Solarladegeräte machen Spaß, sie produzieren Strom aus dem „Nichts“ und sie eignen sich besonders für kleine elektronische Geräte wie Smartphones. Trotzdem sind Auswahl und Umgang damit nicht ohne Tücken. Wie geben euch Tipps aus der Praxis.
1. Solarladgeräte kaufen: denkt größer
Zwei einfache Faustregeln gelten für Solarladegeräte: Je größer, desto mehr Leistung. Und je mehr Leistung, desto schneller ladet ihr euer Endgerät wieder auf. Spart also nicht bei der Leistung und greift lieber zu einer größeren Zelle. Praktisch sind Solarladegeräte, die ihr zusammenfalten und platzsparend transportieren könnt, wie den Big Blue 28W Solar Charger.
2. Die Realleistung ist geringer
Die Hersteller geben für jedes Solarladegerät die Maximalleistung an. 10, 15 oder 50 Watt in der Produktbeschreibung sind allerdings ein theoretischer Idealwert. Auf dem Weg zu eurem Smartphone treten Leistungsverluste auf, allein schon dadurch, dass der verwendete USB-Ladestrom in der Regel auf 5 Volt gedeckelt ist. Ganz nebenbei findet ihr nur selten Idealbedingungen vor. Rechnet also damit, dass die Solarladegeräte selbst bei gutem Wetter in der Realität ein Drittel weniger leisten als angegeben und kauft entsprechend ein leistungsfähigeres Panel.
3. Das Endgerät bestimmt die Leistung
Der Big Blue 28W Solar Charger hat eine praktische Anzeige angebaut, an der ihr die Stromstärke in Ampere stets ablesen könnt. Die Spannung über USB ist ohnehin auf 5 Volt gedeckelt. Aber hier entdeckt ihr Sonderbares: Mein Samsung Galaxy S10 lädt bei bestem Sonnenschein meist mit 2,0 Ampere auf. Als ich direkt danach eine Kamera von Fujifilm dort anschließe, sinkt die Stromstärke bei gleichen Wetterbedingungen auf 1,0 Ampere.
Der simple Grund: Wie viel Ladestrom das Endgerät zulässt, liegt an den Bauteilen und auch an den Vorgaben des Herstellers. Wenn ihr vor dem Kauf einer Solarzelle schon wisst, welches Endgerät ihr damit am häufigsten aufladet, dann studiert hier die technischen Daten (etwa in der Gebrauchsanweisung). Beschränkt der Hersteller die Ladeleistung auf 5W oder 10W, dann kann euch ein Solarladegerät mit 15 Watt ausreichen.
4. Echte Ausbeute nur bei strahlendem Sonnenschein
Die Sonne versteckt sich hinter einer dichten Wolkendecke oder ist gar nicht zu sehen? Dann geht die Leistung eures Solarladegeräts schnell gegen null. Bei wolkigem oder heiterem Himmel wird euch jede Wolke den Spaß verderben. Blitzt die Sonne durch den grauen Himmel hindurch, habt ihr eventuell noch die Chance auf eine ausreichende Leistung.
Aber letztendlich habt ihr nur bei klarem Himmel und prallem Sonnenschein wirklich die Ausbeute an Sonnenenergie, die ihr für euer Smartphone-Solarladegerät braucht. Im Sommer dank höherer Intensität kommt mehr Leistung zustande als im Winter.
5. Es sollte schnell gehen
Knallt die Sonne lange auf eine Solarzelle, dann erhitzt sich diese und ihre Leistung sinkt tatsächlich leicht. Auch euer Endgerät kann sich aufheizen und dann seinerseits den Ladevorgang beenden, um den Akku zu schützen.
Kommt also schnell zur Sache: Nutzt zum Beispiel die Mittagspause, legt das Solarladegerät in die Sonne, das Smartphone in seinen Schatten (oder noch besser: in den Schatten eines Hauses oder Gegenstandes) und beendet den Vorgang nach 1 Stunde oder nur unwesentlich mehr, damit sich beide Geräte nicht zu sehr aufheizen.
Geht es nicht anders, nehmt beides für 10 bis 15 Minuten aus der Sonne, lasst die Komponenten etwas herunterkühlen und setzt dann den Ladevorgang fort.
6. Euer Smartphone sollte einen Schnelllademodus haben
Beim Aufladen eines Smartphones mit einem Solarladegerät sollte es möglichst schnell gehen, damit sich beide Geräte nicht zu sehr aufheizen. Das geht natürlich am besten, wenn euer Smartphone einen Schnelllademodus hat. Je nach Standard und Akkugröße kann ein Schnelllademodus einen Smartphone-Akku in 30 bis 45 Minuten zu 60 bis 80 Prozent wieder aufladen. Nach einer guten Stunde hättet ihr einen Akku mit 3.000 mAh über eine Steckdose vollständig wieder aufgeladen.
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Dieser Beitrag ist nicht der einzige, den wir dazu geschrieben haben. Mehr Texte über Energie und Akkus findet ihr auf unserer Themenseite Energie und Akkus.
Damit das auch mit eurem Solarladegerät geht, sollte dieses eine entsprechende Leistung bieten. Der Schnelllademodus für Android-Smartphones benötigt mindestens 15W Leistung, der für iPhones mindestens 18 Watt. Weil unterwegs viel Leistung verloren geht, sollte euer Solarladegerät deutlich mehr Spitzenleistung haben, um die nötige Leistung auch wirklich zu erreichen, also zum Beispiel 30 oder 50 Watt.
