TRENDBLOG
Motorola Moto G100

Motorola Moto G100

Motorola Moto G100 im Test: Smartphone und Desktop-Ersatz

Ein Smartphone und ein ganzes Ökosystem: Das Motorola G100 offenbart sich im Test als starke Basis für seine weiteren Funktionen wie PC-Ersatz oder Videotelefonie am Fernseher.

Motorola wollte schon immer mehr sein als „nur“ ein Smartphone-Anbieter. So gab es vom Hersteller schon mehrfach Ansätze für ganze Ökosysteme. Das neue Smartphone Moto G100 ist nun ein „Mittelklasse-Flaggschiff“ – und das erste mit dem neuen Ökosystem „Ready For“. Damit könnt ihr das Smartphone leicht an einen größeren Bildschirm anschließen und dort dann PC-Aufgaben erledigen, spielen oder videotelefonieren. Das ist cleverer, als es zunächst klingt. In diesem Beitrag:

Neues Ökosystem „Ready For“: Diesmal alles anders?

Vor zehn Jahren hatte Motorola mit der Atrix-Plattform schon einmal etwas Ähnliches wie jetzt Ready For im Angebot. Das erste Dual-Core-Smartphone des Herstellers diente in einem Dummy-Bildschirm mit Tastatur als Recheneinheit und machte aus der Apparatur ein Notebook. Fünf Jahre später waren es die Moto Mods, die die Funktion der Moto-Smartphones um Lautsprecher oder Kameras erweitern sollten.

„Ready For“ ist nun schon der dritte Versuch, und er startet mit dem Moto G100. Motorola legt dem Smartphone ein USB-C-auf-HDMI-Kabel und eine Docking-Station gleich bei. Darüber könnt ihr das Gerät an einen Monitor oder Fernseher anschließen. Für unseren Test lieferte Motorola eine recht komplexe Gerätschaft gleich mit. Für einige der Services reicht aber das einfache Verbindungskabel.

Motorola „Ready For“-PC mit Moto G100

Einmal angeschlossen, könnt ihr zum Start zwischen vier Modi wählen und etwa in der PC-Version einfachste Büroarbeiten erledigen. Tastatur und optional eine Maus mit dem G100 koppeln und dann E-Mails schreiben, Office-Dokumente oder Bilder bearbeiten. Es tauchen hier (wenig überraschend) die gleichen Apps im Drawer auf, die ihr auch auf der Smartphone-Oberfläche im App Drawer findet. Motorola hat damit Gelegenheitsnutzer oder Geschäftsreisende im Auge, die schnell ein paar Dinge auf dem großen Bildschirm erledigen wollen.

Schließt das Moto G100 an einen externen Bildschirm an, und ihr erhaltet auf Wunsch einen PC mit Windows-ähnlicher Oberfläche

Gaming, Videotelefonie und PC-Arbeiten auf dem Moto G100

Viel mehr würdet ihr damit kaum gerne machen. Bereits der integrierte Browser weiß nicht, dass er Seiten nun im Desktop-Modus öffnen soll. Die YouTube-App skaliert zwar auf Knopfdruck im Vollbild, liegt aber eindeutig in einer Version vor, die für Smartphones optimiert ist. Den Sound gibt das System über den Smartphone-Lautsprecher aus.

Das Moto G100 wird auf Wunsch zum Rechner und gleichzeitig zum Trackpad für einen externen Bildschirm.

Das System reagiert allerdings schnell, die Oberfläche wirkt angenehm aufgeräumt und leicht zu bedienen, ähnlich wie Samsung DeX. Habt ihr keine Maus, könnt ihr das Moto G100 mit verschiedenen Gesten als Trackpad benutzen. Das funktioniert erstaunlich gut.

Der TV-Modus spielt Inhalte aus Apps wie YouTube oder Netflix auf einem Bildschirm oder TV ab, den ihr mit dem USB-C-auf-HDMI-Kabel verbindet. Es kann allerdings sein, dass ihr auch hier erst auf Vollbild stellen müsst. Im Gaming Modus könnt ihr installierte Games auf einem großen Bildschirm spielen.

Spielen am großen Bildschirm mit dem Moto G100 und „Ready For“. Der gekoppelte Xbox-Controller weigerte sich im Gameplay allerdings, Spielfiguren zu steuern.

Die Vollbildanzeige erhalte ich im Test automatisch. Das System wollte allerdings nicht auf die Eingaben aus einem verbunden Xbox-Controller reagieren. Notwendig zum Spielen sind die entsprechenden Spiele-Apps, die auf eurem Moto G100 vorhanden sein müssen. Ähnlich verhält es sich mit dem Videotelefonie-Modus, für den ihr Google Duo, Skype oder eine alternative Videotelefonie-App benötigt.

Darüber möchte ich aber nicht einfach hinwegschreiben. Denn wie viele gute und einfache Lösungen kennt ihr, gerade in der noch laufenden Corona-Pandemie, mit denen ihr am Fernseher videotelefonieren könnt? Motorola liefert sie hier.

