Copilot+-PCs: Warum uns Microsofts KI-Offensive begeistert

Die neuen Copilot+-PCs setzen voll auf Leistung und KI – und möchten Apple Paroli bieten. Die Laptops bieten neue Chips und ein auf KI getrimmtes Windows 11.

Copilot+-PCs: Warum uns Microsofts KI-Offensive begeistert
Copilot+ bringt mehr KI für Windows. (Foto: Microsoft)

Leistungsstark, intelligent und mit langer Ausdauer: Microsoft und die führenden PC-Hersteller Acer, Asus, Dell, HP, Lenovo und Samsung präsentieren mit ihren neuen Copilot+-PCs eine neue Ära im Bereich der Windows-basierten Laptops. Denn erstmals verlässt sich Microsoft in einer neuen PC-Generation als erstes auf die Prozessoren des Herstellers Qualcomm. Und die versprechen nicht nur bedeutende Vorteile für uns Anwender:innen, sondern sie läuten auch eine erstaunliche Trendwende bei Microsoft ein. Und natürlich geht’s um KI, KI und KI.

Inhalt:

Was sind Copilot+-PCs?

Copilot+-PCs stellen eine neue Kategorie von Windows-PCs dar, die Microsoft speziell für Künstliche Intelligenz entwickelte.

Bereits Anfang 2023 startete Microsoft den auf ChatGPT basierenden KI-Assistenten Copilot, der mittlerweile im Browser Edge und bei Microsoft 365 integriert ist.  In den Copilot+-PCs steckt ebenfalls diese KI, allerdings können die Rechner auch ohne Internetverbindung komplexeste KI-Berechnungen durchführen und so das Benutzer:innen-Erlebnis verbessern oder gar völlig verändern.

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Möglich ist dies durch die neuen Prozessoren von Qualcomm, die mit einer NPU von 45 TOPS ausgestattet sind. Das heißt: Bis zu 45 Billionen KI-relevante Berechnungen können die Chips ausführen – quasi parallel zu den Berechnungen von CPU und Grafikeinheit. Auch die neuesten Prozessoren von Intel, AMD und Apple bieten bisher nicht diese (KI-)Leistung.

Von x64 zu ARM64: Performance und lange Akkulaufzeit

Die Copilot+-PCs besitzen eine weitere Besonderheit: Es fand ein Wechsel der Systemarchitektur statt. Genauer gesagt verlässt sich Microsoft auf die ARM(64)-Prozessor-Architektur, bisher setzte man vor allem auf die x64-Chips von AMD und Intel. Die früheren Ausflüge ins ARM-Lager (vor allem Windows RT vor über 10 Jahren) waren zuletzt wenig erfolgreich. Das soll sich jetzt mithilfe von KI ändern.

Aber nicht nur das: Die aktuellen Qualcomm-Chips Snapdragon X Elite und X Plus bieten eine hohe Leistung auch über KI-Berechnungen hinaus. Sehr viele Anwendungen sind bereits auf die neuen ARM-Chips ausgelegt (native Apps), darunter Microsoft 365-Apps (Teams, PowerPoint, Outlook, Word, Excel, OneDrive und OneNote), Chrome, Spotify, Zoom, WhatsApp, Blender, Affinity Suite, DaVinci Resolve und viele andere. Deine gewohnten (x64-)Programme kannst du dank des in Windows 11 fest integrierten Emulators Prism ohnehin nutzen. Mit großer Wahrscheinlichkeit merkst du gar nicht, ob du eine native oder emulierte Software einsetzt.

Herzstück bei Copilot+-PCs ist der namensgebende KI-Assistent. (Foto: Microsoft)
Herzstück bei Copilot+-PCs ist der namensgebende KI-Assistent. (Foto: Microsoft)

Microsoft zufolge „…verbringen Menschen 87% der gesamten App-Minuten in Anwendungen, die native ARM-Versionen haben“. Gerade bei einer regulären Verwendung des Rechners sollte man im (Arbeits-)Alltag nichts vermissen.

Interessant ebenfalls: Die ARM-Chips führen zu langen Akkulaufzeiten von bis zu 22 Stunden (lokale Videowiedergabe). Dazu gesellt sich besagte Hochleistungs-NPU, die im Bereich KI und Multithreading-Performance auch aktuelle Apple-Produkte übertreffen soll.

