Um Energie zu sparen, bei möglichst niedrigen Temperaturen waschen – wird die Wäsche dann überhaupt noch sauber?
Tatsächlich sterben Bakterien bei 60 Grad recht zuverlässig ab. Doch auch schon bei 30 Grad machen Waschmittel und viel Wasser hygienisch rein – sogar die Unterwäsche.
Was bedeutet die Temperatur auf dem Etikett?
In der Wäsche befindet sich ein Etikett mit der Waschanleitung (manchmal auch auf den Stoff gedruckt). Dort steht lediglich die Höchsttemperatur, die der Stoff aushält. Selbstverständlich kannst du deine Wäsche auch bei geringerer Temperatur waschen. Weiter unten erfährst du, wie sie dabei auch sauber wird.
Wenn du die Wäsche allerdings zu heiß wäschst, kann sie schnell Schaden nehmen. Baumwolle und Leinen sind recht hitzebeständig, können aber dennoch etwas einlaufen. Auch die Farben können ausbleichen.
Bei anderen Fasern und Stoffen ist die Wahrscheinlichkeit dagegen hoch, dass zu hohe Temperaturen sie untragbar machen: Wolle schrumpft stark ein, aber so unschön, dass nicht einmal deine Kinder das mehr tragen können. Seide und Kunststofffasern gehen einfach nur kaputt.
Wie wird die Wäsche denn nun sauber?
Wenn Wäsche auch bei niedrigen Temperaturen wieder rein wird, was sind denn dann die konkreten Bedingungen dafür?
Die Antwort gibt der Sinnersche Kreis: Beim Waschen hängen die Faktoren Laufzeit, Waschtemperatur, Chemie im Waschmittel und mechanische Reibung voneinander ab. Wenn ein Parameter schwächer wird, muss ein anderer stärker werden, um dieselbe Waschleistung zu erzielen. Mindestens einer.
Laufzeit und Waschtemperatur verstehen sich von selbst. Weiter unten erkläre ich kurz die Chemie im Waschmittel und wie sie wirkt. Wie die Wäsche sich in der Trommel bewegt und aneinander reibt, ist die Mechanik. Die Hersteller hochwertiger Waschmaschinen entwickeln besondere Formen für das Trommelinnere, damit sich die Wäsche im optimalen Muster bewegt.
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Wenn also die Temperatur sinkt, verlängerst du am besten die Laufzeit des Waschgangs. So arbeiten auch die Ökoprogramme.
30 Grad reichen völlig aus
Leicht verschmutzte Wäsche, die nur getragen wurde, etwas verschwitzt ist, aber keine Flecken aufweist, kannst du bei 30 Grad waschen.
Dazu gehören Slips und andere Unterwäsche, Socken, T-Shirts, Blusen, Hemden, Jeans und andere Hosen. Ich habe auch Quellen gefunden, denen zufolge auch Tisch-, Bett- und Nachtwäsche sowie Waschlappen, Hand- und Geschirrtücher bei 30 Grad sauber werden.
Letztere wasche ich persönlich jedoch bei 60 Grad. Dies hat allerdings einen anderen Grund. Einmal im Monat sollte das Gerät bei 60 Grad laufen, um Ablagerungen im Inneren zu lösen – eine Reinigung der Waschmaschine im laufenden Betrieb.
Des Öfteren lese ich: bei 30 oder 40 Grad waschen. Doch macht das überhaupt einen Unterschied? Ich kenne keinen Grund, bei genau 40 Grad zu waschen. 30 Grad reichen fast immer. Wolle kannst du sogar bei 20 Grad waschen.
In den USA wird generell mit niedrigeren Temperaturen gewaschen, sodass viele der Waschmaschinen dort das Wasser nicht auf mehr als 50 Grad aufheizen können – und die Menschen werden auch nicht krank. Das Waschmittel sorgt für Hygiene.
Wie wirkt das Waschmittel?
Die Enzyme im Waschmittel zersetzen den Schmutz. Tenside lösen ihn von der Kleidung, sodass er mit dem Wasser aus der Maschine gespült wird.
Waschmittel, die für niedrigere Waschtemperaturen geeignet sind und entsprechende Enzyme enthalten, erkennst du an Angaben wie „20 °C“ oder sogar „15 °C“ auf der Verpackung. Sie heißen auch Niedrigtemperaturwaschmittel. Ein Blick in das Regal einer Drogerie zeigt, dass die meisten Waschmittel ab 20 Grad zugelassen sind. Nur bei wenigen Ausnahmen wirken die waschaktiven Substanzen erst ab 30 Grad.
Zurück zum Sinnerschen Kreis: Wenn du eine niedrige Temperatur wählst, sollte das Waschmittel entsprechende Enzyme enthalten. Gleichzeitig solltest du die Laufzeit verlängern und ein Ökoprogramm wählen. Das 15-Minuten-Programm dagegen solltest du meiden. Allein schon, weil es Energie verschwendet, du aber mit deiner Waschmaschine Strom sparen solltest.
Kaltwaschen bei 20 Grad
Wenn viele Waschmittel bereits ab 20 Grad wirken, was spricht nun dagegen, die Temperatur noch weiter zu senken? Schließlich sinkt der Stromverbrauch dadurch noch einmal. Der größte Teil der Energie wird für das Aufheizen des Wassers aufgewendet, nicht für das Drehen der Trommel, das Pumpen des Wassers oder die elektrische Steuerung.
Du kannst sogar auf das Aufheizen verzichten und deine Waschmaschine mit der Temperatur laufen lassen, mit der das Wasser aus der Leitung kommt. Moderne Waschmaschinen verfügen bereits über eine Kaltwasser-Funktion. Unter den Temperatureinstellungen findest du dann einen Wasserhahn oder einen Eiskristall, der für Kaltwasser stehen soll.
