Drei Wochen hatte ich den Metz Moover im Test, nun gebe ich ihn schweren Herzens wieder ab. Wir hatten nicht den allerbesten Start, aber dann ging es eigentlich nur noch bergauf. Teils im wahrsten Sinne des Wortes.
Geradeaus: Kein Problem
E-Scooter gibt es in meinem Wohnort Bonn – und vielleicht auch am Standort der geschätzten Leserin/ des geschätzten Lesers – mittlerweile in Hülle und Fülle. Vor allem Leihangebote haben sich in diesem Sommer schnell breit gemacht. Ein E-Scooter ist so gut wie der andere, könnte man da fast denken. Falsch gedacht.
Der Metz Moover hat die Eigenart, erst loszufahren, nachdem ihr beide Bremsen einmal betätigt habt. Das hatte ich bei bisher getesteten Scootern wie dem Kumpan 1950 oder auch Leihrollern wie von Tier und Lime nicht erlebt. Das Verfahren ist also ebenso ungewohnt wie – ich finde – genial. So kommt ihr gar nicht umhin, euch vor Fahrtantritt erst einmal über die Sicherheit der Bremsen zu überzeugen. Safety first, und das direkt in den Ablauf integriert.
Einfach Losfahren ist übrigens nicht: Ihr müsst vorher einmal antreten, in der Praxis oft auch zweimal, bevor der Motor des Metz Moover einsetzt. Der Scooter fährt dann sehr dynamisch an und hat die gesetzlich erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h schnell erreicht.
Ein unbeschreibliches Fahrgefühl? Doch doch. Der Metz Moover surrt zuverlässig über glatten und auch etwas unebenen Straßenbelag. Er liegt sicher in der Kurve, hält seine Spur, ist angenehm gefedert, der Lenker gibt wenig nach, allenfalls die Lenkstange hat im Rahmen ein wenig Spiel.
Das Trittbrett ist angenehm breit, für größere Füße höchstens etwas kurz. Auch eine nasse Fahrbahn ist für den Moover kein Problem. Der Stand auf dem hölzernen Trittbrett übrigens ebenso wenig. Denn dieses ist mit Schleifsteinen entsprechend verstärkt, so dass ihr auch bei Nässe einen sicheren Stand habt.
Metz Moover, gemessene Reichweite
Fahrszenario | Reichweite |
---|---|
Reine Bergabfahrt | -> 25 km bis unendlich, der Metz Moover nutzt die natürliche Beschleunigung, Motor und Akku werden kaum beansprucht |
Gerade Strecke, gute Straßenverhältnisse, wenig Wind oder viel Rückenwind | bis 22 km |
Normale Straßenverhältnisse, mal glatt, mal mit Unebenheiten, mal ein wenig bergauf, mal bergab, mal Gegen- mal Rückenwind | bis 20 km |
Gegenwind oder etwas mehr Bergauf- als Bergabstrecken | 15-18 km |
Längere Bergauffahrt von einigen Kilometern neben ansonsten normaler Nutzung | 14 km |
Reine Bergauffahrt | < 10 km |
Bergauf und bergab: starke Leistung
Die Reichweite hängt – wenig überraschend – davon ab, wo und wie ihr mit dem Metz Moover fahrt. Generell hält Metz die versprochenen 15-20 km aber ein. Bei einer langen Bergauffahrt geht die Reichweite schnell in die Knie und die Gesamtreichweite ist kürzer, selbst wenn es danach die gleiche Strecke wieder bergab geht. Hier übrigens für euch getestet:
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Dort seht ihr auch, dass der Metz Moover mit leichten bis mittelschweren Steigungen wenig Probleme hat. Kein ganz unrealistisches Szenario übrigens. Wer wie in Bonn-Ippendorf oder Venusberg auf einer Anhöhe wohnt und zur Arbeit in die Stadt muss, überlegt sich zweimal, ob er dafür mit dem Fahrrad fährt. Runter kommt ihr immer, hoch wird es nicht gehen, ohne dass ihr verschwitzt oder zumindest völlig aus der Puste seid.
