Was genau sind das eigentlich für Geräte? Sie sehen aus wie ein Tablet, haben aber viele weitere Funktionen. Unter anderem möchten Amazons Echo Show, Facebooks Portal und der Home Hub von Google Sprachassistenten, Lautsprecher, Mediaplayer und Smart-Home-Steuerung sein. Eierlegende Wollmilchsäue also? Nicht ganz, die Sprachlautsprecher mit Bildschirm haben unterschiedliche Ansätze und Stärken – aber auch Schwächen.
Gemacht (nicht nur) für Sprachassistenten
Vor allem der Echo Show, mittlerweile in der zweiten Generation erhältlich, dürfte im Bereich der Sprachlautsprecher die Vorreiterrolle einnehmen. Für den Hersteller Amazon ist das Gerät eine weitere Möglichkeit, die eigene Sprachassistentin Alexa in den weltweiten Haushalten auf eine andere Weise als mit dem Echo oder Echo Dot (Shoplink) zu verbreiten. Der Bildschirm stellt ergänzende Inhalte dar, beispielsweise visuelle Details zum vorgelesenen Wetterbericht oder Rezept. Dringend benötigt wird er für Alexa nicht.
Ähnlich sieht’s beim Google Home Hub aus, bei dem der Google Assistant aktiv wird. Das Display stellt aber schon einmal die die Dienste des Software-Giganten dar und ermöglicht eine ausführliche Interaktion.
In eine etwas andere Richtung schielt Portal von Facebook. Auch hier ist Alexa an Bord, zugleich ein Facebook-eigenes System, das über „Hey Portal“ aktiviert wird. Im Fokus stehen freilich die Facebook-Features, die ihr über den Bildschirm abrufen könnt und sollt.
Fazit: Alle drei Sprachlautsprecher mit Bildschirm dienen zu großen Teilen der Sprachsteuerung. Facebook und Google offerieren zusätzlich ihre eigenen Services über das Display. Amazon bietet im Vergleich wenig eigene Inhalte an, die dargestellt werden könnten.
Speaker-Tauglichkeit
Wozu haben die Hersteller Lautsprecher verbaut? Natürlich nicht nur, um den Sprachassistenten zu lauschen. Ganz im Gegenteil. Der Echo Show der 2. Generation ist mit dualen 50mm Stereotreibern und einem passiven Bassradiator ausgestattet – das ist schon ganz ordentlich, auch wenn hier gerade der Echo Plus (76mm Woofer und 20mm Hochtonlautsprecher) mehr bieten dürfte. Unterstützt wird der Dolby-Standard.
Beim Facebook Portal bekommt ihr 10-Watt-Speaker mit zwei Treibern. Das größere Portal+-Modell hat sogar 20 Watt, zwei Hochtöner und eine 4-Zoll-Bassreflexbox.
Beim Home Hub gibt Google nur die Beschreibung „Full Range Speaker“ an, mehr nicht. Ein Test von The Verge zufolge wird akustisch nicht viel mehr geboten. Das könnte daran liegen, dass der Home Hub der kleinste Sprachlautsprecher mit Bildschirm hier im Vergleich ist, es also etwas an Resonanzraum fehlt.
Fazit: Echo Show und Facebook Portal dienen durchaus als smarte Speaker zum Streamen von Spotify und Co. – der Klang sollte für den Alltag absolut ausreichen. Dagegen hat wohl Googles Lösung das Nachsehen. In allen Fällen könnt ihr via Bluetooth entweder euer Smartphone oder Tablet damit koppeln oder gar externe Lautsprecher schnurlos verbinden. Multi-Room Audio unterstützen sowohl Show als auch Home Hub.
Optimal fürs Smart Home
Und noch ein Vorzug vom Echo Show (2. Generation): Es ist bereits ein eigener Smart-Home-Hub integriert, mit dem ihr Zigbee-kompatible Geräte ohne zusätzlichen Hub verbinden könnt. Das können beispielsweise Leuchten von Philips Hue (ohne Hue Bridge) sein, aber auch sehr viele andere Artikel – von Thermostaten bis hin zu Sensoren oder Türschlössern.
