Das Gigaset GX6 und ich: Was muss ein Outdoor-Smartphone bieten?

Nahezu unkaputtbar, riesiger Akku, ein Begleiter in allen Lebenslagen. Im Praxistest bietet das Outdoor-Smartphone Gigaset GX6 einiges, kommt aber auch an seine Grenzen.

Das Gigaset GX6 und ich: Was muss ein Outdoor-Smartphone bieten?

Schon seit Jahren begleitet mich der Traum vom perfekten Outdoor-Smartphone, das ich auch mal runterfallen, ins Wasser gleiten lassen oder in den Rucksack werfen kann. So richtig begeistern konnte mich bisher kein Telefon: meist zu klein, technisch antiquiert oder hässlich. Das neue Gigaset GX6 dagegen macht erstaunlich viel richtig, aber ganz glücklich bin ich auch mit dem Outdoor-Smartphone aus Deutschland nicht.

Inhalt:

Größe und Gewicht: Das Gigaset GX6 ist ein „Monster“

Wenn du schon einmal einen Rucksack gepackt hast, um für einige Tage auf Wandertour zu gehen, weißt du es sicher: Du musst möglichst beim Gewicht sparen, sonst ist das Tragen des Gepäcks auf Dauer eine Qual. Umso verwunderlicher ist es für mich, dass Gigaset mit dem GX6 ein eher opulentes Outdoor-Smartphone im Angebot hat, das unglaubliche 278 Gramm wiegt. Zum Vergleich: Das ähnlich große Google Pixel 7 Pro kommt auf 212 Gramm, mein bisheriger Begleiter – das Galaxy S20 – auf 163 Gramm.

Das Gigaset GX6 ist ein echter Brummer. (Foto: Sven Wernicke)
Das Gigaset GX6 ist ein echter Brummer. (Foto: Sven Wernicke)

Auch die Größe des GX6 ist beachtlich. Es ist 170,7 Millimeter lang, was auch dem 6,6 Zoll großen 120-Hz-Bildschirm geschuldet ist. Das Gewicht aber kommt durch den TPU-Doppelspritzguss mit dem Aluminium/Magnesium/Titan-Rahmen zustande. Das Gehäuse, abgesehen vielleicht von der dünnen Rückschale aus Polycarbonat, wirkt unglaublich wertig und stabil. Und attraktiv. Doch fast 280 Gramm sind für Outdoor-Enthusiast:innen grenzwertig viel.

Das Schöne ist auch: Das GX6 kann mal ins Abwaschwasser fallen - alles kein Problem. (Foto: Sven Wernicke)
Das Schöne ist auch: Das GX6 kann mal ins Abwaschwasser fallen – alles kein Problem. (Foto: Sven Wernicke)

Aber: Auf der Habenseite erhältst du ein Outdoor-Smartphone, das auch Outdoor-tauglich ist. Es meistert den MIL-STD-810H-Militärstandard, der auch extreme Minustemperaturen umfasst. Zudem ist das GX6 IP68-zertifiziert. Das Display schützt der Hersteller mit – dem nicht mehr taufrischen, aber erprobten – Gorilla Glass 5. Es erfüllt in diesem Bereich also die Anforderungen, die du an ein solches Telefon stellst.

Technische Ausstattung: Alles, was du brauchst

Klar, ein Outdoor-Smartphone muss nicht über den neuesten Highend-Prozessor verfügen, der den Akku bei anspruchsvollsten Spielen innerhalb kürzester Zeit leersaugt. Aber ich erwarte von einem solchen Gerät, dass es genügend Performance bietet – für durchaus ressourcenfressende Wander-Apps wie OsmAnd+ oder Komoot. Ich will mich schnell in meinen Anwendungen orientieren können, die GPS-Ortung muss präzise sein.

Technische Daten Gigaset GX6

CPU:MediaTek Dimensity 900
Speicher:6 GB RAM
128 GB ROM
microSD-Speicherkartenslot
Display:6,6 FHD+ (2412 x 1080 Pixel)
120 Hz-Display
Corning Gorilla Glass 5
Konnektivität:IEEE 802.11 a/b/g/n/ac/ax  (Wi-FI 6)
5G
Bluetooth 5.2
NFC
USB 3.0
3,5 mm Kopfhöreranschluss
Kameras:Hauptkamera: 50 MP PDAF Weitwinkel mit OIS + 2 MP Makro
Frontkamera: 16 MP FF
Akku:5000 mAh Lithium-Polymer
30 Watt Schnellladen (Power Delivery 3.0)
15 Watt kabelloses Laden (Qi-Standard)
Sonstiges:Gesichtserkennung
Fingerabdruckscanner
Programmierbare Funktionstaste
Dual-Mikrofon mit Geräuschunterdrückung
Lautsprecher mit bis zu 110 dB

