Bereits Ende April wird die Fujifilm X-T4 erscheinen. Die Preisempfehlung ab 1.799 Euro ist kein Kampfpreis. Zeugt aber vom Selbstbewusstsein, mit dem neuen Spitzenmodell ein sehr gutes Gesamtpaket anzubieten.
Canon und Nikon auf der CES 2020: Spiegelreflexkameras für Profis
Spitzentechnik zum guten Preis
Die größte Neuerung der Systemkamera Fujifilm X-T4 gegenüber dem Vorgänger X-T3 ist der flexibel gelagerte Sensor. Die optische Bildstabilisierung (OIS) ist bereits im Gehäuse integriert. Bislang nutzte der Hersteller einen flexibel gelagerten Sensor nur im Highendmodell X-H1. Neben 20 Prozent Gewichtsersparnis und einer um 30 Prozent kleineren Konstruktion kommt dieses Feature nun auch in der schlanken X-T4 zum Einsatz.
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Neuland für die Fotoindustrie ist ein integriertes OIS nicht. Dennoch sind die technischen Details des von Fujifilm als IBIS bezeichneten Systems erstaunlich. Verbesserte Gyroskopen registrieren Bewegungen und Lageveränderungen auf fünf Achsen. Gegenüber der X-H1 soll das neue IBIS-System achtmal präziser arbeiten. Damit es nicht zu Vibrationen kommt, verzichtet Fujifilm auf herkömmliche Federungen und setzt auf einen magnetfeldbasierten Antrieb.
Die OIS-Integration schlägt sich selbstredend auf die Folgekosten nieder, da die Objektive mit XF-Bajonett auf den Bildstabilisator verzichten können. Weisen sie dennoch einen OIS auf, verspricht Fujifilm ein intelligentes Zusammenspiel beider OIS-Mechanismen.
Ein paar der über 30 XF-Objektive lassen eine um 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeit zu, ohne dass die Aufnahmen verwackeln. Fujifilm platziert die X-T4 deshalb im Profibereich für Sportaufnahmen und Fotografien mit wenig Licht.
Bildsensor: Schneller APS-C mit sattem Funktionsumfang
Der Bildsensor X-Trans-CMOS 4 bietet 26 Megapixel im APS-C-Format. Im Vergleich zu den meist noch etwas teureren Vollformatkameras croppt die X-T4 also Aufnahmen. Für eine vortreffliche Kamera muss es aber längst nicht immer Vollformat sein, wie auch die Leistungsdaten der X-T4 zeigen. Denn die haben es in sich!
Binnen 0,02 Sekunden stellt der neue Autofokus-Algorithmus die Motive scharf. Fujifilm hat die Präzision in der Motiverkennung verdoppelt und bietet ein intelligentes Objekttracking an. Die Blendenstufen von -2 bis +4 EV könnt ihr in 0,5 EV-Stufen justieren, vormals ging das nur in 1,0er Schritten. Zwei neue Weißabgleich-Automatiken für „Weiß Priorität“ und die wärmere „Ambiente“-Anpassung erweitern die Szeneautomatiken. Und damit die Speicherkarte nicht platzt, bietet Fuji zwei Kompressionsstufen für RAW-Fotos an.
Die Fujifilm X-T4 nutzt SD-Karten und bietet zwei Slots an. Bis zu 114 JPEG-Dateien am Stück schaffen es in den Speicher, ehe sie durchatmen muss. Im RAW-Format sinkt der Wert auf noch immer exzellente 38 Bilder im Dauerlauf. Das neue Modell schafft 15 Serienbilder pro Sekunde mit mechanischem Verschluss. Nutzt ihr die Echtzeit-Vorschau des LiveView, sinkt der Wert auf 8 Bilder/s ab. Die niedrigste Verschlusszeit liegt bei 1/8000s, was modellübergreifend ein sehr, sehr guter Wert ist.
Display und Akku: Knackscharfer Dauerläufer
Spiegellose Systemkameras können in punkto Abbildungsqualität mit DSLRs gleichziehen und haben noch Gewichts- und Komfortvorteile auf ihrer Seite. Dafür zehrt der elektronische Sucher am Akku. Fujifilm gestaltete die Batterie neu. Das Modell NP-W235 ist laut Hersteller nur mit der X-T4 kompatibel und speichert 2.200 mAh. Mit einer vollständigen Ladung könnt ihr zwischen 500 und 600 Fotos aufnehmen. Voraussetzung für diese Leistungsskala ist der Verzicht auf RAW-Aufnahmen und Nutzung des neuen Economy-Modus.
