Als ich das Testgerät vom Motorola One auspackte, war ich im ersten Moment überrascht. Bereits in der Verpackung ist das Gerät in eine praktische Silikonhülle eingesetzt. Das Design auf den ersten Blick nicht sonderlich spektakulär – auf den zweiten Blick dann aber doch überraschend.
Motorola One: Das ist das Besondere am Gehäuse
So hat die Konzernmutter Lenovo beim Motorola One die klassische Produkt- und Designlinie verlassen. Die letzten Moto-Geräte bei mir im Test zierte stets die mittig platzierte „Smiley-Kamera“ auf der Rückseite:
Das Motorola One lässt die Dualkamera nun völlig anders aussehen und an den Gehäuserand wandern. Mittig platziert dafür nun der Fingerabdrucksensor:
Auf der Frontseite ist der traditionelle „Motorola“-Schriftzug am Kinn noch lesbar, aber angenehm dünn geworden:
An der Oberseite des Displays prangt nun – ganz ähnlich wie beim iPhone X – eine Notch. Alles zusammen wahrscheinlich ein Hinweis darauf, wie Motorola-Designs wohl in Zukunft aussehen dürften. Das Gehäuse ist gänzlich aus Glas und wirkt sehr solide verarbeitet. Nimmt man die Silikonhülle ab, hat man ein griffiges Display, das nicht übermäßig dazu neigt, Fingerabdrücke anzuziehen.
Motorola One: Die Ausstattung
Der Name ist Programm: Das Motorola One ist das erste Moto-Smartphone mit Android One – Googles Update-Garantie. Smartphones in dem Programm sollen monatlich mit neuen Sicherheitsupdates versorgt werden und mindestens zweimal Updates auf Android-Vollversionen erhalten.
Schade, dass Motorola hier die Chance verpassen lässt, gleich mit Android 9 zu beginnen – das Motorola One verwendet noch Android 8.1. Updates auf 9 und 10 sind also garantiert.
Der Lieferumfang beschränkt sich auf die bereits erwähnte Silikonhülle, das Schnellladegerät, eine Nadel zum Öffnen des SIM-Kartenslots und eine Gebrauchsanweisung. Kopfhörer liegen nicht bei.
Die technische Ausstattung zeigt ein Mittelklasse-Smartphone mit genügend Speicher, kaum Ausreißern nach oben und nur wenigen Enttäuschungen.
Motorola One: Technische Ausstattung
5,9-Zoll-LC-Display mit einer HD+-Auflösung von 1520 x 720px |
Snapdragon-625-Prozessor (Octacore mit 2,0 GHz) und Adreno 506-Grafikengine |
64 GB Speicher (aufrüstbar), 4 GB RAM |
Dualkamera mit 13 und 2 Megapixeln, die zweite Kamera erzeugt auf Wunsch einen Bokeh-Effekt |
Frontkamera mit 8 Megapixeln |
3000-mAh-Akku mit Schnelllademodus |
Fingerabdrucksensor auf der Rückseite |
Dual-SIM-Fach mit gleichzeitiger Nutzung einer Micro-SD-Karte möglich |
LTE Cat. 4 (bis 150 Mbit/s), NFC, Bluetooth 4.2, WLAN a/b/g/n (2,4 und 5 GHz), USB Typ-C, Audioklinke, UKW-Radio mit Aufnahmefunktion |
Android 8.1 ab Werk. Monatliche Sicherheitsupdates und Updates auf zwei Android-Vollversionen werden versprochen |
Was verwundert, ist, dass Motorola im Motorola One den bald drei Jahre alten Snapdragon 625 mit der ebenso alten Adreno-Grafikengine verbaut. Ein Snapdragon der 600er-Serie ist ansonsten für die gehobene Mittelklasse gedacht. Abstriche macht Motorola noch beim WLAN-Chip – hier fehlt ac oder auch Wi-Fi 5. Auch Bluetooth 4.2 ist noch drin – 5.0 wäre aktuell.
