Motorola OneVision im Test: Moderne Mittelklasse mit Upgrade-Garantie

Das Motorola OneVision hat alles, was ein modernes Smartphones braucht: Ein modernes Design, ein reaktionsschnelles System, eine brauchbare Kamera und drei Jahre lang Software-Updates dank Android One. Im Test entdeckten wir ein grundsolides Smartphone mit nur wenige Schwächen.

Motorola OneVision im Test: Moderne Mittelklasse mit Upgrade-Garantie

Lange Jahre ordnete Motorola die eigenen Smartphones für den europäischen Markt allein in Buchstaben-Klassen (wie G, C, E, X oder Z) ein. Geht es um Smartphones mit Android One, verlässt Motorola dieses Schema aber. Und verlässt auch das klassische Design. Genauso beim zweiten Modell dieser Serie, dem starken Mittelklasse-Boliden Motorola OneVision.

Motorola OneVision: Die äußeren Werte

Keine klassische Notch, aber ein Loch im Display: Motorola OneVision
Keine klassische Notch, aber ein Loch im Display: Motorola OneVision

Auffällig am Motorola OneVision ist das Design. Es ist erst das erste (mir bekannte) Smartphone, das nach Samsung eine Loch-Aussparung im Display (Loch-Notch) verwendet. Die Frontkamera ist hier links oben im ansonsten fast randlosen Display untergebracht. Die bunte Rückseite erinnert wiederum an Huaweis P-Serie. Keine Frage: das OneVision ist ein schönes Telefon.

Ist es auch ein gutes Telefon?

So schön die Rückseite auch ist, sie ist aus Plastik und nimmt jeden meiner Fingerabdrücke dankend an. Rutschig ist sie auch. Motorola liefert das OneVision aber direkt mit einer praktischen Silikonhülle aus, die ich für den Rest des Tests verwendet habe und gegen deren Verwendung auch nichts spricht. So bleibt das hübsche Blau der Rückseite auch gut zu sehen.

Motorola OneVision mit hübscher, blauer Rückseite
Motorola OneVision mit hübscher, blauer Rückseite

Beide Tasten (Ein-Aus und Lauter-Leiser) hat Motorola auf der rechten Gehäuseseite untergebracht. Sie haben ein klein wenig Spiel. Dass die Ein-Aus-Taste geriffelt ist, merke ich kaum, dennoch erfühlt sie sich anders als die Lauter-Leiser-Taste. Das Kameramodul ragt etwa 3mm aus dem Gehäuse heraus und ist ein kleiner Staubfänger. Eine kleine Kante trennt den Übergang von Display und Seite. Die Spaltmaße passen, es knarzt nichts.

OneVision: Das Display und die Handhabung

Die Linse der Frontkamera im Display-Loch der OneVision reflektiert stärker und wirkt damit etwas auffälliger als im Samsung Galaxy S10. Was sich allerdings relativiert, da das OneVision mit einer Diagonalen von 6,3 Zoll das längere Display hat. Dass Motorola dies im Verhältnis 21:9 portioniert, fällt in der Praxis nicht auf. Es wirkt lang, aber nicht unnatürlich lang. Beim Sony Xperia 1 wirken die Ausmaße des 21:9-Designs extremer.

Könnte randlos sein, ist es aber nicht: Das OneVision hat ein dickes Kinn.
Könnte randlos sein, ist es aber nicht: Das OneVision hat ein dickes Kinn.

21:9 fällt kaum auf

Schaut ihr aber genau hin, wird euch auffallen, dass Motorola die Möglichkeiten eines randlosen Displays nicht ganz ausnutzt. Links und rechts ist bei eingeschaltetem Display ein deutlicher Rahmen zu sehen. Das „Kinn“ unten misst einen halben Zentimeter. Ob ein Display im 21:9-Kinoformat mehr als ein Werbegag sein kann, wäre außerdem noch die Frage. Den Trailer zu „The Hateful 8“, den Regisseur Quentin Tarantino seinerzeit werbewirksam in einem sehr breiten Format gedreht hatte, bettet die YouTube-App auf dem OneVision leider nur in einen beiderseitig dicken Rahmen ein:

Das Motorola OneVision verwendet ein besonders langes Display, den Film "The Hateful 8" hat Quentin Tarantino in einem besonders breiten Format gedreht. Passt perfekt? Nein, leider nicht. (Screenshot)
Das Motorola OneVision hat ein besonders langes Display, den Film „The Hateful 8“ hat Quentin Tarantino in einem besonders breiten Format gedreht. Passt perfekt? Nein, leider nicht. (Screenshot)

Mit dem Display an sich konnte ich gut arbeiten. Es spiegelt recht stark, wird in höchster Stufe aber auch taghell; die Farbwiedergabe ist voll in Ordnung. Dass es kein OLED ist, fällt immer wieder auf, wenn die Gestenerkennung das Display kurz einschaltet und keine echten Schwarzwerte zu erkennen sind. Ich bin allerdings auch gerade verwöhnt vom Display meines Galaxy S10, in meinen Augen das derzeit beste auf dem Markt.

