Handykameras befinden sich in einem stetigen Wandel. Neue Smartphones brauchen schließlich neue Features, die die Nutzer begeistern können. Oft sind Innovationen bei der Kamera dort ein gutes Zugpferd. Schließlich schießen wir alle gerne mal schnell ein Foto mit dem Smartphone für persönliche Zwecke oder Instagram.
Diese Fotos sollten natürlich möglichst gut aussehen, wo wir bei der Frage sind: Woran erkenne ich eine gute Handykamera? Natürlich daran, dass sie gute Fotos macht. Allerdings kann ich mir die Fotos meist nicht im Vorfeld anschauen. Darum ist es ganz gut zu wissen, auf welche Kennzahlen und Features ich achten muss, um Bilder in Top-Qualität machen zu können.
Mehr Pixel = bessere Bilder?
Dass mehr Pixel bessere Bilder machen, kann der Fall sein, muss es aber nicht. Wichtig bei dieser Kennzahl ist nämlich nicht die Anzahl der Pixel alleine, sondern das Verhältnis der Pixel zur Größe des Sensors. Bei Digitalkameras könnt ihr euch den Sensor als Film vorstellen, auf den das Objektiv das Bild projiziert. Das projizierte Bild wird dann vom Sensor ausgelesen und gespeichert.
Je größer der Sensor ist, umso größer können die Pixel sein und größere Pixel können mehr Licht aufnehmen. Wenn wir jetzt 100 Pixel und 1.000 Pixel auf einen Sensor der gleichen Größe packen, müssen die Pixel zwangsläufig kleiner werden, um noch auf diesen Sensor zu passen. Dadurch können sie weniger Licht aufnehmen und es entsteht Bildrauschen, vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen. Soweit verstanden?
Noch mal einfach erklärt: Grundsätzlich sorgen mehr Pixel dafür, dass das Bild schärfer und detailreicher wird. Wenn aber nur die Anzahl der Pixel erhöht wird, bei gleichbleibender Sensorgröße verschlechtert sich die Qualität der Bilder, da Bildrauschen entsteht.
Weil Smartphones relativ kompakt sind, ist natürlich auch die Größe der Sensoren begrenzt. Trotzdem steigen die Pixelzahlen der Smartphone-Kameras weiter und weiter. Eigentlich sollte das für eine schlechtere Bildqualität sorgen, aber die Hersteller haben sich dafür etwas Cleveres einfallen lassen. Und zwar nennt sich die Technik Pixel-Binning.
Beim Pixel-Binning werden mehrere benachbarte Pixel zu einem Pixel zusammengefasst, um das Rauschen durch die vielen Pixel zu verhindern. Die meisten Smartphones entscheiden selbst nach der Aufnahme, ob das Foto Pixel-Binning nötig hat oder nicht. In der Regel wird die Technik angewandt, wenn die Beleuchtung nicht optimal ist. So wird zum Beispiel aus einem Foto, welches ihr eigentlich mit einer 108-Megapixel-Kamera geschossen habt, ein Foto mit 12 Megapixeln.
So bekommt ihr als Nutzer die bestmögliche Beleuchtung bei suboptimalen Lichtverhältnissen und das schärfste Bild, das möglich ist, wenn die Lichtverhältnisse stimmen.
Unser Tipp
Die Hersteller geben die Zahl der Megapixel in den Datenblättern zu ihren Geräten meist an. Ihr findet sie auf den Webseiten der Hersteller und auch auf den Produktseiten im Euronics-Store. Seltener findet ihr Angaben zur Größe des Sensors und der Pixel. Eine gute Quelle ist hier die Datenbank von GSMArena. Faustregel: Ohne Pixelbinning dürfen Pixel gerne deutlich größer als 1 µm sein. Ein großer Bildsensor für ein Smartphone misst im Jahr 2021 etwa 1/1.3 Zoll. Klein wäre 1/3 Zoll.
