Fujifilm X-A5 ausprobiert: Kann eigentlich alles, aber macht es euch nicht leicht

Die beste Kamera ist, die, die man dabei hat. Wenn das die Fujifilm X-A5 ist, dann stehen den Nutzern auf kompakten Maßen auch Profi-Eigenschaften zur Verfügung. Um die herauszukitzeln, bedarf es aber manch weitem Weg.

Fujifilm X-A5 ausprobiert: Kann eigentlich alles, aber macht es euch nicht leicht
Fujifilm X-A5 Test

Auf den ersten Blick kann die Fujifilm X-A5 eigentlich alles, was zumindest Einsteiger von einer ordentlichen Systemkamera erwarten: Zahlreiche Motivprogramme, zwei mechanische Einstellrädchen, Serienbildfunktion und auch ein eingebauter Blitz, wenn es sein muss. Das alles bei einem großen APS-C-Sensor. Und für Video- und Selfie-Fans: 4K-Video, ein Mikrofonanschluss und ein um 180 Grad nach oben schwenkbares Display.

Die Vorteile der Fujifilm X-A5

Dieser „Beauty-Spiegel“ wird von Profi-Fotografen manchmal verlacht. Ich halte ihn mittlerweile für eine Selbstverständlichkeit. Denn kaum etwas eignet sich besser für die Videoaufnahme als eine Systemkamera. Und in der Generation YouTube ist der Protagonist nun einmal am liebsten zu sehen. Wo ist das Problem?

Schwenkspiegel für Selfies und Selfie-Videos
Schwenkspiegel für Selfies und Selfie-Videos

Mit der Fujifilm X-A5 habe ich ein paar sehr schöne Fotos aufgenommen und sehr scharfe Videos. Die Kamera hat einen guten Nacht- und einen künstlerischen HDR-Modus (was sich beides auch kombinieren lässt). Sie ist im Handumdrehen eingeschaltet, bietet eine schnelle Reaktionszeit, eine durchaus kurze Auslöseverzögerung und einen halbwegs schnellen Autofokus. Auf Wunsch könnt ihr statt eines schon erwähnten Mikrofons an die 2,5mm-Klinken-Buchse auch einen Fernauslöser anschließen. Per WLAN und App übertragt ihr Fotos auf das Smartphone oder könnt die Kamera von dort aus fernsteuern.

Mit der Fujifilm Kamera-Remote-App könnt ihr Bilder aufs Smartphone übertragen oder die Kamera von dort fernsteuern.
Mit der Fujifilm Kamera-Remote-App könnt ihr Bilder aufs Smartphone übertragen oder die Kamera von dort fernsteuern.

Ein Sucher fehlt, aber das große 3,0-Zoll-LCD-Display leuchtet derart hell, dass ich darauf auch ziemlich gut verzichten kann. Selbst bei gleißendem Sonnenlicht in der Mittagshitze (und mal ehrlich: wie oft fotografiert man da?) erkenne ich alle Details. Trotzdem schwamm die Akkulaufzeit für mein Empfinden auf dem Niveau anderer Systemkameras mit. Während der Zeit meines Tests musste sie nur einmal an den Solarstrom. Kein Vergleich natürlich zur meist deutlich längeren Akkulaufzeit einer Spiegelreflexkamera.

Viele Schmankerl der Fuji X-A5

Ganz nebenbei hat die Fuji X-A5 ein toll designtes Aluminium-Gehäuse, das sich gut und robust anfühlt. Auch die Menütasten auf der Gehäuserückseite, die nach einfachem Plastik aussehen, sind stabil und bieten einen angenehmen Druckpunkt. Die Video-Aufnahmetaste ist ins Gehäuse eingelassen, so dass ihr sie leichter erfühlen könnt.