Hier punktet das Gigaset GX6 mit einem sehr ordentlichen Mittelklasse-Prozessor von MediaTek. Zugegeben: Ich bin kein allzu großer Fan des Chipherstellers, aber der Dimensity 900 reicht für alle relevanten Aufgaben. Zumal ihm 6 GB RAM und 128 GB ROM zur Verfügung stehen. Das ergibt eine gute Performance und genügend Speicher – auch für Offline-Kartenmaterial. Die GPS-Dual-Antenne sorgt übrigens für ein besseres und genaueres Signal als bei meinem Galaxy S20, das mich schon bei etlichen Wanderungen fast in den Wahnsinn getrieben hat.

Stärken des Gigaset GX6

Es gibt noch ein paar Highlights, die gerade für Outdoor-Liebhaber praktisch und sinnvoll sind. Es zeigt sich, dass die Entwickler bei Gigaset mitgedacht haben:

Funktionstaste: Auf der linken Gehäuseseite befindet sich eine individuell programmierbare Taste für drei Anwendungen. Schalte schnell die Taschenlampe ein, aktiviere im Notfall die SOS-Funktion oder rufe die Wander-App auf – eine gute Sache.

Die zusätzliche Taste kannst du selbst belegen. (Foto: Sven Wernicke)
Die zusätzliche Taste kannst du selbst belegen. (Foto: Sven Wernicke)

Dual-SIM und Speicherkartenslot: Bei den meisten Smartphones mit Dual-SIM musst du dich entscheiden, ob du eine Speicherkarte oder eine SIM-Karte einstecken möchtest. Nicht so beim GX6. Hier finden zwei SIM-Karten UND eine microSD-Speicherkarte Platz.

Du erhältst zwei vollwertige SIM-Slots und einen microSD-Speicherkartenslot. (Foto: Sven Wernicke)
Du erhältst zwei vollwertige SIM-Slots und einen microSD-Speicherkartenslot. (Foto: Sven Wernicke)

Fingerabdrucksensor: Ich habe seit jeher Probleme mit Fingerabdrucksensoren, die ich meist nicht nutzen kann. Der vom GX6 überrascht mich – er ist sehr reaktionsschnell und präzise. Er befindet sich in der Power-Taste; aufgrund der Größe des Telefons ist das praktischer als unter dem Display. Bei sehr niedrigen Temperaturen lässt die Genauigkeit allerdings nach.

Laute Speaker: Gerade bei einem Notfall, aber sicher auch nützlich auf Baustellen oder anderen Orten mit Lärm, ist der ungewöhnlich laute Lautsprecher mit bis zu 110 dB.

Gutes Display: Das 6,6 Zoll große Display besitzt eine Auflösung von 2.412 x 1.080 Pixeln und eine Bildwiederholfrequenz bis 120 Hz. Die Qualität ist gut. Wichtig für Outdoor-Aktivitäten: Auch bei Sonneneinstrahlung kannst du problemlos Inhalte erkennen. Höchstens der Betrachtungswinkel ist etwas zu gering. Und natürlich könnte die maximale Helligkeit von 500 bis 550 nits höher ausfallen. Gut dagegen: Auch bei Regen lässt sich der Touchscreen noch gut bedienen.

Betriebssystem: Ein Outdoor-Smartphone sollte bei Updates und neuen Android-Versionen nicht schlechter gestellt sein als ein reguläres Smartphone. Löblich, dass Gigaset zwei große Android-Versionen (Android 13 und Android 14) sowie 5 Jahre Sicherheitspatches verspricht. In den nächsten Jahren erhältst du also neue Funktionen und Verbesserungen.

Handgelenksschlaufe: Es klingt vielleicht banal, aber eine Handgelenksschlaufe an einem Outdoor-Smartphone kann schon nützlich sein. Zum Beispiel beim Klettern oder anderen Aktivitäten, wo du dein Telefon bei dir halten möchtest, aber die Hände frei haben musst. Eine passende Schlaufe gehört zum Lieferumfang.

