Streamingplayer als Spielkonsole? Auch ein Fire TV ist geeignet!
Aktuelle Streamingplayer sollen nicht nur für Netflix, Mediatheken und andere Streamingangebote hervorragend geeignet sein, sondern auch zum Spielen. Der Apple TV ist vor allem dank Apple Arcade eine feine „Mini“-Spielkonsole mit einem relativ kleinen, aber feinen Spieleangebot. Google Chromecast als Spielkonsole? Das ist möglich und vor allem preisgünstig.
Die meisten Smart TVs dagegen eignen sich mit ihrem schwachen Angebot an Apps wiederum nicht ganz so gut zum Zocken. Für Gelegenheitsspieler kann es sich daher lohnen, zum Beispiel zu einem preislich attraktiven Fire TV Stick zu greifen, um ab und an mal ein Spielchen zu wagen. Es genügt an sich sogar das einfachste Modell, wenn ihr Games nutzen wollt.
Welcher Fire TV eignet sich zum Spielen am besten?
Der Fire TV Cube ist das aktuelle Spitzenmodell der Fire-TV-Reihe des Herstellers Amazon. Hexacore-Prozessor, 16GB Flash-Speicher, vorbereitet für 4K Ultra HD mit HDR10, HDR10+, HLG und Dolby Vision – das sind gute Voraussetzungen fürs Spielen. Der um die 30 Euro teure Fire TV Stick Lite dagegen ist auf 1080p-Auflösung ausgelegt und verfügt „nur“ über einen Quadcore-Prozessor sowie 8GB Flash-Speicher. Abgesehen von der maximalen Auflösung macht es einen geringen Unterschied, zu welchem Fire TV ihr greift. Also bezogen aufs Spielen.
Aktuelle Fire-TV-Modelle (Stand Januar 2021)
Fire TV Stick Lite | Fire TV Stick (3. Gen) | Fire TV Stick 4K | Fire TV Cube (2. Gen) | |
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Erscheinungsjahr: | 2020 | 2020 | 2018 | 2019 |
Hardware: | Quadcore-Prozessor mit 1,5GHz, 1GB RAM | Quadcore-Prozessor mit 1,7GHz, 2GB RAM | Quadcore-Prozessor mit 1,7GHz, 1,5GB RAM | Hexacore-Prozessor (4x 2,2GHz, 2x 1,9GHz), 2GB RAM |
Speicher: | 8GB | 8GB | 8GB | 16GB (erweiterbar via Micro-USB-Port) |
Maximale Auflösung: | 1080p (HDR, HDR10+, HLG) | 1080p (HDR, HDR10+, HLG) | 4K UHD (HDR, HDR10, HDR10+, HLG, Dolby Vision) | 4K UHD (HDR, HDR10, HDR10+, HLG, Dolby Vision) |
Sonstiges: | Fernbedienung ohne Steuerung des TVs oder der Soundbar | Ethernet-Adapter und Infrarot-Adapter für bessere Steuerung andere Geräte inklusive, Mikrofon und Lautsprecher für Alexa integriert |
Der Grund ist ein einfacher: Die Verantwortlichen bei Amazon gehen offenbar den Weg des kleinsten gemeinsamen Nenners. Zwar besitzt der Fire TV Cube einen verhältnismäßig starken Prozessor, doch Spiele nutzen den nicht weiter aus. Es existieren kaum Apps exklusiv für ein Fire-TV-Modell, nahezu jeder Titel scheint auf allen Playern gleichermaßen laufen zu müssen. Der Unterschied ist höchstens, dass hier und da einige Spiele auf „größeren“ Fire TVs flüssiger laufen.
Dies mag einerseits ernüchternd sein, denn die Power des Fire TV Cube könnte zu grafisch anspruchsvolleren Spielen führen. Andererseits aber sorgt Amazon so für eine einheitliche Plattform, bei der ihr eine weitgehend identische Auswahl an Games bekommt und diese gut spielen könnt. Das heißt auch: Besitzt ihr einen Fernseher mit Full-HD-Auflösung, reicht ein Fire TV Stick vollkommen für die vorhandenen Gaming-Apps. Zu einem viel teureren 4K-Fire-TV müsst ihr also gar nicht greifen, außer ihr habt einen entsprechenden Smart TV mit 4K.
