Mobil surfen wie zuhause: Einfach mal versuchen!

Beim Surfen unterwegs hält man sich bei Videos oder Musikstreaming für gewöhnlich zurück. Doch das muss gar nicht sein, behauptet Trendblogger Jürgen Vielmeier.

Mobil surfen wie zuhause: Einfach mal versuchen!
Mobil Surfen wie zuhause

Neulich im Auto kam mir der Gedanke: Was soll das eigentlich? Wenn ich unterwegs das Internet nutze, schränke ich mich absichtlich ein. Musikstreaming, YouTube- oder Netflix-Videos? Alles nichts für unterwegs. Hier benutzt man Offline-Playlists, Netflix-Seriendownloads oder verschiebt das Streamen auf später. Aber muss das eigentlich sein? Das wollte ich ausprobieren.

Unterwegs Spotify streamen: Geht, mit etwas Schluckauf

Ich fuhr mit dem Auto durch den Westerwald von Marburg nach Bonn. Nicht unbedingt die Gegend mit dem engmaschigsten Netz, schon gar nicht bei O2. Trotzdem kam mir plötzlich die Idee: Warum nicht einfach so tun, als wäre ich zuhause?

Ich sagte „Ok Google“ zu meinem damaligen Android-Testsmartphone (Moto G6), aktivierte damit den Google Assistenten und bat ihn, das Album „Nevermind“ von Nirvana (nur ein Beispiel) auf Spotify zu streamen. Der erste Versuch misslang, weil der Assistent nicht reagierte, beim zweiten Versuch plötzlich lief die Musik. Die Reihenfolge der Titel stimmte nicht, aber ansonsten spielte das Album klaglos.

Unterwegs Musik hören: Eine Stunde Spotify hören kostet nur 40 bis 70 MB Daten.
Unterwegs Musik hören: Eine Stunde Spotify hören kostet nur 40 bis 70 MB Daten.

Einige Wochen zuvor bei einer Tour durch Süddeutschland gelang das Kunststück ebenfalls. Am Anfang brach der Spotify-Stream einige Male ab, aber im Großen und Ganzen funktionierte es. Keine Offline-Playlists mehr zwingend notwendig.

Unterwegs Netflix streamen: Überraschend kein Problem

Gut, Sounddateien verbrauchen nicht so viele Daten wie Videos. Wie also sieht es mit Netflix aus? Ich wollte es ausprobieren und startete auf einem Rastplatz an der A4 kurz vor Köln ein Netflix-Video. Ein durchaus realistisches Szenario, wenn ein Mitfahrer sich im Auto die Zeit vertreiben will.

Der Stream riss die ganze Fahrt über zwischen der Raststätte, der übrigen Fahrt auf der A4 und später der A555 nach Bonn nicht ab. 20 Minuten dauerte die Fahrt. Unterwegs schielte ich immer wieder aufs Display. Der Stream lief unverändert. Als ich die Fahrt nach der Hälfte der ersten Folge „Secret City“ unterbrach, waren noch etwa 5 bis 10 Minuten mehr im Puffer.

Netflix bietet Serien zum Download an. Das muss aber gar nicht immer, denn oft lassen sich Serien auch unterwegs streamen.
Netflix bietet Serien zum Download an. Das muss aber gar nicht immer, denn oft lassen sich Serien auch unterwegs streamen.

Ein anderes Mal streamte ich ein Video im leicht abgelegenen Bonner Stadtteil Graurheindorf an der Fähre. Mein Smartphone meldete HSPA+-Empfang, und das reichte offenbar. Ich entspannte mich und streamte eine ganze Folge „Happy“ auf Netflix. Problemlos.

YouTube-Videos, Podcasts, Radio und Live-TV

Nach einem Mittagessen in der Bonner Stadthauskantine streamte ich einen Audio-Beitrag auf Zeit.de – ohne Probleme – und anschließend ein YouTube-Video. Klingt nach keiner ganz so großen Herausforderung, aber das O2-Netz um das Bonner Stadthaus herum ist nicht für seine Zuverlässigkeit bekannt.

Der ZDF-Livestream gelang bei mir selbst in der Eifel bei 3G-Empfang.
Der ZDF-Livestream gelang bei mir selbst in der Eifel bei 3G-Empfang.