Konnektivität: Ein für Außeneinsätze geeignetes Smartphone sollte auch bestmögliche Erreichbarkeit und Verbindungsfreudigkeit versprechen. Das GX6 punktet mit 5G, Wi-Fi 6, Bluetooth 5.2 und allen relevanten Satelliten-Verbindungen wie GPS, Galileo oder Glonass. Ein geometrischer Sensor (E-Kompass) fehlt nicht.

Großer Wechsel-Akku: Ideal für längere Touren

Eine feine Besonderheit des Gigaset GX6 ist meiner Auffassung nach der Wechsel-Akku. Die Rückseite des Telefons lässt sich recht einfach abnehmen. Dahinter verbirgt sich der leicht zu entnehmende Akku mit einer Kapazität von 5.000 mAh. Dort steckst du auch die SIM-Karten oder die Speicherkarte ein.

Akku wechsle dich - beim Gigaset GX6 kein Problem. (Foto: Sven Wernicke)
Akku wechsle dich – beim Gigaset GX6 kein Problem. (Foto: Sven Wernicke)

Ein Wechselakku ist gerade bei einem Outdoor-Smartphone dann von Vorteil, wenn du mehrtägige Touren ohne die Möglichkeit planst, schnell den Akku des Telefons aufzuladen. Und: Das Gewicht eines zweiten oder dritten Akkus ist auch niedriger, als würdest du noch eine Powerbank oder gar ein Solar-Ladegerät mitschleppen. Ein zusätzlicher Akku kostet rund 35 Euro. Und: Mit einem Wechselakku erhöhst du auch die Lebenserwartung des Smartphones. Schwächelt die Batterie mit den Jahren, kannst du dir einfach einen neuen kaufen und selbst tauschen.

Zusätzlich unterstützt das GX6 kabelloses Schnellladen (15 Watt) und Laden bis 30 Watt (Power Delivery 3.0). In einer Stunde ist so der Akku auf bis zu 90 Prozent gefüllt.

Bei meinem Test des GX6 schaffte das Telefon eine Akkulaufzeit von rund zwei Tagen – im Alltag. Bei stärkerer Belastung, also kontinuierliches Tracking und Navigation, kommst du getrost über den Tag und die darauffolgende Nacht. Das ist sehr zufriedenstellend.

Outdoor-Action und Kamera: Schwäche des Gigaset GX6

Du stehst auf dem Gipfel eines Berges – diesen Moment möchtest du mit deinen Freund:innen teilen. Und dann greifst du zum GX6, um ein Foto zu schießen….

Die Rückseiten-Kamera ist stylisch ins Gehäuse integriert worden. (Foto: Sven Wernicke)
Die Rückseiten-Kamera ist stylisch ins Gehäuse integriert worden. (Foto: Sven Wernicke)

… nicht falsch verstehen: Die Dual-Kamera des Gigaset-Smartphones ist okay. Sehr cool finde ich zum Beispiel, dass der 50 MP-Sensor nicht aus dem Gehäuse ragt und die Designer dies optisch schick gelöst haben. Aber dass es sich um ein Weitwinkel-Objektiv der Hauptkamera handelt, ist in vielen Situationen ungünstig. Klar, für Panorama-Bilder ist dies nicht verkehrt, doch in vielen anderen Fällen möchtest du das nicht. Der 2 Megapixel-Makrosensor sorgt auch nicht gerade für spektakuläre Aufnahmen, die mich glücklich machen würden. Ähnlich sieht es mit der 16 Megapixel-Frontkamera aus, die Schwierigkeiten hat, Gesichter und Hintergründe voneinander zu trennen.

Bei einem Outdoor-Smartphone brauche ich eine geile Kamera, die mich vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang begleitet. Und die auch bei schlechten Lichtverhältnissen noch eine geniale Sehenswürdigkeit einfangen kann. Hier offenbart das GX6 seine größte Schwäche. Die Entscheidung der Verantwortlichen, Weitwinkel zu wählen, war meiner Meinung nach nicht ideal.

Was ein Outdoor-Smartphone bieten sollte

Ich habe das Gigaset GX6 für meinen Test mit zu einigen Wandertouren genommen. Aufgrund der Jahreszeit waren das zwar keine mehrtägigen Touren, aber trotzdem beanspruchte ich das große Outdoor-Smartphone ordentlich – vor allem bezogen auf den Akku und die Behandlung. Einfach in den Rucksack mit dem Gerät, ohne Schutzhülle und dergleichen. Einen Kratzer hat das Telefon nicht davongetragen.

Solch ein Praxistest offenbarte auch, was für mich ein richtig gutes Outdoor-Smartphone ausmachen sollte. Und wie schlägt sich das GX6?