Fire TV als Spielkonsole: Was braucht ihr noch?
Ein weiterer Vorzug vom Fire TV: Ihr müsst nicht zwangsläufig zu einem Game-Controller greifen. Viele Spiele funktionieren mit der Alexa-Fernbedienung, die ohnehin jedem Fire TV beiliegt. Haltet sie wie ein Gamepad und spielt auf diese Weise einfache Games wie „Tetris“ oder Plattformer. Ihr benötigt also nicht einmal zusätzliches Zubehör.
Aber alles wird noch etwas besser, verwendet ihr einen vollwertigen Controller. Ich selbst testete meinen wirklich uralten Fire TV Controller aus dem Jahr 2014 (!) sowie einen aktuellen Xbox-One-Controller meiner Xbox Series X – beide funktionierten am Fire TV Cube völlig problemlos.
Tipp: Generell sollte für den Fire TV nahezu jeder Controller mit Bluetooth kompatibel sein.
Schön ist ebenfalls, dass ihr euch mit einem Gamepad durch nahezu alle Menüs und Apps hangeln könnt, ihr also nicht zwischen Fernbedienung und Controller wechseln müsst.
Große Spiele-Auswahl, wenige aktuelle Blockbuster
Das auf den Fire-TV-Geräten installierte Betriebssystem FireOS basiert auf Android, nahezu alle Spiele für die Streamingplayer von Amazon sind auch für Smartphones und Tablets erhältlich. Das ist keineswegs tragisch, denn so könnt ihr Klassiker und Perlen wie „Crossy Road“, „Asphalt 8“, „Flappy Birds Family“, „Beach Buggy Racing“ oder „Pac-Man 256“ erleben. Aber machen wir uns nichts vor: Das sind zum Teil uralte Apps, die ihr auf anderen Plattformen schon unzählige Male ausprobiert habt. Für Wenigspieler ist das allerdings ein nettes Portfolio.
Tragischer finde ich, dass einerseits sehr wenige neue Spiele erscheinen und die über 1000 Spieleapps zu größeren Teil Mist sind. Bei Amazon hält man offenbar nicht allzu viel von kuratierten Inhalten – das gefällt mir bei Apple (Apple TV) und bei Google (Chromecast, Shield Pro und Android TV) besser. Lieber weniger Apps im Store, als sich durch eine Vielzahl an schlechten Titeln zu wühlen.
Das soll nicht zu kritisch klingen, denn mit etwas Sucherei findet ihr hervorragende Werke, darunter die MegaDrive-Spielesammlung „SEGA Classics“, das Rollenspiel-Meisterwerk „Star Wars: Knights oft he Old Republic“, das leider zu teure (aber tolle) „Shovel Knight: Treasure Trove“ oder gar „Wer wird Millionär“, was sich auf einem großen Fernseher ganz gut macht.
Sideload für weitere Spiele
Die Bastler unter euch dürfte es freuen: Ihr könnt viele andere Android-Spiele auf euren Fire TV bringen, indem ihr die Sideload-Funktion nutzt. Das ist kein offizielles Element, doch der Hersteller sperrt sich nicht dagegen und erlaubt das Installieren von Apps, die es nicht im eigenen Store gibt – ähnlich wie beim Google Chromecast zum Beispiel.
Hierfür benötigt ihr die im Store verfügbare App Downloader oder alternativ den sehr viel komplexeren X-plore File Manager. Mit erstgenannter Software lassen sich sogenannte APK-Dateien von Spielen und Tools recht flott aufspielen. Auf Webseiten wie apkmirror.com findet ihr zahllose Apps zum kostenfreien und legalen Herunterladen. Dort bekommt ihr die Software, die auch regulär im Google Play Store erhältlich ist. Den wiederum gibt’s allerdings nicht für Fire-TV-Player.