Für dieses Sonnenuntergangsfoto kam der elektronische Verschluss der Fujifilm X-A5 zum Einsatz
Für dieses Sonnenuntergangsfoto kam der elektronische Verschluss der Fujifilm X-A5 zum Einsatz

Ihr könnt zwischen einem mechanischem und einem elektronischen Verschluss oder der Kombination aus beidem wählen. Der elektronische Verschluss erreicht stolze Verschlusszeiten bis 1/32000-Sekunde. Fuji erlaubt es euch sogar, aus drei vorgegeben Auslösegeräuschen zu wählen oder ganz lautlos zu knipsen.

Schnell gewöhnt habe ich mich an die Möglichkeit, den Fokus mit Hilfe des Touchscreens anzupassen, was in der X-A5 für einige Programme voreingestellt ist. Das geht schneller von der Hand als mit so manchem Ansatz anderer Systemkameras. Schön ist auch die Wahl zwischen Filmsimulationen wie Sepia oder Provia. Auch die erweiterten Filter wie Dynamische Farbtiefe, Low Key, Lochkamera mögen größtenteils eine Spielerei sein, machen aber Spaß.

Objektivdeckel mit einem Motivprogramm der Fuji X-A5 aufgenommen
Objektivdeckel mit einem Motivprogramm der Fuji X-A5 aufgenommen

Schlussendlich kommt es auf die Bildqualität an. Und da lassen wir einfach mal Bilder sprechen:

Fujifilm X-A5: Verbesserungspotenzial

Die Nachteile der Fujifilm X-A5 finden sich eher auf den zweiten Blick: Ich kann zwar tolle Selfie-Videos aufnehmen, den Aufnahmebutton hat Fuji aber auf der Gehäuserückseite angebracht. Ich muss also immer nach hinten herumlangen, um die Aufnahme zu starten. 4K-Video ist daneben auf 15 Bilder pro Sekunde beschränkt. Das ist für ein flüssiges UHD-Video wenig.

Während der Aufnahme meint der Belichtungsmesser, die Helligkeit ständig anpassen zu müssen. Das ruiniert das Endergebnis. Das mechanische Einstellrädchen rechts geht etwas schwergängig. Das kleine vorne, vertikal angebrachte, ist tatsächlich für die Hauptfunktion zuständig. Etwa, bei der Zeitpriorität die Verschlusszeit zu wählen. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber im Prinzip nicht schlecht. Nur hatte ich manchmal den Eindruck, dass das Rädchen auf meine Eingaben nicht reagierte.

Masterbutton: Das kleine schwarze Rädchen vorne ist das Haupteinstellrad.
Masterbutton: Das kleine schwarze Rädchen vorne ist das Haupteinstellrad.

Verstelle ich die Blende mit dem Hauptrad und korrigiere die Helligkeit mit dem Stufenrad, verändert die Blendenautomatik allein die Verschlusszeit. Die ISO-Zahl bleibt während eines Tests im ISO-Programm unverändert beim Maximalwert 3200. Dabei hätte ich gerne die Verschlusszeit analog zur Blende gewählt.

Kein eigenes Wahlrad für die ISO-Zahl, nur ein kleiner Button oben rechts, der ins Menü führt.
Kein eigenes Wahlrad für die ISO-Zahl, nur ein kleiner Button oben rechts, der ins Menü führt.

Einzelne Schwachstellen

Für die Empfindlichkeit allerdings gibt es kein eigenes Einstellrädchen. Der Fn-Knopf oben ist damit vorbelegt. Ansonsten müsstet ihr zum Verstellen der ISO-Zahl ins Menü gehen. Vor allem im manuellen Modus, in dem ich mit den beiden Rädchen Blende und Verschluss frei wählen könnt, vermisse ich ein ebensolches Rädchen für ISO.

Ungünstig: Akku und Speicherkarte befinden sich hinter einem Deckel unten gleich neben dem Stativanschluss.
Ungünstig: Akku und Speicherkarte befinden sich hinter einem Deckel unten gleich neben dem Stativanschluss.

Nicht ideal ist, dass Fuji die Klappe, die Akku und Speicherkarte hält, unten am Gehäuse angebracht hat. Mal eben schnell Akku oder Karte wechseln, während die X-A5 auf einem Stativ steht, ist dadurch nicht möglich.

