Pioneer SPH-10BT im Test: Autoradio mit eurem Smartphone als Display

Das Autoradio Pioneer SPH-10BT sorgt für mobiles Internet und Apps an Bord. Dafür nimmt es einfach euer Smartphone – auch als Display. Das haben wir getestet.

Pioneer SPH-10BT im Test: Autoradio mit eurem Smartphone als Display
Pioneer SPH 10 Test: Autoradio mit Smartphone

Mit meinem 2019 erworbenen, gut 15 Jahre alten VW Lupo bin ich zufrieden. Er bringt mich, wohin ich möchte, verfügt über keinerlei Schnickschnack, aber er fährt. Nur das Radio, das die Vorbesitzer eingebaut haben, funktioniert nicht so recht, ein neues soll her. Auf meiner Suche nach etwas Modernerem stoße ich auf das Pioneer SPH-10BT.

Pioneer SPH-10BT: Euer Smartphone ist das Display

Auf Werbebildern wirbt Pioneer mit einem schönen, oben aufgeklappten Display. Das liegt aber schlicht daran, dass ihr in das Radio euer eigenes (hoffentlich hübsches) Smartphone einspannt. Das SPH-10BT selbst verfügt über kein eigenes Display.

Pioneer SPH-10BT Werbebild
Pioneer SPH-10BT Werbebild…

Für mich klingt das dennoch nach einem ordentlichen Kompromiss. Etwas neidisch schaue ich zu Weilen schon in die Cockpits moderner Autos und auf ihre Bordkonsolen mit teils riesigen Touchscreen-Displays. So etwas ließe sich auch in meinem alten Gefährt nachrüsten. Aber die Idee, das eigene Smartphone mit den Lieblings-Apps und damit auch einer mobilen Internetverbindung zu verbinden, klingt wie zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich schlage zu.

... und Wirklichkeit mit dem eingespannten, eigenen Smartphone (Galaxy S10). Stimmt im Prinzip überein.
… und Wirklichkeit mit dem eingespannten, eigenen Smartphone (Galaxy S10). Stimmt im Prinzip überein.

Der Einbau verläuft halbwegs reibungslos. Die Montageanleitung mit komplexen Schaltplänen schreckt zwar ab. Tatsächlich ist der Anschluss des Radios bei schon vorhandener Verkabelung aber sehr einfach. Über einen mitgelieferten Adapter stecke ich den vorhandenen Doppelstecker ins Radio ein. Fertig. Der aufwändigere Teil ist, den Käfig auszutauschen und das Radio passend wieder einzuschieben. Nach einer knappen Stunde ist die Arbeit hier aber auch erledigt, und das Pioneer SPH-10BT eingebaut.

Auf Wunsch „nur“ ein gutes Autoradio

Und der erste Eindruck ist sehr gut: Das UKW-Radio schaltet sich direkt ein und hat einen voluminösen Klang. Der Sendersuchlauf ist schnell und zuverlässig. Die Anzeige des Radiomoduls selbst ist klein; dennoch seht ihr hier einfachste RDS-Informationen wie den Sender, den ihr gerade hört. Um die Smartphone-Halterung zu verwenden, muss ich zunächst noch einmal das Bedienfeld abnehmen, die Halterung herausziehen und das Bedienmodul wieder aufsetzen.

Die Smartphone-Halterung müsst ihr zunächst herausziehen.
Die Smartphone-Halterung müsst ihr zunächst herausziehen.

Auch während der Fahrt habe ich beim Radiobetrieb kaum Empfangsprobleme (das war beim Vorgängerradio noch anders), und bei der Bluetooth-Übertragung gibt es keine Aussetzer. Die Steuertasten haben einen angenehmen Druckpunkt, die Smartphone-Halterung wirkt solide und fest verarbeitet. Damit ihr den richtigen Betrachtungswinkel habt und keine Tasten versehentlich auslöst, könnt ihr die einzelnen Halterungen verschieben.

Pioneer SPH-10BT mit aufgebauter Halterung aber ohne Smartphone im Betrieb.
Pioneer SPH-10BT mit aufgebauter Halterung aber ohne Smartphone im Betrieb.

Das Pioneer SPH-10BT funktioniert natürlich auch ohne Smartphone. Die Bedienung ist mit zwei Haupt- und vier Kurzwahltasten zwar sehr simpel gehalten, aber nicht alles ist selbsterklärend. Zumal Pioneer dem Gerät zwar eine Montage- aber keine Bedienungsanleitung beilegt. Die findet ihr dann auf der Support-Webseite als PDF. Und ein Blick da hinein lohnt sich, weil Funktionen wie Sendersuchlauf, Wahl der Frequenzbänder oder Auswahl der LED-Farbe von alleine kaum zu finden sind.

Farbwahl Orange: Pioneer lässt euch die LED-Farbe des SPH-10BT anpassen.
Farbwahl Orange: Pioneer lässt euch die LED-Farbe des SPH-10BT anpassen.

