Kollege Jürgen Vielmeier fährt übers Land und streamt dabei Netflix und YouTube auf sein iPhone. Schön für ihn! Sein Rat an uns: Wir sollten doch auch mal versuchen, mobil zu surfen wie zuhause. Doch dann würde ich bereits im Laufe des ersten Tages eines jeden Monats auf eine Geschwindigkeit von 32 kbit/s gedrosselt werden. So geht es definitiv nicht.
Die Rechnung ist einfach: 134 GB haben meine Frau und ich in den letzten 30 Tagen am Internetanschluss zuhause verbraucht. Ein Großteil der Daten floss auf meinen Rechner. Das Problem: Mein Mobilfunkvertrag gewährt mir bloß ein monatliches Datenvolumen von 2 GB. Jürgen verfügt zwar über 15 GB, doch auch damit wäre bei meinem Surfverhalten am vierten Tag im Monat Schluss mit dem schnellen Internet.
Sogar WhatsApp lieber mit einer Tastatur
Seien wir ehrlich: Mobilfunk hat den kabelgebundenen Anschluss immer noch nicht ersetzt. Mein erstes Handy legte ich mir vor genau zwanzig Jahren zu, um im Notfall Hilfe holen zu können. Seit acht Jahren telefoniere ich ausschließlich damit. Über einen Festnetzanschluss bin ich gar nicht mehr erreichbar. Der Internetzugang allerdings wurde auf diese Weise noch nicht ersetzt. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob das jemals so sein wird.
15 GB gratis, aber nicht im Funkloch – Wie mich der Netzausbau zur Weißglut treibt
Sicher: Das mobile Internet hat eine neue Qualität in das Leben vieler Menschen gebracht. Die SMS gab es zwar schon vorher. Doch durch WhatsApp erst stehen viele Menschen permanent in Kontakt mit Familie und Freunden, auch wenn große Distanzen zwischen ihnen liegen. Das ist ganz klar ein Gewinn.
Dennoch warte ich, wenn ich auf dem Heimweg bin, bis ich zuhause vor dem großen Bildschirm und einer Tastatur sitze, um eine Nachricht per WhatsApp Web zu beantworten. Ich schreibe dort schneller und ausführlicher – was mein Gegenüber hoffentlich auch zu schätzen weiß.
Das Problem: Die Leute wollen immer mehr
Das war aber bloß ein Beispiel aus meinem Leben. Andere Menschen mögen in dieser Hinsicht anders ticken. Was jedoch weit mehr Leute betrifft, ist der Wunsch, Fernsehen/Netflix/Fußball auf großen Bildschirmen in hohen Auflösungen zu schauen – zum Beispiel in 4K-Auflösung. Dabei werden wesentlich mehr Daten übertragen, als wenn Jürgen mit seinem iPhone in der Eifel Videos in SD-Qualität streamt.
Er hat natürlich recht, dass das mobile Internet durchaus reichen kann. Wer nicht pausenlos Netflix streamt und das bisschen Facebook und Onlineshopping überwiegend am Arbeitsplatz erledigt, braucht zuhause keinen dicken DSL-, Kabel- oder Glasfaseranschluss. Diese Gruppe wird auch größer werden. Doch der Bedarf nach vielen und schnellen Daten wird immer dem voraus sein, was die Mobilfunknetze bieten.
Meine Lösung: Datenaustausch im Hintergrund unterbinden
Noch einmal zurück zum Anfang. Ich bin noch eine Erklärung schuldig, warum mir die 2 GB im Mobilfunkvertrag reichen. Bis vor kurzem waren es sogar nur 500 MB. Und das sind nur die Obergrenzen, die ich tatsächlich so gut wie nie erreiche. In den meisten Monaten verbrauche ich weit weniger, denn ich habe mein Smartphone so eingerichtet, dass es wenig Daten zieht.
