Keine Frage: Wer Latte Macchiato, Cappuccino, Flat White oder Espresso für die eigenen vier Wände favorisiert, sollte nicht mit einer Kaffeemaschine liebäugeln. Denn diese produziert in der Regel nichts Anderes als Filterkaffee. Es gibt dennoch gute Gründe, sich für die klassische Brühmethode zu entscheiden. Doch nicht nur das: Moderne Kaffeemaschinen bieten zeitgemäße Funktionen, die ihr vielleicht noch nicht kanntet. Hier wirkt die Moccamaster KBG Select fast wie aus der Zeit gefallen: Sie kann nur eine Art Kaffee. Aber um das Fazit des Tests schon vorweg zu nehmen: Das beherrscht sie überaus gut!
Moccamaster KBG Select: Ein Traum von einer Maschine
Bezogen auf die Standard-Angaben ist die Moccamaster KBG Select erst einmal keine Besonderheit. Sie produziert bis zu 1,25 Liter Filterkaffee, was rund 10 Tassen entspricht. Automatischer Tropfstopp im Filterhalter, Auswahlschalter für halbe oder ganze Kanne, weitere Taste zum Ein- und Ausschalten. Mehr gibt’s eigentlich nicht. Eigentlich!
Doch bei genauerer Betrachtung fällt euch nicht nur der wunderbare Retro-Look auf. Die holländischen Produzenten liefern zudem alles, was Kaffee-Freunden wichtig ist. Beispielsweise liegt die Brühtemperatur stets zwischen 92° und 96° C – das sind die Optimalbedingungen, um Säure und Bitterkeit zu reduzieren und zugleich das Aroma zu erhalten. Das European Coffee Brewing Center vergab dem Moccamaster KBG Select sogar ein Zertifikat dafür, dass die Maschine in der Lage ist, den eigenen hohen Ansprüchen einer handgefilterten Kaffees zu genügen. Und das, obwohl wir hier über eine Maschine sprechen.
Und: Die Moccamaster ist schnell! Innerhalb von rund 30 Sekunden ist das Gerät aufgeheizt, nach zirka sechs Minuten ist die komplette Kanne voll. Benötigt ihr weniger Kaffee, geht’s noch flotter.
Weitere Stärken der Moccamaster
Nach nun rund zwei Monaten mit der Moccamaster KBG Select weiß ich kaum noch, wie mein Alltag mit einem Vollautomaten aussah. Ich erinnere mich aber an eines: Das ständige, sehr aufwändige Reinigen und Pflegen des Alleskönners. Das ist beim Moccamaster ganz anders: Abgesehen vom Wasserbehälter könnt ihr sämtliche Teile entnehmen und kurz ausspülen. Das genügt in der Regel bei einem häufigen Betrieb. Sogar der Wasserdurchlauf mit seinen regelmäßigen Sprühöffnungen für das optimale Benetzen des Kaffeepulvers lässt sich so problemlos putzen.
5 Jahre Garantie zeigen das Selbstbewusstsein des Herstellers Technivorm. Aber nicht nur das: Ihr könnt mit etwas Geschick sogar selbst Komponenten (wie den Wasserbehälter) austauschen. Das gesamte System ermöglicht eine leichte Reparatur, was mir als Freund der Nachhaltigkeit wichtig ist. Übrigens: Technivorm betont, dass die KBG Select von Mitarbeitern handgefertigt und vor dem Verkauf geprüft wird. Ihr bemerkt dies an der sehr guten Produktqualität, genauer erwarten euch keine scharfen Kanten, Unebenheiten oder andere Dinge, die euch optisch stören könnten.
Von Vorteil ist eine weitere Kleinigkeit. Die Kupfer-Heizspirale und die Heizplatte für den fertigen Kaffee sind voneinander getrennt, es sind also zwei unabhängige Systeme. So bleibt das Getränk bei einer idealen Genusstemperatur. Nach 30 Minuten schaltet sich die Heizplatte automatisch ab.
Nicht alles ist Gold, was glänzt
Schon beim Auspacken der Moccamaster KBG Select fällt neben dem herrlichen, zeitlosen Design auch das Gewicht auf. Tatsächlich verbaut Technivorm nicht nur Plastik, sondern auch Metall. Und das wirkt sich positiv auf den Gesamteindruck aus. Und es sind zweifelsohne auch die Kleinigkeiten. Ihr könnt beispielsweise beobachten, wie sich das erhitzte Wasser vom Wasserbehälter zum Kaffee nach oben pumpt – das ist immer wieder schön anzusehen. Trotzdem: Die Abdeckungen und der Filterbehälter sind letztlich auch „nur“ Kunststoff. Aber geschenkt – das ist nur Nörgelei auf einem sonst sehr hohen Niveau.
