Einfach das nächste Fachgeschäft zu stürmen und ein leistungsstarkes Balkonkraftwerk zu kaufen, wäre überstürzt. Denn von der Investition über Kaufpreis bis hin zur Maximalleistung gibt es viele Fragen, die es zu klären gibt. Wir geben dir die Antworten.
Inhalt:
- Ab wann lohnt sich die Investition einer Photovoltaik-Anlage?
- Balkonkraftwerke unter 200 Euro – ist das seriös?
- Lohnt sich eine Solaranlage nur, wenn sie nach Süden ausgerichtet ist?
- Wie groß sollte meine Solaranlage sein?
- Ergibt ein 600-Watt-Solarset jetzt noch Sinn?
- Muss mein Vermieter mein Balkonkraftwerk dulden?
- Entfällt demnächst die Genehmigungspflicht für BKWs?
Ab wann lohnt sich die Investition einer Photovoltaik-Anlage?
Eine eigene Solaranlage drückt die Stromrechnung. Inwieweit der niedrige Strompreis sich rechnet, hängt von vielen Faktoren ab. Da wären zum einen die Anschaffungskosten. Ein „seriöses“ Balkonkraftwerk (BKW) ist ab etwa 500 Euro zu haben. Hinzu kommen Kosten für die Montage, die Halterungen, ggf. Verlängerungskabel und ganz sicher für einen Wechselrichter, der den Solarstrom ins Hausnetz einspeist.
Als Faustregel für die Amortisierung der Investition kann gelten: Je geringer der Gesamtanschaffungspreis ist, desto schneller hast du das Geld wieder reingeholt. In der Regel sind die Kosten nach zwei bis fünf Jahren wieder drin.
Eine Annäherung ermöglicht der Stecker-Solar-Simulator, den die HTW Berlin im Netz zur Verfügung stellt.
Balkonkraftwerke unter 200 Euro – ist das seriös?
Discounter und Baumärkte sind in den zurückliegenden Monaten auf den Balkonkraftwerk-Hype aufgesprungen und befinden sich in einem krassen Unterbietungswettbewerb. Die 200-Euro-Preisschwelle ist bereits unterschritten.
Möglich ist dieser Kampfpreis durch fragwürdige Konfigurationen. Ein großer Discounter bot beispielsweise ein „Starterset“ aus einem einzigen Solarmodul mit 150 Watt Maximalleistung und einem Wechselrichter mit 300 Watt an. Damit konnte und kann das Billigset nur am unteren Funktionslimit operieren.
Hinzu kamen fehlende Datenblätter und Anleitungen wie auch die Abwesenheit eines Zertifikats. Dem Ganzen setzte die Krone auf, dass der Hersteller (also nicht der Vertrieb) des Sets nicht bekannt ist. Dass dem Paket eine nicht näher spezifizierte Einspeisesteckdose beilag – fast schon geschenkt.
Aber gerade diese Steckdose dürfte nur eine Elektrofachkraft montieren – andernfalls ist das Balkonkraftwerk nicht fachgerecht installiert.
Dieses Beispiel steht stellvertretend für viele Lockangebote, die bei genauerem Hinsehen faule Deals sind.
Falls du eine fachgerechte Beratung möchtest, kannst du dich beispielsweise an deinen EURONICS-Händler wenden.
Lohnt sich eine Solaranlage nur, wenn sie nach Süden ausgerichtet ist?
Ganz klar: nein! Moderne Solaranlagen arbeiten zwar am besten, wenn sie nach Süden zur Sonne hin ausgerichtet sind. Doch selbst bei Ost-, West- und Nordlage produzieren sie noch ausreichend Strom.
Sind die Panele nach Norden ausgerichtet, bringen sie immerhin noch 60 Prozent des maximalen Stromertrags. Vorausgesetzt, sie sind nicht verschattet. Bei einem weniger guten BKW-Panel reicht beispielsweise eine aufgelegte Hand, um die Stromausbeute auf 10 bis 15 Prozent abzusenken. Ähnlich wie ein Knick im Gartenschlauch kommt dann einfach nicht genügend Energie durch.
