Freiheit ohne Kabelanschluss? Wie in den 90ern, nur anders herum!

Der Kabelanschluss brachte damals Vielfalt und Freiheit. Heute gelangt zur Freiheit, wer sich vom Kabelanschluss trennt.

Freiheit ohne Kabelanschluss? Wie in den 90ern, nur anders herum!
Weg mit dem Kabel und hin zur Freiheit? (Mit KI erstellt)

Was waren das für Zeiten damals! Die Welt war klar in Gut und Böse unterteilt, das Internet war zwar schon erfunden, aber noch nicht kommerziell, wir spielten und programmierten am C64 oder Amiga. Das TV-Programm war nicht gut, aber überschaubar. ARD, ZDF, WDR, samstagsabends die Sportschau und Wetten dass, im Vorabendprogramm das A-Team. Als dann noch die Mauer fiel, wir den Kabelanschluss bekamen und kreative Privatsender in die Wohn- und Kinderzimmer drängten, schien die Freiheit grenzenlos. Wir dachten, es würde nun alles immer besser werden.

Nun, bekanntlich wurde nicht alles besser – aber komplexer. Aus drei TV-Sendern wurden erst 10, dann 20, heute 700. Dazu kommen Streaming-Plattformen und – natürlich – das mobile Internet mit weiteren Videodiensten.

Als ich mir neulich nach Jahren wieder einen Fernseher zulegte, fiel das genau in die Diskussion um das Ende des Nebenkostenprivilegs. Über welche Zugangsart willst du weiter deine 700 (oder auch nur 150) TV-Sender empfangen? Ich schaute mich eine Weile unter den Alternativen zum Kabelanschluss um und entschied dann: über gar keine. Ich möchte eigentlich nur gelegentlich Fußball schauen und die eine oder andere Sendung streamen. Das ganze andere Live-Programm brauche ich nicht.

Ich verband meinen Fernseher mit dem WLAN und installierte die notwendigen Apps dafür. Und siehe da: es waren die Mediatheken von ARD und ZDF. „Wetten dass“ lief neulich erst zum vermeintlich letzten Mal. Die Sportschau gibt es immer noch. Willkommen zurück in der Zeit ohne Kabelanschluss – nur dass sie sich diesmal besser anfühlt.

Denn die Freiheit ist da und sie erinnert jetzt an die guten Zeiten des Privatfernsehens in den frühen 90ern: Möchtest du mehr als ARD und ZDF, kannst du dir weitere Apps installieren, die Ähnliches bieten wie damals die Sender. Sie heißen nur nicht mehr Sat.1, Tele5, Viva oder Kabel1. Sie heißen jetzt YouTube, Netflix, Disney+ oder Spotify. Plattformen statt Sender. Doch die Auswahl daran ist im Prinzip ähnlich überschaubar. Und mehr als ein paar Unterkanäle oder Sendungen dort kann ohnehin niemand sehen. Dafür reicht die Lebenszeit nicht.

Ich selbst brauche auch nicht mehr. Die Auswahl an weiteren Programmen oder Plattformen wäre da, aber mehr Auswahl ist eben nicht mehr Qualität. Ohne sie fühle ich mich freier.

Das Ironische daran ist, dass die Freiheit damals mit dem Kabelanschluss kam. Heute gelangt zur (Fernseh!-)Freiheit, wer sich von ihm trennt. Werden wir diesmal mit der Freiheit vernünftig umzugehen wissen? Wir werden sehen.

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