Bereits bei meinem Ersteindruck vom OnePlus 8 Pro betonte ich mehrere Male meine Begeisterung für das Flaggschiff-Smartphone des chinesischen Unternehmens. Über eine Woche und etliche Tests später hat sich daran nichts geändert. Doch der Reihe nach…
OnePlus 8 Pro im Test: Das ist dabei
Obwohl das kleinste Modell des OnePlus 8 Pro knapp 900 Euro (UVP) kostet, liegt dem Lieferumfang nicht allzu viel bei. Immerhin erhaltet ihr eine fast transparente Schutzhülle und eine Folie für das Display, genauso das standardmäßig mitgelieferte 30-Watt-Schnelllade-Netzteil. Kopfhörer fehlen leider.
Das ist wenig verwunderlich, denn bei der technischen Ausstattung des OnePlus 8 Pro waren vermutlich schon die Herstellungskosten des Telefons ungewöhnlich hoch. Herzstück ist der Octacore-Chip Qualcomm Snapdragon 865, der zu den leistungsfähigen SoCs der Gegenwart gehört. Dieser enthält das X55-Modem für 5G-Funktionalität, was ihn ebenfalls zu den teuersten Prozessor-Lösungen im Smartphone-Sektor macht. Das alleine war OnePlus nicht genug, denn die Verantwortlichen verbauen ein Display mit 6,78 Zoll Diagonale, mindestens 8GB RAM und eine Quadkamera. Oder anders gesagt: Hier steckt das Neueste vom Neuen in einem Smartphone. Zusätzliches Zubehör hätte den Gesamtpreis also vermutlich noch weiter erhöht.
Technische Daten OnePlus 8 Pro
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 865 |
Hauptbildschirm | 6,78 Zoll Fluid AMOLED-Display im 19,8:9-Format mit 120Hz und HDR (Auflösung 3168 x 1440 Pixel) |
Speicher | 8 GB oder 12 GB LPDDR5 Arbeitsspeicher, 128 GB oder 256 GB interner UFS3.0-Speicher |
Betriebssystem | OxygenOS basierend auf Google Android 10.0 |
Akku | 4.510 mAh mit WarpCharge 30T und WarpCharge 30 Wireless |
Hauptkamera | Quad-Kamera (Sony IMX689): - 48 MP (F1.78) - 8 MP Tele (F2.44) - 48 MP Weitwinkel (F2.2, 119,7° FoV) - 5 MP Farbfilter (F2.4) |
Frontkamera | 16 MP (F2.45) |
USB-Anschluss | USB 3.1 GEN1, Type-C |
Extras | 5G-Konnektivität (X55-Modem), Bluetooth 5.1, NFC, Fingerabdruck-Sensor unter dem Display, WIFI 6, Dual-Stereo-Lautsprecher mit Dolby Atmos |
Ein Highlight: Das Display
Ich bin zugegeben durch die Galaxy-S-Smartphones von Samsung etwas von hochwertigen Displays mit entsprechender Auflösung verwöhnt. OnePlus schafft es trotzdem, mich beim OnePlus 8 Pro zu begeistern. Vielleicht liegt es auch daran, dass der 6,78 Zoll große Bildschirm ebenfalls von dem koreanischen Riesen stammt. Der liefert ein Fluid Amoled mit QHD+-Auflösung, also 3168 x 1440 Pixel. Der Formfaktor von 19,9:9 ist angenehm und kommt gerade bei Video-Inhalten positiv zum Tragen.
Extrem, und das ist positiv gemeint, ist die Helligkeit von bis zu 1300 nits. Das Display des OnePlus 8 Pro strahlt euch regelrecht an. Und dazu gesellen sich 120 Hz Bildwiederholrate, die ihr am schnellsten und einfachsten beim Scrollen in Apps oder im Browser bemerkt.
In Benchmarks: OnePlus 8 Pro ist rasend schnell
Der Qualcomm Snapdragon 865 steht vor allem für eines: Leistung! Ich muss zugeben, dass ich noch nie ein Smartphone in den Händen hielt, das den ersten Platz im AnTuTu-Benchmark erreichte – und das ist beim OnePlus 8 Pro der Fall. Sogar das Samsung Galaxy S20 oder das Asus ROG Phone 2 übertrumpft das Telefon. Ähnliche Ergebnisse zeigen sich bei anderen Benchmark-Tools wie GeekBench 5 oder 3DMark. Im Zweitgenannten konkurriert das 8 Pro mit ähnlich ausgestatteten Vertretern wie dem ZTE Nubia Red Magic 5G und dem Xiaomi Black Shark 3 Pro.