7. Euer Solarladegerät sollte USB 3 beherrschen
USB 3 lädt Endgeräte schneller auf. Lest euch also vor dem Kauf die Beschreibung genau durch und achtet darauf, dass hier mindestens 1 USB-3-Schnittstelle verbaut ist, die ihr an den blauen Steckern erkennt. Noch besser wäre USB-C, was bis zu dreimal so viel Leistung erlaubt. USB-C findet ihr bisher allerdings kaum an Solarladegeräten.
Ladet Geräte übrigens immer nur nacheinander auf, nicht gleichzeitig. Einige Solarladegeräte bieten mehrere Ladebuchsen an, aber dann teilt sich die Leistung nur auf alle angeschlossenen Geräte auf und ihr ladet länger.
8. Es lädt nur langsam oder gar nicht? Dann den Vorgang neu starten
Oft habe ich erlebt, dass ein Smartphone trotz prallsten Sonnenscheins nicht oder nur langsam lädt. Das kann mehrere Gründe haben. Entweder eine Überhitzung einer der Komponenten, ein misslungener Neustart des Solarladegeräts nachdem die Sonne kurzzeitig hinter einer Wolke verschwunden war. Aber oft auch der Fall (gerade bei iPhones), dass das Smartphone das angeschlossene Ladegerät für unbekanntes Zubehör und nicht für ein Ladegerät hält.
In vielen Fällen wirkt ein simpler Trick Wunder: das Ladekabel ein- und wieder ausstecken. Nach dem Neustart plötzlich beste Ladegeschwindigkeit. Überprüft deswegen immer mal wieder während des Aufladens, ob da auch wirklich etwas passiert und wenn nicht: steckt das Kabel aus und wieder ein.
9. Achtet auf Sicherheit und Gesundheit
Eine Solarzelle sollte zum Laden für eine gute Stunde in die pralle Sonne, ihr selbst aber besser nicht. Sucht euch ein schattiges Plätzchen vielleicht in einem Café unter einem Sonnenschirm, während der Teil des Tisches, auf dem das Solarladegerät liegt, in der Sonne liegt. Lasst eure Smartphone-Solar-Kombi auch aus Schutz vor Langfingern nie aus den Augen.
10. Habt eine Powerbank dabei
Unter Outdoor-Profis ist es umstritten, ob ihr besser ein Solarladegerät oder eine Powerbank mit auf Tour nehmt. Es ist wahrscheinlicher, dass ihr etwa auf einem 7-tägigen Trip durch die Berge mal für 2 Stunden an einem Ort mit einer Steckdose vorbei kommt, als dass gerade im richtigen Moment für 2 Stunden die Sonne scheint.
Ideal sind kleine, platzsparende Powerbanks mit einer Kapazität um 10.000 mAh, die für zwei bis drei Ladezyklen reichen. Noch besser, wenn diese einen Schnelllademodus zum selber Aufladen und Aufladen eueres Smartphones unterstützen.
Ich sage: Wenn ihr Platz habt: nehmt beides mit. Ein Solarladegerät, weil es sich gut anfühlt und ihr den Optimismus hochhaltet („Es wird schon schönes Wetter geben“). Eine Powerbank, weil es immer hart auf hart kommen kann und ich tatsächlich schon mehrtägige Wanderungen erlebt habe, an denen kaum mal die Sonne schien.
11. Größere Geräte brauchen größere Solarladegeräte
Smartphones und kleine Tablets könnt ihr wunderbar mit einer portablen Solarzelle laden. Aber was ist mit Notebooks oder Digitalkameras? Es hängt vom Typ ab. Viele Notebooks brauchen 12 Volt Ladestrom, der sich über klassische USB-Ladegeräte nicht erzeugen lässt. Selbst wenn ihr einen geeigneten Stecker habt, um etwa einen Laptop über USB-C zu laden, wird die Leistung bei zu schwachen Solarzellen unter 30 Watt nicht ausreichen.
Mit einem 100-Watt-Solarladegerät konnte ich hingegen ein altes MacBook problemlos über einen DC-Stecker laden. Eine Fujifilm X-T30, deren Akku sich über USB-C direkt im Gerät laden lässt, ließ sich auch über mein 28-W-Ladegerät erfolgreich mit Strom versorgen. Es hängt also von den Eigenschaften eures Endgeräts ab. Mit leistungsfähigeren (dann aber auch viel größeren) Solarladegeräten sind eure Erfolgchancen höher.
Zusammenfassung
Viel hilft viel: Je mehr Leistung ein Solarladegerät hat, desto schneller könnt ihr daran ein Smartphone aufladen. Und schnell ist wichtig, weil die Geräte sonst zu heiß werden oder die Sonne wieder hinter Wolken verschwindet. Euer Smartphone sollte also über Schnellladetechnik verfügen, und euer Solarladegerät dann mindestens 15 bis 18 Watt leisten. Weil viel Leistung unterwegs verloren geht, solltet ihr ein leistungsfähigeres Ladegerät mit mindestens 30 Watt kaufen.
4 Solarladegeräte für Smartphones im Test: Viel (Ampere) hilft viel
Leistungsfähiger bedeutet bei Solarzellen meist: größer. Ideal sind Geräte, die ihr zusammenfalten könnt. Ladet nur bei strahlendem Sonnenschein, setzt euch nebenan in den Schatten und habt als Notlösung immer eine Powerbank dabei. Und: Rechnet damit, dass mal etwas schief geht. Dann seid ihr für alles gewappnet. Vor allem aber: Genießt die Sonne und den Sommer!
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