IP67 und IP68 erklärt: Wasserdichte Smartphones sollten nicht ins Meer

Wie wasserdicht sind Smartphones mit IP68 und IP67 wirklich? Wir sagen es euch und wie ihr herausfindet ob euer Handy geschützt ist.

IP67 und IP68 erklärt: Wasserdichte Smartphones sollten nicht ins Meer
Das Samsung Galaxy S5 ist gemäß IP67 wasserdicht (Bild: hi-tech.mail.ru)

Lässt sich mit einem Smartphone, das als wasserdicht angepriesen wird, im Regen telefonieren? Sicher. Aber was passiert, wenn es aus Versehen in den Putzeimer fällt? Die Auszeichnung nach dem IP-Standard (z.B. IP67) gibt Auskunft darüber, welchen Umweltbedingungen ein Gerät standhält. Doch trotz Zertifikats solltet ihr vieles erst gar nicht ausprobieren.

Bei den IP-Schutzarten (International Protection Code) handelt es sich um eine Norm, die in DIN EN 60529 und DIN 40 050 Teil 9 festgeschrieben ist. In mehreren Stufen wird garantiert, wie widerstandsfähig die Gehäuse elektronischer Geräte sind. Welche Art von Staub eindringen kann, gibt die erste Ziffer nach dem IP auf einer Skala von 1 bis 6 (völlig staubdicht) an. Die zweite Ziffer sagt etwas darüber aus, ob bei senkrecht fallendem Tropfwasser (1) oder dauerhaftem Untertauchen (8) Feuchtigkeit ins Innere gelangen kann.

Vorsicht vor Salzwasser und Seifenlauge

Aktuelle Smartphones, die gegen Schmutz und Wasser geschützt wurden, sind meist mit IP67 ausgezeichnet. Es scheint so, dass eine höhere Ziffernkombination für eine höhere Widerstandsfähigkeit steht, aber so einfach ist dies beim Schutz gegen Feuchtigkeit nicht. Während sich von IPx1 („Schutz gegen Tropfwasser“) über IPx4 („Schutz gegen allseitiges Spritzwasser“) bis schließlich IPx6 („Schutz gegen starkes Strahlwasser“) der Schutz steigert, folgen danach mit IPx7 („Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen“) und IPx8 („Schutz gegen dauerndes Untertauchen“) eine andere Art des Schutzes.

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Ein Schutz gegen Untertauchen umfasst jedoch nicht automatisch den Schutz gegen Strahlwasser. Dass ein Smartphone in ein wassergefülltes Becken fällt, passiert allerdings häufiger und ist deshalb eine größere Gefahr, als dass es beim Kärchern der Garagenauffahrt von einem Strahl Wasser erfasst wird (zumindest was die Feuchtigkeit betrifft).

Schutz gegen Wasser
0 – kein Schutz
1 – Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser
2 – Schutz gegen fallendes Tropfwasser bei Gehäuseneigung von 15°
3 – Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte
4 – Schutz gegen allseitiges Spritzwasser
5 – Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel
6 – Schutz gegen starkes Strahlwasser
7 – Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen
8 – Schutz gegen dauerndes Untertauchen

Beim Standard IPx7 kann das Smartphone 30 Minuten lang in einem 1 Meter tiefen Wasser liegen, ohne dass Feuchtigkeit eindringt. Das ist dann auch schon der Versuchsaufbau, den das Gerät überstehen muss, um diese Auszeichnung zu erhalten. Doch aufgepasst: In diesem Test wird nur klares Wasser verwendet. Ob der Schutz auch bei Salzwasser am Strand, bei einer Seifenlauge im Putzeimer oder bei Alkohol besteht, besagt diese Prüfnummer nicht. Niemand sollte sich darauf verlassen, dass die Garantie des Smartphone-Herstellers auch in diesen Fällen gilt.

Viele Smartphones noch nicht geschützt

Die Werbung geht mit einem versprochenen Schutz gegen „Wasser, Schmutz und Staub“ aber meist darüber hinaus. Dazu gibt die erste Ziffer nach dem IP Auskunft. Das bei Smartphones oft verwendete IP6x besagt, dass das Gerät staubdicht ist und einen „vollständigen Schutz gegen Berührung“ des Innenlebens bietet. Um dies zu testen, wird im Gerät ein Unterdruck von 20 mbar erzeugt. Wenn innerhalb einer Staubkammer nach acht Stunden kein Talkumpulver mit einer gewissen Körnung in das Innere eingedrungen ist, gilt der Test als bestanden. Die Werte IP0x bis IP5x sind vor allem für größere Geräte relevant, in die größere Objekte eindringen können.

Schutz gegen Fremdkörper
0 – kein Schutz
1 – Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 50 mm)
2 – Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 12,5 mm)
3 – Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 2,5 mm)
4 – Geschützt gegen feste Fremdkörper (Durchmesser ab 1,0 mm)
5 – Geschützt gegen Staub in schädigender Menge
6 – Staubdicht

Das Sony Xperia Z5 ist gemäß IP68 gegen Wasser, Schmutz und Staub geschützt. (Bild: Sony)
Das Sony Xperia Z5 ist gemäß IP68 gegen Wasser, Schmutz und Staub geschützt. (Bild: Sony)

Ältere Smartphones wie das Sony Xperia Z waren noch nach IP57 abgedichtet, moderne Spitzengeräte mit Zertifikat verfügen meist über einen Schutz nach IP67 oder IP68 – zum Beispiel das Samsung Galaxy S21 Ultra 5G mit IP68.