Das Schöne: Geht’s euch um Performance für Spiele oder aufwändigere Anwendungsprogramme (Video- und Fotobearbeitung), müsst ihr keine Kompromisse eingehen – auch, weil das OnePlus 8 Pro großzügig bemessenen sowie flotten Arbeitsspeicher enthält. Das Drosseln bei intensiver Belastung macht sich zumindest laut AnTutu-Stresstest nicht weiter bemerkbar. Der Hersteller hat also für ein gutes Abführen der Wärme gesorgt.
Und es sei noch einmal betont: Das OnePlus 8 Pro ist ein hervorragendes Smartphone für Gamer. Im Spielemodus optimiert noch einmal die Ressourcen, aber es steckt auch so enorm viel Power in dem Telefon. Und dazu das riesige Display – das sind ideale Voraussetzungen für lange Zock-Sessions.
Edel und schön
Ja, das OnePlus 8 Pro ist ein echter Brummer. Doch die Chinesen schaffen es, dass ihr nie das Gefühl habt, ein zu großes Smartphone in den Händen zu halten. Die Bedienung klappt zwar nicht mehr anstandslos mit einer Hand, doch das ist eine Frage der Gewöhnung. Woran ihr euch dagegen nicht gewöhnen müsst, ist das gesamte Design. Die an gebürstetes Metall erinnernde Glasrückseite ist unglaublich attraktiv, gerade wenn ihr beispielsweise das Modell „Glacial Green“ betrachtet.
Aber es sind auch weitere Details, die einfach stimmen. Das kleine Frontkamera-Loch fällt euch kaum noch auf, der manuelle Schalter zum Abschalten des Tons fühlt sich nostalgisch und zugleich praktisch an. Persönlich mag ich das klassisch anmutende Design mit dem abgerundeten Ecken – ganz im Stil der hochpreisigen Galaxy-Konkurrenten von Samsung.
Auf der Höhe der Zeit
Was erhofft ihr euch von einem Highend-Smartphone? Egal, wie eure Antwort lautet – die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das OnePlus 8 Pro eure Wünsche erfüllen kann. Bluetooth 5.1, der neueste Standard WIFI 6 und Stereo-Lautsprecher mit Support für Dolby Atmos sind beispielhafte Stärken des Telefons.
Was mich immer wieder aufs Neue begeistert, das ist der unter dem Display verbaute Fingerabdrucksensor, der schnell und problemlos eure Finger registriert. Ich selbst habe mit dieser Art Entsperren seit jeher Probleme, doch das OnePlus 8 Pro bereitet mir keinerlei Schwierigkeiten.
Und da ist noch 5G, das allerdings – sicherlich auch aus Kostengründen – auf mmWave verzichtet. Das für Europa gedachte Modell des OnePlus 8 Pro nutzt für Deutschland die 5G-Bänder n1 und n78.
Das OxygenOS von OnePlus basiert in der Version für das OnePlus 8 Pro auf Android 10 in einer „Stock“-Version, also ohne aufgeblähte Erweiterungen. Dennoch finden sich OnePlus-spezifische Elemente wie der Game-Modus, der RAM-Boost zum Aufräumen des Arbeitsspeichers oder OnePlus Switch, mit dem ihr schnell von einem alten Telefon zum OnePlus 8 Pro wechselt. Die Oberfläche ist aufgeräumt und übersichtlich gestaltet. OnePlus verspricht übrigens mindestens drei Jahre Sicherheitsupdates. Bis dahin bekommt ihr mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch Aktualisierungen auf weitere Android-Versionen.
Der kleine Knackpunkt: Die Kamera
Auch die Kamera-App des OnePlus 8 Pro lehnt sich grob an der Standard-Anwendung von Android an, sie besitzt viele Ergänzungen. Das ist schließlich nötig, denn ihr könnt auf eine Quadkamera zugreifen. Die Entwickler haben gute Arbeit geleistet, beispielsweise funktioniert der Wechsel zwischen Standard-Ansicht, Weitwinkel und Zoom (3-fach optisch, 30-fach digital) reibungslos und schnell. In Windeseile wählt ihr einen Makro-Modus oder schaltet einen amüsanten, aber nicht immer sinnvollen Farbfilter ein. Allein für diese Spielerei verbaute OnePlus ein Objektiv mit einer Brennweite von F2.4 und 5 Megapixel. Aber wieso eigentlich?
Ich selbst fotografiere leidenschaftlich gerne mit meinem Smartphone, achte aber weniger auf komplexe Messwerte und andere theoretische Ergebnisse. In meinem Praxistest flossen also vorwiegend subjektive Eindrücke ein – und hier bin ich nicht ganz glücklich mit der Rückseiten-Kamera des OnePlus 8 Plus. Der (künstliche) Bokeh-Effekt verursacht immer wieder Fehler, was zum Beispiel das Google Pixel 4 sehr viel besser in den Griff bekommt. Ebenfalls ernüchternd sind viele Nachtaufnahmen und Resultate bei schlechteren Lichtverhältnissen, die überraschend verschwommen oder detailarm sind.