Schön dafür, dass Motorola sowohl auf einen USB-Typ-C-Anschluss als auch auf einen Audio-Klinkenstecker setzt. Der Speicher mit 64 GB ROM und 4 GB RAM ist für ein Mittelklassegerät durchaus üppig portioniert. Lobenswert sind auch die Dual-SIM-Ausstattung bei zeitgleich möglicher Verwendung einer Micro-SD-Karte.
Motorola One in der Praxis
Der Prozessor mag zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, in der Praxis hatte ich damit aber keine Probleme. Das Motorola One reagiert schnell und ohne wesentliche Verzögerung auf meine Eingaben. Das Gerät hat eigentlich genau die richtige Größe und liegt gut in der Hand. Man muss ohnehin langsam einsehen, dass man Smartphones besser mit zwei Händen bedient.
Nachdem ich zuletzt mit einem OLED-Display im nur unwesentlich kleineren iPhone X gearbeitet habe, fällt mir der Unterschied allerdings auf. Hier kann die Bildqualität des deutlich niedriger auflösenden Motorola One mit dessen LC-Display nicht mithalten, und das merkt man auch im Alltag. Ich käme allerdings nie auf die Idee, das einen fairen Vergleich zu nennen – das iPhone X war in der Anschaffung ursprünglich fast viermal so teuer wie das Motorola One. Fans von augenschmeichelnden OLED-Displays mit satten Schwarzwerten greifen aber besser zu einem teureren Gerät.
Etwas Kummer bereitete mir im Test der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite. Zwar ist er sehr gut zu erreichen und intuitiv zu ertasten, aber immer wieder versagte er seinen Dienst bei leicht verschwitztem oder zu fest aufgelegtem Zeigefinger.
Alles andere funktionierte reibungslos. Trotz fehlendem Wi-Fi 5 hatte ich – anders als bei früheren Motos im Test – diesmal keine Probleme mit WLAN- oder Mobilfunkverbindungen. Auch mit dem Klinkenstecker gab es diesmal keine Probleme. Der Sendersuchlauf des integrierten UKW-Radios war etwas nervig lang, die Soundqualität dafür in Ordnung. Schön auch, dass Motorola es hier erlaubt, Sendungen mitzuschneiden.
Motorola One: Die Kamera
Die Kamera im Motorola One ist Standard. Viel bessere Werte kann ich ihr nach meinem Test leider nicht bescheinigen. Tagsüber war mit Aufnahmen eigentlich alles in Ordnung. Die Bildqualität bei Dunkelheit ist dafür mäßig – da ist man gerade natürlich von teureren Geräten mittlerweile weit Besseres gewohnt.
Bei schlechten Lichtverhältnissen benötigte der Autofokus zuweilen sehr lange. Der Bokeh-Modus der Zweitkamera rechnete im Porträtmodus nicht immer ganz sauber. Die Frontkamera kommt ohne nennenswerte Eigenschaften aus.
Ich habe für euch in der Nachbarschaft einige Vergleichsbilder mit dem Motorola One und dem iPhone X geschossen. Dass das kein fairer Vergleich ist, sollte jedem klar sein; das iPhone X kostet gut dreimal so viel. Es soll euch nur zeigen, wie stark das Motorola One im Vergleich zur Kamera eines Top-Smartphones abfällt.
Bilder mit dem Motorola One
Vergleichsbilder mit dem iPhone X
Vor allem bei den Nachtbildern wird der Unterschied deutlich. Das iPhone X holt viel mehr natürliches Licht heraus; tagsüber braucht sich das Motorola One nicht zu verstecken.
Android One in der Praxis
Android One ist eine groß angelegte Initiative Googles, um eine der größten Nachteile von Android abzuschwächen: die Update-Problematik. Zu Redaktionsschluss dieses Beitrags vermeldeten Statistiken erschreckende 0,1 Prozent Marktanteil für die jüngste Android-Version 9.0 Pie. Zeitgleich soll iOS 12 bereits auf mehr als 50 Prozent der iOS-Geräte angekommen sein.