Anforderungen an ein Outdoor-SmartphoneErfüllt das Gigaset GX6 diese?
Nicht zu schwer und zu groß
Hochauflösendes, ausreichend helles Display
Leistungsstark genug für anspruchsvolle Tracking- und Navigations-Apps
Konnektivität (GPS, 5G, WiFi 6, Bluetooth 5.2)
Lange Akkulaufzeit (& optional Wechselakku & Schnellladefunktionen)
Robustheit dank Militärstandard MIL-STD-810H + IP68+ Gorilla Glass
Hochwertige Kamera
Langjähriger Support (Betriebssystem, Updates)

Zugegeben: Ganz erfüllt das Gigaset GX6 meine Ansprüche an das perfekte Outdoor-Smartphone nicht. Ich vermisse eine für meine Wanderungen sinnvollere Kamera ohne Weitwinkel und mit besseren Nachtaufnahmen. Wer ohnehin eine separate Kamera mit auf seine Touren nimmt, für den ist dieser Aspekt sicherlich vernachlässigbar.

Auch kann man über Größe und Gewicht streiten. Für mich persönlich ist das GX6 „zu viel“ Smartphone für unterwegs. Mir hätten etwas um die 6 Zoll und vielleicht 50 Gramm weniger besser gefallen. Andererseits spürst du bei diesem Telefon deutlich, dass du ein sehr wertiges und stabiles Gerät in den Händen hältst. Dem macht eine gröbere Behandlung nicht viel aus. Und das wiederum ist eine weitere Stärke des GX6.

Im Schnee fühlt sich das GX6 durchaus wohl. (Foto: Sven Wernicke)
Im Schnee fühlt sich das GX6 durchaus wohl. (Foto: Sven Wernicke)

Alles in allem ist das GX6 vielleicht noch nicht das perfekte Outdoor-Smartphone, aber Gigaset ist nah dran. Mit weniger Telefon und etwas mehr Kamera könnte der Nachfolger ein richtig starkes Smartphone fürs Wandern, aber auch für die Arbeit und alle anderen actionreicheren Aktivitäten sein. Doch auch schon jetzt verdient sich das GX6 eine Empfehlung – mit für dich vielleicht vernachlässigbaren Schwächen.

Unsere Bewertung
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Technisch gut ausgestattet
  • Zwei große Android-Versionen und 5 Jahre Updates
  • Sehr groß und schwer
  • Kamera mit Schwächen

Das Gigaset GX6 ist bei Euronics erhältlich.

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5 Kommentare zu “Das Gigaset GX6 und ich: Was muss ein Outdoor-Smartphone bieten?

  1. Zwei Zitate aus Ihrem Artikel:

    „So richtig begeistern konnte mich bisher kein Telefon: meist zu klein, technisch antiquiert oder hässlich.“

    „Größe und Gewicht: Das Gigaset GX6 ist ein ‚Monster'“

    Da muß man sich wohl mal entscheiden was man will!

    1. Wieso? Es gibt doch nicht einfach nur „winzig“ und „riesig“. Schon im Vergleich zu aktuellen Mitbewerbern ist das GX6 ungewöhnlich schwer. Und bei der Größe: Das Display könnte auch etwas kleiner sein, z.B. 6,2 Zoll (Stil des Galaxy S20). Das ist freilich eine Frage des Geschmacks, darum schreibe ich ja auch in der Ich-Form. 🙂

    1. Ja, klar ist das kleiner. Aber es ist halt auch in einigen Bereichen schwächer, z.B. bei Prozessor und Display. An und für sich finde ich die Größe vom GX6 schon nicht schlecht, verstehe nur nicht, wieso es quasi doppelt so schwer ist wie andere Smartphones mit der Displaygröße. Aber sonst stimmt das schon: Das GX4 geht definitiv in die richtige Richtung für meinen Geschmack. 🙂

  2. Hi, ich habe auch das GX6. Soweit eigentlich zufrieden, aber die Kratzer häufen sich am Display. Und das, obwohl ich eigentlich nicht wild damit umgehe.

    Gigaset will mir das Display im Rahmen der Zufriedenheitsgarantie tauschen. Wenn das wieder zurück ist, lasse ich eine Schutzfolie anbringen. Ich hatte davor ein Motorola ohne Displayschutz, das war kein Outdoorsmartphone und hat ein unempfindlicheres Display gehabt.

    Handy ist super – Displayhaltbarkeit enttäuscht. Aber vielleicht habe ich ein Montagsmodell erwischt.

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