Auf der Habenseite punktet das OnePlus 8 Pro mit einem schnellen Autofokus, einem optischen Bildstabilisator, 4K-Videos mit 60 Bildern pro Sekunde und eine große Freiheit im gelungenen Pro-Modus.
Es sei betont: Im Alltag und in den allermeisten Fällen macht die Rückseitenkamera einen guten Job. Bei ausreichend Licht und in nahezu allen Situationen erfreut ihr euch an Resultaten, die ihr gerne teilen möchtet. Luft nach oben sehe ich, gerade im Vergleich zu manchen Mitbewerbern. Wenn ihr dagegen Weitwinkel- und Makrofotos favorisiert, seht ihr, welches Potenzial im OnePlus 8 Pro steckt – da sind teils tolle Fotos möglich.
Flottes Aufladen: Schnurlos mit dem OnePlus 8 Pro
Es ist löblich, dass OnePlus auf einen ausreichend bemessenen Akku setzt. Mit 4510 mAh kam ich mehr als locker über den Tag, zwei Tage sind schaffbar bei einem geringeren Gebrauch. Dann, wenn ihr nicht ständig mit dem Telefon „herumspielen“ wollt. Und wenn der Akku doch mal schlapp macht, kommt WarpCharge 30T zum Einsatz. In 23 Minuten habt ihr die Hälfte des Akkus gefüllt – das ist schon ein beachtlicher Wert.
Zum Test stand mir ebenfalls die neue Warp Charge 30 Wireless-Ladestation zur Verfügung. Legt das Telefon einfach auf die vorgesehene Fläche und geduldet euch eine halbe Stunde, um die Hälfte des Akkus aufzuladen. Auch das ist sehr beeindruckend, zumal ihr euch nicht mehr mit Kabeleien herumärgern müsst. Eine solche Station kann ich mir prima im Flur der Wohnung vorstellen: Nach Hause kommen und erst einmal das Telefon dort abstellen – ganz ohne Anstecken. Und wenn ihr wieder losgeht, schnappt ihr euch flott das Handy.
Subjektiv betrachtet ist der Wireless Charger nicht gerade eine Schönheit, vor allem im Vergleich zum stylischen OnePlus 8 Pro. Ebenso ist der Lüfter, der sich selbst und auch das Smartphone beim Laden kühlt, nicht gerade leise. Dafür eignet er sich auch zum Aufladen anderer Smartphones, die das Füllen des Akkus über Induktion unterstützen. Dann natürlich in einem langsameren Tempo (abhängig vom Smartphone).
Tipp: Die Akkulaufzeit verlängert ihr massiv durch die Verringerung der Bildwiederholfrequenz von 120Hz auf 60Hz oder 90Hz. Fast 20 Prozent mehr Standby-Zeit konnte ich zwischen 60Hz und 120Hz feststellen.
Fazit: Sorry, es reicht „nur“ für ein super
Ein wenig fühlt sich das Kritisieren des OnePlus 8 Pro wie Erbsenzählerei an, denn im Großen und Ganzen erhaltet ihr ein erstklassiges, enorm starkes Smartphone, das mich in vielerlei Hinsicht imponiert. Das Display ist eine wahre Augenweide, die Performance über jeden Zweifel erhaben, der Funktionsumfang lässt euch nichts vermissen. Und dazu sieht das OnePlus 8 Pro auch noch verdammt gut aus. Wäre die Kamera noch ein klein wenig besser, ich würde das Telefon nicht mehr aus den Händen geben wollen.
Wie bereits erwähnt: Die Hauptkamera macht einen soliden Job, besitzt einige offensichtliche Stärken (4K-Videos mit 60fps, Makromodus, Weitwinkel, Pro-Modus, super Bedienung…), aber speziell dann, wenn ich mehr verlange, geht dem OnePlus Pro 8 etwas die Puste aus. Diffuses Licht, Nachtaufnahmen, Bokeh-Porträts – da liefert das Telefon nicht immer vollkommen zufriedenstellende Ergebnisse. Ich bin mir sicher, dass Software-Updates noch einiges herausholen können, in der aktuellen Form ist die Kamera „nur“ gut bis sehr gut. Passt das für euch, bekommt ihr mit dem OnePlus 8 Pro ein prächtiges Top-Smartphone zum nicht mehr günstigen, aber angemessenen Preis.
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