Erweitert ihr die X-T4 mit dem optionalen Batteriegriff VG-XT4, soll sich die Ausbeute auf 1.450 Auslösungen im normalen und bis zu 1.700 Aufnahmen im stromsparenden Modus belaufen. Strom bezieht die Kamera über einen USB-C-Anschluss, Powerbanks sind kompatibel.
Der elektronische Sucher und das 7,6 cm große Touchscreen-Display bieten drei Betriebsmodi. Goutieren möchten wir an dieser Stelle die Restlicht-Priorität, die für dunkle Umgebungen konzipiert ist. Adieu Nachtblindheit, willkommen augenfreundliche Helligkeit! Ein hochauflösender Modus zur Erkennung feinster Details und die Priorität auf die Bildrate sind die Alternativen. Mit 900 mal 600 Pixeln ist die Bildschirm-Auflösung vollkommen in Ordnung. Mit 7,6 cm (3 Zoll) in der Diagonale ist der Screen etwa halb so groß wie der eines Samsung Galaxy S9+ oder Apple iPhone 11 Pro.
Wie in dieser Preisklasse üblich, lässt sich der Bildschirm drehen und auch nach vorne schwenken. Hier setzt Fujifilm keine neuen Trends, zieht aber mit der Konkurrenz gleich. Das Vorgängermodell X-T3 bot nur ein klappbares Panel, mit welchem Selbstporträts nahezu unmöglich waren.
Videoprofi mit Fake-Qualitäten
Wenngleich Systemkameras wohl kaum in Hollywood Verwendung finden, so sind Videofähigkeiten doch eine willkommene Ergänzung für Privatanwender. Hier bietet Fujifilm einen außergewöhnlichen Funktionsumfang, der als zweites System innerhalb der Kamera begriffen werden kann. Die Kamera schaltet im Video-Modus mit DIS eine IBIS-ergänzende Bildstabilisierung hinzu. Unerwünschte Schwankungen gleicht die Kamera-Automatik aus, das Bild kippt und wackelt nicht. Das erinnert nicht von ungefähr an die derzeit populären Smartphone-Gimbals.
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Spezielle Menüs, separate Lichtsteuerung, einheitlicher Crop-Faktor und die Dual-Speicherfunktion – die X-T4 hat durchaus Video-Ambitionen. In 1080p, Cinema-4K (4.096 x 2.160 Bildpunkte) oder UHD-4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) bei 60 Bildern/s erfasst diese Kamera das von euch geschossene Videomaterial. Zum Experimentieren laden die 240-fps-Zeitlupenaufnahme und „Eterna Black Bypass“ ein. Hinter dieser hippen Wortschöpfung versteckt Fujifilm die Simulation analogen Filmkorns.
Gehäuse, Ergonomie, Bedienung
Fujifilms Gehäusegestaltung der X-T4 orientiert sich an den bisherigen Designs und steht in der Tradition der drei Vorgänger. Silberfarbenes Metall, die Ledertextur des Gummiüberzugs und Anordnung der mechanischen Bedienelemente versprühen eine wohlige Nostalgie.
Ausgestattet mit SD-Karte und Akku bringt die X-T4 607 Gramm auf die Waage. Verglichen mit den Systemkameras von Canon, Nikon oder Sony ist der Body also durchaus ein Schwergewicht. Positiv an der Gewichtszunahme ist, dass nach Montierung eines Objektivs die Gewichtsverlagerung nicht zu „kopflastig“ ausfällt und sich besser ausbalanciert. Gerade bei ausgedehnten Fototouren ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Die Bedienung erfolgt hybrid. Über die mechanischen Elemente steuert ihr die Grundfunktionen, via Touchscreen geht es in die Untiefen der Menüs und Funktionen. Die X-T4 ist mit Fujifilms Instax-Druckern kompatibel und verbindet sich über Bluetooth oder WLAN mit eurem Smartphone.
