Nvidia Shield TV Pro 2019 im Test: Unschlagbare Set-Top-Box?

Mit der Shield TV Pro 2019 liefert Grafikkartenhersteller Nvidia die erfolgreiche Android-TV-Box in überarbeiteter Version. Wir sagen euch, was sie besser macht als ihr Vorgänger. Und wo wir noch Steigerungsbedarf sehen.

Nvidia Shield TV Pro 2019 im Test: Unschlagbare Set-Top-Box?
Die Shield TV Pro. (Foto: Nvidia)

Fazit: Die Nvidia Shield TV Pro 2019 ist großartig, aber…

Ihr sucht ein Gerät, das alle Mediendienste und Apps in einem Gehäuse vereint? Dann ist die Nvidia Shield TV Pro 2019 womöglich exakt das, was ihr gesucht habt. AI-Upscaling, verbesserte Klangformate und die komfortable Fernbedienung sprechen für einen Kauf oder ein Upgrade der Vorgängerin.

Seid ihr an den Gaming-Eigenschaften interessiert, bleibt die neue Hardware hinter den Erwartungen zurück. Derzeit gibt es weder Android-Spiele noch Streaming-Services, die vom Leistungsplus des neuen Tegra X1+ mit 25 Prozent höherem Takt profitieren. Für Zocker reicht das alte Modell aus.

Doppelte Freuden?

Seit einigen Monaten nutze ich die 2017er Shield TV. Meine Erfahrungen sind größtenteils positiv. Von den grundlegenden Multimedia-Features über Android-Spiele bis zur hohen Emulator-Kompatibilität konnte mich der kleine Kasten überzeugen. Lediglich beim Spieleangebot blieb Nvidias Android-Box hinter meinen Erwartungen zurück.

Der Refresh der 2019er Version sah auf dem Datenblatt gar nicht mal so vielversprechend aus. Nvidia taktet die Revision etwas höher, spendiert AI-Upscaling von 720p oder 1080p auf 4k und setzt auf Alexa-Integration. Unter der Haube ersetzt der neue Tegra X1+ den bewährten X1-Prozessor. Die optimierte CPU produziert weniger Wärme und taktet um bis zu 25 Prozent höher. Mit 3 Gigabyte RAM und nur 16 GB internem Speicher liefert Nvidia allerdings kein zeitgemäßes Gesamtpaket. Dazu aber später mehr.

Nvidia Shield TV Pro
Der Lieferumfang: Netzteil, Konsole und die neue Fernbedienung.

Die auffälligste Hardware-Neuerung ist die neu gestaltete Fernbedienung, während das Gehäusedesign unangetastet blieb. Im Lieferumfang enthalten sind die Android-Box, ein Netzteil, eine Kurzanleitung und besagte Remote. Ein Controller für Spiele fehlt, ein Gaming-Bundle bietet Nvidia nicht an.

Erstes Highlight: Die Fernbedienung

Skeptisch bis irritiert reagierte ich auf die zylindrisch geformte Fernbedienung. Nvidia zufolge ist diese nach üppigem Kundenfeedback von Grund auf neu gestaltet. Aber wozu? Die kompakte, flache 2017er Version gefiel mir außerordentlich gut, weil Nvidia nur die notwendigsten Knöpfe einbaute. Aber diese? Uff! Eine Rücktaste, ein Button fürs Menü, Lautstärke lauter/leiser, Netflix-Hot-Button… und das soll jemand intuitiv bedienen können?

Die neue Fernbedienung (links) ist größer und mit mehr Knöpfen ausgestattet. Das kommt der Bedienung zugute. (Mit Material von Nvidia)

Aber ja. Der Bedienprügel liegt gut in der Hand und zeigt, dass Nvidia durchaus Optimierungsbedarf sah. Das Gewicht der Fernbedienung ist angenehm und die Form handschmeichelnd. Die hintergrundbeleuchteten, dimmbaren Bedienknöpfe leuchten nur auf, wenn ihr die Remote in die Hand nehmt. Ruht sie, schaltet sie die LED-Beleuchtung wieder ab. In der früheren Shield-Fernbedienung habt ihr die Lautstärke über eine interne Lautstärkeregelung angepasst. Die 2019er Version kommuniziert über einen Infrarot-Sender direkt mit dem Fernseher. Praktisch, denn damit könnt ihr die TV-Fernbedienung zur Seite legen.

Neben dem Gewicht und der Form sticht die Anordnung der einzelnen Knöpfe heraus. Nach einigen Minuten bedient ihr die Shield TV Pro 2019 intuitiv.

