Google Maps greift Facebook an – mit künstlicher Intelligenz

Neue Läden im Viertel entdecken, auf Leute mit ähnlichem Geschmack hören, mit Freunden verabreden, den Weg per Augmented Reality finden – Google Maps wird besser und ersetzt Facebook als ersten Anlaufpunkt für die lokale Suche.

Google Maps greift Facebook an – mit künstlicher Intelligenz
Goole Maps mit einigen deutlichen Verbesserungen. (Foto: Google)

Google hat neue Funktionen für seinen Kartendienst Maps angekündigt. Restaurants sollen sich wie beim Onlinedating matchen lassen. Oder ist das bloß die von Amazon bekannt Funktion Andere Nutzer haben hier auch gerne gegessen? Fußgänger werden per Augmented Reality in die richtige Richtung gelenkt. Auf Wunsch läuft sogar ein Fuchs voran. Ganz schön schlau – und zwar dank künstlicher Intelligenz.

Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht: Jede neue Funktion mag für sich der Hammer sein, genial ist aber das Zusammenspiel. War Google Maps bislang nur eine Funktion auf dem Smartphone, die bei Bedarf kurz aufgerufen wurde, so wird der Kartendienst jetzt zu einer Plattform, die nicht mehr verlassen werden muss. Damit könnte Facebook seinen Bedeutung als place to be verlieren, um nach neuen Läden und Cafés zu suchen. Aber seht selbst!

Empfehlungen nur für euch

Die erste Neuerung, die zur Hausmesse Google I/O angekündigt wurde, ist der neue Punkt For you. Ihr erhaltet darüber nicht alle Sneaker-Läden oder Eiscafés in der Nähe angezeigt, sondern Neues: also Neueröffnungen, aber auch neue Termine in bekannten Locations. Während die Suche nach dem Sneaker-Laden immer nur die gleiche statische Liste zutage fördert, kommt jetzt eine dynamische Komponente ins Spiel.

Google Match zeigt in Google Maps, mit welcher Wahrscheinlichkeit euch der Laden gefallen wird (Bilder: Google)
Google Match zeigt in Google Maps, mit welcher Wahrscheinlichkeit euch der Laden gefallen wird (Bilder: Google)

Auch die herkömmliche Suche wird aufgewertet. Alle Treffer werden mit einer Prozentzahl versehen, die die Übereinstimmung mit euren Präferenzen angibt. Die Funktion heißt nicht nur Google Match, sie erinnert auch an diverse Datingdienste. Dabei wird berücksichtigt, welche Orte ihr bereits besucht habt, aber auch was andere Nutzer von dem neuen Ort halten – sofern diese euch ähnlich sind. Das soll sich daran ablesen lassen, ob ihr gleiche Orte ähnlich bewertet habt.

Standortbestimmung per Kamerabild

Ebenfalls per KI sollen Fußgänger den Weg besser finden. Wenn ihr bislang Google Maps aufruft, seht ihr zwar einen blauen Punkt an eurem Standort. Doch oft stimmt die Blickrichtung nicht, so dass ihr erst ein paar Meter gehen müsst, bis ihr auf der Karte seht, dass ihr in die falsche Richtung gelaufen seid.

Neu in Google Maps: Die Karte wird am Kamerabild ausgerichtet (Screenshot der Google-Keynote)
Neu in Google Maps: Die Karte wird am Kamerabild ausgerichtet (Screenshot der Google-Keynote)

Das neue Google Maps ermöglicht einen unmittelbaren Abgleich mit der Umgebung per Augmented Reality. Dafür haltet ihr das Smartphone einfach hoch und seht das Bild, wie es die Kamera einfängt. Google Maps vergleicht dieses Bild nun mit den Daten aus Streetview und erkennt in welche Richtung ihr gerade schaut. Über das Bild wird dann der passende Kartenausschnitt gelegt. Visual Positioning System (VPS) nennt Google die Technik.

