ZTE Axon 10 Pro: Gruß von der Spitze

Muss ein Top-Smartphone viel kosten? ZTE beantwortet die Frage mit dem günstigen und zugleich hochklassigen ZTE Axon 10 Pro. Wir haben es ausgiebig getestet.

ZTE Axon 10 Pro: Gruß von der Spitze

Patentstreitigkeiten, ein US-Handelsembargo: ZTE hatte die vergangenen Jahre unter einer ähnlichen Sperre gelitten wie derzeit Huawei. Nun aber ist das Unternehmen zurück und bietet einige ernst zu nehmende neue Smartphones an. Eines davon ist das ZTE-Spitzenmodell Axon 10 Pro. Wir haben es uns genauer angeschaut.

Highend-Wiedergänger zum Schnäppchenpreis

Der Highend-Markt ist umkämpfter denn je. 800, 1.000 Euro oder noch mehr für einzelne Smartphones sind durchaus Realität. Auf der anderen Seite gibt es schon für wesentlich weniger Geld Smartphones, die als Allrounder alltagstauglich sind. Und in der Mitte findet ihr Geräte wie das ZTE Axon 10 Pro mit Highend-Hardware für Preise um 600 Euro.

Als Prozessor verbaute der Hersteller den Qualcomm Snapdragon 855 mit acht Prozessorkernen. Im Zusammenspiel mit  der Adreno-640-Grafikeinheit und üppigen 6 GB Arbeitsspeicher sind die Voraussetzungen für ein flottes System geschaffen. 128 GB interner Speicher (erweiterbar via microSD-Karte um bis zu 1 TB) sind ebenfalls ein Pfund.

Maße 159,2 x 73,4 x 7,9 mm
Gewicht175 Gramm
ProzessorQualcomm Snapdragon 855
Display6,47 Zoll (2.390x1.080 Pixel, FHD+)
Speicher6 GB Arbeitsspeicher, 128 GB interner Speicher (erweiterbar via microSD-Karte)
BetriebssystemAndroid 9.0 Pie
Akku4.000 mAh
SensorenKompass, Beschleunigung, Näherung, Umgebungslicht, Gyroskop, Fingerabdruck (unter dem Displayglas)
Hauptkamera48 MP + 20 MP + 8 MP
Frontkamera20 MP
USB-AnschlussUSB-C
ExtrasKabellose Qi-Ladefunktion

Aber dann fällt die Displayauflösung in den Blick. Mit 2.340 mal 1.080 Pixel auf 6,47 Zoll Bildschirmdiagonale ist sie weit unter dem, was ansonsten Standard in der Spitzenklasse ist. Die Pixeldichte ist mit 398 ppi noch so hoch, dass Schrift und Grafiken gut erkennbar sind. Farben wirken dank OLED satt und farbecht.

Lieferumfang: Üppige Ausstattung

Unter chinesischen Smartphone-Herstellern ist es üblich, dem Smartphone allerlei Zubehör beizupacken. Das Axon 10 Pro ist das keine Ausnahme. Neben dem Telefon findet ihr in der Verpackung zwei kleine Hefte (Garantie und Axon-VIP-Card), ein USB-Netzteil (mit einem Output von bis zu 3,0 A), das USB-C-Kabel, Kopfhörer und den Adapter von USB-C auf 3,5mm-Klinke.

Der Lieferumfang des ZTE Axon 10 Pro
Dem ZTE Axon 10 Pro liegt ein umfangreiches Zubehörpaket bei.

Das sinnvollste Zubehör ist die transparente Rückseiten-Hülle. Sie anzubringen ist schon deshalb empfehlenswert, da das Axon 10 Pro dank der etwas herausstehenden Kameralinsen nicht plan auf dem Tisch liegen kann. Eine Schutzfolie liegt nicht bei.

