Die Telekom ist der größte Arbeitgeber in meinem schönen Wohnort Bonn und sie sponsert die Telekom Baskets. Damit enden dann aber auch für gewöhnlich schon meine Sympathien für den Konzern, der in seiner fast 23-jährigen Geschichten in meinen Augen eigentlich immer alles falsch gemacht hat. Mit dem neuen LTE-Router fürs Auto, CarConnect, hat die Telekom zum ersten Mal etwas vorgestellt, das mir gefällt.
CarConnect macht das Auto zum Router
Vermutlich liegt es daran, dass CarConnect so schlicht ist: Der etwa handtellergroße Router wird in den Diagnose-Anschluss (OBD II) des Autos gesteckt und ist ab dann ein LTE-Router, der bis zu fünf Endgeräte mit mobilem Internet versorgen kann.
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Dabei ist CarConnect nicht der erste und einzige Router fürs Auto dieser Art. Samsung etwa hat vor knapp zwei Jahren auf dem MWC 2016 das sehr ähnliche Connect Auto vorgestellt. Was ich an CarConnect aber wirklich gelungen finde, ist der kombinierte Datentarif: 10 GB für knapp 10 Euro im Monat, die gemäß EU-Roaming auch im EU-Ausland voll verfügbar sind.
Die Telekom ahnt vermutlich, dass man 10 GB im Auto nicht so schnell versurft. Sonst wäre sie vermutlich hier nicht so viel großzügiger mit den Daten als bei gewöhnlichen Mobilfunktarifen (10 GB mit einen Surfstick kosten 26,95 Euro!). Auf meiner Reise durch Nordeuropa diesen Sommer hätte ich mich über 10 GB für 10 Euro auf jeden Fall sehr gefreut.
Etwas wie CarConnect habe ich vermisst
Natürlich kann CarConnect noch mehr: Etwa per GPS auf einer Smartphone-App anzeigen, wo sich das Auto gerade befindet. Böse ausgedrückt: Ideal, um den Partner zu stalken. Von der Telekom vorgesehen: Dass man immer weiß, wo die liebe Familie sich gerade befindet. Was ihr draus macht, ist euch überlassen…
Auch Diagnose-Daten des Autos könnt ihr mit der CarConnect-App anzeigen lassen und auswerten. Das Auto wird laut der Telekom dadurch „intelligent“. Kann man auch noch mitnehmen. Mir persönlich würde die simple Router-Funktion reichen.
Als ich im Sommer im Auto gearbeitet habe, habe ich versucht, ein altes Smartphone als Router umzufunktionieren. Der Pferdefuß war hier tatsächlich neben verbesserungswürdigen Empfangseigenschaften die Akkulaufzeit. Man musste immer auf die Uhr schauen und sich beeilen. Nicht gerade hilfreich dabei, dass der designierte Smartphone-Router ohne Schnellladetechnik daher kam. Aufladen dauerte 3 Stunden bei voller Fahrt. Und nicht jeden Tag fährt man so weit.
Wenn CarConnect auch bei ausgeschaltetem Motor, ohne die Autobatterie zu belasten, immer funktioniert, wäre das ein kräftiger Pluspunkt. CarConnect soll über eine eingebaute Batterie von 110 mAh verfügen, die sich beim Fahren auflädt. Wie viele Stunden man damit bei ausgeschaltetem Motor surfen kann ohne die Autobatterie zu belasten, konnte man mir bei der Telekom leider nicht sagen.
CarConnect: Warum nur 100 Mbit/s?
Schön auch: Die Telekom verkauft den CarConnect-Router in diesem Jahr noch für 1 Euro zuzüglich 39,95 Euro Anschlusspreis und laufende Kosten in Höhe von 9,95 Euro für die 10 GB im Monat. Ab 2018 sollen für CarConnect einmalig 50 Euro plus Anschlusspreis und laufende Kosten fällig werden. Wer mal, wie ich, einen alten Renault gefahren ist, der alle Nasen lang repariert werden muss, der lacht über solche Kosten.
Klar, Nachteile hat CarConnect auch: Es wundert mich zum Beispiel, dass der Adapter maximal LTE mit 100 Mbit/s leisten kann. Da schafft ja jedes Einsteiger-Smartphone mehr! Zum Vergleich: Huawei hat im Mate 10 Pro Gigabit-LTE verbaut – zehnmal so schnell wie 100 Mbit/s. Und wenn man wirklich mit fünf Geräten gleichzeitig surft, muss man sich bei Car Connect wohl auf Kriechgeschwindigkeiten einstellen. Zumal, wie jeder weiß, nicht überall in Deutschland LTE verfügbar ist. Auch im Telekom-Netz nicht.
Dass man sich für zwei Jahre binden muss, ist auch nicht so schön. Wobei, wer regelmäßig damit fährt, da wohl mit leben kann. Ansonsten scheint CarConnect mir eine feine Sache zu sein.
Die Telekom, die Telekom…
Die Telekom, die Festnetz- wie Mobilfunktarife in meinen Augen zu teuer verkauft, die sich mit dem besten Netz rühmt, worüber so mancher andere West- oder Nordeuropäer nur lachen würde, die nicht viel von Netzneutralität hält, die gefühlt immer einen Schritt zu spät ist. Sie hat es jetzt also tatsächlich mal geschafft, ein Produkt vorzustellen, das mir so attraktiv und erschwinglich erscheint, dass ich mir vorstellen könnte, es zu kaufen.
Mit einem mürrischen Euronics-Blogger auf der IFA: Mein Lob an diese Telekom-Mitarbeiterin!
Jetzt brauche ich nur noch ein anderes Auto. CarConnect funktioniert nur über den OBD-II-Stecker, der erst in Autos ab 2006er-Baujahr eingebaut ist. Mein Renault ist noch von 2003.
Tja…
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Und ich würde es gerne in meinem wohnwagen einbauen. Aber die haben kein obd stecker….