Motorola One Action ausprobiert: Actioncam-Smartphone mit Aha-Effekt

Ein Smartphone mit einer eingebauten Actioncam: Das ist das Motorola One Action. Bei uns im Test überzeugte allerdings auch noch eine andere komfortable Video-Funktion.

Motorola One Action ausprobiert: Actioncam-Smartphone mit Aha-Effekt
Motorola One Action

Mit der One-Serie hat sich Motorola neu erfunden. Mittelklasse, ja, aber mit wirklich schönen Designs. Das One Action ist ein Sondermodell der 2019er-Generation. In ihm steckt eine Actioncam.

Motorola One Action: Ein Blick auf die Actioncam

Die Idee ist, dass ihr zum Beispiel für euer Mountainbike-Abenteuer keine GoPro mehr braucht, sondern einfach das nehmt, was ihr ohnehin immer dabei habt: das Smartphone. Eine besonders Erschütterungs-unempfindliche optische Bildstabilisierung im Smartphone und eine mitgelieferte Halterung sollen den Part übernehmen. Im Test filmten wir eine kurze Fahrt mit dem Fahrrad über Kopfsteinpflaster mit dem iPhone X (das ebenfalls über optische Bildstabilisierung verfügt) und mit dem Motorola One Action:

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Den Effekt der Stabilisierung könnt ihr auf Wunsch ausschalten. Motorola wirbt auch damit, dass die Triple-Kamera einen Ultraweitwinkel besitzt, was im Vergleich zu anderen Smartphones einen viermal so großen Ausschnitt bietet (Apple wirbt ähnlich für das neue iPhone 11 Pro).

Wirklich clever: Ihr könnt Videos mit dem One Action auch dann im Querformat aufnehmen, wenn ihr das Smartphone senkrecht haltet. Eine Umschalttaste lässt euch die Richtung auswählen. Auf Wunsch gehören Vertikalvideos damit der Vergangenheit an.

Kamera des One Action: Weitwinklig, gute Qualität

Videos wie Fotos waren in unserem Test bei gewöhnlichen Lichtverhältnissen meistens gut ausgeleuchtet, an sonnigen Tagen allenfalls etwas überbelichtet, etwa hier:

Schöner, kleiner Garten, nur etwas zu hell.
Schöner, kleiner Garten, nur etwas zu hell.

Die Belichtung dieser Innenraumfotos vom Schloss Drachenburg in Königswinter gehen dafür in Ordnung. Innen war es dunkel, draußen brannte gleißendes Sonnenlicht. Schwierige Lichtverhältnisse, die das One Action dennoch zufriedenstellend abbildet:

Innenraumaufnahme mit dem One Action
Innenraumaufnahme mit dem One Action

Diese leichte Unterbelichtung ist gewollt. Wir konnten mit dem Motorola One Action die Helligkeit anpassen und auf die düstere Stimmung einstellen:

Dem One Action fehlt ein Nachtmodus, wie ihn viele andere Smartphones inzwischen haben. Nachts ist die Qualität der Bilder auch tatsächlich ausbaufähig. Die Lichter des Aachener Rathauses hier wirken etwas zu grell, die Lichtverhältnisse insgesamt nicht ausbalanciert:

Bild vom Aachener Rathaus mit dem Motorola One Action
Bild vom Aachener Rathaus mit dem Motorola One Action

Kamera eher weitwinklig

Auch ein optischer Zoom hätte dem Gerät noch gut zu Gesicht gestanden. Für Fotos steht euch aber nur eine weitwinklige Brennweite zur Verfügung. Bei diesem Bild vom Fuße des Schlosses Drachenburg in Richtung Bonn hätten wir uns etwa gewünscht, noch etwas näher an den Post Tower heranzoomen zu können:

Gewünschtes Motiv etwas weit weg: Das One Action bietet nur einen Weitwinkel.
Gewünschtes Motiv etwas weit weg: Das One Action bietet nur einen Weitwinkel.