Fingerabdrucksensor, Akku, Sound und Extras

Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite ist leicht zu ertasten. Der Finger fällt praktisch von selbst in die Aussparung. Dann ließ mich der Sensor allerdings das eine oder andere Mal im Stich, gerade mit verschwitzten Fingern. In zwei von drei Fällen immerhin funktionierte das Entsperren.

Kameramodul und Fingerabdrucksensor des OneVision
Kameramodul und Fingerabdrucksensor des OneVision

Der Akku des Motorola OneVision ist nicht herausragend, aber ich kam mit ihm in den meisten Fällen gut über den Tag. Nach einem Wandertag in der Eifel mit zahlreichen Foto-Stops und Netzeinwahlversuchen hatte ich abends noch fast 40 Prozent Akkuladung. Dann wiederum gab es Tage, an denen der Akku bei starker Nutzung des Geräts an einem Nachmittag von 80 auf unter 20 Prozent nachgab. Schön immerhin ist der integrierte TurboPower-Schnelllademodus (18 Watt), der 7 Stunden Akkuladung in 15 Minuten verspricht. Der Ladestand ging in 15 getesteten Minuten in der Tat hoch von fast 20 auf fast 50 Prozent.

Motorola setzt im OneVision nur einen Lautsprecher ein, der einen ordentlichen Klang liefert. Nicht mehr und nicht weniger. Die integrierten Mikrofone haben eher einen dumpfen Klang, wie ihr oben im Video seht (in dem es eigentlich um die Bildstabilisierung gehen sollte).

Die mitgelieferten In-Ear-Kopfhörer betonen die Höhen stark, verursachen dabei ein leichtes Klirren und sind etwas zu leise in lauter Umgebung. Dafür lagen sie für In-Ear-Buds (von denen ich eigentlich kein Freund bin) überraschend sicher und ohne Druck im Ohr. Motorola verwendet hier weiterhin einen 3,5mm-Klinkenanschluss. Ein nettes Gimmick ist das integrierte UKW-Radio mit einer Aufnahmefunktion, allerdings nicht der allernutzerfreundlichsten Sendersuche.

Schön ist, dass das Motorola OneVision Dualsim beherrscht und damit zwei Sim-Karten und eine MicroSD-Karte gleichzeitig beherbergen kann.

Performance

Ich hatte während meines zweiwöchigen Tests mit dem OneVision nie das Gefühl, dass da etwas verzögert liefe. Apps starten sofort, das System hängt nicht. Was sicher ein Stück weit auch dem üppig bemessenen Speicher von 128 GB geschuldet ist, von dem ich während meines Tests gerade einmal 18 GB belegt hatte. Auch Android One, eine schlankere Version von Android, die nebenbei bis zu 3 Jahre Updates garantiert, tut hier sicher ihr Übriges.

Im Benchmark von AnTuTu erreicht das OneVision mit seinem Samsung 8-Kernprozessor Exynos-9609-Prozessor und der Mali-G72-MP3-GPU mit 149.900 Punkten dabei nur einen Platz im Mittelfeld.

Kamera

Stolze 48 Megapixel erfasst die Hauptkamera im Motorola OneVision. Das wäre der Overkill, deswegen hat Motorola sich eine Besonderheit ausgedacht: 4 Pixel werden zu einem, mit 1,6 µm sehr großem Pixel. In der Praxis schlägt sich die Kamera tagsüber gut, ließ mich selten im Stich, lieferte farbenfrohe Ergebnisse. Nachts sogar auf Wunsch mit einer Nachtsicht, wie sie bisher nur teurere Smartphones haben. Einige Bilder sind aber bei genauerer Betrachtung doch verrauscht, auch einige dieser Testbilder:

Auch den Autofokus hätte ich mir etwas schneller und die Auslöseverzögerung etwas kürzer gewünscht. Außerdem ist es schade, dass Motorola trotz der Dualkamera nur eine, noch dazu sehr weitwinklige Brennweite ins OneVision einbaut. Ich hatte neulich an dieser Stelle vehement für eine Dreifachkamera mit Telezoom geworben.