Mehr Platz für Werbung

Zusätzlich werden Pfeile eingeblendet, die euch die Richtung zeigen, in die ihr gehen müsst: turn by turn – wie bei der Navigation im Auto. Alternativ kann auch ein Tier eingeblendet werden, dass vor euch herläuft. In der Präsentation wurde ein Fuchs gezeigt.

Visual Positioning System: Anhand der Umgebung wird erkannt, in welche Richtung ihr schaut (Screenshot von der Google-Keynote)
Visual Positioning System: Anhand der Umgebung wird erkannt, in welche Richtung ihr schaut (Screenshot von der Google-Keynote)

Ob das so schlau ist, weiß ich allerdings nicht. Schließlich verlockt die Animation dazu, zu lange auf das Display zu starren. Zum Abgleich, ob es in die richtige Richtung geht, finde ich die neue Funktion gut – also: bevor ihr losgeht. Doch wenn ihr erst einmal unterwegs seid, müssten die Anweisungen eigentlich wie im Auto aufs Ohr kommen. Aber daran arbeitet Google sicherlich schon.

Die Fixierung auf das Display hat aber auch einen Vorteil für euch: Es werden die Geschäfte und Cafés eingeblendet, die sich am Rande des Weges befinden. Die könnt ihr natürlich auch mit euren Augen sehen. Auf dem Display werden aber auch zusätzliche Informationen wie Bewertungen angezeigt – und vielleicht irgendwann auch einmal Werbung. Das wäre dann Googles Nutzen.

Ene App, um sie nicht zu verlassen

Was verkündet wurde, sind nicht einfach nur neue Funktionen, sie werden etwas grundsätzlich ändern. Google Maps selbst wird nicht nur eine Funktion auf dem Smartphone sein. Einmal aufgerufen werdet ihr Google Maps nicht mehr verlassen müssen. Wenn ihr erst einmal ein Restaurant entdeckt und dort hingefunden habt, könnt ihr euch zum Beispiel auch die Speisekarte übersetzen lassen.

Per Augmented Reality werden in Google Maps Infos so einzelnen Läden eingeblendet (Screenshot der Google-Keynote)
Per Augmented Reality werden in Google Maps Infos so einzelnen Läden eingeblendet (Screenshot der Google-Keynote)

Dafür wird Google Lens in Google Maps integriert werden. Und das war wohl nur der Anfang, schließlich wurden die neuen Möglichkeiten im Rahmen einer Entwicklerkonferenz vorgestellt. Dadurch könnte Google Maps zu einer ausgewachsenen Plattform für all diejenigen werden, die viel unterwegs sind. Bislang rufen viele noch Facebook auf, wenn sie nach neuen Locations suchen.

Eine App, um Google nicht zu verlassen

Innerhalb von Google Maps könnt ihr sogar einen oder mehrere Orte auswählen und eure Freunde darüber abstimmen lasssen, wo sie sich mit euch treffen wollen. Sie können sogar eigene Vorschläge hinzufügen. Die Reservierung sowie die Planung der Anreise erfolgt dann auch über die App.

Es bleibt natürlich abzuwarten, ob auf dem Smartphone hinterher auch alles so funktioniert, wie es jetzt angekündigt wurde. Die Änderungen sollen erst in ein paar Monaten auf Geräten mit Android und iOS sichtbar werden. Wenn es Google aber schafft, alle Bedürfnisse aus einer App heraus zu befriedigen, hätte das einen großen Lock-in-Effekt.

Wenn ihr zu einem anderen Dienst wechselt, würdet ihr alles verlieren, was Google bereits über euch gelernt hat und was die KI-Algorithmen nutzen, um euch die passenden Ergebnisse zu liefern. Bei Facebook übernehmen eure Freunde diese Funktion. Aber vielleicht helfen euch eure Freunde bei der Suche nach neuen Orten weniger als die Algorithmen und Daten, die Google einsetzt.

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