Android One ist natürlich mehr als nur Updates. So sollen Geräte der Initiative besonders ausdauernd sein – der Akku des Motorola One bewies sich bei mir in der Tat von der stärkeren Sorte, hielt einen guten Tag lang durch. Ferner sind solche Geräte mit dem App-Sicherheitsfeature Google Play Protect ausgestattet, mit wenig Bloatware (viele der standardmäßig vorinstallierten Google-Apps hat das Motorola One aber auch) und mit der intelligenten Kamera Google Lens.
Google Lens zeigte sich bei mir im Test interessant, wenn auch aufgrund der Maschinerie etwas träge. Es erkannte meine Ukulele als solche, hielt das iPhone X für ein iPhone 6 und den neuen Amazon Echo Dot für einen Eishockey-Puck. Schön wiederum: Als ich das Smartphone mit Lens auf eine E-Mail mit einer DHL-Benachrichtigung hielt, erkannte Google die Tracking-Nummer und bot mir an, die Sendung zu verfolgen.
Motorola One und die Sicherheitsupdates
Ich testete das Motorola One Ende Oktober 2018. Als ich in den Einstellungen nachsah, war ich etwas überrascht, dass das aktuelle Sicherheitspaket da noch vom 1. August stammte:
Die Suche nach einem Update brachte nichts Neues zu tage. Internationaler Verkaufsstart des Gerät war bereits im Oktober, in Deutschland Ende Oktober 2018. Sollte es mit Android One nicht eigentlich monatliche Sicherheitsupdates geben?
Auf meine Nachfrage dazu bei für Motorola zuständigen Agentur erhielt ich folgende Antwort:
Das Gerät wird mit dem Sicherheitspatch vom August ausgeliefert, da es vor dem 1. September produziert wurde. Das Motorola One ging aber erst Anfang Oktober in den Handel, weswegen man den Septemberpatch überspringt. Motorola wird folglich in Kürze den Oktoberpatch ausrollen und in Bälde auch das Android 9 Update.
Nach „monatlichen Sicherheitsupdates“, die Google für Android One verspricht, klingt das nicht. Ich halte Motorola hier aber noch zu Gute, dass der Verkauf des Motorola One jetzt erst startet. Man hat noch die Gelegenheit, das in Zukunft besser zu machen. Auch das angekündigte, baldige Update auf Android 9 klingt attraktiv.
Motorola One: Das Fazit
Beim Motorola One sehe ich Licht und Schatten. Schön ist die generelle Ausstattung mit Android 9, einer Dualkamera, genügend Speicher, einem Schnelllademodus und einem Fingerabdrucksensor. Auch Handhabung und Verarbeitung finde ich sehr gut. Die eher betagte Maschinerie machte in der Praxis keine Mucken.
Trotzdem hinterlässt sie Abzüge in der B-Note. Ein fast drei Jahre alter Prozessor, kein Wi-Fi 5, kein Bluetooth 5 – da wäre mehr möglich gewesen. Wer besseres gewohnt ist, kann auch vom Display und der Kamera leicht enttäuscht werden. Dabei sind beide keinesfalls gänzlich enttäuschend.
Android One scheint mit einem Kompromiss daherzukommen. Viel Google, dauerhafte Updates, tolle Funktionen wie Google Lens. Für die Spitzenklasse scheint die Initiative aber nicht gedacht. Es sind jeweils Mittelklasse-Geräte, die mit Android One bedacht werden. Und da bildet auch das Motorola One keine Ausnahme.
Alles in allem bleibt aber gar kein so schlechter Eindruck. Mit dem Motorola One konnte ich gut arbeiten, die Aussicht auf zwei Jahre lang Update-Garantie ist toll. Und wem Mittelklasse genügt, der macht hier wenig falsch.
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WOW….. da fokussiert man sich auf die Giganten Samsung und Apple und vergisst dass es auch noch andere Marken gibt. Finde den Vergleich so eigentlich ganz gut, man sieht aber dass bei schlechterem licht das Motorola doch die schwächere Kamera hat. Was aber überrascht ist die Farbgebung der übrigen Bilder. Finde sie beim Motorola fast schon besser als beim Iphone!