Doch das ist nicht die vorherrschende Funktion des One Action. Wollt ihr mehr Foto-Eigenschaften, ist das Schwestermodell One Zoom für euch interessanter. Im One Action ist eine der drei Linsen die Actioncam, die beiden anderen stehen für die Hauptkamera mit Normalbrennweite und künstlerische Effekte wie Tiefenschärfe. Und gerade die beherrscht das Smartphone eigentlich recht gut, wie hier ein Vergleich dieses Kunstobjekts in Maastricht links mit und rechts ohne Tiefenschärfe-Effekt zeigt:

Auch Spielereien wie Spotfarbe beherrscht das Smartphone:

Spotfarbe rot
Spotfarbe rot

Künstliche Intelligenz unterstützt einige Szenen. Dieses Motiv eines Kaffeegedecks etwa rechnete die KI (links) etwas rötlicher als das nicht verbesserte Bild:

Hier wiederum hätte etwas mehr KI gut getan. Bei diesem am Nachmittag aufgenommenen Bild fällt das Licht flach auf die Vasen und die Erdbeer-Formen hätten ruhig noch etwas rötlicher sein dürfen:

Motorola One Action: Design und Handhabung

Die Handhabung ist derart „normal“, dass sie kaum auffällt – was für das Gerät spricht. Das One Action liegt mit seinem nur beinahe randlosen 6,3-Zoll-Display Ende 2019 im Schnitt. Es liegt gut in der Hand, aber natürlich müsst ihr (wie bei anderen modernen Smartphones auch) immer wieder umgreifen oder es gleich mit zwei Händen bedienen. Motorola liefert eine praktische und griffige Silikonhülle gleich mit. Verzichtet ihr darauf, lässt sich die Plastikrückseite trotzdem gut halten, sie zieht allerdings Fingerabdrücke an. Schön ist, dass das Kameramodul nur sehr leicht, etwa 1 mm, aus dem Gehäuse herausragt.

Rückseite des Motorola One Action mit Blick auf Fingerabdrucksensor und Objektive
Rückseite des Motorola One Action mit Blick auf Fingerabdrucksensor und Objektive

Ähnlich wie Samsung im Galaxy S10 platziert Motorola die Frontkamera hinter ein ausgestanztes Loch im Display. Zusammen mit den abgerundeten Ecken und den im Vergleich zum Motorola One im vergangenen Jahr noch einmal deutlich verkleinerten Rand ist das One Action ein wirklich schönes Telefon.

Motorola One Action Vorderseite
Motorola One Action Vorderseite

Der Akku brachte uns über den Tag, in der Nacht muss er dann aber auch regelmäßig wieder an den Strom. Dass Display ist klassisches LED, kein OLED, was euch aber vermutlich nur dann auffällt, wenn das Gerät gerade startet und dann schwarz leuchtet. Dafür dass das Telefon Musik nur über einen Lautsprecher unten am Gerät ausspielt, ist der Klang dafür klar, laut und rein.

Empfangseigenschaften: Viel Licht und ein wenig Schatten

Die Empfangseigenschaften von WLAN und Daten über das Mobilfunknetz sind – ein klein wenig überraschend – hervorragend. Das war in der Vergangenheit mit früheren Motorola-Smartphones schon einmal anders. In einem Supermarkt in der Nähe, der gemeinhin als Funkloch bekannt ist, hatten wir mit dem One Action tadellosem Empfang. In einem Co-Working-Café in der Nachbarschaft wies der Besitzer darauf hin, dass Smartphones durch die Betondecke für gewöhnlich keinerlei Empfang hätten. Das One Action zeigte LTE an; die reale Verbindung war langsamer, kam aber zustande.

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Nicht perfekt sind dafür die Telefonie-Eigenschaften. Zwei Anrufe bei einer Hotline kamen mit schlechtem Empfang zustande und rissen nach 20 Sekunden ganz ab. Ein längeres Telefonat ins Festnetz unterbrach gar viermal. Immer nach 2:12 min, was der Gegenseite auffiel. Manchmal wählte das Smartphone die gewünschte Nummer einfach nicht. Die Mehrheit der Gespräche allerdings gelang einwandfrei.

Fingerabdrucksensor: wollte nicht immer

Einen launischen Eindruck hinterlässt der Fingerabdrucksensor, der im oberen Drittel der Rückseite zwar gut platziert ist, den rechten Zeigefinger dieses Autors aber immer und immer wieder nicht erkennen wollte. Vor allem bei leicht verschwitztem Finger.

Der Autofokus der Kamera ist nicht ganz so schnell wie von Motorola beworben, und gerade im Nahbereich verrechnet er sich zu Weilen. Bilder sehen auf dem Display manchmal misslungen aus, oder die Schärfe war nicht gut ablesbar. Eine Eigenart von Motorola, die schon bei früheren Geräten auffiel. Denn betrachtet ihr die Bilder später am Rechner, sind sie plötzlich schwer in Ordnung. So auch hier. Einfache Unschärfe-Effekte gelingen, weitere Porträtspielereien mit dem Freistellungsmodus eher weniger.