Vorteile und Neuerungen bei Copilot+-PCs

Die neuen Copilot+PCs besitzen Funktionen, die du bei einem älteren PC technisch oder softwareseitig nicht einfach nachrüsten kannst. Das sind:

Pluton Security-Prozessor: Standardmäßig ist der von Microsoft entwickelte Chip bei Copilot+-PCs aktiviert. Er verspricht eine sehr hohe Sicherheit für Windows-basierte Systeme, vergleichbar mit den Lösungen von Apple (T2) oder Google (Titan).

Recall: Greife auf alle Inhalte zu, die du auf deinem PC gesehen oder bearbeitet hast. Statt Inhalte in Ordnern oder in Mails zu suchen, hilft die KI dabei, diese ausfindig zu machen. Gib deinem Rechner Hinweise, woran du dich erinnerst – Windows präsentiert dir die gewünschten Informationen, Mails, Dokumente, Bilder etc. Bei Bedarf schaust du dir alles in einer Timeline an. Der semantische, persönliche Index ist lokal auf deinem Rechner gespeichert und benötigt keine Internetverbindung.

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Cocreate: Lass dir lokal in Paint Bilder generieren oder beim Bearbeiten von Bildern kreativ unter die Arme greifen. In wenigen Schritten kannst du aus Skizzen „Kunstwerke“ erschaffen – ganz nach deinen Vorstellungen. Die KI-Berechnungen übernimmt die NPU des Prozessors. Mit Restyle Image bekommen deine Fotos einen neuen Stil. Von Cyberpunk bis Claymotion bietet Windows eine große Vielfalt an Möglichkeiten. Interessant hierbei ist die Mischung aus Bildgenerierung und -bearbeitung.

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Live Captions: Jede Audio-Datei, egal ob selbst aufgenommen, Podcast oder Echtzeit-Videokonferenz, erhält auf Wunsch eine Live-Übersetzung in eine von über 40 Sprachen. Offline geht’s auch in englischen Untertiteln.

Bessere Windows Studio-Effekte: Neue Kreativfilter oder ein Blickkontakt-Teleprompter verbessern Video-Telefonate, unter anderem bei Teams.

Copilot: Der namensgebende Copilot ist ebenfalls von der Partie. Den startest du über die neue Copilot-Taste auf dem Keyboard neuer Copilot+-Rechner. So erhältst du direkten Zugriff auf die neuesten KI-Modelle von OpenAI (GPT-4o).

Weitere Software: Die Anwendungen von Adobe, DaVinci Resolve Studio, CapCut, Cephable, LiquidText und djay Pro erhalten Updates, die Gebrauch von der NPU-Power der Copilot+-PCs machen. Hier kannst du mit weiteren exklusiven Features rechnen, die die Produktivität erhöhen oder komplexe Programme zugänglicher machen.

Neue Restyle-Funktionen sorgen für Kreativität und Spaß. (Foto: Microsoft)
Neue Restyle-Funktionen sorgen für Kreativität und Spaß. (Foto: Microsoft)

Es ist nicht auszuschließen, dass einige der genannten Software-Funktionen zu einem späteren Zeitpunkt auch auf „älteren“ PCs landen. Diese benötigen dann allerdings auch eine Anbindung ans Internet, um KI-Berechnungen in der Cloud auszuführen. Ohnehin dürften einige Elemente nicht ohne Internet auskommen, da lokal generierte Bilder beispielsweise eine automatisierte Kontrolle verlangen. Und diese erfolgt auf Servern von Microsoft.

Erste Copilot+-PCs ab 18. Juni 2024

Fakt ist: Schnäppchen sind die Copilot+-PCs nicht. Preislich soll es ab dem 18. Juni 2024 bei 999 US-Dollar losgehen, also vermutlich etwas über 1.000 Euro.

Den Auftakt machen die Microsoft-eigenen Produkte, genauer das Surface Pro der 11. Generation und der neue Surface Laptop. Am Design ändert der Redmonder Riese nicht viel gegenüber den Vorgängern, im Inneren aber kommen besagte Qualcomm-Chips und auf Wunsch OLEDs (Surface Pro) zum Einsatz. Der Surface Laptop mit 15 Zoll kommt auf eine beachtliche Akkulaufzeit von bis zu 20 Stunden (lokale Videowiedergabe).

