Seniorenhandys gibt es nicht von den gleichen Marken wie Smartphones – sondern beispielsweise von Emporia. Das Unternehmen aus Österreich hat sich auf einfach zu bedienende Handys spezialisiert. Doch lösen sie auch wirklich die Probleme älterer Menschen?
Wir haben drei Geräte getestet und erklären, welche Extras nützlich sind und welche fehlen, wenn Sehkraft, Hörvermögen oder Motorik nicht mehr so gut sind wie bei jungen Leuten. Welche Funktionen ein Seniorenhandy haben sollte, haben wir in einem separaten Artikel beschrieben.
Mit dem Emporia Classic 2G, dem Emporia Comfort und dem Emporia Flipbasic haben wir ein Barren- bzw. Tastenhandy sowie zwei Klapphandys im Test. Mehr Geräte von Emporia und weitere Infos gibt es in der Markenwelt von Euronics.
Display und Tastatur
Allen von uns getesteten Geräten gemeinsam ist die einfache Bedienung. Die Bildschirme sind zwar nicht groß, doch übersichtlich. Es wird nur angezeigt, was wirklich wichtig ist. Die Schrift fällt bereits groß aus, sie lässt sich aber noch anpassen. Die Beleuchtung hilft insbesondere sehbehinderten Nutzern beim Ablesen.
Auch die Tastaturen der drei Modelle sind gut geraten. Die Tasten sind groß und leicht gewölbt, sodass sie mit dem Finger getroffen und erfühlt werden können. Der Druckpunkt lässt sich gut spüren. Wenn eine Taste gedrückt wurde, ertönt ein lauter Ton – der sich aber auch leiser oder ganz abstellen lässt.
Lediglich die Beschriftung kann ein wenig verwirren. Auf den Tasten * und # stehen drei Zeichen, bei denen nicht jedem älteren Menschen sofort klar sein dürfte, welchen Zweck sie erfüllen oder wie diese aufzurufen sind. Auch der Aufruf von Adressbuch und Menü mit der Hoch- und der Runtertaste will erst einmal erlernt werden.
Tastensperre: drücken oder klappen
Bevor ein Seniorenhandy genutzt werden kann, muss zuerst die Tastensperre herausgenommen werden. Das verhindert, dass aus Versehen Nummern gewählt werden, während das Handy sich in der Tasche befindet. Dafür muss bei Emporia keine lange PIN-Nummer eingegeben werden wie auf einem Smartphone.
Am Emporia Classic 2G befindet sich seitlich ein mechanischer Schalter. Bei den anderen beiden Testgeräten reicht es, das Handy auf- oder zuzuklappen. Dann sind automatisch alle Tasten gesperrt – bis auf die Taste für die Taschenlampe.
Lautstärke gut regelbar
Emporia-Handys können lauter klingeln und stärker vibrieren, wenn ein Anruf hereinkommt, als viele Smartphones. Auch die Lautstärke beim Telefonat lässt sich sehr hoch einstellen, sodass der Anrufer gut gehört werden kann. Alternativ lässt sich auch die Freisprecheinrichtung nutzen.
Im Notfall kann über eine Notruftaste auf der Rückseite Hilfe geholt werden. Bis zu fünf Nummern werden automatisch nacheinander angerufen. Damit kein Notruf auf einem Anrufbeantworter landet, muss ein Notruf durch den Angerufenen bestätigt werden. Die Notruftaste lässt sich auch deaktivieren.
Um Energie zu sparen, funken die hier getesteten Emporia-Handys nur in den GSM-Netzen um 900 und 1800 MHz. Das ist das Mobilfunknetz mit der größten Reichweite. Dadurch verlängert sich zwar die Akkkulaufzeit, doch bei Ausfall dieses Netzes kann das Handy nicht auf eine andere Frequenz wechseln.
Emporia Classic 2G: Klassisches Tastenhandy
Das Emporia Classic 2G ist das einzige Tastenhandy im Test. Das Gerät ist schön leicht – weil es aus dünnem Plastik ist. Herunterfallen sollte es also nicht. Doch das gilt für die meisten Seniorenhandys.
Die Taste für die Taschenlampe befindet sich an der rechten Seite ganz oben und ist somit für einen Rechtshänder gut zu erreichen. Darunter befinden sich die Taste für den Aufruf des Menüs und der Auslöser der Kamera. Auf der linken Seite ist ganz oben der An/Aus-Knopf zu finden, darunter die Lautstärketasten Plus und Minus sowie die Tastensperre.