Downloader verlangt den Link zu einer APK-Datei, um sie herunterladen und installieren zu können. Das mag etwas frickelig sein, aber: es klappt. Die nötige URL gebt ihr entweder aufwändig via Remote ein oder ihr nutzt die Fire TV App, mit der ihr euer Smartphone in eine Fernbedienung für den Fire TV verwandelt. Dann ist Copy & Paste sehr viel einfacher. Eine weitere Lösung ist das Kopieren und Einfügen von Links über einen Browser wie Firefox, den ihr zuvor auf dem Fire TV installiert.
Ob das gewünschte Spiel dann tatsächlich gut sowie stabil läuft und Controller unterstützt, müsst ihr selbst ausprobieren. Ich selbst testete unter anderem „Asphalt 9“, das auf meinem Fire TV Cube nicht besonders gut lief. So oder so ist das alles etwas für geduldige Tüftler, aber erlaubt sehr viel mehr Flexibilität. Unter anderem dürft ihr so den Mediaplayer Plex oder die Emulator-Sammlung RetroArch einsetzen. Spätestens hier lohnt sich dann ein kostspieligerer Fire-TV-Player mit ausreichend Leistung für anspruchsvollere Spiele und Emulationen klassischer Konsolen.
Was uns in Zukunft erwartet: Spiele aus der Cloud mit Amazon Luna
Wie geht’s weiter? Der Fire TV als Spielkonsole könnte eine rosige Zukunft haben, wenn der Händler-Riese erfolgreich seinen eigenen Cloudgaming-Dienst weltweit zur Verfügung stellt. Der hört auf den Namen Luna und startete testweise schon in den USA mit über 100 Titeln, die sich auf sämtlichen Fire-TV-Geräten, aber auch PCs und Macs nutzen lässt. Sogar (Web-)Apps für Android und iOS sind angedacht.
Der Vorteil von Luna: Es benötigt keine potente Hardware, um Blockbuster aus dem Internet auf den heimischen Fernseher zu streamen. Das beweist der direkte Mitbewerber Google Stadia. In ähnliche Richtungen denkt man auch bei Microsoft mit dem Xbox Game Streaming, das vielleicht irgendwann einmal den Weg auf den Fire TV findet.
Persönlich glaube ich, dass das Angebot an Spielen für Fire TV in den nächsten Monaten nicht an Attraktivität gewinnt. Hier scheinen sich die Zuständigen nicht allzu viel Arbeit zu investieren. Spannender ist daher die definitiv geplante Cloudgaming-Zukunft, mit der Amazon innerhalb kürzester Zeit Millionen Menschen mit ihren Fire-TV-Playern erreichen könnte. Preislich liegt der eigene Abo-Dienst bei 5,99 US-Dollar pro Monat.
Kleiner Hinweis: Mir gelang es übrigens nicht, Stadia und Xbox Game Streaming ordentlich auf einem Fire TV Cube mittels Sideload zum Laufen zu bekommen. Schade.
Fazit: Gute Plattform, aber unsortiertes Spieleangebot
Der Fire TV macht eigentlich sehr viel richtig: Gute Bedienung, simple Einrichtung von Bluetooth-Controllern und ein Store für Spiele sprechen zweifelsohne für die Streamingplayer des US-Konzerns. Wo der Fire TV allerdings versagt, das ist bei einem aktuellen und vor allem ansprechenden Angebot an Spielen. Via Sideload und bald über Cloudgaming lässt sich noch viel mehr aus den teils extrem günstigen Geräten rausholen, um diese in Spielkonsolen für Gelegenheitsspieler zu verwandeln.
Wer etwas mehr spielen möchte und Wert auf Qualität liegt, ist meiner Auffassung nach mit dem Apple TV (4K) besser bedient, denn gerade Apple Arcade ist ein tolles Sammelsurium an kreativen Spielen, die auch längere Zeit bei Laune halten. Dennoch: Für etwas Zerstreuung und Spaß zwischendurch eignet sich auch der Fire TV als Spielkonsole.
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Interessante Idee, ein Fire TV-Gerät dafür zu nutzen. Ich sags oft und jetzt nochmal: Die moderne Technik überrascht mich immer wieder. Ich hoffe ebenfalls, dass in der kommenden Zeit mehr verfügbar sein wird. Schauen wir mal was kommt, vielen Dank für den Blog.