen also für rund 1.485 Euro. Leicht aufgerundet haben wir es dann also: ein 1.500-Euro-Smartphone.

Billig war ein iPhone noch nie

Über den Preis werde ich mich hier nicht beschweren. Es ist viel Geld, ja. Aber es hat mich auch keiner gezwungen, also was soll das! Außerdem ist es ja so: Wirklich billig war ein iPhone noch nie.

Fünf Jahre ist es her, als Apple das iPhone X auf den Markt brachte, das erste iPhone, das in der Grundkonfiguration schon über 1.000 Euro kosten sollte. Ein Paradigmenwechsel. 1.149 Euro waren es dann sogar am Ende, also schon weit über 1.000 Euro. Aber Apple versprach damals: zahle mehr und du wirst auch länger etwas davon haben. Ein Versprechen, das sich erfüllte.

Hallo, iPhone 14 Pro!

Sicher konntest du schon damals, 2017, weniger für das zeitgleich veröffentlichte iPhone 8 bezahlen, aber es wäre eben nicht das beste iPhone gewesen.

Und wer meint, früher wäre doch alles so viel günstiger gewesen: Noch einmal fünf Jahre zuvor, 2012, sollte das damals neue iPhone 5 mindestens 679 Euro kosten. Damals ging es noch bei 16 GB los – und das hat in vielen Fällen auch gereicht. Für die sorgenfreiere Variante mit 32 GB waren auch da schon 789 Euro fällig. ZDnet notierte seinerzeit, dass die Preise im Vergleich zum Vorgänger iPhone 4S um 50 Euro gestiegen waren. Es gab kaum jemanden, der das damals nicht teuer fand und: eigentlich viel zu viel für ein Smartphone.

iPhone 14 Pro: Viele andere Flaggschiffe kaum billiger

Es stimmt aber auch: Kaufkraftbereinigt wären 789 Euro für das iPhone 5 damals 900 Euro heute. Und mein neues iPhone 14 Pro ist auch im Vergleich dazu noch über 50 Prozent teurer. Die Kosten für die Bauteile sind im Vergleich zu 2012 nicht erheblich gestiegen. Warum also diese Preisentwicklung? Die Inflation? Die Nachfrage? Die Marktlage?

Schauen wir uns doch einmal die Preise der Konkurrenz an: Sony ist mit dem aktuellen Flaggschiff nicht wesentlich günstiger. UVP liegt der Preis für die 256-GB-Variante des Xperia 1 IV bei 1.249 Euro. Samsung ruft für das Galaxy S22 Ultra mit 256 GB derzeit im eigenen Shop 1.449 Euro auf (der Straßenpreis liegt etwa 100 Euro darunter).

Selbst die einstmals deutlich günstigeren Chinesen halten für ihre Spitzenmodelle immer deutlicher die Hand weit auf: Straßenpreis für das Oppo Find X5 Pro zum Zeitpunkt dieses Beitrags: 1.150 bis 1.200 Euro. Das Xiaomi 12S ist in Deutschland noch nicht auf dem Markt, würde aber analog zur Preispolitik des Unternehmens ebenfalls 1.200 Euro oder mehr kosten. Preise von weit über 1.000 Euro für das jeweils beste Smartphone sind also längst ein branchenweiter Trend.

500 Euro teurer – warum greifen wir trotzdem zum iPhone 14 Pro?

Dass es durchaus deutlich günstiger geht, zeigt derweil aktuell Motorola. Das Edge 30 Ultra des Anbieters ist der aktuelle Preisbrecher unter den Android-Flaggschiffen mit dem Snapdragon 8+ Gen 1, einem 144-Hertz-Display, 125-Watt-Schnelllademodus (warum kannst du das nicht, Apple?), 200-Megapixel-Kamera, 8K-Video, WiFi 6E, 12 GB RAM – mit 256 GB Speicher und mitgeliefertem Schnellladegerät (jaja!) für gerade einmal 899 Euro. Man hat mich so weit, dass ich das günstig finde…

Also die Frage aller Fragen: Warum haben ich und viele andere uns das nicht geholt? Und geben statt dessen über 500 Euro mehr für ein iPhone 14 Pro aus?