Sonnenuntergangsbild: Mit ein paar Handgriffen mit der X-A5 erstellt.
Sonnenuntergangsbild: Mit ein paar Handgriffen mit der X-A5 erstellt.

Manchmal geht ihr recht lange Wege für einzelne Einstellungen. Um etwa Filmsimulationen aufzurufen, müsst ihr über das Menü gehen. Erweiterte Filter könnt ihr über „Adv.“ im Haupteinstellrad voreinstellen. Um zwischen den einzelnen Motivoptionen zu wechseln, fand ich allerdings keinen anderen Weg, als ein minikleines Symbol auf dem Touchscreen zu drücken und dann mit den Menütasten zwischen den Programmen zu wechseln.

Mein Liebslingsbild mit der X-A5. Hier hielt die Katze aber auch endlich mal still.
Mein Liebslingsbild mit der X-A5. Hier hielt die Katze aber auch endlich mal still.

Teilweise lange Wege zu einzelnen Einstellungen

Etwas verwirrend ist auch, dass der Touchscreen je nach Modus eine andere Funktion einnimmt. Bei Zeit- und Blendenautomatik konnte ich per Touchscreen den Fokus verändern. Im Spezialmotiv-Programm löst ein Tippen auf den Touchscreen plötzlich eine Aufnahme aus. Im erweiterten Motivprogramm wiederum bewirkt ein Tippen auf den Touchscreen gar nichts. Das müsst ihr in den Einstellungen für jeden Modus einzeln anpassen.

Blick von oben: Die Fuji X-A5 hat eine wertige Oberseite aus Aluminium.
Blick von oben: Die Fuji X-A5 hat eine wertige Oberseite aus Aluminium.

Letzendlich ist die Kamera toll verarbeitet aber für die Einstiegklasse mit geringer Höhe ohne Sucher schon etwas tief und etwas schwer. Der Autofokus erwies sich in manchen Fällen als Pferdefuß. Als ich etwa die Katze meiner Nachbarin fotografieren wollte, die gerade durch meine Wohnung schlich, fokussierte die X-A5 schlicht nicht schnell genug.

Unscharfes Katzenfoto: Hier bewegte sich "das Motiv" zu schnell für den Autofokus der Fuji X-A5.
Unscharfes Katzenfoto: Hier bewegte sich „das Motiv“ zu schnell für den Autofokus der Fuji X-A5.

Die Smartphone-App lässt sich zwar als Fernsteuerung nutzen, tut dies aber etwas zeitverzögert. Auch neue Einstellungen der ISO oder Verschlusszeit, die ihr hier festlegen könnt, brauchen einen Moment, bis die Kamera sie übernimmt. Die App muss neue Bilder erst synchronisieren. Nur von dort könnt ihr sie mit anderen Apps wie WhatsApp oder Instagram teilen – was mir schon wieder ein paar Schritte zu viel sind. Eine „echte“ Kamera kommt für soziale Netzwerke eigentlich nur dann in Frage, wenn ich von Apps wie Instagram aus direkt auf neue Bilder zugreifen kann.

Nicht sonderlich viel Spaß hat mir auch die Arbeit mit dem von Fuji mitgelieferten Objektiv Super EBC XC 15-45mm gemacht. Ein Motor unterstützt hier den Zoom, was bestenfalls gewöhnungsbedürftig, für meine Bedürfnisse aber gänzlich überflüssig ist. An der Bildqualität wiederum habe ich nichts zu meckern.

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Fazit

Die Fujifilm X-A5 kann im Grunde alles, was ihr von einer modernen Systemkamera erwartet und sie macht in den Händen eines Profis tolle Bilder. Der wird sich allenfalls über einen langsamen Autofokus, einige Verwackler und Rauscher nachts ärgern und darüber, dass Karten- und Akkusteckplatz ebenso wie der Kamerabutton ungünstig angebracht sind. Ansonsten bietet die X-A5 einem Hobbyfotografen erstaunliche Möglichkeiten und trumpft mit einem nach vorne klappbaren, sehr hellen Display auf.

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