Der Google Home Hub arbeitet mit zahlreichen Smart-Home-Anbietern zusammen, er ist auch kompatibel zu vielen Hubs. Alles, was mit dem Google Assistant genutzt werden kann, beherrscht auch der Home Hub. Ähnlich sieht es bei Facebook Portal aus: Alexa lässt das Device mit Smart-Home-Peripherie kommunizieren, einen zusätzlichen Hub verbaut der Zuckerberg-Konzern nicht.
Fazit: Alle drei Sprachlautsprecher verfügen über Touchscreen-Displays und Sprachassistenten, sie sind also für die Steuerung eures Smart Homes ausgelegt. Die Nase vorn hat auch hier der Echo Show mit seinem Zigbee-Hub. Dadurch ist das Koppeln mit entsprechenderer Peripherie leichter. Bei Portal und Home Hub benötigt ihr also unter Umständen weiteres Zubehör (also z.B. eine Hue Bridge für die Hue-Lampen).
Ausgelegt für Video-Telefonie?
Während der Echo Show auf das hauseigene Videoanruf-System setzt, das via Alexa App auf dem Smartphone oder Tablet funktioniert, ist es beim Facebook Portal – wie kann es anders sein – Facebook und Facebook Messenger. Beim Show könnt ihr Freunden und Familienmitgliedern Sprachnachrichten hinterlassen, wenn sie gerade nicht erreichbar sind. Microsofts Skype soll bald angeboten werden. Aber gerade die mobile Alexa-App ist meiner Auffassung nach nicht sonderlich komfortabel. Das kann Facebook einfach besser.
Sowieso ist Portal mit seinem 140-Grad-Weitwinkel-Sensor (12 Megapixel) ganz auf Videokonversationen ausgelegt. Die Kamera folgt euren Bewegungen, die Software lässt allerlei Filter-Spielereien zu.
Der Google Home Hub verzichtet auf eine Kamera. Und damit ist er für Videotelefonie eher ungeeignet.
Fazit: Ist euch Video-Telefonie besonders wichtig und seid ihr dem Facebook-Mikrokosmos gegenüber nicht abgeneigt, dürfte Portal euer Favorit sein. Der Echo Show kann seine Stärken ausspielen, wenn das Gegenüber ebenfalls einen Show besitzt. Mit der bald startenden Skype-Kompatiblität wird der Show wohl noch richtig spannend und vor allem flexibler. Denn die Telefonier-Software ist auf Millionen Windows-10-Rechnern und Smartphones installiert. Der Google Home Hub kann da nicht mithalten.
Kleine und mittelgroße Mediaplayer
Trotz der Streitigkeiten zwischen Amazon und Google kann der Echo Show dank Firefox und Silk wieder ohne Probleme auf YouTube zugreifen. Genauso gibt’s Amazon Prime Video, Spotify und dank der Skills weitere Angebote. Netflix könnt ihr über den Umweg eines Browsers nutzen – das ist dann nicht ganz so komfortabel. So oder so: Das 10,1-Zoll-Display ist groß genug, um auch etwas darauf zu sehen.
Facebook gibt sich noch sehr verschlossen, was die Verwendung anderer Streaming-Angebote betrifft. Spotify ist definitiv dabei, genauso auch Facebook Watch. Das soll (irgendwann einmal) ein Netflix-Konkurrent werden. Auf dem großen Facebook Portal+ mit dem 15,6 Zoll Display könnten Filme und Serien sicherlich attraktiv aussehen, zumal eine 1080p-Auflösung versprochen wird. Das kleinere Modell verfügt über einen 10,1 Zoll großen 720p-Bildschirm (1200 x 800 Pixel) – vergleichbar mit dem Echo Show.
Und da ist noch der kleine Home Hub mit seinem 7-Zoll-Touchscreen. YouTube, Spotify, Google Play Music, Netflix und alles, was der Google Assistant anbietet, beherrscht der kleine Kerl.