Wirklich bedauerlich ist dagegen, dass sich auf der Kaffeekanne keine genauen Tassenangaben finden lassen, was gerade beim „Befüllen“ der Maschine praktisch gewesen wäre. Ebenso konnte ich bisher nicht klar herausfinden, ob der Schalter zum Einstellen von bis zu sechs Tassen und mehr als sechs Tassen wirklich einen Geschmacksunterschied macht. Es heißt, dass das Wasser langsamer herausläuft, was ich so nicht eindeutig erkennen kann.
Meine Freundin hat immer etwas Schwierigkeiten dabei, den Filtereinsatz in die Moccamaster KBG Select zu schieben, ich hab meine Problemchen mit der Kaffeekanne. Hier müsst ihr einen korrekten Winkel einhalten, damit ihr nicht mehrere Anläufe benötigt. Es ist wohl der gesamten Konstruktion geschuldet, dass das minimal „störrisch“ ist. Aber ehrlich: Auch das fällt nicht wirklich ins Gewicht. Ihr bemerkt dies nur im Alltag immer mal wieder, gerade wenn’s mal schneller gehen soll.
Fazit: Und der Kaffee schmeckt
Ich habe eine Vorliebe für stinknormalen Filterkaffee. Genau aus diesem Grund muss ich sagen, dass ich mit der Moccamaster KBG Select wirklich sehr zufrieden bin. Für eine klassische Filtermaschine ist das gute Stück nicht nur ungewöhnlich schick (in über 20 Farben erhältlich, ich entschied mich für Gelb), sondern verdammt schnell, ohne dass ihr Kompromisse eingehen müsst. Optimale Brüh- und Genuss-Temperatur, leicht zu säubern, unkompliziert, ohne „Schnickschnack“. Das Gerät ist massiv, wertig und eine Augenweide.
Was mir zum perfekten Glück fehlt, sind wirklich Kleinigkeiten. Den Wasserbehälter würde ich gerne entfernen können, um ihn auch mal zu säubern. Und wieso auf der Kaffeekanne keine Maßangaben zu finden sind, ist mir ein Rätsel. Ansonsten muss ich wirklich sagen: Das ist die mit Abstand schönste und beste Kaffeefiltermaschine, die ich jemals getestet habe.
Darum wechselte ich vom Kaffee-Vollautomaten zur klassischen Filtermaschine
Zugegeben: In der Vergangenheit waren das im Vergleich sehr viel günstigere Varianten ohne besondere Funktionen für Kaffeeliebhaber. Und die dürften mit der Moccamaster KBG Select wirklich glücklich sein. Aber auch die, die Filterkaffee mögen und das Potenzial dieser Brühmethode ausschöpfen wollen, empfehle ich diese Maschine.
Sollten Optik und Farbe nicht zu eurer Küche passen, lohnt übrigens ein Blick auf Alternativen, die ebenfalls Wert auf (technische) Details legen.
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Die mit Abstand beste Maschinen die es auf dem Markt gibt. Habe eine Modell aus den 70er Jahren auf dem Flohmarkt gefunden und nichr nur Funktioniert sie einwandfrei, Technivorm konnte mir sogar Ersatzteile anbieten. Das ist im Jahr 2020 unerreichbar guter Service.
Wow, das ist beeindruckend. Was ist das denn für ein Modell aus den 70ern? Hat sich bei dem irgendwas geändert gegenüber den neuen Varianten? Jetzt bin ich ja ganz neugierig. 🙂
Dem „Neueinsteiger“ in die wunderbare Welt der MM sei folgender Link ans Herz gelegt:
https://www.moccamaster.com/dk/registrer-10-ars-garanti
Hier kann man, über die dänische Website von MM, die (ohnehin großzügige) Garantie seiner MM mit wenigen clicks auf 10 Jahre verdoppeln.
Klappt normalerweise auch aus Tyskland sehr gut.
Denn mal ehrlich – wer 10 Jahre Garantie für sein Produkt gibt – der weiss das es eigentlich 20 Jahre ohne Probleme läuft.
Die im Artikel kritisierten, nicht vorhandenen Tassenmarkierungen auf der Glaskanne haben einen Grund. Laut Bedienungsanleitung sollte man zum Befüllen des Wassertanks ein anderes, sauberes Gefäß benutzen, damit keine Reste von gebrühtem Kaffee aus der u. U. nicht hinreichend ausgespülten Glaskanne in den Wassertank und somit auch ins System gelangen. Der Wassertank würde sich so über die Zeit immer mehr eintrüben bzw. verschmutzen.
Besitzer*innen von Filterkaffeemaschinen wie zum Beispiel einer weißen Braun Aromaster Classic KF 47 sollten mal bei Gelegenheit einen Blick in ihren Wassertank werfen – wenn sie diesen bisher in den letzten Jahren mit der zugehörigen Glaskanne befüllt haben …
Danke für den Hinweis. Das war mir so nicht ganz bewusst. Mal schauen, ob ich meiner Freundin nun auch klarmachen kann, dass sie künftig ein andere Gefäß benutzen sollte… 😄