Nokia macht jetzt auch Streamingplayer? Nicht ganz, denn das noch recht junge und im österreichischen Wien ansässige Unternehmen StreamView sicherte sich die Lizenz, um unter diesem Namen Smart-TVs, Set-Top-Boxen und DAB+-Radios zu veröffentlichen. Den Anfang im Bereich der Set-Top-Boxen macht die Nokia Streaming Box 8000, die vor allem dem Google Chromecast mit Google TV, aber auch der Nvidia Shield TV Pro Paroli bieten möchte. Und kann, wie der Test zeigt.
Das ist die Nokia Streaming Box 8000
Zweifelsohne ist der bekannte Nokia-Schriftzug das, was euch sofort auffällt. Der befindet sich sowohl auf der Packung, als auch auf dem fast schon unscheinbar wirkenden Player, der ein wenig an einen Fire TV oder einen dünnen Apple TV erinnert. Ganz so billig wie eine Shield TV Pro (2019) wirkt das Plastikgehäuse glücklicherweise nicht. Die riesige Fernbedienung dagegen hinterlässt den Eindruck, als stamme sie aus dem letzten Jahrtausend. „Wozu brauche ich diese vielen Tasten?“ Das war eine meiner ersten Fragen, auf die ich später eine Antwort fand.
Technische Daten Nokia Streaming Box 8000
Prozessor | Amlogic S905X3 |
Speicher | 2GB RAM, 8GB eMMC |
Anschlüsse | HDMI, USB-A 3.0 (5V, 900mA), USB-C (5V, 1A), Ethernet, Optical Audio, AV (3,5mm) |
Drahtlose Verbindungen | WLAN: IEEE 802.11b/g/n, 2,4 GHz / IEEE 802.11a/n/ac, 5 GHz Bluetooth 4.2 |
Betriebssystem | Android TV basierend auf Android 10 |
Audio & Video | 4Kx2K@60fps, 1080p, 1080i, 720p, 576p, 576i, 480p, 480i Dolby Digital Plus |
Sonstiges | Bluetooth-Fernbedienung mit Tasten für Netflix, Youtube, Google Play Store, Amazon Prime, Google Assistant |
Euch erwartet keine außergewöhnliche Technik, sondern typische Hardware, wie sie Hersteller in heutigen Streamingplayern verbauen. Trotzdem gibt’s ein paar Besonderheiten: Am USB-A-Port könnt ihr zum Beispiel externe Festplatten anschließen, ebenfalls stehen Ethernet, USB-C (nur zum Aufladen eines Smartphones) und ein optischer Audioausgang zur Verfügung.
Hier übertrumpft die Nokia Streaming Box 8000 schon einmal den aktuellen Chromecast mit Google TV, aber auch die meisten „kleinen“ Streamingsticks. Nur beim Flash-Speicher war StreamView etwas geizig. Die 8GB sind flott voll, wenn ihr zum Beispiel ein paar Spiele installiert.
Android TV für Entertainment am TV
Mit Android TV mit Android 10-Unterbau erhaltet ihr das meiner Auffassung nach (neben FireOS vom Fire TV) beste Betriebssystem für Set-Top-Boxen: Gut zu bedienen, attraktiv, sehr ordentliche Auswahl an Apps. Die Nokia Streaming Box 8000 ist dadurch schnell einzurichten, sofern ihr ein Android-basiertes Smartphone nutzt. Dann ist es vom Einschalten bis zum ersten Abspielen eines Videos ein kurzer Weg, der vielleicht vier Minuten dauert.
Wie von Streamingplayern gewohnt, verlangt auch die Streaming-Box ein umfangreiches Update zu Beginn, das bei mir knapp 700MB groß war. Verwunderlich: Dieses behebt nicht zahlreiche „vergessene Übersetzungen“ in den Menüs. Etliche Optionen sind noch in englischer Sprache, was nicht hätte sein müssen.
