Latenzen begegnen uns im Alltag überall. Gerade in der digitalen Welt finden wir sie an jeder Ecke, aber auch auf der analogen Seite gibt es zahlreiche Latenzen. Der Duden beschreibt eine Latenz wie folgt: „Zeit zwischen einem Ereignis und der darauf folgenden Reaktion; Verzögerungszeit“. Das sind allerdings zwei verschiedene Dinge.
Wenn ihr eurem Nachbarn einen guten Morgen wünscht, kann die Latenz einmal die Zeit zwischen eurem Gruß und der Antwort des Nachbarn sein. In der Telekommunikation ist aber eher die Verzögerungszeit gemeint, also die Zeitspanne, die es dauert, bis euer Gruß akustisch bei ihm ankommt.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit den verschiedenen Latenzen in der digitalen Welt und wie ihr sie möglichst klein haltet.
Latenzen bei der Internetnutzung (Ping)
Die Latenz bei der Internetnutzung wird häufig auch als Ping bezeichnet. Dieser beschreibt die Zeit, die es benötigt, um ein Datenpaket zu einem Server zu senden, welcher es dann wieder zurück an euren PC schickt. Ping-Zeiten werden in Millisekunden gemessen und können stark variieren. Wie hoch der Ping ist, hängt dabei zum einen von eurem Internetzugang ab und zum anderen davon, wie weit der angepingte Server von eurem Standort entfernt ist.
Dabei spielt der Ping sowohl beim Surfen im Internet eine Rolle als auch beim Gaming online. Beim Surfen bestimmt er, wie lange es dauert, bis eine Webseite anfängt zu laden, oder ein Download gestartet wird. Wenn ihr aus Deutschland zum Beispiel eine Webseite in Japan oder Korea ansteuern möchtet, werdet ihr merken, dass es einen kleinen oder manchmal auch größeren Moment dauert, bis die Webseite sich im Browser aufbaut.
Gamer sind schon lange mit dem Ping vertraut und wissen, wie wichtig dieser in Spielen sein kann. Hier bestimmt dieser nämlich als einer von mehreren Faktoren euren Input-Lag. Also die Zeit, die es braucht zwischen einem Knopfdruck und der entsprechenden Reaktion auf dem Bildschirm. Auch hier wollt ihr einen möglichst niedrigen Ping für das beste Spielerlebnis. Und auch hier entscheidet zum einen die Art eurer Internetverbindung und die Entfernung zum Server den Ping. Wollt ihr das grandiose Fußball-Rennspiel Rocket League auf einem asiatischen Server spielen, werdet ihr einen hohen Ping und somit einen Nachteil im Spiel haben.
Wenn also das Internet langsam ist, ihr aber einen möglichst kleinen Ping haben möchtet, solltet ihr Server ansteuern, die in der Nähe von euch sind und nach Möglichkeit eine Internetverbindung wählen, die kleine Pings bietet. Glasfaser-Internet bietet dabei grundsätzlich einen niedrigen Ping, während ihr mit SAT-Internet, welches über einen Satelliten läuft, generell einen hohen Ping habt.
Mäuse, Tastaturen, Controller und anderes (Input-Lag)
Anderes beschreibt in diesem Fall weitere Eingabegeräte wie Lenkräder, Joysticks oder Guitar-Hero-Gitarren, die ihr vielleicht noch im Keller liegen habt. Bei diesen Geräten haben wir es nicht mehr mit einer Latenz in Form des Pings zu tun, sondern mit dem sogenannten Input-Lag. Das ist die Zeit, die es benötigt, von der Eingabe auf dem Eingabegerät bis hin zu dessen Ausführung auf dem Bildschirm.
Wie oben schon erwähnt, trägt auch der Ping zu dieser Zeit bei, genauso wie die Eingabegeräte, die ihr nutzt. Hier bestimmt vor allem die sogenannte Polling-Rate wie hoch der Input-Lag sein wird. Die Polling-Rate wird in Hertz gemessen und bestimmt, mit welcher Frequenz das Eingabegerät Informationen an das System sendet. Dabei könnt ihr an der Hertz-Zahl direkt sehen, wie hoch die Reaktionszeit und damit der Input-Lag des Gerätes sein wird.
Bei Gaming-Peripherie gilt eine Polling-Rate von 1.000 Hertz als ideal, da sie eine minimale Reaktionszeit von einer Millisekunde bedeutet. Kleinere Zahlen bedeuten hier eine höhere Reaktionszeit, weshalb ihr stets so viel Hertz wie möglich haben wollt. Arbeitet eine Gaming-Maus zum Beispiel nur mit 500 Hertz, bekommt ihr eine Reaktionszeit von zwei Millisekunden, was doppelt so lang ist wie bei der Taktung mit 1.000 Hertz.