Hier bietet sich ein E-Scooter an. Denn der Moover bringt es bei meiner Bergauffahrt tatsächlich auf 16 bis 20 km/h, je nach Grad der Steigung. Und ihr kommt schweißfrei oben an. Was übrigens nicht selbstverständlich ist: Als ich den Test wenige Tage später mit einem Lime-Leihscooter wiederhole, schafft dieser im Schnitt rund 3 km/h weniger, an der steilsten Stelle ist der Lime kurz davor aufzugeben.
Weniger Glück hatte ich bei einer Testfahrt den deutlich steileren Bonner Kreuzberg hinauf. Die Steigung dürfte allerdings weit über 10 Prozent liegen. Hierbei kapitulierte der Moover nach einigen Metern. Eine recht steile und außerdem noch kurvige Auffahrt an der Bonner Nordbrücke brachte den Moover ins Schwitzen, aber 11 bis 14 km/h hielt der dennoch.
Auf der anschließenden Bergabfahrt der gefilmten Ippendorf-Tour ließen sich auch die Scheibenbremsen des Moovers ausgezeichnet testen. Die funktionierten glücklicherweise zuverlässig, lediglich das linke Bremskabel hatte einen für mich etwas zu langen Zugweg. Das dürfte sich aber justieren lassen. Bei starker Beanspruchung geben die Bremsen des Moovers ein laut hörbares Surren von sich.
Für euch nicht zum Nachmachen empfohlen: Bei der rund 1,5 Kilometer langen Bergabfahrt waren die gesetzlich erlaubten 20 km/h kaum noch zu halten. Ich hatte Mühe, den Moover auf 30 km/h runterzubremsen, dabei allerdings nie das Gefühl, nicht in Sicherheit zu sein.
Kopfsteinpflaster und Outdoor: Die große Überraschung
Wenn ihr schon einmal mit einem Leihscooter wie von Tier, Lime oder Circ gefahren seid, dann wisst ihr sicher bereits: Kopfsteinpflaster ist mit einem Scooter ein Graus. Selbst mit einem Fahrrad ist der Spaß begrenzt. Ich drücke mich auch mehrere Tage darum, mit dem Metz Moover über solches zu fahren.
Als es sich dann nicht mehr vermeiden lässt, erlebe ich eine freudige Überraschung: Der Metz Moover gleitet über das Kopfsteinpflaster in der Bonner Altstadt fast, als wäre es glatter Asphalt. Ich mag es nicht glauben, fahre nochmal und dann noch einmal bei nasser Fahrbahn und weit weniger platt geklopftes Pflaster als es in der Altstadt der Fall ist.
Und doch, jedes Mal meistert der Moover das Terrain mit Bravour. Es holpert vergleichsweise wenig, die Federung ist erstklassig, vor allem aber hält der Scooter sein Tempo! Während andere Gefährte hier einknicken und ihr selbst mit dem Fahrrad auf Kopfsteinpflaster die Fahrt verringern müsst, brettert der Moover munter mit 20 km/h weiter.
Gleiches übrigens bei Gegenwind, wo ihr mit dem Fahrrad für gewöhnlich nachlassen würdet. Und ganz nebenbei zeigt der Metz Moover auf unwegsamem Terrain wie einer Wiese (mit nicht zu hohem Gras) oder einer Schotterpiste keinerlei Probleme. Ein kleiner Offroader also noch dazu.
Und hier gewinnt mich der Moover endgültig, denn – womit ich anfangs gar nicht mehr gerechnet hatte – stellt er plötzlich andere Scooter deutlich in den Schatten.