Ist die Welt bereit für „Ready For“?

Es ist noch früh für Ready For. Obwohl technisch anders konzipiert, erinnert es mich, auch des Namens wegen, ein Stück weit an Apples Find My/Wo ist Network. Ein noch junges, wachsendes Ökosystem mit mehr Möglichkeiten und Partnern in Zukunft. Die Möglichkeit, die Funktionen des Smartphones auf einen größeren Bildschirm zu erweitern, ist toll. Gerade auch für die Videotelefonie am Fernseher, für die es so viele einfache Möglichkeiten schlicht noch nicht gibt.

Die anderen Möglichkeiten wie Zocken auf dem großen Bildschirm oder PC-Arbeiten unterwegs erledigen – sind in meinen Augen wirklich nur Dinge, die ihr mal im Notfall brauchen könntet, sonst aber nicht. Wer das regelmäßig macht, hat dafür geeignetere Lösungen wie ein Notebook oder eine Streamingbox zum Spielen.

Moto G100: Es war einmal die Mittelklasse

Mittelklasse, was heißt das eigentlich? Das Moto G100 jedenfalls verwendet den besten Smartphone-Prozessor vom Vorjahr in einer leicht modifizierten und um 5G erweiterten Version (Snapdragon 870 5G). Eine Quadkamera ist drin, allerdings ohne optischem Zoom, ein großer Akku mit Schnelllademodus, allerdings nur ein LC-Display. Das Gehäuse ist nur spritzwassergeschützt und nicht wasserdicht, es gibt nur 1 Lautsprecher, dafür Videoaufzeichnung bis 6K oder 4K mit 60 fps.

Audio-Anschluss, USB-C, leider nur ein Lautsprecher

Das Moto G100 rangiert also irgendwo zwischen Mittelklasse und Spitze – und damit höher als jemals ein Moto G vor ihm. Auch in den technischen Daten findet ihr somit Stärken und Schwächen.

Moto G100: Die technische Ausstattung

Motorola Moto G100
6,7-Zoll-LC-Display mit bis zu 90 Hertz
FHD+-Auflösung: 2520 x 1080px (409 ppi)
HDR 10, Corning Gorilla Glass 3, DCI-P3-Farbraum
Display-Gehäuse-Verhältnis: 85 Prozent
Qualcomm Snapdragon 870 5G
Octacore-Prozessor mit 3,2 GHz
Adreno 650 GPU
128 GB Speicher (erweiterbar), 8 GB RAM
Quadkamera:

64 MP Hauptkamera (Weitwinkel), ƒ/1,7, Pixelgröße: 0,7/1,4 µm), Quad-Pixel-Technologie (Pixel-Binning, fasst 4 Pixel zu 1 zusammen)
16 MP Ultraweitwinkel (ƒ/2,2, 1,12 µm)
2 MP Macro-Kamera (ƒ/2,2, 1,0 µm) + Macro-Ringlicht
2 MP Tiefensensor (ƒ/2,4, 1,75 µm)
Videoformate: Bis 6K UHD mit 30 fps oder 4K UHD mit 60 fps in der Hauptkamera
5G, LTE, USB 3.1 (Typ-C), Bluetooth 5.1, WiFi 6, NFC, Gehäuse spritzwassergeschützt nach IP52, seitlicher Fingerabdrucksensor, Gesichtserkennung, dezidierter Google-Assistant-Button, Ladekabel und -stecker, transparente Silikonhülle, Dockingstation und USB-C-auf-HDMI-Kabel im Lieferumfang, Gewicht: 207 Gramm
Akku: 5.000 mAh, 20-Watt-Schnelllademodus
1 Lautsprecher an der Unterseite, 3 Mikrofone, Audiozoom, 3,5-mm-Audioklinke
Android 11 mit My UX
Preis UVP: 499,99 Euro

Display: Geschmeidig, aber milchig

Beim Display des Moto G100 macht Motorola vieles richtig. So belässt es der Hersteller bei einer FDH+-Auflösung: 2520 x 1080px, was zufriedenstellende 409 ppi bietet, aber den Akku nicht zu stark belastet. Auch bei der Displaywiederholrate habt ihr die Wahl zwischen adaptiver Darstellung (das System passt die Wiederholrate den verwendeten Apps an), 60 oder 90 Hertz. Ihr könnt also anders als die ersten 120-Hertz-Smartphones selbst auswählen, wie viel Hertz das Display liefern soll.

Ein zufriedenstellendes Display im Moto G100, nicht mehr, nicht weniger.

Die Qualität des Displays ist in meinen Augen dennoch nicht berauschend. Weil Motorola ein LC-Display verwendet, bekommt ihr natürlich keine echten Schwarzwerte. Auch wirkt es zuweilen, als läge ein Grauschleier auf dem Bildschirm. Kommt ihr von einem anderen Smartphone mit einem LC-Display, fällt euch der Unterschiedlich wahrscheinlich nicht auf. Von einem Flaggschiff-Smartphone mit OLED-Display kommend, ist der Unterschied aber enorm.

