Die Anschaffung eines Seniorenhandys fällt oft schwer. Kann aus Versehen eine Nummer gewählt werden, wenn es sich in der Tasche befindet? Eine Tastensperre verhindert das. Doch was passiert, wenn in der Aufregung vergessen wurde, wie diese wieder entfernt wird? Die Lösung für diese Sorge ist ein Klapphandy.
Hier wirkt der Klappmechanismus als Tastensperre. Anrufe lassen sich nur tätigen, wenn das Gerät zuvor geöffnet wurde. Ungewollten Anrufe können so nicht passieren. Und im Notfall ist es nicht zu kompliziert: einfach aufklappen. Deshalb sind Klapphandys bei älteren Menschen sehr beliebt. Zu Recht.
Es gibt noch weitere Funktionen, die bei der Auswahl eines Seniorenhandys bedacht werden sollten. Doch ob es ein Klapphandy werden soll oder nicht, ist wohl die erste Entscheidung, die es zu treffen gilt.
Klapphandys von Emporia, Doro und Bea-fon im Test
Seniorenhandys mit Klappmechanismus bieten in der Regel nicht viele Funktionen. Man kann mit ihnen telefonieren und SMS verschicken. Platz für viel mehr ist in den kleinen Geräten auch nicht vorhanden. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Geräten fallen deshalb nicht groß aus.
Bei der Auswahl sollte darauf geachtet werden, dass sie gut in der Hand liegen. Gerade beim Öffnen – denn der Klappmechanismus kann nachschwingen und das Gerät aus der Hand reißen, wenn dort nicht mehr so viel Kraft vorhanden ist. Und letztlich ist auch die Bedienung wichtig: Wie sind die Tasten angeordnet? Ist das Menü übersichtlich?
Wir haben Seniorenhandys verschiedener Hersteller mit Klappmechanismus getestet, die ihr auch bei Euronics im Shop findet:
Liegt es gut in der Hand?
Das größte Seniorenhandy im Testfeld ist das Bea-fon SL630. Es ist 10,6 cm lang, 5,5 cm breit und 1,7 cm dick. Damit sind auch Tasten und Bildschirm angenehm groß. Das kleinste Klapphandy ist das Emporia Flipbasic mit einer Länge von 9,6 cm, einer Breite von 4,9 cm und einer Dicke von 1,7 cm. Nebeneinander fallen diese Unterschiede noch auf, im Alltag eher nicht.
Das Gewicht aller Geräte bewegt sich um 100 Gramm, was nicht überrascht, weil eigentlich immer die gleiche Technik verbaut wurde. Ein Klapphandy für Senioren wiegt folglich so viel wie eine Tafel Schokolade. Ob ein Riegel mehr oder weniger, spielt dabei keine Rolle.
Einen spürbaren Unterschied macht jedoch die Oberfläche. Das Bea-fon SL590, das Bea-fon SL630 sowie das Doro 2424 sind außen gummiert, also mit einer rutschfesten Beschichtung überzogen. Sie liegen somit sicher in der Hand.
Beim Emporia Comfort dagegen bestehen Vorder- und Rückseite aus einem glatten Kunststoff. Beim Bea-fon SL690 ist die Front glatt und der Rücken aufgeraut. Die Hülle des Emporia Flipbasic besteht bereits aus einem griffigen Kunststoff, sodass es sich ebenfalls gut halten lässt.
Leicht oder schwer zu öffnen?
Der Klappmechnismus ist das, was ein Klapphandy von einem anderen Seniorenhandy unterscheidet. Er fungiert als Tastensperre und ist dafür eine elegante Lösung. Allerdings bedarf es auch etwas Kraft, um ihn zu öffnen. Was für mich kein Problem darstellt, kann für meine 83-jährige Mutter durchaus eines sein.
Alle Geräte mit Ausnahme des Doro 2424 lassen sich leicht öffnen, da Ober- unter Unterseite nicht direkt aufeinander liegen. Es gibt einen kleinen Spalt wie zwischen zwei Lippen, in den der Daumen greifen und die obere Klappe hochziehen kann. Beim einzigen Doro-Gerät im Test fällt dies merklich schwerer.
Wichtig dabei ist, dass die untere Klappe fest in der Hand gehalten wird. Hier macht die Breite nun doch einen Unterschied. Je nach Hand und Kraft lässt sich ein schmaleres Handy besser halten als ein breites. Allein das breite Bea-fon SL630 fällt hier aus der Reihe.