Die kurze Antwort: Weil wir wissen, was wir da bekommen. Die lange Antwort: Wir werden jahrelang etwas davon haben, Apple wird uns mindestens 5 Jahre lang mit Updates versorgen (Motorola auch? Wohl eher nicht…), es ist der branchenweit leistungsfähigste Prozessor drin, es veraltet weniger schnell als es für gewöhnlich Android-Geräte tun, die Kamera wird wie immer sehr gut sein, iOS ist für viele (auch für mich) immer noch das beste mobile Betriebssystem, die Zusammenarbeit mit einem Mac ist besser (und ich arbeite mit einem MacBook M1).

Im Test der Kamera des iPhone 14 Pro hat sich dieser Eindruck noch mal bestärkt.

Hoffnung auf die versteckte Killerfunktion

Was ich und viele Andere an einem iPhone schätzen: diese kleinen Funktionen, die sich aus dem Zusammenspiel von Hard- und Software ergeben, die bei einer Präsentation meist nur am Rande oder erst einmal gar keine Erwähnung finden und sich später als etwas entpuppen, das niemand mehr missen möchte. AirDrop war so etwas, iMessage war so etwas, Live Photos waren so etwas, auch Live Text hat noch das Potenzial, so etwas zu werden. Was wird es im iPhone 14 Pro werden? Wir sind gespannt, es herauszufinden.

Das iPhone 14 Pro hat ein Always-on-Display.

Und dann ist da noch etwas, sagen wir, Psychologisches. Wenn uns etwas anfangs Schmerzen bereitet und wir dann nach und nach seinen Wert erkennen, dann haben wir es umso lieber, verteidigen es umso energischer, mögen es nie wieder hergeben. So ging es mir damals mit meinem Samsung Galaxy S10, das ich eigentlich nur anschaffte, weil Samsung uns damals kein Testgerät zur Verfügung gestellt hatte. Anfangs dachte ich: „Was soll ich damit?“ Und als ich es dann später verkaufte: „Verdammt, das Ding werde ich vermissen!“ So gesehen leiden wir gerne, zumindest anfangs.

Kritikpunkte? Gar nicht mal so viele

Was den Preis angeht, ist die Stimmung bei mir genauso wie bei anderen, die ich in den Foren gehört habe: Begeistert ist keiner, aber viele machen es trotzdem, weil sie bei Apple bleiben wollen, im Großen und Ganzen zufrieden sind, die Konkurrenz auch nicht deutlich preisgünstiger ist und weil sie nicht mehr damit rechnen, dass die Preise in Zukunft wieder fallen werden. Motto: Ob jetzt viel Geld für ein iPhone ausgeben oder im nächsten Jahr, macht keinen Unterschied – jetzt bekommst du es nur früher.

Kritik muss sich Apple aber trotzdem – oder gerade deswegen – von mir gefallen lassen. Es mag trotzig klingen, nach dem Motto: Wenn ich es schon kaufen musste (musste ich natürlich nicht), dann soll aber auch bitte alles stimmen. Und da ist es in meinen Augen schon enttäuschend, dass inzwischen wirklich jeder Hersteller in seine Geräte einen Schnelllademodus einbaut, der diesen Namen auch verdient. Jeder, außer Apple.

Aber wenn das neben dem Preis mein einziger Kritikpunkt ist – und mehr sehe ich im Moment nicht – dann hätte Apple einen sehr guten Job gemacht. So, und jetzt schaue ich mir das mal in Ruhe an und suche nach der versteckten Killerfunktion. Mein Testbericht folgt. Die ersten Schritte mit dem Ding machen schon einmal Laune. Ich habe ein gutes Gefühl dabei. Ich glaube, das iPhone 14 Pro und ich, wir werden uns gut verstehen.

Das iPhone 14 (Pro) kannst du auch bei EURONICS kaufen.

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