Kamera: Licht und Schatten

Das Moto G100 verfügt zwar über eine Quadkamera, ihr habt aber nur zwei Brennweiten: Die Hauptkamera mit einem Weitwinkel und die Ultraweitwinkelkamera. Den Unterschied seht ihr etwa bei diesem Bildvergleich der Bonner Beethovenstatue. Ultraweitwinkelkameras sind mittlerweile in vielen Smartphones Standard, sie eignen sich besonders gut für einen Städtetrip, wenn ihr möglichst viel aufs Bild bekommen wollt:

Mehr aufs Bild bekommen – das könnt ihr im Übrigen auch mit der Dual-Frontkamera, die ebenfalls über Weit- und Ultraweitwinkelperspektiven verfügt:

Zwei Brennweiten + Macro + Time of Flight

Die beiden anderen Linsen der rückwärtigen Kamera dienen zwei Sonderfunktionen: Die Time-of-Flight-Kamera soll Abstände besser ausmessen und damit eine genauere Schärfentiefe ermöglichen. Mit der Macro-Kamera könnt ihr Motive auch auf wenigen Zentimetern Entfernung noch scharf stellen. Die Qualität der Macro-Kamera ist trotz der niedrigen Auflösung (2 Megapixel) ordentlich und besser als bei den kleinen Geschwistern des G100, dem Moto G30 und Moto G10.

Bild mit der Macro-Kamera. Nah dran und mit ordentlicher Bildqualität.

Auch die Hauptkamera und die Ultraweitwinkelkamera liefern am Tag gute Fotos:

Nachtmodus nur für die Hauptkamera

Bei Nacht liefern beide Kameras im normalen Modus etwas wenig Licht. Den Nachtmodus könnt ihr nur für die Hauptkamera hinzuschalten:

Und das Zuschalten lohnt sich. Mehr Licht, allerdings auch etwas Rauschen, erhaltet ihr mit dem Nachtmodus. Auch wenn mir im folgenden Vergleich die Lichtstimmung der Normalaufnahme (links) ebenso gefällt:

Ordentliche Nachtfotos – mit der Hauptkamera des Moto G100

Auch die folgenden Bilder kamen mit dem Nachtmodus zustande. Sie rauschen zwar in einigen Details, lassen ansonsten aber genug Zeichnung in den hellen Bereichen erkennen. Auf dem Schild im Bild links etwa könnt ihr die Schrift auf dem Display gut lesen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Rechts könnt ihr die unterschiedlichen Lichtquellen klar voneinander unterscheiden:

Hier habe ich für euch den Nachtmodus ausgeschaltet und das Motiv mit allen drei Kameras eingefangen, auch der Macro-Kamera (rechts), die sich erstaunlich gut schlägt. Anders als die UWW-Kamera links, bei der Lichtquellen nur als helle Flecken zu erkennen sind:

Die KI mag es bunt

Das rechte Bild der Erdbeeren an einem Marktstand wirkt bunter, weil hier die Künstliche Intelligenz (Szenenoptimierung) etwas übertrieben eingreift. Ihr könnt sie in den Einstellungen ausschalten und erhaltet dann Ergebnisse wie im linken Bild:

Auch hier überbetont die KI die Farben des Busches deutlich, denn so grasgrün war er nicht. Es obliegt eurem Geschmack, ob ihr das mögt oder nicht. Gefallen euch gesättigte Farben, ist die Szenenoptimierung des Moto G100 etwas für euch:

Die Macro-Kamera verfügt über ein Ringlicht, mit dem ihr das Motiv auf kurzer Entfernung noch etwas aufhellen könnt (rechts):

Und hier einfach noch ein schönes Bild, das ich mit dem Moto G100 bei Abenddämmerung geschossen habe:

Moto G100: Und sonst?

Den Rest würde ich gerne in Stichpunkten mit euch durchgehen:

Hübsche Farbe „Iridescent Sky“

Nie wieder Akkusorgen, im Benchmark vor namhafter Konkurrenz

Freud und Leid mit My UX

Nettes Gimmick: Das Ringlicht der Macro-Kamera im Moto G100

Fazit

Das Moto G100 ist der gelungene Coup Motorolas, die beliebte Mittelklassenreihe Moto G gehörig aufzumöbeln und ein Mittelklasse-Flaggschiff einzuführen. Maschinerie und Verarbeitung sind premium, die Kameraqualität in Ordnung, Akku und Ausstattung vortrefflich. Abzüge gibt es für das Display, den Mono-Lautsprecher, das Fehlen einer Telekamera – und ansonsten eigentlich für nichts. Denn immerhin reden wir hier von der Preisklasse um 500 Euro. Wollt ihr das Beste vom Besten, müsst ihr mindestens das Doppelte investieren.

Und Ready For? Hier hat die Welt nicht auf alle der Möglichkeiten gewartet. Wohl aber auf die Videotelefonie am Fernseher, einfach per Kabel. Man glaubt es kaum, aber diese nahe liegende Lösung hat bisher kaum ein Hersteller im Angebot.

Die mobile Version verlassen