Viele Kameras und Objektive bieten mehr Möglichkeiten
Smartphones mit drei, vier oder mehr Kameras sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Obwohl sich auf den ersten Blick die Frage stellt, warum ich überhaupt mehrere Kameras für mein Smartphone brauche. Klar, eine vorne und eine hinten hat schon Sinn, damit ich von beiden Seite aus Fotos schießen kann. Aber warum dann so viele Kameras auf der Rückseite?
Auf der Rückseite bekommt ihr in der Regel Kameras mit verschiedenen Objektiven, die unterschiedliche Brennweiten besitzen. So ist die Hauptkamera oft ein Weitwinkelobjektiv, mit an Bord sind dann oft noch ein Ultra-Weitwinkelobjektiv, ein Teleobjektiv oder – gerade bei günstigeren Smartphones – ein Objektiv für Tiefeninformationen und manchmal auch Macro-Aufnahmen.
Mehr Objektive geben euch also oft (aber nicht immer) mehr Bildausschnitte. Ein Weitwinkelobjektiv hat zum Beispiel einen weiteren Winkel als das menschliche Auge und fängt so mehr von eurer Umgebung ein. Solch ein Objektiv eignet sich am besten für Fotos von Objekten, die sich nah vor euch befinden.
Ein Teleobjektiv hingegen gibt euch einen kleineren Blickwinkel, lässt Objekte in der Ferne aber näher erscheinen. Außerdem gibt es noch Normalobjektive, die am ehesten dem Bildausschnitt des menschlichen Auges entsprechen und sich für die mittlere Distanz eignen.
Unser Tipp
Schaut in der Produktbeschreibung genau nach, wofür das Smartphone eurer Wahl die verschiedenen Kameras einsetzt. Sehr gut fahrt ihr mit einer Dreifachkamera, also der Möglichkeit, zwischen Normalbrennweite, Tele und (Ultra-)Weitwinkel schnell umzuschalten. Gerade günstigere Smartphones mit Mehrfachkamera bieten euch oft nur zwei Brennweiten und nutzen die dritte oder vierte Linse für andere Effekte.
Optischer Zoom und Bokeh-Effekt
Ein Vorteil, der dadurch für euch entsteht, ist der optische Zoom. Der nutzt die verschiedenen Linsen, um Objekte näher heranzuholen oder euren Blickwinkel zu erweitern. Der Vorteil beim optischen Zoom ist, dass ihr die volle Qualität der entsprechenden Linse ausnutzen könnt. Der digitale Zoom hingegen vergrößert nur das Bild einer Linse, wodurch es schnell rauscht und unscharf wird. Wenn ihr die Wahl habt, solltet ihr immer den optischen Zoom nutzen.
Dank mehrerer Kameras könnt ihr auch mit dem Smartphone einen Bokeh-Effekt erzeugen. Dieser entsteht, wenn das Hauptmotiv eures Fotos scharf ist, der Hintergrund aber unscharf wird. Um diese Effekt mit dem Handy zu erzeugen, nutzt es meist zwei Objektive. Eine fotografiert das Hauptmotiv, während die zweite Kamera den Hintergrund aufnimmt.
Mithilfe einer Software entscheidet das clevere Handy nun, was zum Hintergrund gehört und damit unscharf wird und welche Teile des Bildes scharf bleiben. Dabei helfen gerade bei teureren Smartphones auch 3D-Kameras mit Time-of-Flight-Sensor.
Der 3D-Sensor misst Tiefeninformationen aus, indem er Infrarotstrahlen aussendet und dann die Zeit misst, bis diese wieder bei der Kamera ankommen. So weiß das Smartphone, welche Objekte sich wo im Raum befinden. Bei Fotos mit Bokeh-Effekt kann die Software mit diesen Informationen dann noch genauer bestimmen, welche Teile des Bildes scharf werden sollen und welche unscharf.
Blendenöffnung und Geschwindigkeit
Ein weiterer Faktor, auf den ihr achten solltet, ist die Blendenöffnung. Das ist die hintere Öffnung eines Objektivs, welche bestimmt wie viel Licht auf den Sensor trifft. Diese Öffnung wird in der Regel mit zum Beispiel f/1.8 oder f/2.0 angegeben. Dabei bedeutet eine kleinere Zahl, dass die Öffnung mehr Licht auf den Sensor lässt, was normalerweise besser ist. Für Handykameras sind Werte unter f/2.0 recht gut. Größere Werte findet ihr oft bei weniger lichtstarken Kameras.