Verfügst du über die Möglichkeit, Panele zu mehreren Himmelsrichtungen auszurichten, empfiehlt es sich, beispielsweise eine Solarfläche nach Osten und eine nach Westen auszurichten, statt beide nach Süden zu orientieren. Zwar ist dann die Maximalausbeute geringer, jedoch kann das BKW durch die Sonnenwanderung gleichmäßig über den Tag Strom produzieren.
Voraussetzung hierfür ist ein Wechselrichter mit zwei Eingängen für die Anschlusskabel. Andernfalls sind die Panele nur in Reihe geschaltet, was bedeutet, dass das jeweils schwächere Modul die Gesamtleistung festlegt.
Wie groß sollte meine Solaranlage sein?
Größer ist gleich besser? Nicht ganz. Neben den oben erwähnten faulen Deals locken einige Anbieter mit riesigen Solarmodulen. Die machen ordentlich Eindruck auf dem Balkon, kollidieren aber vielfach mit Gesetzen.
So dürfen PV-Module aus Glas maximal eine Oberfläche von 2 Quadratmetern besitzen. Sind sie größer, darfst du sie nur im Garten aufstellen. Daher sind Module von maximal 2 Quadratmetern sinnvoll, da du sie ohne juristische Probleme an deinem Balkon montieren kannst.
Warum aber der Flächenzuwachs? Weil viele Anbieter so tatsächlich die Spitzenleistung hochschrauben können. Solarpanele mit 540 Watt oder mehr sind keine Seltenheit. Sie sind aber an den politischen und physikalischen Rahmenbedingungen vorbei konzipiert.
Ergibt ein 600-Watt-Solarset jetzt noch Sinn?
Die Europäische Union hat bereits vorgelegt mit einer Richtlinie, welche eine maximale Leistung von 800 Watt für private Balkonkraftwerke erlaubt. In Deutschland verhandelt die Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen noch über das konkrete Gesetz.
Klar ist aber, dass die Leistung von derzeit maximal 600 Watt auf 800 Watt steigen wird. Die genaue Leistung des eingespeisten Stroms hängt von den Solarpanelen und dem Wechselrichter ab.
Hast du bereits ein Solarkraftwerk mit 600-Watt-Wechselrichter, lohnt ein Upgrade in aller Regel nicht. Dasselbe gilt auch für den Fall, dass du dir überhaupt erst ein Balkonkraftwerk kaufen willst.
Muss mein Vermieter mein Balkonkraftwerk dulden?
In der kommenden Gesetzesnovellierung sind die Steckersolargeräte (so heißen Balkonkraftwerke juristisch korrekt) in den Katalog privilegierter Maßnahmen des Wohnungseigentumsgesetz aufgenommen.
Auch im Bürgerlichen Gesetzbuch ist in wenigen Monaten ein entsprechender Passus verankert, der den sogenannten Duldungsanspruch der Mieter stärkt.
Konkret bedeutet dies, dass bei fachgerechter Montage und der Möglichkeit, das BKW restlos wieder abzubauen, der Vermieter oder Miteigentümer einer Immobilie die Installation nicht mehr ohne triftigen Grund verbieten darf.
Entfällt demnächst die Genehmigungspflicht für BKWs?
Speist du Solarstrom in dein Hausnetz ein, läuft der Stromzähler rückwärts, wenn er sehr alt ist. Dem Gesetz nach darfst du ein Balkonkraftwerk nur anschließen, wenn der Stromzähler eine Rücklaufsperre besitzt. Übergangsweise sollen die alten Zähler geduldet sein, bis ein Zweirichtungszähler durch deinen lokalen Stromanbieter installiert ist.
So möchte die Politik dafür sorgen, dass Interessierte ihr Balkonkraftwerk schon jetzt kaufen und installieren, bevor ein Zählerwechsel vollzogen ist. Ganz im Sinne der Energiewende.
Eine Genehmigung musst du nicht einholen – sehr wohl aber die Anlage melden. Das erfolgt an zwei Stellen Zum einen lässt du die PV-Anlage im Markstammdatenregister eintragen und gibst noch deinem Netzbetreiber Bescheid. Die meisten Betreiber wickeln die Meldung über ein Online-Formular ab.
(Aufmacher: Kelly | Pexels)
Jetzt kommentieren!