Einstieg in Virtual Reality: Günstiger Spaß mit Google Cardboard

Einstieg in Virtual Reality: Günstiger Spaß mit Google Cardboard
Cardboard ist die Zukunft? Vermutlich nicht in dieser Form. (Foto: Google)

Virtual Reality ist in aller Munde. Was vielen nicht bewusst ist: Der Einstieg in die virtuelle Realität muss nicht teuer sein. Oftmals genügen schon ein aktuelles Smartphones und Zubehör für deutlich weniger als 50 Euro.

Wenn Medien über Virtual Reality berichten, ist meist von Oculus Rift, HTC Vive, PlayStation VR oder zumindest Samsungs Gear VR die Rede. Nutzer setzen futuristische Brillen auf, um sich plötzlich an fremden Orten zu befinden und dort umher zu spazieren oder Abenteuer zu erleben. Das mag zwar durchaus so funktionieren, doch sind wir technisch bedingt noch recht weit von einem Holodeck aus „Star Trek“ entfernt. Trotzdem sind die Möglichkeiten beeindruckend. Und: Habt ihr nur 1x ein HTC Vive mit Orientierung im Raum erlebt, könnt ihr nicht mehr genug von VR bekommen.

So stellen sich die meisten VR vor. (Foto: Oculus VR)
So stellen sich die meisten VR vor. (Foto: Oculus VR)

Und da ist ein Haken: Die Anschaffungskosten sind überaus hoch und gerade für Neugierige abschreckend. Niemand mag seine Neugierde für 1500 Euro und mehr befriedigen wollen, oder? Sehr viel günstiger ist der Einstieg in VR mit Cardboard von Google. Dieser Ansatz ist einsteigerfreundlich und für den Anfang völlig ausreichend, um ein Gefühl dafür zu erhalten, was uns in Zukunft erwartet.

Pappe und Einschränkungen

Das sollte vielleicht schon im Vorfeld klar sein: Cardboard ist eine Art Standard von Google, der vor allem eines vorsieht: VR für jeden! Normalerweise reden wir über eine kleine Pappschachtel, in der sich zwei Linsen – für jedes Auge eine – und ein magnetischer Schalter befinden. Das eigentliche Herz dieser simplen VR-Brille ist euer Smartphone. Das steckt ihr in das Gerät, die Peripherie haltet ihr fest in euren beiden Händen vor den Augen. Durch Schlaufen oder Riemen angebracht wird sie meist nicht. Das ist ein gravierender Unterschied zu den „teuren“ Lösungen, aber zugleich ein Vorteil. Denn ihr könnt eine Cardboard schnell abnehmen und habt nie das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Sollte euch übel werden, reagiert ihr innerhalb einer Sekunde darauf.

Ja, die Brillen sind meist aus Pappe. (Foto: Google)
Ja, die Brillen sind meist aus Pappe. (Foto: Google)

Die Hauptvoraussetzung für Cardboard ist ein „halbwegs modernes“ Smartphone mit einem Display zwischen vier und sechs Zoll. Es ist wirklich ratsam, ein Telefon mindestens aus dem Jahr 2014, besser 2015 oder 2016 zu besitzen. Umso höher der Bildschirm aufgelöst ist, umso besser ist auch das VR-Erlebnis. Nützlich sind außerdem ein ausreichend schneller Prozessor (Quadcore), mindestens 1GB RAM (besser 2GB RAM) und ein aktuelles Android-Betriebssystem (Android 5 oder 6) bzw. die derzeit relevante iOS-Version (iOS 9). Erfüllt euer Handy die Voraussetzungen, kann es fast losgehen.

Welche Cardboard?

Ein Blick auf die offizielle Webseite von Google macht deutlich: Es gibt ja unzählige Cardboard-Modelle. Das liegt daran, dass Hersteller ohne Einschränkungen in der Lage sind, nach den Vorgaben der Erfinder ihre eigenen Brillen zu produzieren. Wichtig ist nur, dass feste Regeln eingehalten werden, beispielsweise die Form und die Kompatibilität zu den Apps. Wer in der Lage ist, kann sich eine Cardboard-Brille sogar selber bauen. Eine Anleitung findet ihr hier.

Es gibt viele Cardboard-Modelle, nicht nur eins. (Foto: Google)
Es gibt viele Cardboard-Modelle, nicht nur eins. (Foto: Google)

Möchtet ihr euch die Mühe nicht machen, könnt ihr eigentlich jede beliebige Variante kaufen – preislich geht es bei rund 10 Euro los. Dafür gibt’s die einfachsten Headsets. Tipp: Achtet auf Cardboard V2-Erwähnung, V2 steht hierbei für den neuesten Standard. Oftmals werden auch die Linsen näher beschrieben: 45mm-Linsen können die Qualität verbessern. Hättet ihr gerne ein Kopfband, ist beispielsweise POP! Cardboard 2.5 eine gute Wahl, völlig ausreichend ist aber auch das Dive Cardboard 6 von Durovis.

Es geht auch aus Plastik. (Foto: Sven Wernicke)
Es geht auch aus Plastik. (Foto: Sven Wernicke)

Wenn’s gerne Plastik sein kann, wird es teurer. Dafür bekommt ihr beispielsweise die Neuauflage des Kultspielszeugs View-Master von Mattel. Das Konzept von Cardboard wird zusätzlich durch Augmented Reality-Elemente erweitert, außerdem kommen qualitativ erstaunlich hochwertige Linsen zum Einsatz. Für Brillenträger ist der View-Master VR allerdings nicht geeignet. Das gilt generell für Cardboard. Leider.

