Für Oculus Go benötigt ihr keinen Highend-Rechner, kein Oberklasse-Smartphone, keine PlayStation 4. Einfach aufsetzen und loslegen – das ist hier die Devise. Facebook und Oculus VR schnüren ein auf den ersten Blick stimmiges Rundum-Sorglospaket für alle, die nicht allzu viel Geld investieren, aber ein tolles VR-Erlebnis wünschen. Bereits ab 219 Euro seid ihr dabei. Und tatsächlich wird euch eine Menge geboten.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Oculus Go basiert auf Smartphone-Hardware aus dem Jahr 2016
Ein Blick auf die technischen Daten offenbart die echte Realität: Oculus VR setzt auf einen Snapdragon 821 Chip von Qualcomm, der bereits im LG G6 oder in dem HTC U Ultra steckte – vor fast eineinhalb Jahren. Mittlerweile ist der Snapdragon 845 erhältlich, der sehr viel mehr Performance bietet. Aber aus Kostengründen wurde ein etwas älterer Prozessor ausgewählt, der allerdings für VR optimiert wurde.
Ferner nutzt das System das sogenannte „Fixed Foveated Rendering“, bei dem Inhalte in der Mitte des Displays in maximaler Auflösung dargestellt werden, während die Auflösung an den äußeren Rändern deutlich geringer ausfällt. Der Anwender bekommt davon kaum etwas mit, dafür steigt die Gesamtperformance deutlich. Optional wird sogar ein 72Hz-Modus (60Hz ist Standard) angeboten, der noch flüssigere Bilder verspricht.
Um weiteres Geld zu sparen, wurde ein 5,5 Zoll großer LCD-Bildschirm mit einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln und einer RGB-Matrix ausgewählt. Der Fliegengitter-Effekt, wie man ihn von ähnlichen VR-Brillen (Gear VR) kennt, fällt damit zwar sehr viel geringer aus, erkauft wird das mit blasseren Farben. Aber: Ein OLED-Panel, das zweifelsohne noch bessere Resultate bieten dürfte, hätte den Verkaufspreis der Oculus Go deutlich erhöht.
Technische Daten | |
---|---|
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 821 |
Display | 5,5 Zoll-WQHD-LCD mit 2560×1440 Pixeln (538ppi) bis 72 Hz |
Betriebssystem | Android 7.1.2 Nougat |
Tracking | 3DoF |
Gewicht | 467 Gramm |
Maße | 190 x 105 x 115 mm |
Preis | 219 Euro (32GB) bzw. 269 Euro (64GB) |
Leider nur 3DoF
In dem rund 470 Gramm leichten Headset stecken mindestens 32GB Flash-Speicher (ein weiteres Modell mit 64GB ist erhältlich), im Bügel untergebrachte Stereo-Lautsprecher, ein Mikrofon, speziell entwickelte Linsen mit 100 Grad Sichtfeld und Head-Tracking-Sensoren für drei Dimensionen (3DoF). Räumliche Tiefe bzw. Tracking der eigenen Position im Raum (Positional Tracking), so wie bei Oculus Rift oder HTC Vive üblich, bekommt ihr hier nicht. Das ist wohl auch der größte Kritikpunkt für diejenigen, die ambitioniertes VR erwartet haben.
Alles in allem reden wir bei der Oculus Go über Smartphone-Hardware aus dem Jahr 2016 und 2017, gut vergleichbar mit besagten Telefonen oder dem Samsung Galaxy S7. Auf der anderen Seite ist das Gerät einzig und allein auf VR ausgelegt, ihr müsst nichts aufwändig konfigurieren oder euch über Kabel ärgern. Als Partner holte sich Oculus VR übrigens Xiaomi ins Boot. Der chinesische Riese stellt diese Brille her.
Akkulaufzeit, ein Herz für Brillenträger und Einrichtung
Rechnet mit einer Akkulaufzeit von zwei bis drei Stunden, danach muss die Oculus Go via USB aufgeladen werden. Abhängig vom Netzteil, das dem Lieferumfang nicht beiliegt, dauert das Füllen der Batterie bis zu zwei Stunden. Laut Golem geht’s mit einem ausreichend starken 30-Watt-Netzteil deutlich schneller.