Und wie sieht es in weniger dicht besiedelten Gegenden aus? Ich fuhr einen Nachmittag in die Eifel zum Rursee und zu Testzwecken auch in den dort nahe gelegenen Ort Heimbach. In beiden meldete mein iPhone SE ein 3G-Netz. Ich probierte einen Radio-Livestream mit der 1live-App aus, den Download eines YouTube-Videos, das Starten einer Netflix-Folge und sogar den ZDF-Livestream. Alles funktionierte – zu meiner Überraschung problemlos und in ordentlicher Qualität.

Und sonst?

Auf der Rückfahrt aus der Eifel über dünn besiedelte Gegend streamte ich ein YouTube-Video. Dies setzte während der Fahrt viermal aus, wobei die Aussetzer 30 Sekunden bis etwa 2 Minuten betrugen. Alles in allem hatte ich das etwa 45 Minuten lange Video auf dem einstündigen Weg vollständig gestreamt. Nein, zu hundert Prozent reibungslos lief also nicht alles – hätte mich aber auch gewundert.

Den Beitrag, den ihr hier lest, finalisierte ich auf einem Parkplatz direkt am Rursee (3G-Netz) inklusive mehrmaligem Speichern des WordPress-Dokuments und des Bilderuploads. Auch dies alles ohne nennenswerte Probleme.

Um das Setup gänzlich auf die Probe zu stellen, lud ich vom gleichen Parkplatz noch zwei YouTube-Videos von jeweils etwa 100 MB hoch. Das dauerte zwar jeweils etwa 10 Minuten, länger aber auch nicht.

Das Konzept: „Inselhopping“

Die überraschende Erkenntnis: Es geht alles viel weniger problematisch als gedacht, selbst im so verschrieenen O2-Netz. Mobil surfen als sei man zuhause – gelang mir selbst an etwas entlegenen Gegenden Nordrhein-Westfalens und im nördlichen Rheinland-Pfalz.

Mobiler Hotspot im wahrsten Sinne: Der Rursee in der Eifel
Mobiler Hotspot im wahrsten Sinne: Der Rursee in der Eifel

Gelingen kann das, weil die genannten Dienste weniger Daten verbrauchen als befürchtet. 1 Stunde Musikstreaming mit der Spotify-App kostet in Standard-Qualität von 96 kbps gerade mal 40 MB, stellt man auf 160 kbps, sind es etwa 70 MB. Bei Netflix und YouTube sind es in niedrigster Qualität etwa 250 MB pro Stunde – schon deutlich mehr. Aber selbst in einem 3G-Netz mit gutem Empfang ohne Schwierigkeiten möglich.

Problematischer ist es mit Diensten, die einen Dauerzugang zum Internet beanspruchen. Der Google Assistent funktioniert nicht, wenn er unterwegs keine Internetverbindung hat, und bleibt dann einfach stumm.

Netflix, Amazon, Sky – soviele Daten ziehen eure Smartphone-Videos

Ideal ist es, in einer Insel mit guter Verbindung zu starten, egal ob bei einem Audio- oder einem Videostream. Sendung oder Playlist auswählen, starten und dann vielleicht erstmal auf Pause drücken, damit der Dienst puffern kann. So dürften dann einige Funklöcher unterwegs dem Stream nichts anhaben. Wenn ihr euch unsicher seid, nutzt die Insel, um eine Playlist oder eine Serienfolge doch noch offline zu speichern.

Gelungen ist mir das ganze Procedere allerdings nur bei Autofahrten. Im Zug ist die Verbindung für gewöhnlich schlechter, es sei denn, man fährt in einem ICE mit On-Board-WLAN.

Und der Datenverbrauch?

Nachdem ich jüngst einen neuen Mobilfunktarif aushandeln musste, habe ich nun 15 GB Datenvolumen im Monat. Das ist eine ganze Menge. Zum Glück sind fast alle Anbieter hier großzügiger geworden. Wo sie sparen, ist die Netzversorgung und – bei Discountern – die Datenrate. Aber mit einem Paket von 10 GB oder noch mehr, sollten oben beschriebene Szenarien gelingen, wenn ihr nur einige Tage im Monat unterwegs seid.

O2-Datenverbrauch

Bei mir zumindest gingen im Endeffekt weniger Daten drauf, als ich dachte. An einem Tag, an dem ich besonders ausgiebig alles Mögliche unterwegs gestreamt habe, waren es laut meinem Provider O2 gerade mal etwa 700 MB.

Unter den Trendblog-Redakteuren gibt es aber auch eine andere Meinung:
Mobiles Internet kann das Kabel nicht ersetzen

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