Fazit: Vermutlich ist der Google Home Hub dank zahlreicher Apps der vielseitigste Mediaplayer, dicht gefolgt vom Echo Show. Facebook Portal konzentriert sich zu sehr auf das Facebook-Universum, was sich im Laufe der Zeit noch ändern könnte. Speziell beim riesigen Portal+ mit seinem um 90 Grad schwenkbaren Bildschirm wäre es fast verschenktes Potential, würde Netflix nicht zur Verfügung stehen.
Datenschutz und Privatsphäre
Amazon trifft keine speziellen Vorkehrungen, um Anwender zu schützen – hier unterscheidet sich der Echo Show nicht von anderen Echo-Produkten. Eure Daten landen also bei dem Konzern, eine gewisse Transparenz erhaltet ihr dank App (Historie der Aktivitäten) oder der Webseite.
Überraschenderweise macht es Facebook bei Portal anders. Privatsphäre und Schutz eurer Daten werden großgeschrieben. Einfach könnt ihr die Kamera und das Mikrofon deaktivieren, es gibt sogar ein mitgeliefertes Kamera-Cover. Verschlüsselte Anrufe sind möglich. Die Kamera-Elemente mit KI-Funktionalitäten sind direkt im Gerät installiert und laufen nicht auf Servern von Facebook. Gesichtserkennung und ähnliche Features wurden bewusst weggelassen.
Und der Home Hub? Da eine Kamera fehlt, können solche Informationen auch nicht aufgenommen und verwertet werden. Ansonsten ist es wie beim Echo Show: Eure Daten landen mehr oder weniger bei Google, ihr könnt dies über Einstellungen steuern, einsehen und Unerwünschtes löschen. Zugriff solltet ihr darauf – typisch für Google – direkt über euer Google-Konto haben.
Fazit: Was ist mit Facebook los? Die Versprechen, Privatsphäre und Datenschutz zu berücksichtigen, ist erstaunlich und löblich. Da können sich die Mitbewerber noch etwas abschauen.
Welcher ist der beste Sprachlautsprecher mit Bildschirm?
Es ist nicht leicht herauszufinden, welcher der beste Sprachlautsprecher ist. Mein persönlicher Favorit wäre der Echo Show, da sich dieser kaum eine Blöße zu geben scheint und facettenreich einsetzbar ist. Für mich sind die neu hinzugefügten Browser und die bald beginnende Unterstützung für Skype echte Mehrwerte. Dagegen fühlt sich Facebook Portal sehr eingeschränkt an. Der Fokus liegt nun einmal auf Videotelefonie – die zweifelsohne größte Stärke. Vorbildlich ist ferner das Respektieren der Privatsphäre.
Der Home Hub? Bei dem weiß ich auf den ersten Blick nicht, was er besser als die Mitbewerber kann. Es existiert nicht einmal eine Kamera, dafür aber eine gute Unterstützung von YouTube und anderen Angeboten. Die gewaltige Auswahl an Anwendungen (für den Google Assistant) macht ihn interessant – gerade für diejenigen, die ohnehin viele Produkte und Services von Google einsetzen und/oder ein Android-Smartphone ihr Eigen nennen.
Am Schluss kann ich euch keinen klaren Sieger nennen, aber euch hoffentlich etwas die Kaufentscheidung erleichtern. Überlegt, wofür ihr einen solchen Sprachlautsprecher braucht und nehmt das Gerät, was in dem Bereich am stärksten ist.
Hinweis: Der Echo Show (2. Generation) ist hierzulande für 229,99 Euro (UVP) erhältlich. Für Portal (199 US-Dollar) und Portal+ (349 US-Dollar) gibt es noch keinen Erscheinungstermin für Deutschland. Und der Google Home Hub schafft es erst 2019 für wahrscheinlich um die 150 Euro in hiesige Gefilde. Wer also zu Weihnachten solch ein Gadget wünscht, muss sich nicht entscheiden…
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