Wohl auf Druck der US-Regierung und dem US-Handelsministerium hat Google dem Smartphone-Hersteller Huawei die Android-Lizenz aufgekündigt. Smartphones der Chinesen sollen damit künftig keine offiziellen Android-Updates mehr erhalten. Zudem soll es vorerst keine Lieferungen mehr von US-Bauteileherstellern wie den Chipherstellern Qualcomm und Intel geben.
Laut dem Techblog The Verge und der Nachrichtenagentur Reuters sind davon zukünftige wie bereits im Verkauf befindliche Smartphones betroffen. Sicherheitsupdates und offizielle Android-Updates, etwa auf die Version Android Q, soll es damit für Huawei-Smartphones nicht mehr geben.
Update, 21.5.19: Das US-Handelsministerium hat Huawei einen Aufschub von drei Monaten gewährt. Bis zum 19. August 2019 dürfen die Chinesen weiterhin Android-Updates einspielen und auch noch US-Chips beziehen. Laut Huawei-Firmengründer Ren Zhengfei sei Letzteres allerdings nicht notwendig. Man habe sich auf ein solches Szenario vorbereitet und sei auch ohne US-Technik gut aufgestellt:
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Was genau bedeutet das für euer Huawei-Smartphone?
Sollte es nicht noch eine Einigung geben, bleibt es bei der Kündigung und euer Huawei-Smartphone wird keine offiziellen Android-Updates mehr bekommen. Das beginnt bereits mit Updates auf die neue Version Android Q (Android 10). Auch offizielle Android-Sicherheitsupdates wird es für euer Gerät nicht mehr geben. Huawei kann Android-Sicherheitsupdates nur noch auf eigene Faust nachreichen.
Welche Smartphones sind betroffen?
Vom Ende der Lizenz sind alle aktuell erhältlichen Huawei-Smartphones, angekündigte Modelle und auch zukünftige Smartphones betroffen. Darunter aktuelle Phones wie das P30, P30 Pro, P30 Lite, P Smart 2019, Mate 20 Pro, Mate 20 und Nova 2. Allerdings sind auch ältere Modelle wie die P20-Serie, frühere Mate-, G- und Y-Modelle betroffen, falls hier noch Updates geplant waren. Eben alle Huawei-Smartphones.
Betroffen von der Maßnahme sind auch Smartphones der Tochtermarke Honor. Also etwa das Honor 10, das Honor 20 Lite oder das Honor View20.
Was bleibt mit Huawei-Smartphones möglich?
Huawei darf weiterhin auf die Open-Source-Version von Android zugreifen. Es wäre dem Hersteller also möglich, Smartphones mit einer eigenen, noch stärker angepassten Android-Version auszustatten. Ähnlich macht es bereits Mitbewerber OnePlus mit dem eigenen Oxygen OS. Auch weitere Android-Sicherheits-Updates stünden Huawei so zur Verfügung.
Google erklärte in einer offiziellen Stellungnahme auf Twitter, dass Google-Play-Services und Google Play Protect für existierende Huawei-Smartphones verfügbar blieben. Dem Wortlaut entsprechend, wird das allerdings für künftige Smartphones der Chinesen dann nicht mehr der Fall sein. Apps wie GMail, Google Drive oder Google Fotos und der Play Store an sich wären also auf künftigen Huawei-Smartphones nicht mehr verfügbar.
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Was ändert sich für euch?
Bis auf weitere Android-Updates bleibt mit aktuellen Huawei-Smartphones alles möglich. Ihr könnt weiterhin auf Google Play zugreifen, Google-Apps nutzen und herunterladen und auch Updates dafür erhalten.
Eventuell ändert sich für euch also nichts, gerade wenn für euer Phone ohnehin kein Update mehr vorgesehen war.
Hat Huawei einen Plan B?
In Interviews hat Huawei-Chef Richard Yu mehrfach betont, dass das Unternehmen für den Notfall an einem eigenen Betriebssystem arbeite. Nun scheint der Moment gekommen, in dem dieser Notfall eintritt. Dabei sind natürlich noch viele Fragen offen: Erstens, auf welchem technischen Stand dieses Notfall-Betriebssystem ist. Ist es schon einsatzfähig?
Und dann auch die Frage, um welche Art von eigenem Betriebsystem es sich dabei handelt. Wäre es ein alternatives Android, das – wie etwa OnePlus‘ Oxygen OS – auf Open Source basiert, hätte Huawei eine vergleichsweise kostengünstige und schnell einsatzfähige Lösung. Wäre es eine proprietäre Lösung wie Samsungs Tizen OS, wäre das über Updates auf bestehende Geräte kaum einspielbar. Und es würde sich die Frage stellen, ob dieses System genauso nutzerfreundlich wie Android wäre. Gerade auch im Hinblick auf die Frage, ob Nutzer alle ihre gewünschten Apps bekämen.