Fujifilm X-T4
Bildsensor und Leistungsdaten | X-Trans CMOS 4 APS-C-Format; 26,1 MP für Fotos, 91-Fokuspunkte, SD-Karte mit Dual-Slot; WLAN, Bluetooth, USB-C |
Bilder/Sekunde, ISO, Video | 15 Bilder/s (mech.), 8 Bilder/s (LiveView); ISO 160-12.800; 4K60fps-Video |
Maße und Gewicht | ca. 134,6 x 92,8 x 63,8 mm; 607 Gramm inkl. Akku und Speicherkarte, exkl. Objektiv |
Lieferumfang (Basispaket) | Lithium-Ionen Akku NP-W235, AC Power Adapter USB-Kabel, Kopfhörer Adapter, Schultergurt, Gehäusedeckel, Blitzschuhabdeckung, Batteriegriff Anschlussabdeckung, Seitliche Abdeckung, Synchronisationsanschlussabdeckung, Bedienungsanleitung |
Preise zum Start (UVP) | 1.799 Euro (Body); 2.199 Euro (Bundle mit Fujinon XF18-55mmF2.8-4 R LM OIS); 2.299 Euro (Bundle mit Fujinon XF16-80mmF4 R OIS WR) |
Ersteindruck: Ansage an Canon und Sony
Alles in allem hinterlässt die Fujifilm X-T4 einen hervorragenden Ersteindruck. Mit stark verbesserter OIS-Integration, dem generalüberholten Bildsensor und ausgedehnten Videofunktionen avanciert sie zu einem Spitzenmodell der Systemkameras und konkurriert mit der Canon EOS RP (auch wenn die einen Vollformatsensor verwendet) und Sony Alpha 6600. Die Neuerungen enden da, wo die Wohlfühlzone der Fujifilm-Fotografen beginnt. Design und Bedienung sind behutsam modifiziert, das höhere Gewicht erleichtert DSLR-Fotografen den Umstieg.
Die Fujifilm X-T4 ist ab Ende April im Handel erhältlich. Die unverbindliche Preisempfehlung steht bei 1.799 Euro. Im Bundle mit dem Objektiv Fujinon XF18-55mm F2.8-4 R LM OIS ruft der Hersteller 2.199 Euro auf. Im Paket mit dem Fujinon XF16-80mmF4 R OIS WR kostet die Systemkamera etwa 2.299 Euro.
Jetzt kommentieren!
> Fujifilm präsentiert mit der X-T4 eine neue Systemkamera, die den Sensor drastisch verbessert.
> Mit stark verbesserter OIS-Integration, dem generalüberholten Bildsensor und ausgedehnten Videofunktionen avanciert sie zu einem Spitzenmodell der Systemkameras und konkurriert mit der Canon EOS RP (auch wenn die einen Vollformatsensor verwendet) und Sony Alpha 6600.
Leute. Der Sensor ist identisch mit dem Sensor in der X-T3. Wie kommt man darauf sowas zu schreiben?
Und IBIS ist nicht 20, sondern 30 Prozent kleiner. Siehe https://www.fujifilm.eu/de/presse/artikel/professionelles-kraftpaket-die-neue-spiegellose-systemkamera-fujifilm-x-t4-mit-integriertem-fuenf
Hallo Mike,
danke, was die Zahlen angeht, ist da einfach eine Doppelung vorgenommen worden. Danke für den Hinweis.
Was den Sensor als Grundlage angeht, hat Fujifilm den 2018 vorgestellten X-Trans CMOS 4 Sensor beibehalten, ihm aber ein paar wichtige und gute Neuerungen zur Seite gestellt. Auf diese referiert der Terminus „verbessert“.
Mit besten Grüßen
Daniel
> danke, was die Zahlen angeht, ist da einfach eine Doppelung vorgenommen worden. Danke für den Hinweis.
Ist übrigens immer noch falsch im Artikel 😉
> Was den Sensor als Grundlage angeht, hat Fujifilm den 2018 vorgestellten X-Trans CMOS 4 Sensor beibehalten, ihm aber ein paar wichtige und gute Neuerungen zur Seite gestellt. Auf diese referiert der Terminus „verbessert“.
Der Sensor selbst ist nur leider komplett identisch zum Vorgänger X-T3. Er ist nun lediglich flexibel gelagert, aber der gleiche Sensor wie zuvor 🙂 Wenn ihr das mit „Sensor drastisch verbessert“ meint… naja.
Grüße
Mike
Hallo Mike,
die Änderung im Artikel ist bereits gestern um 11:48 Uhr erfolgt.
Die Kernaussage bleibt: Der Sensor profitiert von der Neugestaltung der unterstützenden Systeme.
Gruß
Daniel