Auch die Geschwindigkeit der Kamera spielt eine Rolle. Hier spielen vor allem die Auslöseverzögerung und die Autofokus-Geschwindigkeit eine Rolle. Die Auslöseverzögerung ist die Zeit, die zwischen dem Druck auf den Auslöser und dem Moment vergeht, in dem das Foto gemacht wird. Das kann zum Problem werden, wenn ihr nicht erwartet, dass die Kamera erst später auslöst und ihr das Handy schon lange vom Motiv weg bewegt habt. Ich glaube das ist uns allen schon passiert. Die Auslöseverzögerung sollte also so gering wie möglich sein.
Ähnlich ist es mit dem Autofokus. Oft dauert es ein paar Momente, bis die Kamera euer Motiv scharfgestellt hat. Wenn ihr zum Beispiel Fotos mit Selbstauslöser machen möchtet, solltet ihr im Fokus sein, bevor die Kamera auslöst. Auch generell ist es angenehm, wenn die Kamera das gewünschte Motiv schnell erfasst und scharf stellt. So müsst ihr nicht lange mit der Kamera über das Bild fahren. Hier ist also auch ein möglichst niedriger Wert wünschenswert.
Ein dritter Wert, der mit der Geschwindigkeit zusammenhängt ist die Bereitschaft der Kamera, also wie lange es dauert bis sich die Kamera öffnet und Betriebsbereit ist. Je nach Modell und Hardware, kann es hier schneller gehen oder länger dauern. Schnelle Systeme solltet ihr hier natürlich bevorzugen.
Bildstabilisierung für Handykameras
Gute Handykameras arbeiten mit Bildstabilisatoren, damit eure Fotos und Videos nicht allzu sehr verwackeln. Davon gibt es verschiedene Varianten, die unterschiedlich arbeiten. Sie nennen sich EIS, OIS und HIS, was stellvertretend für elektronische Bildstabilisierung, optische Bildstabilisierung und Hybrid-Bildstabilisierung steht.
Bei der elektronischen Bildstabilisierung versucht das Smartphone eure Bewegungen per Software auszugleichen. Dazu nutzt das Handy den Beschleunigungssensor, um zu bestimmen, in welche Richtung ihr euch bewegt und gleicht diese Bewegung dann so gut es kann aus. Natürlich hat die Stabilisierung ihre Grenzen, weshalb ihr auch mit EIS versuchen solltet, das Smartphone ruhig zu halten. Das gilt vor allem bei Videos.
Die optische Bildstabilisierung (OIS) hingegen verlässt sich auf Hardware. Hierbei stabilisiert ein kleines Gyroskop in der Kamera eure Bewegungen. Idealerweise schafft das Gyroskop es, die Linse an der gleichen Position zu halten, auch wenn ihr euer Smartphone bewegt. Natürlich hat auch diese Technik nicht unendlich viel Spielraum.
Als Letztes haben wir die Hybrid-Stabilisierung. Wie ihr schon richtig vermutet habt, handelt es sich hierbei um eine Mischung aus EIS und OIS. Ihr bekommt also die hardwareseitige Stabilisierung und die softwareseitige. Insgesamt bekommt ihr mit beiden Techniken zusammen natürlich die stabilsten Bilder.
Zusammengefasst
Eine gute Kamera zu finden, ist gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint. Dank Pixel Binning könnt ihr mit möglichst vielen Pixeln nichts falsch machen und mehrere Kameras und Objektive bieten euch zahlreiche Möglichkeiten wie den optischen Zoom oder einen professionellen Bokeh-Effekt. Auch ein Stabilisator sollte bei einer guten Kamera nicht fehlen. Vor allem wenn ihr mit dem Smartphone Videos machen wollt, ist dieser hilfreich.
Jetzt kommentieren!