Google Stadia mit 16 Mbit/s: Der Streaming-Dienst im Härtetest

Eine Grundvoraussetzung von Google Stadia ist eine schnelle Internetverbindung. Aber wie funktioniert der Service unter suboptimalen Bedingungen? Wir haben Stadia dem Härtetest unterzogen: 16 Mbit/s.

Google Stadia mit 16 Mbit/s: Der Streaming-Dienst im Härtetest

Laut Speedtest.net liegt Deutschland auf Platz 38 in der globalen Rangliste, geordnet nach Internetgeschwindigkeit (Stand: 02.12.2019). Direkt hinter Chile, Panama und Malaysia. Für uns ist das Grund genug, Stadia mit einer relativ langsamen Internetverbindung zu testen, also praktisch bundesdeutschen Realbedingungen.

Für meinen Test nutzte ich eine Internetverbindung mit 16 Megabit pro Sekunde über W-Lan, am PC und am Fernseher via Chromecast. Von beiden Geräten ist der Router ungefähr einen Raum weit entfernt. Zusätzlich wohnen noch insgesamt vier weitere Personen im Haus, die mal mehr, mal weniger das Internet nutzen. Beste Voraussetzungen also für einen Härtetest. Wie ich kürzlich schon schrieb, ist das Leben auf dem platten Land mit einer schlechten Interverbindung nicht immer einfach.

Das Fazit vorab

Stadia funktioniert mit einer 16 Mbit/s-Leitung. Auch in einer WG. Allerdings müsst ihr Abstriche in Sachen Auflösung machen, Lags hinnehmen und damit rechnen aus dem Spiel geschmissen zu werden, wenn die Mitbewohner das Internet nutzen. Solltet ihr also die gleichen oder ähnliche Voraussetzungen haben wie ich, würde ich von der Anschaffung abraten.

Nutzt ihr eure 16.000er-Leitung allein, könnt ihr ohne Probleme spielen. Auch hier wird die Auflösung hin und wieder schwanken, aber zumindest solltet ihr nicht aus dem Spiel geworfen werden. Mit einer Xbox One X oder einer PlayStation Pro habt ihr auf jeden Fall bessere Grafik und werdet nicht aus dem Spiel geworfen.

Möchtet ihr Stadia trotzdem gerne ausprobieren, rate ich euch zu warten, bis Stadia Base erscheint, und den Service erst einmal mit einem günstigen Spiel zu testen.

Stadia mit 16 Mbit/s

Meinem Test ging der hauseigenen Speedtest von Google Stadia voraus, der mir amtlich bestätigte, dass ich mit meiner Leitung in HD streamen könne. 4K-Auflösung wäre allerdings nicht möglich. Das ist vollkommen okay für mich, man darf keine Wunder erwarten.

Erfahrungen am PC

Der Einstieg ist super einfach. Den Stadia-Code in der App eingeben, ein Spiel über die App kaufen, dann auf Stadia.com gehen und schon startet das gewünschte Spiel. Kein Download, keine Updates, keine Installation. Den Stadia-Controller kann ich am PC momentan nur mit Kabel nutzen. Aber was solls, der Laptop steht ja auf dem Tisch.

Stadia-Speedtest
Stadia gibt mir das Okay für meine Leitung

Ich habe als erstes Red Dead Redemption 2 ausprobiert und es lief gut. Das Spiel läuft größtenteils flüssig, auch wenn die Grafikqualität hin und wieder mal schwankt. Die 4K-Auflösung ist auf dem PC im Moment so oder so nicht möglich, aber die erreiche ich mit der Leitung niemals. Es fällt auf, dass das Spiel relativ häufig zwischen Full HD und niedrigerer Auflösung schwankt.

Wenn ihr hohen Wert auf Grafikqualität legt, werdet ihr mit Stadia und einer langsamen Verbindung wahrscheinlich nicht glücklich. Immerhin konnte ich die meiste Zeit ungestört spielen. Von Zeit zu Zeit kommt es zu kleineren Abschnitten mit Lags, die aber meiner Recherche nach auch mit der schnellsten Verbindung auftreten.