Tolles Bild mit fast violettem Licht auf den ersten Blick. Doch klickt ihr für die große Ansicht, seht ihr schnell, dass die Gräser links und rechts stark verrauscht sind. Aufnahme: abends zur Blue Hour
Tolles Bild mit fast violettem Licht auf den ersten Blick. Doch klickt ihr für die große Ansicht, seht ihr schnell, dass die Gräser links und rechts stark verrauscht sind. Aufnahme: abends zur Blue Hour

Nachtsicht ist noch ausbaufähig

Ungewöhnlich für ein Smartphone dieser Preisklasse: Das OneVision hat eine Nachtsicht spendiert bekommen, also einen Super-HDR-Modus, der aus vielen Einzelbildern noch so viel Licht aus einem Motiv herausfischt, wo eigentlich schon keins mehr ist. Das funktioniert beim OneVision aber nicht immer. Unser Motivvergleich zeigt einmal ein scharfes und doch seltsam weichgezeichnetes Bild und erstaunt dann mit taghellen Bildern selbst im Normalmodus, die auf dem Display völlig dunkel aussahen:

Das Motorola OneVision verwendet standardmäßig Google Fotos als Galerie. Und das optimiert Bilder seit Neuestem selbstständig für euch. Seht ihr die Verbesserung rechts?

Ein Vergleichsbild „Katze in der Badewanne“ zischen Motorola OneVision und Samsung Galaxy S10. Das S10 kommt mit einer Telelinse näher ran; etwas, was ich beim OneVision schmerzlich vermisse.

Auch bei der Frontkamera hat sich Motorola mit einem 25-Megapixel-Sensor wahrlich nicht lumpen lassen. Viel Megapixel sind aber bekanntlich nicht automatisch besser und so habe ich auch bei der Frontkamera im OneVision einige Male ein etwas überstrahltes Bild bekommen. Auf die versprochenen Quadpixel kann ich – anders als es in der Werbung heißt – nicht von Hand umschalten. Eine angenehme Lichtquelle ist derweil der „Frontblitz“: Das OneVision stellt den Bildschirm bei Selfies auf Wunsch auf ein helles Weiß und wird somit zur Leuchte.

Software, Android One und Moto Action

Ich habe mich schon früher als Fan von Motorolas Android-Oberfläche geoutet und es setzt sich mit wenigen Abstrichen auch hier fort. Bunte, runde Icons, dazu das Moto Clock Widget auf dem Startbildschirm und der „aufmerksame“ Sperrbildschirm. Die Oberfläche ist nicht zu überfrachtet mit Bloatware, System und vorinstallierte Apps verbrauchen zusammen nur etwa 15 der insgesamt 128 GB. Das macht das System flott und gibt euch als NutzerIn üppig Speicherplatz, den ihr per MicroSD noch erweitern könntet.

Überhaupt nicht zurecht kam ich diesmal mit der angebotenen 1-Tasten-Steuerung des OneVision. Mit einem Superbutton unten könnt ihr zwischen drei Apps hin und herwechseln und zum Startbildschirm zurückkehren. Was mir damit aber nicht gelang, war durch mehrere geöffnete Apps zu blättern und einzelne davon zu schließen. Ich kehrte irgendwann reumütig zur 3-Tasten-Steuerung zurück. Zum Glück habt ihr die Wahl.

Fazit

Das Motorola OneVision ist eine feine Sache für den Preis von UVP ab Start knapp 300 Euro. Sein Design ist ultramodern, das Smartphone trotz des langen 6,3-Zoll-Displays im Format 21:9 erstaunlich handlich. Das System präsentiert sich als flink, die Kamera in den meisten Situationen als brauchbar, und die Aussicht auf bis zu drei Jahre Android-Updates machen die Kaufempfehlung perfekt.

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Wer die Weltspitze erlebt hat, der wird Stereolautsprecher vermissen, ein schönes OLED-Display mit echten Schwarzwerten, ein wasserfestes Gehäuse (das OneVision verträgt nur ein paar Tropfen nach IP52), genügend RAM (4 GB sind fast schon etwas knapp bemessen) und, ja, auch noch ein etwas besseres Kamerasystem mit Telezoom. Trotzdem dürfte das OneVision den Ansprüchen der meisten Nutzer entsprechen, und: ihr habt drei Jahre lang ein topaktuelles Smartphone.

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