Apropos Lieferumfang: Ein Abstandshalter für Brillenträger befindet sich in der Verpackung. Dieser wird zwischen Headset und Polsterung befestigt, sodass die Brille weniger ins Gesicht drückt. Löblich. In den USA sind alternativ Linsen in Stärke zum Nachbestellen verfügbar, sodass ihr auf eure reguläre Brille auch komplett verzichten könnt.
Mitgeliefert wird auch ein Controller samt AAA-Batterie. Dieser ähnelt konzeptionell dem Gear VR-Controller, verfügt er doch ebenfalls über eine Touchpad-Fläche und Buttons für die Navigation. Auch hier existiert nur ein 3-Wege-Tracking, eine Bedienung nach vorne oder hinten wird nicht berücksichtigt.
Und: Ein Smartphone benötigt ihr letztlich doch noch. Genauer müsst ihr eine App installieren, mit der ihr die Oculus Go einmalig einrichtet, WIFI konfiguriert und gewünschte Einstellungen vornehmt. Allerdings genügt dafür ein altes iPhone oder ein simples Android-Telefon. Später könnt ihr über diese Software neue Games und dergleichen für die Oculus Go erwerben.
Große Auswahl an Software
Für neue Plattformen gibt’s zu Beginn meist nur wenige Anwendungen. Doch im Fall der Oculus Go ist das anders. Es ist von über 1000 Apps die Rede, darunter vor allem Spiele, Social-Media-Tools, interaktive Videos und Streamingangebote wie Netflix, Discovery VR oder CNN VR. Das liegt unter anderem daran, dass es sich letztlich um Android-basierte Hardware handelt, auf der Oculus Go läuft ein verändertes Android 7-Betriebssystem. Zudem ist das gesamte System Samsungs Gear VR sehr ähnlich – auch bezogen auf die Benutzeroberfläche und die Navigation. Entwickler können leicht ihre längst vorhandenen Apps für Oculus Go freigeben, sodass das Angebot vermutlich in den kommenden Monaten deutlich zunehmen wird.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Auf der offiziellen Webseite erhaltet ihr eine gute Übersicht, was ihr euch teils kostenfrei, teils gegen Bezahlung für die Oculus Go zulegen könnt.
Brauche ich eine Oculus Go?
Interessiert ihr euch für eine solide VR-Erfahrung, möchtet aber möglichst wenig Geld investieren, dürfte die Oculus Go eine wirklich gute Wahl sein. Und dafür gibt es viele Gründe: Ihr erhaltet ein durchdachtes System, für das ihr keine separaten Geräte benötigt. Das „Plug & Play“-Konzept ist zweifelsohne die größte Stärke, hinzu gesellt sich ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Aber: Solltet ihr bereits ein leistungsstarkes Smartphone besitzen und auf Google Daydream oder Gear VR zugreifen können, schwindet der Vorteil, den Oculus Go bietet. Die Konzepte sind weitgehend identisch, gerade im Vergleich zu Gear VR sind die Unterschiede marginal – auch wenn der typische Fliegengitter-Effekt bei Oculus Go fast wegfällt und ihr nicht ständig euer Mobiltelefon in VR-Brillen-Gehäuse einschieben bzw. entfernen müsst. Das ist freilich ein für manche entscheidender Komfortgewinn.
Kennt ihr höchstens das simple, wenig zufriedenstellende Google Cardboard und sehnt euch nach einer Standalone-Lösung zum sofortigen Loslegen, habt ihr hiermit einen heißen Kandidaten gefunden. Günstiger wird es nur noch mit Gear VR- und Daydream- Brillen, verfügt ihr bereits über ein geeignetes Smartphone.
Eines ist aber auch klar: Für Besitzer einer Oculus Rift oder HTC Vive könnte die Oculus Go eine Enttäuschung sein. 3DoF, stark limitierte sowie nicht einmal neueste Smartphone-Technologie und damit ein eingeschränktes VR-Erlebnis zeigen, dass die Go weit hinter den sehr viel teureren Profi-Lösungen zurückfällt. Für uns Konsumenten und Gelegenheitsanwender ist das wiederum weniger relevant. Ich denke: Die Oculus Go ist ein prima Einstieg in VR, der verdeutlicht: Abschreiben sollte man Virtual Reality noch nicht.
Jetzt kommentieren!