Design mit eigenen Akzenten

Die Gestaltung des Axon 10 Pro ist kein Alleinstellungsmerkmal. Tatsächlich schaute ich dreimal, ob ich nicht plötzlich ein Huawei P20 oder P30 in Händen hielt. Denn das Design ist durchaus ähnlich.

Alle Bedienknöpfe sind an rechts vom Bildschirm platziert, an der Unterseite befindet sich die USB-C-Buchse, links der SIM-/Speicherkarten-Schlitten. Das Display ist fast randlos, nur oben bricht die Waterdrop-Notch die durchgehenden Linien. Auf der Rückseite prangen in der linken oberen Ecke die drei Kameralinsen und der LED-Blitz. Eigene Akzente setzt ZTE bei der Lackierung.

Die Triple-Kamera auf der Rückseite ist ein Blickfang.

Das blaue Chrome-Finish ist edel, ein echter Blickfänger und mehr als nur schöner Schein. Denn die Rückseite ist aus Metall gefertigt und fühlt sich entsprechend wertig an. Das Gewicht von 175 Gramm ist angenehm – nicht zu leicht, nicht zu schwer.

Android und Leistung: Rennpferd im freien Auslauf

Auf dem Axon 10 Pro läuft Android 9.0 Pie. Das Betriebssystem ist nur geringfügig modifiziert, drei ZTE-Apps sind vorinstalliert und die Funktion „Adaptive Batterie“ aktiviert. Letztere ist der Bremsklotz des Telefons. Die Idee ist dabei gut: Das Telefon analysiert, wann der Nutzer welche App regelmäßig öffnet und schaufelt die Daten vorab in den Arbeitsspeicher.

In der Praxis werden so allerdings Ressourcen abgezogen, die rechenintensiven und speicherhungrigen Apps dann nicht zur Verfügung stehen. Dank des großzügig dimensionierten Arbeitsspeichers fällt das nicht so sehr ins Gewicht, die Bearbeitung etwa von großen Bilddateien kann öfter ruckeln.

Ist die Funktion „Adaptive Batterie“ dauerhaft deaktiviert, lohnt ein Blick in den kostenlosen AnTuTu-Benchmark. Die App lässt prozessor- und speicherintensive Szenen und Belastungstests laufen. Am Ende erhaltet ihr einen Score. Das ZTE Axon 10 Pro erzielt einen Wert von 365.857 Punkten. Damit gehört das Gerät derzeit zu den Top 10 der Smartphones weltweit.

Wie beim ZTE Blade V10 bemängle ich, dass eine Galerie-Anwendung fehlt. Googles Fotos-App ist nahezu ebenbürtig, jedoch drängt die App euch geradezu, die Online-Sicherung und -Synchronisierung zu aktivieren. Das nervt.

Smartphone im Alltag: Keine Kompromisse bitte!

Das Axon 10 Pro liefert im Alltag das, was die AnTuTu-Ergebnisse versprechen. Während das Telefonieren, Simsen oder Surfen ähnlich schnell vonstatten wie beim Blade V10, macht sich der Preisunterschied bei vielen kleinen Details bemerkbar.

Dazu gehören eine flotte Bildbearbeitung, die schnelle Einsatzbereitschaft der Kamera und die ebenso flotte Verfügbarkeit von Diensten wie Google Pay. Ein echter Hingucker ist der Fingerabdrucksensor, der sich nicht wie gewohnt auf der Rückseite befindet, sondern unter dem Display installiert ist.

„Drück mich!“ Der Fingerabdrucksensor ist unter dem Display verbaut.

Egal, wie sehr ihr auch das Telefon belastet und nutzt, einen Tag hält der 4.000 mAh starke Akku locker durch, ehe das Axon 10 Pro an die Steckdose muss. Oder eben nicht. Dank Qi Wireless Charging lädt das Smartphone auf Wunsch schnurlos.

Zockt ihr viel auf dem Smartphone, dürfte das Axon 10 Pro euch begeistern. Fortnite läuft auf dem Gerät ebenso flott wie Bethesdas Elder Scrolls: Blade oder Star Wars: Galaxy of Heroes. Der Akku leert sich im Spielemodus binnen drei bis vier Stunden.