Erster Eindruck vom Metz Moover
Dabei erwischen der Metz Moover und ich nicht den allerbesten Start. Der erstaunlich begeisterte Bote klingelt mich morgens runter ins Treppenhaus und beglückwünscht mich zur Lieferung. Aber das große Paket alleine in den 3. Stock hochzuschleppen, ist keine Option. Schlaftrunken schäle ich also den Moover aus dem Karton und versuche ihn mit Hilfe der Betriebsanleitung noch an Ort und Stelle fertig zu montieren:
„Legen Sie die Kabelschelle, durch die die Kabel verlaufen, mit dem Durchgangsloch auf die Lenkeraufnahme des Lenkerschafts.“
Bitte was ist los? Ich lese den Satz fünfmal, da dämmert es mir langsam: Da war noch so ein kleines Metallteil in der Tüte mit den Schrauben. Und das soll ich da jetzt wohl mit einbauen.
„Ziehen Sie die Schraube, die die Metallklammer mit den Kabeln fixiert, mit einem Drehmoment von 5 Nm an.“
5 Newtonmeter, okay. Dazu fehlt mir dann das passende Werkzeug. Zum Glück habe ich einen freundlichen Fahrradmechaniker gleich um die Ecke, der mir auch prompt und unbürokratisch weiterhilft. Würde ich auf dem Land wohnen…
Als ich am Abend auf meiner ersten Testfahrt bin und der Akku noch etwa 1/4 Ladestand anzeigt, geht der Metz Moover auf einmal einfach aus. Ohne Vorwarnung, ohne alles, auch das Licht schaltet sich ab. Der Akku war wohl noch nicht fertig kalibriert, aber ich bin mitten auf dem Radstreifen einer stark befahrenen Straße und es ist dunkel.
Nein, den allerbesten Start erwischen der Metz Moover und ich nicht. Aber im Nachhinein lache ich über die kleinen Anfangs-Wehwehchen. Das sind ja alles Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was der Scooter mir im Nachhinein alles geboten hat.
Verarbeitung/Bauteile/Handhabung
Die einzelnen Bauteile des Metz Moovers sind hochwertig. So sind etwa die Scheibenbremsen am Rad angebaut. Die Handgriffe sind aus stabilem Schaumstoff, die Lenkstange ist aufwändig beschichtet. Allerdings befinden sich mehrere kleinere Kabel außen am Gehäuse und sind somit anfällig für Verschleiß, Risse und Vandalismus.
Nicht perfekt ist in meinen Augen die „Tankabdeckung“. Die hat Metz magnetisch angebracht, aber keine Halteschlaufe daran befestigt. Wer den Moover lädt, muss den Deckel also irgendwo verstauen. Die Gefahr eines Verlusts ist da.
Ihr beschleunigt den Metz Moover mit einem kleinen Hebel, den ihr mit dem rechten Daumen betätigt. Metz nennt ihn Handpedal. Selbst auf längeren Fahrten fand ich es nicht all zu unbequem, den Hebel dauerhaft herunterzudrücken. Einen Nachteil aber hat die Konstruktion: Euer Daumen steht euch dann nicht mehr zur Verfügung, um den Griff zu umklammern. Euer Handballen muss also den Gegenhalt besorgen – und kann bei einer Fahrt über sehr holprigen Untergrund schon einmal abrutschen.
Das Display des Metz Moover ist das gleiche, das ihr auch an vielen E-Bikes findet. Eigentlich habt ihr hier alles auf einen Blick: Geschwindigkeit, Strecke, Modus, Akkuladestand. Lediglich letzteren fand ich anhand der Skala etwas ungenau abzulesen. Was gilt denn nun, der obere oder der untere Rand des Strichs? Anpassen könnt ihr hier nur die Tageskilometer, die ihr mit einem gleichzeitigen Zug an rechter Bremse und Handpedal zurücksetzt.