Stadia hat mich außerdem zwei Mal aus dem Spiel geschmissen mit dem Hinweis, dass meine Verbindung nicht stabil sei. Dann habe ich zehn Minuten Zeit mich wieder einzuloggen und direkt dort weiterzumachen wo ich aufgehört habe. Andernfalls startet das Spiel neu.

RDR2 Landschaft
So schön kann Red Dead Dedemption 2 aussehen. Quelle: Rockstar Games

Einen Abend lang konnte ich so gut wie gar nicht spielen. Stadia hat mich alle zwei bis drei Minuten aus dem Spiel geworfen. Ich konnte in Erfahrung bringen, dass jemand anders im Haus Netflix geschaut hat. Was die anderen gemacht haben, weiß ich nicht. Wenn ihr in eurer WG mit einer langsamen Leitung und Stadia streamen wollt, ist das ein Glücksspiel. Davon würde ich abraten.

Erfahrungen auf dem Fernseher

Mit dem Chromecast Ultra aus meiner Stadia Premier Edition konnte ich den Service auch auf meinem 4K-Fernseher testen. Hier ist die Einrichtung leider etwas komplizierter als am PC.

Chromecast an den Fernseher anschließen, dann das Gerät via Google Home-App auf dem Smartphone einrichten, den Stadia-Controller per Smartphone mit Bluetooth aktivieren und mit dem WLAN verbinden. Jetzt müsst ihr nur noch die Stadia-App auf eurem Smartphone mit dem Chromecast Ultra verbinden. Als letztes noch den Code für den Controller, der auf dem Fernseher erscheint, über den Stadia-Controller eingeben und schon ist alles verbunden. Noch schnell das Spiel via Stadia-App auf dem Smartphone starten und schon wird es auf dem Fernseher angezeigt. Easy, oder?

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Dann konnte es auch schon losgehen. Es hat sich angefühlt, als wenn ich auf einer Konsole spiele, allerdings ohne ebendiese Konsole. Auf dem Fernseher hatte ich eine bessere Verbindung. Zumindest hat Stadia mich zu keinem Zeitpunkt aus dem Spiel geworfen. Ich weiß nicht ob es daran liegt, dass er etwas näher am Router ist oder meine Mitbewohner das Internet in der Zeit einfach nicht so intensiv genutzt haben.

Auf dem großen TV konnte ich mir ein besseres Bild von der Grafikqualität machen. Man sieht deutlich, dass die Auflösung oft unter HD liegt. Mit einer Xbox One X oder einer PlayStation 4 Pro bekommt ihr deutlich bessere Qualität.

Das ist aber noch lange nicht die finale Form von Stadia. Google hat bereits bei der Ankündigung viele weitere Features vorgestellt, die noch nicht verfügbar sind.

Das hat Google angekündigt

Bereits als Google seinen Streaming-Service das erste Mal präsentierte, gab es zahllose Versprechen. Die Präsentation war vollgepackt mit Features, die Gamern das Herz höher schlagen lassen. Leider haben es die meisten Features nicht in die Launch-Version von Stadia geschafft, weshalb es sich zu diesem Zeitpunkt eher wie eine Beta-Version anfühlt.

Die noch fehlenden Funktionen will Google nach und nach integrieren, um das Erlebnis komplett zu machen. Hier die Funktionen, die Google den Nutzern versprochen hat:

  • 4K-Streaming mit 60 fps und 5.1-Surround-Sound auf PC, Smartphone und Fernseher
  • Schnelles Wechseln von Bildschirmen auf PC, Smartphone und Fernseher
  • State Share: schnelles Teilen von Spielständen mit Freunden und der Community
  • Crowd Play: Zuschauer können Streamern im laufenden Spiel über Stadia beitreten
  • Family Share: Spiele mit Familienmitgliedern teilen
  • Buddy Pass: Käufer der Founder’s Edition können einen Freund einladen
  • Stadia Base: kostenlose Version von Stadia, die Streaming in 1080p, 60 fps und Stereo-Sound ermöglicht
  • Premium: bietet Streaming in 4K mit 60 fps und 5.1-Surround-Sound sowie zwei kostenlose Spiele pro Monat und exklusive Rabatte

Im Enthüllungs-Trailer hat Google den Service ganz bescheiden als „Die Zukunft des Gamings“ bezeichnet. Was wir zum Launch bekommen haben, ist aber noch weit von den Versprechungen entfernt. Schauen wir uns das etwas näher an.