Die neuen Modelle vom Surface Laptop und Surface Pro sind ausschließlich mit Qualcomm-Chips erhältlich. (Foto: Microsoft)
Die neuen Modelle vom Surface Laptop und Surface Pro sind ausschließlich mit Qualcomm-Chips erhältlich. (Foto: Microsoft)

Acer hat mit dem Swift 14 AI auch einen Copilot+-Laptop am Start, der durch eine spezielle AcerSense-Taste KI-Funktionen wie PurifiedVoice 2.0 oder Puriefied View aktiviert. Die sind vor allem für Videokonferenzen praktisch.

Asus präsentiert das VivoBook S 15, Dell hat sogar fünf neue Copilot+-PCs (XPS 13, Inspiron 14 Plus, Inspiron 14, Latitude 7455, Latitude 5455) in der Pipeline. HP veröffentlicht das OmniBook X AI und das HP EliteBook Ultra G1q AI, Lenovo das Yoga Slim 7x und das ThinkPad T14s Gen 6. Zweitgenanntes Gerät ist für den Business-Bereich gedacht.

Und Samsung? Die Koreaner servieren dir das Galaxy Book4 Edge mit 3K-Auflösung und einer Akkulaufzeit von bis zu 22 Stunden.

Weitere Hersteller dürften in den kommenden Wochen und Monaten folgen.

Was ist mit AMD und Intel?

Microsoft betont, dass dies erst der Anfang im Bereich der Copilot+-PCs ist, denn in Zukunft ist mit Lösungen von AMD und Intel zu rechnen. Deren aktuelle KI-Prozessoren erfüllen noch nicht die NPU-Mindestvoraussetzung von 40 TOPS für Copilot+. Das schafft gegenwärtig nur Qualcomm.

Aber: Anfang Juni 2024 stellten AMD und Intel ihre Copilot+-geeigneten Prozessoren vor und bieten Qualcomm nun auch deutlich Paroli. AMDs Ryzen AI 300-Serie kommt auf bis zu 50 TOPS (inklusive CPU und GPU sogar auf bis zu 80 TOPS), Intels Lunar Lake-Prozessoren bieten 48 TOPs. Sie werden für das 3. oder 4. Quartal 2024 erwartet.

Auch wenn der Fokus aktuell auf Laptops liegt, folgen Desktop-PCs (und Prozessoren). Denn das Ziel ist es, so betont es auch Microsoft, „fortgeschrittene Gamer:innen und Kreative“ anzusprechen, die ggf. noch mehr Performance benötigen – über KI hinaus.

Fazit: Viel heiße Luft oder das nächste große Ding?

Ich persönlich muss sagen: Ich bin neugierig, sehr sogar! Als großer Fan vom Surface Pro reizt mich das neueste Modell mit ARM-Architektur und den derzeit besten KI-Funktionen, die heutige Rechner bieten. Ob ich diese im Alltag benötige? Das ist sicherlich eine Frage, die man noch nicht klar beantworten kann. Genauso auch, wie „potent“ die Qualcomm-Chips im Vergleich zu den bisherigen Prozessoren von Intel und AMD sind.

Apple bewies in der näheren Vergangenheit, dass die Abkehr von der x64-Architektur hin zu ARM-basierten Chips bzw. Eigenentwicklungen (M1, M2, M3, M4) zu vielen Vorteilen führt – von der Akkulaufzeit mobiler Systeme bis hin zu einer hohen Leistung. Nun müssen Microsoft, Qualcomm und Partner wie HP, Dell, Samsung und Lenovo beweisen, dass KI eine echte Bereicherung für uns ist und der Systemwechsel keine Nachteile mit sich bringt. Ich bin mir sicher, dass das klappen könnte, und freue mich sehr darauf, einen solchen Copilot+-PC hoffentlich bald unter die Lupe nehmen zu können.

Als jemand, der gerne mal etwas zockt, ist es gut zu sehen, dass viele x64-Windows-Spiele offenbar problemlos unter ARM64 laufen – der neue Emulator scheint schon einmal gut zu funktionieren. Aber das ist auch die Mindestvoraussetzung, um skeptische Menschen zum Wechsel zu animieren…

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2 Kommentare zu “Copilot+-PCs: Warum uns Microsofts KI-Offensive begeistert

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