Stellt euch vor, ihr bräuchtet für die anspruchsvollsten Videospiele keinen Gaming-PC mehr. Denn leistungsfähige Cloud-Gaming-Anbieter übernehmen die Berechnungen in der Cloud und streamen sie in Echtzeit auf euren Fernseher oder Monitor. Das ist das Konzept hinter dem neuartigen Trend Cloud Gaming.
Sony bietet mit PlayStation Now einen solchen Dienst bereits an. Auch Microsoft und EA arbeiten eifrig an einem Cloud-Streaming-Service. Jüngster Anbieter mit einem Cloud-Gaming-Abo ist Shadow. Wo aber liegen die Stärken und Schwächen der Technik?
Cloud Gaming: Vorteile für Gamer
Die Vorteile für Gamer liegen klar auf der Hand. Da beim Cloud Gaming alle Berechnungen der Spiele in der Cloud stattfinden, braucht der Spieler lediglich ein internetfähiges Endgerät. Dazu Eingabegeräte wie Maus, Tastatur oder Controller, um seine Lieblingstitel zu spielen. Das kann ein alter PC, ein Laptop, eine Konsole oder auch ein Smart-TV sein. Laut EA kann der Service auf allen Geräten genutzt werden, auf denen auch Netflix geschaut werden kann. Die nötige Bandbreite soll kaum von der für Serien oder Film-Streams abweichen.
Auch finanziell soll Cloud Gaming Spielern entgegen kommen. Einen Low-End Gaming-PC bekommt man für etwas weniger als 1.000 Euro. Der Cloud-Streaming-Service von Sony kostet 14,99 Euro im Monat, inklusive Zugriff auf über 500 Spiele. Neben den 1.000 Euro oder mehr für einen Gaming-PC, spart ihr also obendrauf noch die Kosten für die Spiele selbst. Upgrades für euren PC sind nicht mehr nötig.
Wie viel die anderen Anbieter für ihren Service verlangen werden, ist zurzeit noch nicht bekannt. Aber ich denke nicht, dass es signifikant teurer werden wird als PlayStation Now.
Zugriff auch auf große Spiele-Bibliotheken
Wie schon erwähnt, werden Gamer für einen kleinen Abo-Preis nicht nur nicht nur die Vorteile des Cloud Gaming genießen können, sie haben zudem Zugriff auf große Spiele-Bibliotheken. Da muss ich nicht mehr lange überlegen, ob mir der nächste Triple-A-Titel wirklich die 60 Euro wert ist oder nicht. Ich kann mich an meinen Laptop setzen und das Spiel direkt beim Release ausprobieren. Und wenn es mir gefällt: durchspielen.
Für Spieler könnte mit Cloud Gaming ein kleiner Traum wahr werden. Aber bevor ich den Service in den Himmel lobe, möchte ich auch auf die Schwächen eingehen, denn die gibt es leider auch.
Welche Schwächen hat Cloud Gaming?
Wie bei Serien-, Film-, oder Spiele-Streams, fordert auch das Cloud Gaming eine permanente Internetverbindung. Das bedeutet, wenn das Internet mal wieder ausfällt oder stottert, wird auch das Spielerlebnis darunter leiden. Da die Daten in Echtzeit berechnet und auf das Endgerät gestreamt werden, gibt es keinen Weg um eine konstante Internetverbindung herum.
Einige Spieler haben sich in der Vergangenheit schon über Spiele beschwert, die eine konstante Internetverbindung erfordern. Ich persönlich sehe da aber kein großes Problem, denn seien wir mal ehrlich, wie oft kommt es wirklich vor, dass zuhause das Internet ausfällt?
Ein weiterer Nachteil der Streaming-Technologie ist der Input-Delay. Dadurch werden Eingaben durch den Controller oder Maus und Tastatur ein wenig verzögert, so dass sich die Steuerung schwammig anfühlen kann. Das ist vor allem bei Multiplayer-Shootern problematisch, weil hier wirklich jede Millisekunde zählt und das Aiming auf den Punkt genau funktionieren muss. Ich habe vollstes Vertrauen, dass die Anbieter ihr Bestes geben werden, um den Delay so weit es geht zu verringern. Aber komplett wird er nicht verschwinden.
Cloud Gaming: Auf Kosten der Grafik?
Außerdem kann durch das Streamen aus der Cloud die Grafikqualität des Spiels leiden. Genau wie bei Serien-Streams ist die Qualität des Bildes von der Internetgeschwindigkeit abhängig. Mit einer soliden Leitung sollte es kein Problem sein, ein hochauflösendes Bild darzustellen. Trotzdem kann es gerade bei actionreichen Szenen, wo viel auf dem Bildschirm los ist, immer wieder zu Qualitätseinbrüchen kommen.
Auch bei der Auswahl der Spiele seid ihr in der Regel an die Bibliothek des Anbieters gebunden. Bei PlayStation Now sind über 500 Titel vorhanden. Aber es ist nicht gesagt, dass auch das Spiel, welches ihr gerade spielen wollt, dabei ist. Eine Lösung für dieses Problem wäre, mehrere Services gleichzeitig zu abonnieren, oder sich mit den Spielen zufrieden zu geben, die in einer Bibliothek vorhanden sind. Das ist ein Problem von allen Abo-Diensten, auch solchen für Serien oder Film.
Lohnt sich Cloud Gaming jetzt schon?
Die generellen Vor- und Nachteile liegen also auf der Hand. Aber ist die Technik denn heute schon weit genug und das Angebot groß genug für ein Monatsabo? Für alle, die keinen Gaming-PC oder eine aktuelle Konsole besitzen, kann das Angebot im Moment auf jeden Fall interessant sein, wenn sie nicht auf die neuesten Spiele verzichten wollen. Solange keine schnellen Multiplayer-Shooter gezockt werden, steht dem Spielvergnügen nichts im Wege.
PlayStation Now im Test: So spielt ihr PS4- und PS3-Games am PC
Besitzern eines Gaming-PCs oder einer aktuellen Konsole würde ich zu diesem Zeitpunkt empfehlen noch ein wenig abzuwarten. Shadow und Playstation Now befinden sich noch in einem frühen Stadium. Die Angebote weiterer großer Anbieter wie Microsoft und EA kommen erst noch auf den Markt. Danach könnt ihr immer noch entscheiden, welches Angebot euch am meisten anspricht.
Wenn ihr also mit der Always-On-Komponente leben könnt, Input-Delay kein großes Problem für euch ist und ihr Geld für neue Spiele und Hardware sparen wollt, ist das Cloud Gaming eine Alternative, die ihr früher oder später in Betracht ziehen werdet.
Falls ihr euch für Cloud-Gaming interessiert, schaut euch gerne einmal die aktuellen Angebote an. Mein Kollege Sven hat alles zusammen getragen, was ihr zu dem Cloud-Gaming-Service Blade Shadow wissen müsst.
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Sehr guter Artikel. Ich liebe Cloud Gaming! 🙂