Am Ende seiner Präsentation kam Huawei-Chef Richard Yu mit einer Sonnenbrille auf der Nase wieder auf die Bühne. Einer smarten Sonnenbrille. Motto: Seht her, wir können! Und ja, geht es um Hardware, kann Huawei so einiges im Moment. Etwa Smartphones mit richtig guten Kameras bauen, wie schon im vergangenen Jahr im P20 Pro und Mate 20 Pro, so nun auch im neuen P30 Pro.
Huawei P30 Pro
Klare Sache, dass es auch Huawei beim P30 Pro maßgeblich auf die Kamera ankommt. Richard Yu verglich deren Qualitäten mit denen des Samsung Galaxy S10+ und des iPhone Xs Max. Das P30 Pro hat diesmal eine Vierfachkamera mit an Bord: Ultraweitwinkel, Normalbrennweite, 5x Tele und eine Time-of-Flight-Kamera (ToF), die Entfernungen messen kann und damit Schärfentiefe genauer bestimmen soll.
Besonderes Schmankerl aber: Der Kamera im P30 Pro soll selbst 1 Lux Lichtstärke reichen, um fast taghelle Fotos zu machen. Da sieht selbst das menschliche Auge längst nichts mehr. Dafür setzt Huawei einen neuen Sensor ein, der mit 1/1.7 Zoll wieder so groß ist wie im Vorgänger P20 Pro, aber deutlich lichtempfindlicher. Die maximale ISO-Zahl (auch wenn diese nur bedingt etwas aussagt) liegt bei stolzen 409.600.
Prozessor im Huawei P30 ist der gleiche Kirin 980 wie schon im Mate 20 Pro. Je nach Ausstattung erhaltet ihr 8 GB RAM und 128 oder 256 GB Speicher, der sich mit einer NM-Card erweitern lässt. Das Gehäuse ist nach IP68 staub- und wassergeschützt. Der Fingerabdrucksensor ist, ähnlich wie im Samsung Galaxy S10, ins Display integriert. Das OLED-Display misst 6,4 Zoll und hat eine Auflösung von 2340 x 1080px (Full HD+).
Der Akku misst 4.200 mAh und lässt sich mit einem Schnellladegerät wieder aufladen. Huawei nennt diesen gar „Starkstrom-Charger“. Spannend ist auch die neue Audiotechnologie, die auch den Lautsprecher ins Display integriert.
Betriebssystem ist Android 9.0, leider wieder mit der eigenen Software-Oberfläche Emotion UI in der Version 9.1. Von der bin ich bewiesenermaßen kein Freund, und ich bin nicht der einzige. Hier wäre Huawei ein Neuanfang zu empfehlen, ähnlich wie Samsung das beim One UI gelungen ist.
Huawei P30
Die kleine Schwester Huawei P30 ist etwas kleiner (6,1 Zoll) als das P30 Pro und muss sich mit einer Triple-Kamera (ohne ToF-Modul) begnügen. Auch der Akku ist mit 3.650 mAh kleiner proportioniert, das Display löst allerdings gleich hoch auf. Auch hier ist der Fingerabdrucksensor ins Display integriert. Mit 6 GB RAM und maximal 128 GB Speicher gibt es beim P30 etwas weniger. Geschützt ist das Gehäuse nur nach IP 54.
Ansonsten hat Huawei das P30 fast gleich stark ausgestattet wie das P30 Pro. Auch die Kamera hat den gleichen, riesigen Sensor mit 1/1.7 Zoll spendiert bekommen. Es kostet dafür mit 749 Euro UVP 250 Euro weniger als das P30 in der kleinsten Speichergröße. Beide sollen je nach Farbe zu unterschiedlichen Zeiten Anfang April auf den Markt kommen.
Huawei Free Buds, Free Lace und Gentle Monster
Die noch unbenannte smarte Sonnenbrille entwirft Huawei in Zusammenarbeit mit dem koreanischen Hersteller Gentle Monster. Hier soll sogar eine ganze Serie von smarten Brillen entstehen, die mit Stereo-Lautsprechern und Mikrofonen ausgestattet sind und sich von der Trägerin oder dem Träger per Sprache steuern lassen. Eine Kamera ist nicht vorgesehen. Im Juli soll das erste Modell der Kooperation auf den Markt kommen.
Richard Yu hatte aber noch mehr im Gepäck: Es gibt eine neue Version der True-Wireless-Kopfhörer Free Buds, mit Free Lace ein neues Sportler-Headset, die Monster-Powerbank Huawei SuperCharge, die verschiedenste Geräte mit 40 Watt aufladen kann. Und zwei neue Smartwatches: Die Watch GT Active und die Watch GT Elegant.
Persönliches Fazit: Weniger Wow, mehr Licht
Huaweis Smartphones P20 Pro und Mate 20 Pro hatten für mich die besten Kameras des vergangenen Jahres. Das P20 Pro war sogar ein derart großer Sprung nach vorne, dass Huawei hier der Konkurrenz ein Stück weit davon eilte. Zwar ist die Rangliste der Kamera-Profis DxO umstritten, aber dass ein Jahr lang niemand dort eine besser performende Kamera vorstellte als Huawei, spricht Bände. Dazu kam das Mate X vor ein paar Wochen, ein faltbares Smartphone, das mit seinem klugen Ansatz schon im Vorfeld für Furore sorgte.
Dieser Wow-Faktor fehlt beim P30 Pro diesmal. Vielleicht auch, weil Huawei selbst einen starken optischen Zoom, einen beinahe verlustfreien Hybridzoom und auch eine starke Nachtsicht schon im vergangenen Jahr vorgestellt hatte. Und trotzdem wird das P30 Pro ohne Zweifel wieder ein großer Schritt nach vorne sein. Dank dessen 5-fach-optischen und 10-fach-Hybridzoom sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
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