Was fehlt: Höhere Auflösung und 3,5mm-Anschluss

Was negativ auffällt, wären die etwas geringe Bildschirmauflösung und der fehlende Kopfhörer-Anschluss. Die Auflösung von 2.340 mal 1.080 Pixeln ist im Alltag meist ausreichend. Doch gerade Fotobearbeitung und Medienwiedergabe würden von mehr Bildschirmpunkten profitieren.

Die Rufe nach einem 3,5mm-Anschluss wird von ZTE durch einen Adapter weitgehend wettgemacht. Radio hören ist damit nicht möglich – und diese Funktion vermissen viele Nutzern schmerzlichst.

Fotoqualität: Die Baustelle ZTE

Ein mittlerweile wichtiges Kriterium für oder gegen eine Smartphone-Kaufentscheidung sind die Fotoqualitäten. Drei Kamera-Sensoren fasst das Axon 10 Pro. Eine mit 48 Megapixeln, eine mit 20 Megapixeln und der kleine Sensor mit 8 Megapixeln. Die Linsen teilen sich die Arbeit in der Kamera-App auf. Die Weitwinkel-Linse ist für die Panoramen, die beiden anderen sind für alle anderen Fotos und den optischen Dreifach-Zoom zuständig.

Ein Schnappschuss des ZTE Axon 10 Pro
Die Frauenkirche in Dresden. Ein Schnappschuss mit Schwächen im Detail.

Die bei Tageslicht aufgenommenen Fotos sind von guter, aber nicht überragender Qualität. Wie auch beim ZTE Blade V10 lichteten wir die Dresdner Frauenkirche und einige Szenen im Zwinger ab. Was sofort auffällt: Strukturen wie das Kopfsteinpflaster wirken etwas unscharf, an Kanten entsteht ein unangenehmes, aber nur dezentes Ghosting.

Dafür sind die Farben lebendig, nicht zu fad und selbst in der Nacht erzielt das Axon Pro 10 passable Ergebnisse. Mein persönliches Highlight ist die gut kalibrierte Weitwinkellinse, die die Bauten und Vorplätze wie die Semperoper perfekt einfängt. Generell hätte ZTE hier gerne die Software-Bordmittel an die Hardware anpassen dürfen. Denn unter der kostenlosen App Open Camera sind die Resultate um einiges besser.

Eine Weitwinkelaufnahme. Die Linien stürzen allerdings.

Fazit: Die günstige Spitzenklasse

Welche Wohltat! Ein Smartphone mit Spitzentechnologie zum günstigen Preis. Das Axon 10 Pro ist kein verkapptes Stück Hardware, sondern erfüllt größtenteils den Anspruch, eines der besten Smartphones zu sein.

Keine Frage, es gibt kleine Abstriche. Die etwas niedrige Display-Auflösung ist zu bemängeln, der 3,5mm-Anschluss fehlt und softwareseitig optimierte ZTE so gut wie nichts.

Warum ZTE bei seinem Spitzenmodell nicht das Maximum aus den Kameras rausholt und stattdessen den App-Bremsklotz „Adaptive Batterie“ einbaut, erschließt sich nicht. Beides lässt sich mit wenigen Handgriffen beheben, immerhin.

Unterm Strich ist das ZTE Axon 10 Pro als Highend-Modell jedoch so gut, dass es nicht unwahrscheinlich ist, dass ZTE die Konkurrenz vor sich hertreiben könnte. Bei kaum einem anderen Smartphone bekommt ihr derzeit so viel Leistung für so wenig Geld.

Das Axon 10 Pro begegnet uns im Herbst erneut. Denn ZTE kündigte an, das Spitzenmodell auch als 5G-Variante auf den deutschen Markt zu bringen. Für unseren Test stellte ZTE die LTE-Version bereit.

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