Auch kabellos mit geringen Latenzen
Auch kabellose Geräte können mittlerweile die optimale Taktung von 1.000 Hertz erreichen und sind damit genauso schnell wie kabelgebundene, wenn es um den Input-Lag geht. Voraussetzung dafür ist, dass die Geräte die richtige Verbindungsmethode bieten. Für eine geringe Latenz benötigt ihr eine sogenannte 2,4-GHz-Verbindung. Die heißt tatsächlich so, obwohl auch andere Funkstandards wie Bluetooth Frequenzen im gleichen 2,4-GHz-Band nutzen. Geräte, die sich mit Bluetooth verbinden, haben trotzdem immer eine spürbare Verzögerung.
Für geringe Latenzen bei Eingabegeräten solltet ihr also darauf achten, dass ihr eine Polling-Rate von mindestens 1.000 Hertz habt und bei kabellosen Geräten zusätzlich auf eine 2,4-GHz-Verbindung. Auch hier sorgen höhere Hertzzahlen für einen niedrigeren Input-Lag. Gaming-Hersteller Razer hat eine Maus mit dessen sogenannter HyperPolling-Technologie vorgestellt, die bis zu 8.000 Hertz und damit eine Reaktionszeit von 0,125 Millisekunden erreicht. Trotzdem seid mit 1.000 Hertz erst einmal gut beraten.
Monitore (Schaltzeit)
Auch Monitore bringen eine Latenz mit, die sich Schaltzeit nennt und in Millisekunden angegeben ist. Die Schaltzeit gibt an, wie lange es dauert, einen Farbwechsel auf dem Bildschirm vorzunehmen und somit ein neues Bild darzustellen. Um diese Zeit zu bestimmen, gibt es verschiedene Methoden. Wenn ihr eine Reaktionszeit bei Bildschirmen seht, ist aber in der Regel die Grau-zu-Grau-Schaltzeit gemeint. Diese bestimmt, wie der Name schon sagt, wie lange es für einen Pixel dauert, von einem auf einen anderen Grauton zu wechseln.
Dazu gibt es noch die Schwarz-zu-Weiß-Schaltzeit. Diese ist etwas länger als die Grau-zu-Grau-Zeit, wodurch sie aus Marketingsicht nicht sehr sexy ist. Das ist aber auch nicht schlimm, da ein kompletter Schwarz-zu-Weiß-Wechsel in der Praxis so gut wie nie vorkommt, weshalb diese Zahl sogar irreführend sein kann.
Eine schnelle Schaltzeit für den Monitor kommt euch dann zugute, wenn ihr sich schnell bewegende Bilder auf dem Bildschirm darstellen wollt. Das ist oft bei Videospielen oder auch Filmen und Serien der Fall. Wenn die Pixel bei solchen Szenen nicht schnell genug schalten können, bekommt ihr ein unscharfes, schlieriges Bild. Dieser Effekt nennt sich Ghosting und ihr könnt ihn mit einer schnellen Schaltzeit verhindern.
Generell sollte die Grau-zu-Grau-Schaltzeit für Gaming-Monitore die fünf Millisekunden nicht überschreiten. Kürzere Zeiten sorgen auch hier für bessere Ergebnisse, wobei eine Millisekunde momentan das Bestmögliche ist. Auch das Panel des Monitors kann euch einen Anhaltspunkt geben, wie hoch die Reaktionszeit sein kann, allerdings könnt ihr durch das Panel nur die Richtung und keine exakten Werte bestimmen.
Aufs Panel kommt’s an
Generell haben TN-Panels die schnellsten Reaktionszeiten und sind vergleichsweise günstig. Dafür haben sie aber auch schwache Kontraste. VA-Panels auf der anderen Seite bieten gute Kontraste, haben dafür aber auch längere Schaltzeiten. Seit Kurzem gibt es auch Monitore mit OLED- und Mini-LED-Panels.
Fazit
Im digitalen Bereich, bei Videospielen, Videos und Serien werden viele Signale von A nach B geschafft. Bei jedem Transport gibt es kleine Verzögerung, die manchmal mehr und manchmal weniger spürbar ist. Latenzen wird es in diesem Bereich also immer geben. Allerdings hat die Entwicklung der Technik gezeigt, dass diese Latenzen immer geringer werden und vielleicht irgendwann gar nicht mehr spürbar sind.
Egal ob Ping, Input-Lag, Schaltzeit oder der Nachbar: Verzögerungen gehören zum digitalen und analogen Leben dazu.
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