Meiner Auffassung nach sollte man nicht unbedingt zu Cardboard-Brillen oberhalb der 50 Euro greifen. Die VR Shark M3 Plus beispielsweise sieht zwar gut aus und punktet sicherlich in einigen Bereichen, nur bringen Kopfhalterung und ein größerer Betrachtungswinkel keine gravierenden Vorteile bei dem Verwenden der Cardboard-Apps. Eine Empfehlung daher nur für diejenigen, die eine leichte Sehschwäche besitzen und diese über Drehregler korrigieren möchten. Solche Cardboard-Headsets sind generell etwas teurer.

Einrichtung und Spaß

Besitzt ihr ein passendes Smartphone und eure erste Cardboard-Brille, geht’s an die Einrichtung. Google stellt eine passende App für iOS und Android kostenfrei zur Verfügung, diese ladet ihr herunter und startet sie. Über einen QR-Code, den jede (!) offizielle Cardboard-Brille besitzen muss, werden Soft- und Hardware zusammengebracht. Die Cardboard-Anwendung enthält ein paar erste Techdemos, die einen guten Einblick erlauben. Besucht beispielsweise Versailles, fliegt mit Vögeln, angelt oder nutzt die VR-Version von Google Earth. 360-Grad-Panoramaaufnahmen stehen ferner zur Verfügung. Wichtig außerdem: Zumindest unter Android bekommt ihr viele weitere Empfehlungen für andere VR-Apps und Spiele präsentiert. Sowieso ist Google bemüht, Inhalte für Android weiter auszubauen, nicht für das konkurrierende Betriebssystem iOS von Apple. Aber auch dort finden sich schon einige interessante Programme, die beeindrucken können.

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Empfehlen können wir beispielsweise den ungewöhnlichen Shooter „inMind“, bei dem man ins menschliche Gehirn reist. Das ist zweifelsohne eine eigenartige Erfahrung. Bei Youtube findet ihr übrigens direkt in der App schon unzählige 360-Grad-Videos, die auch mit Cardboard verwendet werden können. Reizen euch fremde Orte auf der Welt, guckt euch unbedingt NYT VR, The North Face: Climb und VRSE an. Für die nächste Urlaubsplanung hilfreich ist Street View im VR-Modus. Gänsehaut verschaffte mir „Sisters“ – puh! Die obligatorische Achterbahnfahrt bekommt ihr mit „Roller Coaster VR“ oder „Cmoar Roller Coaster VR“.

Möchtet ihr selbst Inhalte erstellen, dann lohnt sich Cardboard Camera zum Basteln von 360-Grad-Bildern. Programmierer erhalten mit Cardboard Design Lab eine Anleitung, was beim Entwickeln von VR-Apps beachtet werden sollte.

Achterbahnfahrt muss man einfach getestet haben. (Foto: CMOAR)
Achterbahnfahrt muss man einfach getestet haben. (Foto: CMOAR)

Das Angebot ist mittlerweile sehr groß, nutzt am besten die Suche beim Appstore oder Google Play Store und tippt nur „Cardboard“ ein. Vermutlich für jeden dürfte etwas dabei sein – von Schwimmen mit Walen bis hin zum Entdecken von Planeten kann quantitativ nicht genörgelt werden.

Grenzen

Google ist zwar bemüht, Cardboard fortlaufend zu verbessern, nur stößt man zwangsläufig recht schnell an Grenzen. Die Brillen sind nur auf eine recht kurze Nutzungsdauer ausgelegt, viele Stunden möchte man diese Pappteile nicht vor die Augen halten. Davon abgesehen ist die Qualität der Apps sehr schwankend. Der Wechsel zwischen den Programmen bzw. Spielen setzt voraus, dass man das Headset öffnet und die App auf dem Smartphone beendet sowie die neue auswählt. Das ist lästig. Und: Hat man dummerweise zu viele schlechte Anwendungen ausprobiert, vergeht einem die Lust. Dabei gibt es so viele gute Ideen und Inhalte, die weit über Spielchen hinausgehen. Grabkammern besuchen, sich durch ein Labyrinth kämpfen, Paris erkunden oder sich intensiv gruseln – das sind nur einige der möglichen Einsatzgebiete. Dass ausschließlich die Kopfbewegungen berücksichtigt werden, nicht aber das Laufen im Raum – auch das ist eine Barriere von Cardboard.

Fazit: Probiert es aus!

Seid ihr neugierig, aufgeschlossen, aber trotzdem skeptisch? Dann nehmt ein paar Euro in die Hand und kauft euch eine Cardboard-Brille. Im Zweifel eignet sich diese als Gag bei einer Party oder einem Familiengeburtstag. In jedem Fall unterhalten die zahlreichen Apps für einige Zeit, das Potential von VR wird bei hochwertigen Apps (und guten Smartphones) eindrucksvoll angedeutet. Wer VR nicht im Vorfeld verteufelt, wird nach dem Verwenden von Cardboard sicher sein, dass dem Trend tatsächlich die Zukunft gehören kann.

Die Brille lässt sich auch gut verstauen und ist erstaunlich stabil. (Foto: Google)
Die Brille lässt sich auch gut verstauen und ist erstaunlich stabil. (Foto: Google)

Habt ihr schon Erfahrungen mit Cardbboard gesammelt? Welche Apps sind eure Favoriten?

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