IP67, IP68 oder keine Zertifizierung: So findet ihr es heraus

Bei den meisten Smartphones ist es nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, über welchen IP-Standard sie verfügen oder ob sie überhaupt über einen verfügen. Denn auch bei aller Technik und Innovation sind nicht alle neuen Smartphones wasserdicht.

Die erste Anlaufstelle, um herauszufinden ob und wie weit euer Smartphone wasserdicht ist, ist die Verpackung. Oft findet ihr auf dieser selbst oder auf einem beigelegten Datenblatt, die Information, die ihr sucht. Dafür solltet ihr die Daten genau durchlesen, denn die Info hat sich oft im Detail versteckt.

Galaxy-S21-gsmarena
Die IP-Zertifizierung könnt ihr bei GSM Arena nachschauen. Quelle: GSM Arena

Falls ihr die Originalverpackung nicht mehr zur Hand habt, kann euch auch das Internet weiterhelfen. Auf der Webseite von GSM Arena findet ihr Datenblätter für so gut wie jedes Handymodell. Hier gebt ihr auf der Webseite einfach oben in den Suchschlitz euer Modell ein. Unter dem Punkt „Body“ steht dann über welchen IP-Standard das Gerät verfügt (siehe Bild).

Ein wenig Vorsicht ist allerdings auch hier angebracht: Beim GSM Arena tippen Redakteure die Informationen ein, und da können sich theoretisch Fehler einschleichen. Verlässlichere Infos solltet ihr im Datenblatt erhalten, das die Original-Hersteller auf ihren Websites im Produkt- oder im Service-Bereich anbieten.

Für Extremfälle ein Outdoor-Handy oder eine Schutzhülle

Der IP-Standard für Schutz gegen Staub und Wasser hat sich bei Smartphones durchgesetzt. Manchmal findet ihr bei Outdoor-Handys auch die Angabe „Schutz nach dem militärischen Standard MIL“ oder „Militärnorm MIL-STD-810“.  Allerdings solltet ihr bei diesem Standard Vorsicht walten lassen, da er nicht sehr aussagekräftig ist.

Die Militärnorm besteht aus bis zu 28 Tests, die die Geräte auf Dinge wie Einfrieren, Untertauchen, Pilzbefall, Regen, Salznebel und mehr untersuchen. Das klingt erst einmal nach sinnvollen Tests, welche die Robustheit der Geräte bestätigen. Allerdings muss ein Smartphone nur einen einzigen davon bestehen, um sich „Schutz nach dem militärischen Standard MIL“ oder „Militärnorm MIL-STD-810“ auf die Verpackung schreiben zu dürfen.

Was genau damit getestet wurde, ist auf den ersten Blick also nicht erkennbar. Zusätzlich können die Unternehmen den Test oder die Tests selbstständig und ohne jegliche Kontrolle durchführen. Es gibt also niemanden außer dem Unternehmen selbst, der die Richtigkeit und Durchführung des Tests bestätigen kann. Deshalb ist dieser Standard weitestgehend nichtssagend und ihr solltet euch nicht auf ihn verlassen.

Unser Tipp für all diejenigen, die sich bereits darauf gefreut haben, im nächsten Urlaub unter Wasser die Fische zu fotografieren: Verlasst euch nicht darauf, dass euer Smartphone im Salzwasser wasserdicht ist. Legt euch lieber eine passende Schutzhülle für den Sommerurlaub zu. Davon gibt es so viele wie Sand am Meer.

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3 Kommentare zu “IP67 und IP68 erklärt: Wasserdichte Smartphones sollten nicht ins Meer

  1. Die Herangehensweise, Geräte „Dicht“ zu machen halte ich vom Prinzip her für falsch. Es wäre besser die inneren Komponenten so zu versiegeln, dass Wasser selbst wenn es durch die Außenhülle dringt nichts beschädigen kann.

    1. Das wird ja auch durchaus so gemacht. In den älteren iPhones zum Beispiel wurden die Platinen meines Wissens schon mit einem wasserabweisenden Schutzfilm überzogen. Apple hat bisher wohl auf eine Klassifizierung nach IP verzichtet, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. Dass das iPhone 7 Plus nun erstmals nach IP67 gegen Staub und Wasser abgedichtet wurde, hat wohl damit zu tun, dass es mittlerweile zu einem Smartphone der Oberklasse dazugehört.

      1. Apple gibt im Produktvideo zum iPhone 7 diesen Hinweis: „Water resistance IP67 under IEC standard 60529. Liquid damage not covered under warranty.“ Das Gerät hält zwar Feuchtigkeit ab, aber falls doch mal Wasser eindringen sollte, ist dies nicht von der Garantie gedeckt.

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