Wenn es etwas zu bemängeln gäbe, dann dies: Das Steuerkreuz im oberen Drittel ist etwas zu schwammig geraten. Hätte die Fernbedienung einen knackigeren Druckpunkt, wäre sie verdammt nah an der Perfektion.

Nvidia stellt in Aussicht, die 2019er Fernbedienung einzeln zu verkaufen. Dann, wenn Produktion und Nachfrage der Set-Top-Box ausgeglichen sind. Einen Starttermin gibt es nicht, einen Preis nannte Nvidia auch nicht.

Die Set-Top-Box aus Sicht eines Media-Nutzers

Die Nvidia Shield TV Pro 2019 macht aus jedem noch so „dummen“ Fernseher einen Smart-TV mit Android. Die Anbindung an Googles Play Store ermöglicht den schnellen Download aller populären Media-Apps. Ob nun die Mediatheken von ARD, ZDF, der RTL-Gruppe und ProSieben oder Netflix, Hulu oder Amazon Prime – sie sind alle im Interface versammelt. Dank einer hundertprozentigen Chromecast-Kompatibilität spiegelt ihr Videos und Mediendateien auf euren Android-Devices binnen Sekunden auf den großen Fernseher.

Nvidia Shield TV Pro
Nix zu meckern gibt es beim Multimedia-Umfang. Praktisch alle relevanten Services sind vertreten. (Bild: Nvidia)

Dank einer zeitgemäßen und flotten WLAN-Anbindung flutschen die Videos in Auflösungen bis 4k über den Bildschirm. Auch die Audiowiedergabe mit Dolby Vision und Dolby Atmos weiß zu überzeugen. Vorausgesetzt das Material liegt in entsprechender Auflösung vor, gibt die Shield TV Pro jegliche Musik und Klangspuren originalgetreu wieder.

Mit Plex oder Kodi avanciert die Shield TV Pro gar zum Medienserver und erfüllt diese Rolle mit Bravour. Fehlt euch dennoch eine App, die ihr im Play Store nicht auf Anhieb findet? Dann rüstet sie über den Sideload nach.

Das groß beworbene AI-Upscaling greift auf Wunsch niedrig aufgelöstes Material ab und skaliert es auf bis zu 3.840 mal 2.160 Pixel (4K). Ein Demo-Modus gibt euch in Echtzeit einen Eindruck von den qualitativen Verbesserungen. Dank HDR-Support fällt der Tonwertumfang größer aus, die Farben sind knalliger und Schwarz ist tatsächlich stockduster.

Einzelne dieser beschriebenen Aufgaben könnten Smart-TV-Funktionen, der bewährte Fire Stick oder ein anderes HDMI-Device übernehmen. Der Vorteil liegt darin, alles über ein einziges Interface zu steuern. Als Multimedia-Kasten ist die Nvidia Shield TV Pro 2019 eine uneingeschränkte Empfehlung.

Die Nvidia Shield TV Pro 2019 aus Sicht eines Gamers

Anders sieht es aus, bewertet man die Nvidia Shield TV Pro aus Sicht eines Gamers. Sowohl die Speicherausstattung der 2017er Version als auch das aktuelle Modell erinnern an die der Nintendo Switch. Einziger Unterschied: Die Shield ist mit 3 Gigabyte Arbeitsspeicher bestückt, während Nintendo einen Gigabyte mehr verbaut. Verglichen mit den Spitzenmodellen PlayStation 4 Pro (8 GB RAM) und Xbox One X (12 GB RAM) ist das knapp bemessen.

Nintendo immerhin kann der Hardware ein maßgeschneidertes Betriebssystem zur Seite stellen. Das steigert die Performance. Nvidia hingegen ist auf Googles Hilfe angewiesen. Das installierte Android TV ist in erster Linie ein Multimedia-OS. Nur sekundär soll Android-TV-Hardware grafisch aufwendige Games darstellen.

Der Direktvergleich von Spielen, die es für Nintendo Switch und Shield TV gibt, ist vorhersehbar. So ruckelt das Rennspiel Asphalt 9 auf der Shield-Hardware häufiger, während es auf der Switch butterweich läuft. Spielt ihr den Titel auf einem aktuellen Smartphone wie dem ZTE Axon 10 Pro, zieht die Shield TV Pro ebenfalls den Kürzeren.

Schade auch, dass Nvidia nur 16 GB internen Speicher anbietet. Ein Upgrade via SSD ist nicht möglich und extern eingehangene USB-Sticks könnt ihr nicht als Installationslaufwerk nutzen. Während die Medien-Apps klein und handlich sind, wiegen Spiele gut und gerne einige Gigabyte. Ein Star-Wars-Spiel hier, ein Rennspiel da, schon ist die Shield TV Pro voll.