Noch nicht ausgeträumt ist außerdem die Hoffnung auf einen Plan C: Dass sich der Streit noch legt und die US-Regierung Huawei wieder auf die weiße Liste setzt, so wie vor einem Jahr mit ZTE geschehen. Hier sollten betroffene Nutzer die Nachrichten der kommenden Wochen aufmerksam verfolgen.
Was ist mit Android-Wearables?
Eine offizielle Stellungnahme zu künftigen Updates von Huawei-Wearables mit Googles Wear OS gibt es noch nicht. Nutzer sollten allerdings erwarten, dass es hier ein ähnliches Verbot und keine weiteren Updates von Google geben wird. Davon betroffen ist unter anderem die Watch 2. Die im vergangenen Sommer vorgestellte Watch GT allerdings läuft bereits mit einem eigenen Betriebssystem.
Keine Chips mehr für Huawei-Smartphones
Auch die US-Chiphersteller Intel und Qualcomm haben angekündigt, in Beachtung des Präsidentendekrets Huawei nicht mehr mit Prozessoren und Speicherlösungen zu beliefern. Auf den ersten Blick kein Problem, da Huawei eigene Kirin-Prozessoren in seinen Smartphones einsetzt. Teile davon und verwandte Bauteile für Mobilfunkmodems allerdings stammen auch von den beiden Chip-Schwergewichten. Die Chinesen müssen diese in künftigen Geräten ersetzen.
Was bedeutet das für Huawei?
Auch wenn es einen Plan B gibt: Die Maßnahmen treffen den Smartphone-Hersteller hart. Neue Bauteile müssen erst einmal gefunden, ein alternatives Betriebssystem zur Marktreife gebracht werden und dann muss dieses natürlich ähnlich nutzerfreundlich sein wie Android. Das alles zu einem Zeitpunkt, an dem sich Huawei mit 17 Prozent Marktanteil und von Kritikern gefeierten Smartphones wie dem P30 Pro und dem Mate 20 Pro auf einem sehr guten Weg befand.
Was ist mit anderen chinesischen Herstellern?
Andere chinesische Smartphone-Hersteller sind nicht von dem Verbot betroffen. Das Präsidentendekret meint Unternehmen, die Netzwerktechnik herstellen und installieren, die etwa für den Aufbau von 5G-Netzen verwendet werden können. Huawei vertreibt auch derartige Netzinfrastruktur. Andere chinesische Unternehmen wie das mittlerweile auch in Deutschland verkaufende Xiaomi und der Riese BBK Electronics, der sich mit Marken wie OnePlus, Oppo und Vivo einen Namen gemacht hat, aber nicht. Sollten nicht auch sie in absehbarer Zeit in den Handelskrieg zwischen den USA und China hineingezogen werden, könnten sie sogar als große Profiteure aus dem Huawei-Verbot hervorgehen.
Faltbares Smartphone Huawei Mate X: Innovation made in China
US-Präsident Donald Trump hatte vergangenen Mittwoch einen „nationalen Telekommunikationsnotstand“ verhängt, Huawei in diesem Zuge auf eine schwarze Liste gesetzt und Transfers von Produkten mit dem Unternehmen untersagt. Dem folgte nach US-Chipherstellern wie Intel und Broadcom am Sonntag auch Google. Die USA befinden sich mit China in einem Handelskrieg, ferner fürchten die USA und andere westliche Regierungen Spionage durch Hintertüren in Huawei-Hardware, die unter anderem auch für den Aufbau von 4G- und 5G-Netzen eingesetzt wird.
Bilder: Huawei
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„Was ist mit anderen chinesischen Herstellern?
Noch offen ist, was eigentlich aus anderen chinesischen Herstellern wird, die ihrerseits auf Android und Prozessoren von US-Chipherstellern setzen. Darunter etwa das mittlerweile auch in Deutschland verkaufende Xiaomi und der Riese BBK Electronics, der sich mit Marken wie OnePlus, Oppo und Vivo einen Namen gemacht hat. Streng genommen müssten diese vom gleichen Verbot eingeholt werden. Noch ist das allerdings nicht offiziell kommuniziert.“
Das verstehe ich nicht? Nur weil es chinesische Firmen sind?
Du hast Recht, das stimmt so nicht. Betroffen sind nicht chinesische Smartphone-Hersteller generell, sondern nur Huawei, das Netzwerktechnik in den USA vertreiben könnte. Ich hab’s korrigiert. Danke für den Hinweis!