Solarpanels recyceln: Wie geht das eigentlich?

Nach 20 bis 30 Jahren haben Solarpanels für gewöhnlich ausgedient. Du kannst sie dann recyceln, wie andere technische Geräte auch.

Solarpanels recyceln: Wie geht das eigentlich?

Wie jedes andere technische Gerät haben auch Solarpanels und Photovoltaik-Anlagen eine begrenzte Lebensdauer. Danach schmeißt du sie nicht einfach weg, sondern kannst sie recht einfach recyceln. Wir klären die wichtigsten Fragen dazu.

Inhalt:

Kann man Solaranlagen recyceln?

Ein weitverbreitetes Vorurteil über das Solaranlagen-Recycling ist, dass die Photovoltaik-Anlagen nach ihrem Lebensende in 20 oder 30 Jahren Sondermüll seien, der die Umwelt belaste. Die Realität ist simpler: In der Richtlinie Waste from Electrical and Electronic Equipment (WEEE) schreibt die EU eine Mindestrecyclingquote von 80 % der verbauten Rohstoffe vor. Das gilt für Photovoltaik-Anlagen EU-weit bereits seit 2012, also auch in Deutschland.

Solarpanele bestehen zu einem sehr großen Teil aus Silizium, Glas, Aluminium bzw. Edelstahl, etwas Cadmium und geringen Mengen Blei wie Silber. Andere Stoffe kommen nur homöopathischen Dosen vor. Problematisch sind in dieser Auflistung die drei letztgenannten Bestandteile.

Solarmodule haben einen hohen Anteil an Aluminium und Silizium. Beides kann man recyceln. (Mit Material des Fraunhofer ISE)
Solarmodule haben einen hohen Anteil an Aluminium und Silizium. Beides kann man recyceln. (Mit Material des Fraunhofer ISE)

Sie aus den Panelen sortenrein – also ohne Durchmischung mit anderen Stoffen – herauszutrennen, ist aufwendig. Ebenso komplex ist die Aufbereitung der hauptsächlich verbauten Stoffe.

Allerdings gelangen dem Fraunhofer Institut in den vergangenen Jahren mehrere Durchbrüche beim industrietauglichen Recycling. Mittlerweile ist es möglich, die Hauptbestandteile so aufzubereiten, dass sie ohne Qualitätseinschränkungen in neuen Solarmodulen Verwendung finden. Einzig die Kosten dafür sind vergleichsweise hoch. Noch.

Wie und wo recycle ich Solarmodule und -anlagen?

Hast du privat ein Balkonkraftwerk installiert oder benutzt mobile Solarpanels, kannst du die Module und Bestandteile nach ihrem Lebensende beim örtlichen Wertstoffhof abgeben. Ob die Abgabe etwas kostet, entnimmst du der Preisliste, die in der Regel im Netz einsehbar ist.

In meinem Fall würde der lokale Wertstoffhof die Module als Elektronikgerät gebührenfrei zurücknehmen.

In den Zellen stecken viele wertvolle Ressourcen. (Foto: Los Muertos Crew / Pexels)
In den Zellen stecken viele wertvolle Ressourcen. (Foto: Los Muertos Crew / Pexels)

Nach der Rücknahme lagert der Wertstoffhof die Module ein. Ein spezielles Entsorgungsunternehmen holt diese ab und prüft zunächst die Funktionstüchtigkeit der einzelnen Module. Je nach Ergebnis führt das Unternehmen die Module der Verwertung, Reparatur oder Entsorgung zu.

Für dich als Privatkunden entstehen für diesen Schritt keine Kosten. Hast du keinen Wertstoffhof in der Nähe, kannst du auch den Hersteller kontaktieren. Dieser ist über das Gesetz zur Rücknahme alter Elektrogeräte verpflichtet, die Solaranlagen unentgeltlich zurückzunehmen und zu entsorgen.

Gewerbliche Photovoltaikanbieter mit großen Solaranlagen über 50 Panele wenden sich an in der Regel an externe Dienstleister.

Wie werden Solarpanels recycelt?

Welche konkreten Recyclingschritte die Solarmodule durchlaufen, ist von der Bauart abhängig. Die gängigsten Typen bestehen aus monokristallinen und polykristallinen Silizium-Wafern, die durch eine (kuntstoffbeschichtete) Glasschicht geschützt sind.

Daneben gibt es noch die Dünnschichtzellen, die vor allem in mobilen Solarmodulen – beispielsweise den Jackery-Anlagen – zum Einsatz kommen. Diese bestehen ebenfalls hauptsächlich aus Silizium, nutzen aber noch eine Reihe exotischerer Halbleitermaterialien, damit die Module leicht und flexibel sind.