Metz Moover: Technische Eigenschaften
Der Metz Moover ist ein Schwergewicht. Mit seinen 16 Kilogramm überlegt ihr euch zweimal, ob ihr ihn ein paar Etagen hinauf in die Wohnung oder runter in den U-Bahn-Schacht tragt. Zuhause lud ich den Scooter über eine Steckdose in unserem Waschkeller auf; die Strecke überbrückte ich mit einem Verlängerungskabel. Für einen Testtransport in der U-Bahn blieb mir nur der Zugang über den Fahrstuhl und – in Ermangelung eines solchen beim Wiederaussteigen – die Rolltreppe. Proteste anderer Reisender blieben aus. Aber wie immer gab es ein paar neugierige Blicke.
Laut der Betriebsanleitung hat der Metz Moover übrigens zwei Fahrmodi: einen mit 20 km/h und einen Schritttempomodus mit 6 km/h. Letzteren bekam ich allerdings – pardon – trotz zahlreicher Versuche nicht eingeschaltet.
Fazit
Dass E-Scooter nicht gleich E-Scooter ist, wird für euch ebenso wenig überraschend kommen wie für mich. Wohl aber, dass der Metz Moover die Konkurrenz in einigen Bereichen deutlich in den Schatten stellt. Das ist besonders bei seinen Paradedisziplinen Kopfsteinpflaster und Offroad eklatant.
Die Verarbeitung der Bauteile ist sehr gut, die Fahreigenschaften sind großartig, eine Fahrt bei nassem Wetter war kein Problem. Ein Test in der Kälte allerdings musste jahreszeitbedingt ausfallen. Hier ist ohnehin fraglich, wie viel Spaß eine E-Scooter-Fahrt bei Schnee, Eis und Minusgraden machen kann. Auch der Akku dürfte im Winter nachlassen.
Rheinromantik: Ich fuhr 30 Kilometer auf einem E-Scooter von Remagen nach Bonn
Und da hätte Metz für meinen Geschmack noch etwas mehr unter das Trittbrett packen können. Der von mir davor getestete, etwa gleich große Kumpan 1950 bringt es auf die doppelte Reichweite. Bis auf den getrübten ersten Eindruck und die manchmal in etwas kompliziertem Deutsch verfasste Betriebsanleitung kann ich ansonsten über den Moover nichts Negatives sagen.
Hier im Video-Review stellen wir euch den Scooter noch einmal genau vor:
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Sommer der E-Scooter endet
Noch Mitte Juni 2019 war die mit Spannung erwartete Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) plötzlich in Kraft getreten. Konforme E-Scooter könnt ihr am Ende dieses Sommers aber immer noch an zwei Händen abzählen. Die erste Etappe geht zumindest in den Großstädten klar an E-Scooter-Sharingdienste wie Lime, Circ oder Tier, die den Markt sehr schnell überschwemmt haben.
Deren Scooter mögen auch etwas robuster sein – das angenehmere Fahren allerdings bietet eindeutig der Metz Moover. Vielleicht überzeugt er erst auf den zweiten Blick, aber dann möchtet ihr ihn kaum noch missen.
Den Metz Moover gibt es in den Farben rot, grau und schwarz exklusiv bei EURONICS.
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Als stolzer Besitzer eines Metz Moovers kann ich diesen Test nur bestätigen. Die Überlegung, ob die doch hochpreisige Anschaffung den eigentlichen Grund (Fahrt vom P+R zum Büro und zurück) rechtfertigen sollte, hat sich nach wenigen Tage vollkommen zerschlagen. Selbst kleinere Fahrten daheim (mal eben etwas Vergessenes einkaufen etc.) werden nun mit dem Moover vorgenommen. Ich kann die Anschaffung als Erfolg der Abschaffung aller Autofahrten im heimischen Umkreis zählen. Selbst längere Strecken sind mit Auflademöglichkeiten kein Problem (da auch mal ein Dank an viele Gastronomen, die mich kostenfrei aufladen lassen).
Den „Fußgängermodus“ (also die Max-Geschwindigkeit von 6 km/h) schaltet man mit einen langen Durchdrücken des Handpedals (mehrere Sekunden) um.