An der Leistung gibt es nichts zu mäkeln

Android One ist Googles Programm für ein möglichst unverfälschtes Android-Erlebenis mit mindestens drei Jahren Update-Garantie und Googles Sicherheitsprogramm Play Protect. Motorola hat trotzdem etwas an der Oberfläche angepasst, etwa die klassischen (und in unseren Augen gelungenen) runden Icons.

Android One: Der Name ist Programm
Android One: Der Name ist Programm

Das von Google vorgesehene Multitasking ist gewöhnungsbedürftig. Idee ist, dass ihr auf den Homebutton drückt und sofort nach rechts wischt, um zur letzten App zurückzukehren. Wollt ihr andere geöffnete Apps auswählen, müsst ihr die Taste weiterhin gedrückt halten und nach links oder rechts schieben. Was erstens sehr umständlich ist und es euch zweitens nicht erlaubt, eine App auf die Weise mal zu schließen. Motorola bietet allerdings noch eine weitere Möglichkeit an, die den Home-Button zu einem Multifunktionsknopf umfunktioniert, was besser, aber auch nicht ideal funktioniert.

Actioncam-Halterung passt nicht

Im AnTuTu-Benchmark schneidet das Motorola One Action für ein Mittelklasse-Smartphone mit knapp 147.000 Punkten sehr gut ab. Es liegt damit knapp vor dem Samsung Galaxy A50 und dem neuen Xiaomi Mi A3, sowie auf Augenhöhe mit dem Oppo F11. In der Praxis merkt ihr beim Scrollen und dem Starten von Apps im Vergleich zu einem Highend-Smartphone nur leichte Verzögerungen. Nichts, was im Alltag störend wäre. Schön ist auch, dass Motorola den Speicher auf 128 GB aufgestockt hat, wovon etwa 16 GB für Systemdateien und vorinstallierte Apps reserviert sind.

Praktische Fahrradhalterung für das Motorola One Action...
Praktische Fahrradhalterung für das Motorola One Action…

Nicht ganz zu Ende gedacht ist das Design des Smartphones im Hinblick auf die mitgelieferte Actioncam-Halterung, etwa fürs Fahrrad. Darin lässt sich das One Action nämlich nicht einspannen, ohne dass die Halterung einen der mechanischen Knöpfe (Lauter-Leiser oder Ein-Aus) dauerhaft drücken würde. Ihr könnt also nur die untere Hälfte des Smartphones einspannen, was zu Lasten der Fixierung geht und das Gerät bei starken Erschütterungen fast aus der Halterung wirft.

... ist leider nicht ganz zu Ende gedacht. Beim Einspannen des Smartphones drückt die Halterung auf einen der mechanischen Knöpfe, was die Videoaufzeichnung beeinträchtigt. Rechts neben den Knöpfen eingespannt, verliert die Konstruktion an nötigem Halt.
… ist leider nicht ganz zu Ende gedacht. Beim Einspannen des Smartphones drückt die Halterung auf einen der mechanischen Knöpfe, was die Videoaufzeichnung beeinträchtigt. Rechts neben den Knöpfen eingespannt, verliert die Konstruktion an nötigem Halt.

Motorola One Action: Fazit

Eigentlich schreiben wir das jedes Jahr bei einem Motorola-Test: Die Mittelklasse ist weit gekommen. An Technik und Komfort lässt sie kaum etwas vermissen. Und im Falle des Motorola One Action ist sie inzwischen auch noch wirklich hübsch geworden. Clever sind die Ideen, ins Smartphone eine Actioncam gleich mit einzubauen und Querformatvideos auf Wunsch auch dann drehen zu lassen, wenn ihr das Smartphone senkrecht haltet.

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Schärfentiefe-Effekte, künstliche Intelligenz: all das funktioniert im One Action sehr gut. Wer eine gute Smartphone-Kamera gewohnt ist, der wird allenfalls einen optischen Zoom und einen Nachtmodus vermissen. Wer weniger auf Action-Videos erpicht ist, der sollte zum Schwestermodell One Zoom greifen.

Die Handhabung ist gut, der Sound trotz nur eines Lautsprechers schwer in Ordnung. Das breite Display im 21:9-Format löst hoch auf. Einzig schade, dass es kein OLED ist. Insgesamt hinterlässt das Motorola One Action bei uns für ein Mittelklasse-Smartphone einen sehr guten Eindruck.

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