Nvidia Shield TV Pro
Merkwürdig. USB-Sticks hängt ihr an den rückseitigen Ports ins System. So erweitert ihr den knapp bemessenen internen Speicher – als Installationslaufwerk können die allerdings nicht fungieren.

Zugutehalten muss man Nvidia, dass der Hersteller eine Riege klassischer Spiele wie Half-Life 2 oder Doom 3 grafisch und spielerisch angepasst hat. Aber wollt ihr nur alte Games zocken? Oder nicht doch lieber etwas Zeitgemäßes?

Schade: In Fernost geht die Kooperation zwischen Nintendo und Nvidia über die Hardware-Bestückung hinaus. Dort könntet ihr grafisch schnieke Wii-Spiele wie „Twilight Princess“ oder „Super Mario Galaxy“ in 1080p spielen. Ob und wann diese Unterstützung nach Europa kommt, ist unbekannt.

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Nvidia GeForce Now – die Spiele-Zukunft?

Nun, dafür bietet Nvidia wieder einmal GeForce Now an. Das ist ein derzeit noch kostenfreier Streaming-Service. Die Spielegrafik berechnet ein Server, die Shield TV Pro spielt Bild und Ton aus und überträgt eure Controller-Eingaben. Jeder Käufer einer Shield TV erhält Zugriff auf eine Handvoll kostenfreier Titel. Mit einem kleinen Workaround steht euch sogar das gesamte Portfolio von Steam und Uplay offen. Wie das geht, zeigt dieses Video:

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Nvidias GeForce Now funktioniert ganz gut. Nur zum Marktstart der Shield TV Pro war der Service für einige Tage nicht zu erreichen. Habt ihr nach dem Kauf Probleme, euch bei GeForce Now anzumelden, hilft der Kundenservice weiter.

Die Shield TV Pro als Emulator-Biest?

Bliebe noch eine dritte Möglichkeit, um Games zu zocken. Über Emulatoren holt ihr Spiele vergangener Epochen zurück auf den Schirm. Von 8-Bit-Konsolen wie dem Master System oder Nintendo Entertainment System über PlayStation, Dreamcast und bis zur Sony PlayStation Portable ist die Hardware potent genug, die Retro-Perlen einigermaßen akkurat wiederzugeben. Wie so oft ist das Endresultat ein Ergebnis aus dem Zusammenspiel zwischen Hard- und Software.

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Auch einen Monat nach Marktstart reizen RetroArch und Co. das Leistungsplus der Nvidia Shield TV Pro 2019 nicht aus. Im Direktvergleich zur 2017er Revision ist lediglich der Gamecube/Wii-Emulator Dolphin in der Lage, ein paar mehr Frames pro Sekunde rauszupressen. Solltet ihr die Nvidia Shield TV Pro 2019 also vorrangig als Spielkonsole kaufen wollen, könnt ihr zum günstigeren Modell oder auch dem Raspberry Pi 4 greifen.

Das kann sich in Zukunft ändern. Angesichts der spartanischen Speicherausstattung ist es hingegen nicht unwahrscheinlich, dass Nvidia hier noch ein spezielles Gamer-Gerät herausbringt, sollte sich die 2019er Shield TV Pro als Verkaufsschlager erweisen.

Die Nvidia Shield TV Pro 2019 ist im Handel erhältlich. Die aktuelle Fernbedienung können Besitzer vorheriger Shield-Modelle in naher Zukunft separat erwerben.

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4 Kommentare zu “Nvidia Shield TV Pro 2019 im Test: Unschlagbare Set-Top-Box?

  1. Netter informativer Beitrag. Jedoch hier stimme ich nicht zu: „Die Nvidia Shield TV Pro 2019 ist im Handel erhältlich.“ Das Ding ist überall ausverkauft, und das schon seit Wochen. Warum auch immer…

    1. Hallo PHP Maciste,

      Verzeihung für die späte Antwort! Generell ist die Nvidia Shield TV 2019 im Handel erhältlich. Aber mit der Zuteilung tut sich Nvidia wohl etwas schwerer. Das „Warum“ ist aber leicht zu erklären: Die Nachfrage kann Nvidia nicht bedienen, da die selben Chipsets beim Vertragskunden Nintendo eingesetzt werden. Und die Switch verkauft sich eben noch viel besser. Als haushaltet Nvidia mit den restlichen Chips und schickt die Shield TV 2019 stoßweise raus. Die Situation dürfte sich ab Februar merklich entspannen.

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