Die Nokia Streaming Box 8000 verzichtet auf eine eigene Oberfläche oder die neue Google-TV-Darstellung vom Chromecast, sondern bietet das unveränderte Android-TV-Erlebnis. Persönlich sehe ich das als Vorteil, da die Anzeige der Apps, die Empfehlungen und die zuletzt aufgerufenen Inhalte sofort ins Auge fallen.
Ein weiterer Vorzug von Android TV: Das Betriebssystem bietet das mit Abstand größte App-Angebot und gibt keinen Grund zur Klage. Alle namhaften Streaming-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime, Joyn, Zattoo, Waipu, MagentaTV oder Spotify sind verfügbar, genauso allerlei Anwendungen wie Kodi und Co. Via Sideload könnt ihr übrigens wie bei Shield TV oder Chromecast Android-Apps auf die Streaming Box 8000 bringen.
Völlig ausreichende Performance
Ein Streamingplayer benötigt keine Highend-Performance, auch wenn ihr mit den meisten aktuell erhältlichen Geräten mit Android TV zum Beispiel spielen könnt. Das ist auch bei der Nokia Streaming Box 8000 kein Problem, wenn ihr sie mit einem Controller via Bluetooth verbindet. Ich nutzte für den Test mein Xbox-Gamepad – und hier fielen einige „Problemchen“ auf. Ein „Asphalt 8“ ruckelt recht stark, gerade anspruchsvollere Spiele sind nicht unbedingt ein großes Vergnügen. In diesem Bereich ist die Nvidia Shield TV Pro (2019) dann doch sehr viel leistungsstärker.
Bezogen auf die Haupt-Funktionalität der Streaming Box 8000, also dem eigentlichen Streamen, gibt’s dagegen nichts zu beklagen. Manchmal hakt das Hauptmenü ein klein wenig, ähnlich wie beim Chromecast mit Google TV. Doch das ist zu vernachlässigen und stört nicht.
Alles in allem würde ich die „Power“ der Streaming Box als vollkommen ausreichend bezeichnen. Und das ist positiv gemeint.
Nicht hübsch, aber praktisch: Die Fernbedienung
Ja, ich geb’s zu: Ich finde die Fernbedienung ziemlich hässlich, klobig und groß. Während sich die stylischen Fernbedienungen vom Fire TV Cube, Apple TV oder der Shield TV auf das Wesentliche konzentrieren, bekommt ihr bei der Streaming Box 8000 für jede erdenkliche Funktion eine eigene Taste spendiert. Musste das wirklich sein?
Für Nostalgiker ist das vielleicht eine gute Sache, aber auch so ist die Remote gar nicht mal so verkehrt. Sie liegt gut in der Hand, ist beleuchtet und – das ist echt ein großer Vorzug – ihr erhaltet einen eigenen Button für Netflix, Youtube, Google Play und Amazon Prime. Fehlen eigentlich nur noch Disney+ und frei verfügbare, selbst programmierbare Tasten.
Die meisten Tasten vermitteln das Gefühl, als würdet ihr klassisch Fernsehen schauen. Nötig hierfür sind IPTV-Apps oder zumindest die zuvor installierte Live-TV-App von Google, die TV-Kanäle aus dem Internet streamt.
Obligatorisch ist die Google-Assistant-Taste zum Aufrufen des Sprachassistenten. Die Fernbedienung verfügt über ein Mikrofon, sodass ihr mit dieser euer Smart Home kontrollieren könnt.
Persönlich mag ich eigentlich simpel gehaltene Fernbedienungen. Die der Nokia Streaming Box 8000 orientiert sich allerdings mehr an der eines TV-Geräts. Für diejenigen, die sozusagen in die Welt des Streamings einsteigen, ist das somit hilfreich.
Für Cineasten geeignet? Durchaus!
Wenn’s um eine 24p-Ausgabe geht, ist die Nokia Streaming Box 8000 leider raus. Und damit eignet sie sich für anspruchsvolle Cineasten standardmäßig nur in Maßen. Ein dynamisches Umschalten der korrekten Bildrate passend zum Videomaterial ist nicht vorhanden – ähnlich wie bei der Nvidia Shield Pro. Bei der ist allerdings ein Beta-Tool zum Anpassen verfügbar.