Datenhungrigen Apps habe ich untersagt, im Hintergrund Daten zu tauschen. Welche das sind, lässt sich in den Einstellungen recht einfach herausfinden. Apps, die ich häufig nutze, dürfen ihre Daten nur noch zuhause über WLAN ziehen. Podcasts zum Beispiel. Dennoch habe ich meist ein paar Episoden auf dem Smartphone, die ich unterwegs hören kann. Netflix-Serien schaue ich unterwegs im Offline-Modus.
Nicht mehr ohne LTE
E-Mails, Nachrichten und dergleichen rufe ich nur manuell ab. Wo mein Gerät ständig lauscht, ist bei WhatsApp. Bilder werden direkt heruntergeladen, Videos nur nach einem Klick. In den meisten Monaten verbrauche ich so weniger als 200 MB. Allerdings sitze ich auch den ganzen Tag am Schreibtisch und bin nicht viel allein unterwegs. In Gesellschaft schon, doch dann greife ich nur wenig zum Smartphone. Mein Routenplaner nutzt Offlinekarten.
Warum die Selbstbeschränkung auf so ein kleines Datenvolumen? Ich surfe schon seit Jahren im LTE-Netz der Telekom und zahle nicht einmal viel dafür, denn mein Vertrag läuft über Congstar. Persönliche Erfahrungen waren ausschlaggebend bei meiner Wahl. Beim Wandern im Mittelgebirge war die Erreichbarkeit der Telekom einfach höher – und auch der Datendurchsatz.
Wichtig ist mir das aber nicht, weil ich im Wald YouTube schauen möchte, sondern um im Notfall Hilfe rufen zu können. Dann kommt noch hinzu, dass zwar über 3G/HSPA+ ein Download recht flott ist, wenn er erst einmal läuft. Doch gerade bei der Übertragung kleiner Datenmengen hat LTE gegenüber seinen Vorgänger-Techniken einen merklichen Geschwindigkeitsvorteil. Und den weiß ich sehr zu schätzen.
Beitragsbild: Unsplash/freestocks
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„Die Rechnung ist einfach: 134 GB haben meine Frau und ich in den letzten 30 Tagen am Internetanschluss zuhause verbraucht.“
Moment, Moment. Ganz so einfach ist die Rechnung nicht. Nur weil du zuhause so viele Daten verbrauchst, heißt das noch lange nicht, dass du das unterwegs auch tätest. Mobil hast du ein ganz anderes Surfverhalten. Also selbst, wenn du alles gibst, wirst du mobil nicht auf 134 GB kommen.
Mir ging es auch gar nicht darum, mein Auto oder die Bushaltestelle zum Wohnzimmer zu erklären, sondern darum, zu versuchen, mit dem gleichen KOMFORT unterwegs zu surfen wie zuhause. Also nicht immer App-Downloads, Serienstreaming, Podcatching, YouTube-Videogucken auf Zuhause zu verschieben, sondern es direkt unterwegs zu erledigen. Da wo man ist und es gerne hätte. DAS zumindest sollte heute deutlich besser gehen als noch vor ein paar Jahren.
Okay, du hast da einen Punkt. Um 134 GB auf dem Smartphone zu verbrauchen, müsste ich meinen stationären Internetanschluss zuhause abmelden. Darum ging es dir gar nicht.
Deine These ist aber, dass sich das Surfverhalten unterwegs nicht von dem zuhause unterscheiden muss. Sprich: im Park sitzen und streamen statt zuhause herunterladen und erst auf der Parkbank anschauen.
Aber da greift mein Argument aus dem Artikel oben: Wenn ich am Wochenende wandern gehe und auf einer Wiese im Deister Pause mache, um Netflix zu streamen, dann wäre ziemlich schnell mein monatliches Datenvolumen weg, denn ich habe nur 2 GB. Und auch bei deinen 15 GB würde ich das in einem schönen Sommer mit vielen Wanderungen schaffen können.
Und falls es dir wirklich nur um die Netzverfügbarkeit ging: In Egge, Deister und Harz hat O2 nachweisbar größere Funklöcher, denn dort war ich nicht alleine unterwegs. Und in Eifel und Bergischem Land, die ich beide auch ganz gut kenne, wird es vermutlich nicht viel anders sein.