Das kann Stadia momentan

Zum Start am 19. November bis jetzt sind bei Stadia nicht enthalten: State Share, Crowd Play, Family Share, Buddy Pass und Stadia Base. Das ist schon eine ganze Menge. Doch auch die vorhandenen Funktionen sind nicht vollständig.

stadia-Header
Laut Google steht uns hier die Zukunft des Gaming bevor. Quelle: stadia.com

4K-Streaming mit 60 fps und 5.1-Surround auf PC, Smartphone und Fernseher? Fehlanzeige. Die höchste Qualität erreicht ihr nur mit dem Fernseher und einem Google Chromecast Ultra, nicht aber auf PC oder Smartphone. Auch auf dem Fernseher bekommt ihr in den meisten Spielen kein natives 4K, sondern niedrigere Auflösungen auf 4K raufskaliert.

Falls ihr kein Google Pixel Phone 3 oder höher besitzt, könnt ihr das Streamen auf dem Smartphone sowieso vergessen. Andere Geräte unterstützt Stadia nämlich noch nicht. Hier hat Google noch einiges zu tun, um seinen Versprechungen gerecht zu werden.

Auch das kostenlose Stadia Base soll laut Google erst im Jahr 2020 kommen. Momentan haben nur Käufer der Founders Edition und Premier Edition Zugriff auf den Service. Wollt ihr es also einfach mit einem günstigen Spiel ausprobieren, müsst ihr noch warten.

Das ist eine lange Liste von Dingen, die Stadia nicht kann. Aber was kann man damit denn jetzt überhaupt machen? Ihr könnt Spiele, die ihr in der App gekauft habt, auf dem PC, auf dem Fernseher oder einem Google Pixel Phone 3 oder höher streamen. Aktuell ist etwa das Pixel 4.

Um auf dem Fernseher zu spielen, benötigt ihr den Chromecast Ultra und einen Stadia-Controller. Beides ist in der Founders Edition und Premier Edition inbegriffen. Am PC könnt ihr einen beliebigen Controller verwenden oder die Maus und Tastatur. Auf dem Smartphone reicht ebenfalls ein Bluetooth-Controller aus.

Momentan beherrscht Stadia also nur die absoluten Grundfunktionen für einen Streaming-Dienst. Wer sich ein fertiges Produkt wünscht, sollte noch ein wenig warten.

Alle Infos zur Ankündigung:

Stadia: Googles kleine Gaming-Revolution

Werde ich persönlich Stadia weiter nutzen?

Ja, werde ich. Ich kann zwar auf meinem Gaming-Laptop die neuesten Spiele ohne Probleme spielen, und sie laufen sogar noch flüssiger als mit Stadia. Aber auf meinem Fernseher ist Stadia durchaus ein Erlebnis. Da ich keine Konsole besitze, ist es eine gute Alternative, um auf dem großen Bildschirm zu spielen. Die verringerte Grafikqualität macht mir nichts aus, und solange es rund läuft, bin ich zufrieden.

Es kommt allerdings auch auf die Spieleauswahl an. Diese wird entscheiden, ob Stadia langfristig etwas für mich ist. 22 Spiele sind es zum jetzigen Zeitpunkt. Das ist nicht sehr viel. Ich hoffe, Google wird da relativ schnell nachliefern. Es würde Sinn machen, den Spielekatalog zum Stadia Basic-Release zu erweitern, da ab dann alle Interessenten Zugriff auf das System bekommen ohne viel Geld auszugeben.

Außerdem bin ich auf die Zukunft des Systems gespannt. Für mich interessant ist, ob Google die Anforderungen an die Internetgeschwindigkeit noch senken kann. Auch auf die angekündigten Features freue ich mich. Und zu guter Letzt der Input-Lag: Bei meinem Test war dieser am PC kaum spürbar. Am Fernseher mit kabellosem Controller allerdings etwas mehr und trotzdem immer auf einem annehmbaren Niveau. Solange ihr keine ultrapräzisen Eingaben machen wollt.

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