Wie es besser geht, verdeutlichen Apple TV 4K oder Fire TV Cube. Aber möchtet ihr basteln und ausprobieren, könnt ihr zum Beispiel die im Play Store erhältliche Refresh Rate App ausprobieren. Spätestens dann sollte es gut mit Disney+ und anderen Diensten gehen, die häufiger 24p-Material anbieten.
Ein echter Vorteil ist besagter USB-Port für externe Festplatten und USB-Sticks, um so schnell eigene Videoinhalte abzuspielen. Macht ihr das häufiger, ist die Streaming Box 8000 ein geeigneter Player für euch.
Fazit Nokia Streaming Box 8000: Guter Player aus China
Die Nokia Streaming Box 8000 präsentiert sich nach der Einrichtung im Play Store als ein Sei-Robotics-Produkt. Dieses Unternehmen stellt in China „rein zufällig“ Player her, die sich kaum vom StreamView-Player unterscheiden. Und hier muss sich die Nokia-Box sicherlich mit vielen vergleichbaren Geräten aus China messen.
Aber: Abgesehen von manch fehlender Übersetzung ist die Nokia Streaming Box 8000 ein sehr solider, guter und praktischer Player, der bezogen auf das App-Angebot das Gleiche wie eine doppelt so teure Nvidia Shield TV Pro bietet. Sind euch USB-Port, Ethernet und digitaler Audioausgang wichtig, solltet ihr diese Box einem Chromecast vorziehen. Und dank Android TV mit Android 10 erhaltet ihr auch in Zukunft ein hervorragendes App-Angebot für alle Zwecke. Kurzum: Obwohl es letztlich ein China-Gadget ist, handelt es sich um ein empfehlenswerte Streamingbox mit Nokia-Schriftzug.
Die Nokia Streaming Box 8000 ist auch bei Euronics erhältlich.
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Hallo
Was bringt einem eine Streaming Box?
Sind ausländische Programme sehbar zB aus Österreich und Niederlande?
Der Fire Stick funktioniert genau wie Google Chromecast nicht bei einem TV. Diese blockieren unseren TV was auch Loewe bestätigt hat.
Gruß
Frank
Inwiefern blockiert der Fernseher solche Sticks? Fire TV oder Chromecast sind mit der Streaming Box vergleichbar, wie auch hier im Text angedeutet. Wenn also die Sticks nicht funktionieren, dann vermutlich auch nicht diese Streamingbox. Die Frage ist nur: Wieso klappt es am TV nicht?
In meinem Fall (Telekom DE Kunde mit Magenta TV App) kann ich leider Magenta TV nur eingeschränkt nutzen; der erste ausgesuchte Fernsehsender läuft problemlos. Sobald ich auf einen anderen Sender umschalte => „Fehler 3001, Der Inhalt kann nicht dargestellt werden… …“. Alle anderen Streaming Apps (Netflix, Disney, etc) laufen problemlos. Meinen FRITZ Router würde ich ebenfalls ausschliessen, nachdem ich der Nokia Box dort alles mögliche im Netz „erlaubt“ habe.
Gruß
André/ Berlin
Hast du mal geschaut, ob es von der App ein Update gibt? Oder ggf. deinstallieren und neu installieren?
Ich hab mir die Box vor ein paar Tagen zugelegt, weil ich den optischen Ausgang zum Anschluss an einen „alten“ AV-Receiver zwecks DD/DTS Übertragung nutzen wollte. Immerhin sollen die neuen Formate beim Streaming ja alle abwärtskompatibel sein. Leider musste ich feststellen (und das wird mittlerweile auch in einigen Foren/Gruppen so beschrieben), dass der optische Ausgang scheinbar lediglich Stereoformat unterstützt.
Es existieren auch keinerlei Möglichkeiten den optischen Ausgang irgendwie extra zu konfigurieren, sodass das geändert werden könnte (z.B. bitstream o.ä.). So ist es letztlich egal, was in den Optionen eingestellt wird, es kommt einfach kein Surround Signal an, sodass die Kiste leider (für mich) völlig nutzlos ist.