Der dritte Bautyp ist schwerlich zu recyceln – die „normalen“ Balkonkraftwerke kommen jedoch in den Genuss einer etablierten Recyclingbehandlung, sofern eine Wiederverwendung oder Reparatur nicht möglich ist.

Das Fraunhofer Institut hat die industrielle Wiedergewinnung von Ressourcen in Solarmodulen ermöglicht. (Foto: Fraunhofer ISE)
Das Fraunhofer Institut hat die industrielle Wiedergewinnung von Ressourcen in Solarmodulen ermöglicht. (Foto: Fraunhofer ISE)

Zunächst trennt man die Anschlussdosen ab, welche die Kabel enthalten. Hiernach trennt man gegebenenfalls die Kunststoffbeschichtung am Glas ab, indem man dieses erhitzt. Dann trennt man den Aluminiumrahmen und verarbeitet die herausgetrennten Solarzellen zu einem feinen Granulat.

Man trennt nun die einzelnen Bestandteile aus dem Granulat. Silizium zu Silizium, Glas zu Glas usw. Abschließend erfolgt noch eine Reinigung, bei der nochmals kleinere Mengen der selteneren Stoffe zu gewinnen sind. Die sortenreinen Produkte kann das Unternehmen nach dem Recycling erneut der produzierenden Solarindustrie zuführen.

Wer recycelt PV-Module in Deutschland?

Auf das Recycling von PV-Modulen in Deutschland hat sich unter anderem die Reiling Unternehmensgruppe spezialisiert, die an mehreren Standorten siliziumbasierte Photovoltaik-Module wiederaufbereitet, unter anderem in Münster, Marienfeld und Torgau. Weitere Unternehmen, die gebrauchte Solarmodule wiederverwerten oder recyceln, sind Envaris, Aurubis und Rinovasol. In der Schweiz recyceln unter anderem KWB Planreal und Immark.

Wann muss ein Solarpanel recycelt werden?

Ob ein Solarmodul recycelt werden muss, ist eine Abwägungs- und eine rechtliche Frage. Zunächst einmal versuchen die Entsorgungsunternehmen die einsatztauglichen Solarmodule erneut zu verkaufen. Wo eine Reparatur aus wirtschaftlicher Sicht Sinn ergibt, führt man diese auch durch. Erst wenn die Wirtschaftlichkeit und/oder die technische Funktion nicht mehr gewährleistet sind, muss das Modul von Gesetzeswegen ins Recycling. Das bedeutet, dass die Stoffe zu trennen sind, um sie erneut in die fertigende Industrie zu geben.

Hier verzahnen sich nationales Recht und EU-Vorgaben, die darauf abzielen, die Umweltressourcen zu schonen.

Sind Solarpanels Sondermüll?

In den allermeisten Fällen sind Solarpanels kein Sondermüll, wenn die Solarmodule den EU-Richtlinien entsprechen. Zwar besitzen sie auch giftige Stoffe, allen voran Blei und Cadmium, die aber in so geringer Konzentration vorhanden sind, dass sie der Natur und den Menschen nach unsachgemäßer Handhabe nicht schaden.

Sie aber einfach in die Landschaft zu werfen, würde alle verbauten Materialien der Recycling-Wirtschaft entziehen. Was aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll ist, zumal die Rücknahme durch den Hersteller immer kostenfrei erfolgen muss.

Wie lange hält ein Solarmodul?

Die Beantwortung der Frage nach der Lebensdauer von Solarmodulen ist an viele Variablen gekoppelt. Da wäre zunächst die Fertigungsqualität selbst, aber auch der Umgang vor Ort und die lokalen Witterungsbedingungen.

Auch kalte Temperaturen können moderne Solarmodule ab. (Foto: Pixabay / Pexels)
Moderne Solarmodule vertragen auch kalte Temperaturen. (Foto: Pixabay / Pexels)

Da Solarmodule aber keineswegs eine neue Technologie sind, leitet man aus jahrzehntelangen Erfahrungen eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren ab.

Sind Solarpanels umweltfreundlich in der Herstellung?

Ja, Solarmodule, die nach EU-Richtlinien hergestellt wurden, sind größtenteils umweltfreundlich in der Herstellung. Wie bei allen Industrieprodukten fallen bei der Solarmodulherstellung Abfallprodukte an, die aber in der Regel nicht bedenklich für die Umwelt sind. Das Fraunhofer Institut hat zudem errechnet, dass pro Modul lediglich um die 22,5 kg CO2 in der Herstellung anfallen. Zusammengenommen mit der Ressourcengewinnen kommen Solarmodule auf eine CO2-Bilanz, die nach etwa eineinhalb Jahren im Betrieb ausgeglichen ist.

Auch ein EURONICS-Fachhändler in deiner Nähe hilft dir bei der Installation einer Solaranlage.

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