Apple ist der unangefochtene Marktführer. Jede zweite Smartwatch wird aktuell vom Erfinder des iPhones gekauft. Sogar 80 Prozent der Umsätze landen dort. Die Entwickler der Android-Smartphones jedoch haben noch keine Smartwatch hervorgebracht, die es mit der Apple Watch aufnehmen kann. Statt Android Wear wird dort gerne ein anderes Betriebssystem eingesetzt. So wichtig scheint es nicht zu sein. Uhren wurden aber auch schon immer nach dem Aussehen gekauft. Bei der Smartwatch ist das dann wohl eher das Image: tolle Hardware und eben Apple. Dass das Betriebssystem keine große Rolle spielt, ist schade, denn die Oberfläche und die Apps bestimmen durchaus, wie gut sich eine Smartwatch bedienen lässt.
Watch OS
Auf der Apple Watch läuft Watch OS, ein abgespecktes iOS. Daher versteht sie sich mit dem iPhone auch ausgezeichnet: Anzeige von Benachrichtigungen, Datenaustausch zwischen Apps, alles kein Problem. Doch mit einem Android-Smartphone lässt sich die Apple Watch nicht koppeln – und das ist wohl auch so gewollt. Apple will zwar auch am Kauf seiner Smartwatch verdienen, doch letztlich soll sie dazu dienen, das iPhone attraktiver zu machen und noch mehr davon zu verkaufen.
Durch die Nähe zum iPhone hat Watch OS auch bewährte Funktionen übernommen: die Kommunikation mit Siri oder Force Touch, worüber verschiedene Optionen aufgerufen werden können, abhängig davon, ob der Finger nur leicht auf den Bildschirm tippt oder diesen fest drückt. Hinzu kommt die Möglichkeit, das Macbook mit der Smartwatch zu entsperren oder (in den USA) Freunden per Apple Pay Geld zu überweisen, nach einem gemeinsamen Essen beispielsweise. Die passenden Apps gibt es im Apple-Watch-App-Store.
Mit der kommenden Version soll gerüchteweise auch ein eigenständiger Betrieb ohne iPhone möglich sein. Dafür soll die Apple Watch nicht nur einen Steckplatz für die SIM-Karte und einen GPS-Empfänger erhalten, auch wird Watch OS dann alle mobilen Funktionen beherrschen, die die Smartwatch bisher noch von einem Smartphone unterschieden haben.
Android Wear
Android Wear (jetzt Google Wear) ist dagegen auf weniger Smartwatches zu finden, obwohl es alle namhaften Smartphone-Entwickler unterstützen, die auch Android einsetzen: Samsung, Huawei, LG, Sony, Lenovo/Motorola und Asus. Doch Samsung und LG kochen mit Tizen OS und WebOS auch ihr eigenes Süppchen. Die Fragmentierung der Apple-Konkurrenz auf der Smartwatch ist deshalb noch größer als auf dem Smartphone.
Dabei ist Android Wear mächtig. Durch Unterstützung von GPS, WLAN und LTE ermöglicht das Betriebssystem für Wearables einen autonomen Betrieb der intelligenten Uhr, doch die einzelnen Hersteller setzen diese Möglichkeiten nur spärlich ein. Letztlich führt das zu einer ähnlich großen Spannbreite an Smartwatches wie bei den Android-Smartphones: von einfach und günstig bis ganz nach oben auf Augenhöhe mit Apple.
Apps lassen sich auf einer Smartwatch mit Android Wear unabhängig vom Smartphone installieren. Es gibt dafür sogar einen eigenen Bereich im Google Play Store, doch das Angebot ist nicht sehr umfangreich. Das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern, solange Samsung vor allen Dingen auf Tizen setzt. Vor dem Kauf einer neuen Smartwatch sollte sich deshalb jeder darüber informieren, ob es die Anwendungen, die er auf der Uhr nutzen will, auch tatsächlich in Form einer App für dieses Betriebssystem gibt.
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Von einer Smartwatch mit Android Wear lassen sich nahezu alle Benachrichtigungen des Smartphones verwalten. Die Uhr lässt sich sogar mit einem iPhone koppeln, wobei allerdings nicht sichergestellt ist, dass dann wirklich alles reibungslos funktioniert. Das hängt eben auch von Apple ab. Die Apps lassen sich über Google Now per Sprache steuern, aber auch über eine kleine Bildschirmtastatur. Einen wichtigen Vorteil gegenüber Android hat die Wearable-Variante auch: Die Updates kommen direkt von Google. Sie müssen also nicht erst vom Hersteller angepasst und freigegeben werden.