Leitungswasser hat normalerweise eine Temperatur von 15–20 Grad, abhängig vom aktuellen Wetter und vom Verlauf der Leitungen. Dann musst du aber wirklich darauf achten, dass erstens das Waschmittel ab 15 Grad zugelassen ist und zweitens auch im Winter das Wasser tatsächlich mehr als 15 Grad hat.
Leider gibt es auch einen gegenteiligen Effekt für die Umwelt. Viele kaltaktive oder Niedrigtemperaturwaschmittel sind Flüssigwaschmittel. Diese enthalten mehr Tenside, die in den Kläranlagen zum Problem werden. Zudem enthalten sie Konservierungsstoffe, die ebenfalls die Umwelt belasten.
Temperaturen für hohe Hygienestandards
Früher hieß es: 60 Grad bei stark verschmutzer Kleidung oder bei Bettwäsche. 60 Grad sind immer noch die richtige Wahl, wenn Hygiene besonders wichtig ist, etwa weil Menschen mit einem schwachen Immunsystem im Haushalt leben.
Dann aber sämtliche Wäsche, mit denen diese Menschen in Kontakt kommen: Unterwäsche, Bett- und Nachtwäsche, Waschlappen, aber auch Küchentextilien wie Küchenschwämme, Spüllappen sowie Hand- und Geschirrtücher.
Bakterien sterben erst bei 55–60 Grad. Sie werden aber auch bei niedrigen Temperaturen gut ausgewaschen, wenn die Waschmaschine nur lange genug läuft. Problematischer als Bakterien sind Pilzsporen. Sie brauchen eine Temperatur von 50–60 Grad, um abzusterben. Ausgewaschen werden sie nicht.
Wenn du aus hygienischen Gründen bei 60 Grad wäscht, wähle nicht das Ökoprogramm, weil es in der Regel die 60 Grad nicht erreicht oder nur kurz. Wähle ein Vollwaschmittel mit Bleichmittel. Das ist dann ein Waschpulver, kein Flüssigwaschmittel. Manche Bleichmittel töten Bakterien erst ab einer Temperatur von 50 Grad.
Wäsche bei 90 oder 95 Grad kochen, muss man heutzutage nicht mehr. Es sei denn, diese Maßnahme wird ärztlich angeordnet.
Stimmt die Temperaturanzeige auf der Maschine?
Die hier genannten Temperaturen beziehen sich immer auf das Wasser in der Trommel, nicht auf die Anzeige im Display oder auf dem Drehrad. Viele Waschmaschinen erreichen nicht die Temperaturen, die du einstellst.
Ein Öko-60-Grad-Programm muss lediglich so effektiv waschen wie ein 60-Grad-Vollprogramm, aber diese Temperatur nicht selbst erreichen. Die 60 Grad im Namen dienen lediglich der Vergleichbarkeit.
Die Frage ist nun, wie weit deine Maschine unter diesem Wert liegt. 55 Grad reichen aus, damit das Waschmittel wirken kann und die Wäsche sauber wird. Bei unter 50 Grad schaffen es aber unter Umständen auch lange Zeiten und die Chemie nicht.
Fazit: 30 Grad reichen meist aus
Wie sauber muss es denn sein? Das ist die Ausgangsfrage. Wäsche, die bei 30 Grad gewaschen wird, aber ausreichend lange und mit einem guten Waschmittel, ist sauber – so sauber, das sie für das menschliche Immunsystem kein Problem darstellt.
Wenn das Immunsystem allerdings nicht stabil ist, bei alten oder kranken Menschen sowie bei Säuglingen, muss die Wäsche hygienisch rein sein. Dann sollten es 60 Grad sein im Vollprogramm der Waschmaschine, nicht das 60-Grad-Ökoprogramm – und ein Vollwaschmittel mit Bleichmittel.
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Danke, sehr interessanter Beitrag. Genau richtig erklärt, damit es auch der Laie begreift. Nicht zur billigsten Maschine greifen, sondern sich die Programme und die technischen Daten genau ansehen. Auch die Trommelgröße spielt eine wichtige Rolle.
Wir sind nur 2 Personen, haben aber eine 10 kg Trommel gewählt. So kann sich die Wäsche gut bewegen. Und natürlich das Waschmittel. Ich kaufe mir für meine Hygienewäsche Waschpulver mit Bleiche und das funktioniert sehr gut. Ich nutze nur Pulverwaschmittel. Aber da sollte man auch schauen, was alles drin ist und auch mal Ökö-Warentest befragen.
Ich habe die Wäsche 2 Jahre lang so gewaschen, wie hier angegeben. Es gab kein Problem mit dem Waschergebnis. Dann habe ich die Waschmittel-Schublade herausgenommen: die Unterseite war komplett mit schwarzem Schlamm bedeckt. Mein Händler meinte nur, dass das normal sei, wenn die Maschine immer nur mit niedrigen Temperaturen betrieben wird.
Die Wäsche kommt meist mit den niedrigen Temperaturen klar, aber die Waschmaschine benötigt ab und zu höhere Temperaturen, um den schwarzen Biofilm zu entfernen.
Mindestens einmal im Monat sollte sie mit 60 Grad laufen. Damit ist nicht das 60-Grad-Öko-Programm gemeint, das erreicht die 60 Grad oft nicht oder nur kurz.
Was genau in der Waschmaschine passiert und wie sie am besten gereinigt wird, habe ich hier beschrieben:
https://trendblog.euronics.de/haushalt/waschmaschine-reinigen-schluss-mit-stinkender-waesche-101896/