Das SPH-10BT mit Smartphone: Autoradio mit Display und Internet

Sein ganzes Potenzial schöpft das Pioneer SPH-10BT dann aus, wenn ihr das Smartphone mit ihm verbindet und dort die Pioneer Smart Sync App installiert. Das Smartphone wird dann zum Display des Radios und zeigt euch allerhand nützliche Informationen an. Etwa den Song, den ihr gerade abspielt, neben dem Radiosender auch das -programm, wie schnell ihr fahrt und – sehr elegant – auf wie viel Höhenmetern ihr euch befindet und via Kompass auch, in welche Richtung ihr unterwegs seid.

Geschwindigkeit und darunter: Himmelsrichtung und Höhenmeter – nette Gimmicks des SPH-10BT.
Geschwindigkeit und darunter: Himmelsrichtung und Höhenmeter – nette Gimmicks des SPH-10BT.

Oder sagen wir lieber: Das Pioneer SPH-10BT könnte über das Smartphone sein volles Potenzial ausschöpfen. Denn einige Dinge wollen nicht so recht funktionieren. Das Vorlesenlassen von Nachrichten scheint nur manchmal zu funktionieren. Die Sprachsteuerung verwirrt, weil sie nur die Funktion des zuletzt angebotenen Menüpunkts ermöglicht. So versuche ich etwa probeweise, eine Navigation nach Berlin-Alexanderplatz zu starten, aber das System öffnet nur Google Maps und bleibt dann stumm.

Für die Navigation greift die Pioneer Smart Sync App auf meinem Android-Smartphone auf Google Maps zurück. Das Navi startet ihr mit einer Taste.
Für die Navigation greift die Pioneer Smart Sync App auf meinem Android-Smartphone auf Google Maps zurück. Das Navi startet ihr mit einer Taste.

Dafür spielt das Pioneer SPH-10BT automatisch den letzten Song ab, den ich auf Spotify gehört habe – obwohl ich Spotify selbst in der Liste verfügbarer Audio-Apps gar nicht auswählen kann. Mit dem Power-Knopf des Radios kann ich zwischen UKW, Spotify und Dateien aus der Audio-Ablage des Smartphones hin- und herschalten. So springt mir etwa noch ein Audio-Mitschnitt entgegen, in dem Kollege Daniel Wendorf und ich uns kürzlich über Systemkameras und Spiegelreflexkameras unterhalten haben.

YouTube? Besser von Hand starten

Dafür weigert sich der YouTube-Link bei mir, ein Video abzuspielen. Obwohl ich mich auf einem Parkplatz befinde, den Motor ausgeschaltet habe und die App auch 0 km/h anzeigt (was im Stand nicht immer der Fall ist!), moniert das System, ich würde gerade fahren und dürfe deswegen jetzt keine Videos gucken. Klarer Fall von Über-das-Ziel-hinausgeschossen. Spiele ich ein YouTube-Video einfach so auf dem Smartphone ab, während ich das Pioneer SPH-10BT mit Bluetooth-Audio gekoppelt habe, höre ich den Sound auch über die Lautsprecher des Autos. Allerdings mit einer leichten Verzögerung.

YouTube-Link verweigert den Betrieb auch im Stand.
YouTube-Link verweigert den Betrieb auch im Stand.

Auf Wunsch bleibt das Display dauerhaft eingeschaltet. Schaltet ihr es von Hand aus, ist beim Wiedereinschalten außer beim Navi-Betrieb eine Sicherheitsabfrage wie PIN, Fingerabdruck oder Gesichtsentsperrung notwendig, was bei der Fahrt natürlich ungünstig ist.

Das Bedienfeld des SPH-10BT
Das Bedienfeld des SPH-10BT

Und das wäre dann auch schon der erste Nachteil, den das gesamte Konzept gegenüber einem Autoradio mit fest installiertem Display hat. So praktisch das im Prinzip auch sein kann, ein Smartphone bleibt ein Smartphone, hat keinen Zugriff auf die Diagnose-Schnittstelle und will zum Akkusparen die meiste Zeit das Display ausschalten. Ihr habt im Falle des Pioneer SPH-10BT allerdings die Möglichkeit, das Display dauerhaft eingeschaltet zu lassen und das Smartphone über den USB-Eingang auch aufzuladen. Ideal ist natürlich auch das nicht, weil Smartphones bei dauerhaft eingeschaltetem Display und gleichzeitigem Laden leicht überhitzen können.

Bitte nur Smartphones, keine Tablets

Vielleicht stellt ihr euch die Frage, ob ihr statt eines Smartphones auch ein Tablet dort einspannen könnt, um einen noch größeren Bildschirm zu haben. Kollege Sven Wernicke etwa hat bei Zeiten einmal getestet, wie es ist, ein Tablet als Navi zu benutzen. Das ist im Pioneer SPH-10BT allerdings nicht vorgesehen. Wohl aus physischen Gründen könnt ihr hier nur ein Smartphone einspannen, das bis 87 Millimeter breit und dabei nicht dicker als 10 mm und nicht schwerer als 250 Gramm ist.