Tizen und WebOS
Tizen for Wearables wurde maßgeblich von Samsung entwickelt, dahinter stehen aber auch andere Unternehmen. Das Betriebssystem ist Open Source. Als Tizen OS findet es sich auch auf Smart-TVs, Kameras und Kühlschränken. Samsung hat es jedoch nie gewagt, auf dem Smartphone hierzulande Tizen als Alternative zu Android einzusetzen. Doch bei allen anderen Geräteklassen haben die Nutzer dies akzeptiert. Viele können dort nicht einmal den Unterschied ausmachen.
Auf der Smartwatch besteht dieser durchaus: Das Angebot an Apps ist zwar kleiner als bei Android Wear, doch es stehen mehr als 1.000 Tizen-Apps für die Samsung-Uhren zur Verfügung. Was Samsung selbst liefert, ist nicht immer das gefälligste, doch wichtige Apps wie Spotify und Uber sind vorhanden. Die einzelnen Anwendungen arbeiten eigenständig, kommen also ohne Verbindung zu Apps auf Smartphone aus. In HTML5 umgesetzt benötigen sie auch weniger Ressourcen, was im Umkehrschluss längere Akkulaufzeiten ermöglichen soll.
Tizen for Wearables unterstützt GPS, WLAN und LTE und ermöglicht folglich vollständig autonome Uhren. Diese lassen sich mit allen Android-Smartphones koppeln wie auch mit dem iPhone. Ein ähnliches Konzept verfolgt LG mit webOS. Das findet sich ebenfalls auf den eigenen Fernsehern und Kühlschränken, als LG Wearable Platform aber auch auf Smartwatches. Einzelne Apps lassen sich nachinstallieren, nicht nur von LG. Mit einer SIM-Karte können die WebOS-Uhren auch autonom betrieben werden.
Fitbit OS in Tradition der Pebble
Die Pebble war eine der ersten Smartwatches, folglich lief sie unter einer Eigenentwicklung: Pebble OS. Mittlerweile wurde das Unternehmen dahinter von Fitbit übernommen, das nun mit der Fitbit Ionic seine nach eigenen Angaben erste Smartwatch herausgebracht hat. Die Fitbit Blaze wird bloß als intelligente Fitness-Watch bezeichnet. Was das neue Fitbit OS ausmacht, das erstmals auf der Ionic zu finden ist, ist die Fähigkeit, wie Watch OS und Android Wear Apps installieren zu können. Es gibt eine App Gallery und ein Programm für unabhängige App-Entwickler.
Das könnte als ein Nachteil ausgelegt werden. Momentan finden sich in dem Appstore vor allem Gesundheits- und Fitness-Apps, aber nicht nur: AccuWeather liefert eine Wetter-App und Strava eine alternative Fitness-App. Fitbit schottet sich auf App-Ebene also nicht gegenüber der Konkurrenz ab. Schließlich wird dadurch die eigene Hardware aufgewertet. Warum dann also nicht gleich Android Wear einsetzen? Ein eigenes Betriebssytem hat den Vorteil, dass dieses viel besser auf die Smartwatch abgestimmt werden kann. Auf der Fitbit Ionic führt dies zu einer vergleichsweisen langen Akkulaufzeit von bis zu vier Tagen. Auch spezielle Fitness-Sensoren können so in Zukunft viel besser angesprochen werden.
Garmin OS und Swatch OS
Garmin geht mit Garmin OS den gleichen Weg. Dieses Betriebssystem findet sich zum Beispiel auf der Smartwatch Garmin Vivoactive 3, die zur IFA 2017 vorgestellt wurde. Auch hier laufen die eigenen Fitness-Apps neben den Anwendungen unabhängiger Entwickler. Mit Garmin OS lässt sich ein Uber-Taxi rufen oder kontaktlos bezahlen. Für Wearables im Gesundheits- und Fitnessbereich scheint ein ausgewachsenes System wie Watch OS oder Android Wear überdimensioniert zu sein.
An einem propriertären System arbeitet auch die Swatch Group. Zum dem Unternehmen gehören nicht nur die bunten Plastikuhren gleichen Namens, sondern auch Premium-Marken wie Omega, Tissot, Longines und Rado. Swatch OS soll wenig Strom verbrauchen und einen hohen Datenschutz garantieren. Zu sehen ist davon aber noch nichts, bislang bliebt es bei der Ankündigung. Die erste Uhr mit Swatch OS soll Ende 2018 erscheinen und von Tissot stammen.
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