Auch hier sind die Tasten leicht gewölbt, um sie leicht erfühlen zu können. Da die Tasten aber keinen Abstand haben und quasi ineinander übergehen, könnte das dann doch schwierig werden, ohne hinzuschauen. Der Notrufknopf auf der Rückseite liegt oberhalb der Kamera und ist daher nur gut zu erreichen, wenn beide Hände zur Verfügung stehen.
Das zwei Zoll große Display zeigt 320 x 240 Bildpunkte an. Das ist nicht viel, aber ausreichend. Auf der Rückseite befindet sich eine Kamera mit einer Auflösung von zwei Megapixeln. Auch das ist nicht viel. Es reicht aber, um die eine oder andere Erinnerung festzuhalten.
Das Emporia Classic 2G ist gemäß HAC M4/T4 auch für Schwerhörige geeignet. Ein Radio ist ebenfalls integriert.
Emporia Comfort: Klassisches Klapphandy
Das Emporia Comfort ist ein Klapphandy mit einem 2,4 Zoll großen Bildschirm innen, der 240 x 320 Punkte zeigt. Zusätzlich hat es noch einen OLED-Bildschirm außen, auf dem eingehende Nachrichten angezeigt werden.
Um das Gerät zu öffnen, müssen beide Hände genutzt werden. Dadurch fällt es auch nicht so leicht aus der Hand, denn der Klappmechanismus entwickelt etwas Schwung. Die Tasten sind etwas flacher als beim Emporia Classic 2G aber dennoch gut zu erfühlen.
Da bei einem Klapphandy mehr Platz zur Verfügung steht, liegen die Tasten nicht dicht an dicht. Sie heben sich auch farblich vor dem Hintergrund ab. Zudem gibt es drei Extra-Tasten, über die sich drei Angehörige anwählen lassen, ohne das Adressbuch aufzurufen.
An der Seite finden sich weniger Tasten als beim Emporia Classic 2G: rechts die Taschenlampe und der Kameraauslöser, links die Plus- und die Minus-Taste für die Regelung der Lautstärke. Auf der Rückseite gibt es noch die Notruftaste mit dem Herzsymbol.
In das Gerät wird eine SIM-Karte im Mini-Format eingesetzt. Eine Akkuladung soll für zwei Wochen im Stand-by reichen oder für ein Dauertelefonat von acht Stunden. Das COMFORT ist gemäß HAC M4/T4 auch für Schwerhörige geeignet.
Emporia Flipbasic: Einfach und gut
Das Emporia Flipbasic ist das zweite Klapphandy im Test. Es sieht moderner aus, leistet aber weniger. Das muss jedoch kein Nachteil sein.
Das Flipbasic hat keine Kamera, deshalb auch keinen Speicher für die Ablage von Fotos und keine Funkverbindung zu einem PC über Bluetooth. Es speichert nur vier statt fünf Notrufnummern, verfügt über keine integrierte Taschenlampe und ist auch nicht hörgerätekonform.
Damit kann das Emporia Flipbasic im Wesentlichen nur das, wofür es viele ältere Menschen ausschließlich nutzen wollen: telefonieren und im Notfall Hilfe rufen. Zu viele Funktionen können auch ablenken und in einer Notsituation dazu führen, dass die richtige Taste nicht gefunden wird.
Die drei Emporia-Handys im Vergleich
Classic 2G | Comfort | Flipbasic |
---|---|---|
Tastenhandy | Klapphandy | Klapphandy |
122 x 58 x 17 mm | 106 x 51 x 18 mm | 96 x 49 x 17 mm |
99 g | 92 g | 89 g |
SIM Mini | Mini | Mini |
2-Zoll-Display | 2,4 Zoll | 2,2 Zoll |
Kamera | Kamera | – |
– | hörgerätekompatibel | – |
Notrufknopf | Notrufknopf | Notrufknopf |
Taschenlampe | Taschenlampe | – |
Radio | – | – |
Ladestation | Ladestation | Ladestation |
350 h Stand-by | 350 h | 360 h |
360 min Sprechzeit | 480 min | 220 min |
Fazit: Emporia-Handys für jedes Bedürfnis
Emporia ist nicht ohne Grund eine beliebte und verbreitete Marke für Seniorenhandys. Viele Details sind durchdacht und speziell für ältere Menschen entwickelt worden. Das bestätigt auch dieser Test bei allen drei Geräten.
Einem Smartphone-Nutzer dürften die Unterschiede von Emporia Classic, Comfort und Flipbasic nicht großartig auffallen. Doch wenn sich nicht mehr viel Kraft in der Hand befindet, ist die Anordnung der einzelnen Tasten durchaus wichtig. Die drei Seniorenhandys unterscheiden sich hier und decken daher verschiedene Bedürfnisse ab.
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