10 kompakte Smartphones unter 5 Zoll – und knapp darüber

Das umfasst die allermeisten Smartphones auf dem Markt, aber eben nur solche. Das große iPhone 11 Pro Max etwa mit seinem 6,5-Zoll-Display misst 78 Millimeter Breite und bringt 226 Gramm auf die Waage, würde hier also (ohne Hülle) noch hineinpassen. Und auch das Oukitel K9, mit 7,12 Zoll Display-Diagonale eins der größten Smartphones 2019 auf dem Markt, könnt ihr mit dessen 86,3 Millimetern Breite und den 234 Gramm hier gerade noch einspannen. Nicht aber etwa das Apple iPad Mini, dessen Display-Diagonale mit 7,9 Zoll zwar auf den ersten Blick kaum mehr misst, das aber mit 300 Gramm Gewicht und vor allem 135 mm Breite unter keinen Umständen noch in die Halterung des Pioneer SPH-10BT passen würde.

Aber die Halterung des Radios einklappen, eine eigene Tablet-Halterung verwenden und dann das Tablet so mit dem SPH-10BT verbinden? Sollte problemlos funktionieren!

Unser Eindruck: Bordkonsole für Arme? Nein.

Der Verdacht könnte aufkommen, gerade wenn ihr das Werbebild seht: Soll das Pioneer SPH-10BT etwa eine Bordkonsole für Arme sein? Jetzt nach meinem Test würde ich sagen: Der Vergleich hinkt. Das sind zwei völlig unterschiedliche Herangehensweisen. Eine Bordkonsole mit großem Display, eventuell auch Touch, erfüllt schlicht andere Aufgaben. Das Pioneer-Radio mit Smartphone-Halterung ist eben das: ein modernes Autoradio für diejenigen unter euch, die einen bequemen Zusammenschnitt aus Autoradio, Smartphone und eben auch mobiler Internetverbindung wollen.

Das Pioneer SPH-10BT mit Samsung Galaxy S10 in einem VW Lupo.
Das Pioneer SPH-10BT mit Samsung Galaxy S10 in einem VW Lupo.

Die Funktionen sind nicht überbordend, das Bedienkonzept aber ist subtil, die Konstruktion durchdacht und der Preis mit um die 120 Euro angemessen. Ich bin insgesamt zufrieden mit meinem Kauf.

Etwas mehr Wert hätte Pioneer aber noch auf das Handhabung legen können. Sicherheit ist im Auto das oberste Gut, aber die erreiche ich nur, wenn ich alle Elemente bedienen kann, ohne die Augen von der Straße zu lassen. Und weil die Sprachsteuerung nicht zuverlässig funktioniert und ich das Telefon hin und wieder neu entsperren muss, ist das im Pioneer SPH-10BT nicht zur vollsten Zufriedenheit gelöst.

Elektroautos 2020: Von klein bis groß

Pioneer hat übrigens noch ein Schwestermodell im Angebot: Das SPH-20BT unterscheidet sich vom hier getesteten Gerät aber im Wesentlichen nur durch ein Detail: Es beherrscht auch DAB+. Das Pioneer SPH-10BT findet ihr auch bei Euronics.

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3 Kommentare zu “Pioneer SPH-10BT im Test: Autoradio mit eurem Smartphone als Display

  1. ich habe so ein Autoradio, aber konnte keine stimme hören beim Navigieren, nur Musik von meinem Smartphone.Orientierung ging nur visuell, das auf der Strasse gefährlich ist.
    was habe ich falsch gemacht, was muss man da tun.

    1. Hallo Angelika, das hängt davon ab, mit welchem Gerät du navigiert hast. Hast du dazu eine App auf dem Smartphone benutzt, dann sollte eigentlich der Ton gleichzeitig auf dem Gerät ausgegeben werden. Ist das der Fall, dann überprüfe bitte einmal die Einstellungen der Navi-App. Ist hier „Leise“ oder „Ton-Aus“ eingestellt?

      Hast du zusätzlich ein Navi mit dem Radio verbunden, aber das Smartphone als Audioquelle ausgewählt, dürfte das der Grund sein. Denn das Gerät kann nur aus einer Quelle auf einmal abspielen. Da müsstest dich da also für Navi oder Smartphone-Musik entscheiden. Oder Smartphone-Musik über das Radio laufen lassen und das Navi nicht damit koppeln, also die Ansagen über die Lautsprecher des Navis ausgeben lassen.

      Hilft dir das so weiter?

  2. Hallo, kann man die Halterung für das Telefon auch in einem anderen Winkel ausrichten ?
    Würde es villt. in einen Twingo II einbauen, aber das Radio wird nach unten eingebaut.

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