Im Klappmechanismus steckt Kraft
Ob das nun besser oder schlechter ist, muss jedoch jeder Nutzer für sich selbst entscheiden. Ich halte es deshalb für angebracht, ein Seniorenhandy vor dem Kauf zumindest einmal in der Hand gehalten zu haben.
Das gilt übrigens auch für die Dicke des Geräts – genau genommen für die Dicke der Unterseite, die fest gehalten werden muss, wenn das Handy aufgeklappt wird. Bei allen Geräten ist diese ungefähr gleich dick. Manchmal hilft es, den Daumen auf die Lautstärketasten zu legen, um etwas mehr Halt zu haben. Beim Emporia Comfort und beim Bea-fon SL590 passt dies für mein Hand genau.
Wenn nur noch wenig Kraft in der Hand vorhanden ist, sollte das Seniorenhandy nicht mit zu viel Schwung aufklappen. Es könnte sonst leicht aus der Hand fallen. Auch hier ließen sich keine großen Unterschiede feststellen. Auch hier sollte vor dem Kauf getestet werden, ob der Nutzer damit zurechtkommt. Andernfalls wäre ein Tasten- oder Barrenhandy für Senioren zu empfehlen.
Besonderheiten der Tastatur
Klapphandys bieten durch ihre Bauform mehr Platz für Tasten. Lediglich beim kleinen Emporia Flipbasic fallen diese auch kleiner aus. Ob nun sehr große Tasten direkt aneinander gesetzt werden wie beim Bea-fon SL630 oder normal große Tasten mit großem Abstand wie beim Doro2424 ist letztlich eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Mit dem Finger ertasten ließen sich am besten die Tasten aller Seniorenhandys von Emporia und Bea-fon im Test. Beim Doro 2424 konnte ich kaum einen Unterschied spüren, als ich mit dem Finger darüber strich. Sie sind nicht gewölbt, sondern flach ins Gehäuse eingesetzt.
Emporia und Bea-fon nutzen den Platz auch für eine Extra-Reihe an Tasten. Bei Emporia können drei wichtige Kontakte angewählt werden, ohne vorher das Adressbuch aufrufen zu müssen. Sehr schön gelöst: Diese drei Direktwahltasten sind farblich abgesetzt. Bei Bea-fon gibt es nur zwei dieser Tasten. Die dritte wird genutzt, um die Kamera auszulösen. Auch das ist eine gute Idee.
Auf das Display und die Bedienung über das Menü gehe ich in diesem Artikel nicht weiter ein, weil es den Rahmen sprengen würde. Zudem lassen sich beide Punkte nur sehr subjektiv beurteilen. Fotos wären auch nicht sehr aussagekräftig. Beides sollte am besten selbst betrachtet und ausprobiert werden.
Fazit
Ich bereue es mittlerweile, meinen Eltern seinerzeit Seniorenhandys im klassischen Format besorgt zu haben. Denn ein Klapphandy würde ihr Problem mit der Tastensperre auf einfache Weise gelöst haben.
Das Emporia Flipbasic würde ich empfehlen, wenn ein besonders kleines Seniorenhandy gesucht wird. Das Bea-fon SL630, wenn es eher größer sein soll. Das Bea-fon SL590 liegt meiner Meinung nach am sichersten in der Hand. Vom Doro 2424 würde ich dagegen abraten, da es sich nicht leicht öffnen lässt.
Mehr zu den einzelnen Geräten und ihren weiteren Funktionen gibt es in gesonderten Artikeln zu den einzelnen Herstellern Emporia, Doro und Bea-fon.
Auf dem Beitragsbild von links oben nach rechts unten: Emporia Flipbasic, Emporia Comfort, Doro 2424, Bea-fon SL590, Bea-fon SL630 und Bea-fon SL690 (Bild: Peter Giesecke)
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Klapphandy, lästige Begleiterscheinungen sind die seitlich angebrachten Tasten. Viel zu leicht werden die unabsichtlich betätigt, wenn sie aus der Tasche gezogen werden oder hineingesteckt werden, oder sogar während dem telefonieren. Absoluter Konstruktionsfehler. Oder, im Auto bei Bluetoothverbindung, zB. beim Emporia, am Handy muss immer OK bestätigt werden. Es loggt sich nicht ohne Bestätigung ein, obwohl das Handy im Auto registriert ist. Nach Anfrage bei Emporia ist das so die neue Software. Traurig.