Echo Show 10 (3. Gen) im Test: Kuriose Mischung aus Tablet und Smart Speaker

Der neue Echo Show in der 3. Generation ist schon ein spannendes Gerät fürs Smart Home. Faszinierend ist sein drehbarer Bildschirm. Aber wer braucht sowas überhaupt?

Echo Show 10 (3. Gen) im Test: Kuriose Mischung aus Tablet und Smart Speaker

Wirkt edel, sieht ansprechend aus, ist ein ambitioniertes Stück Technik und alles andere als ein Schnäppchen. Bei einem Preis von rund 250 Euro überlegt man mehrfach, ob man sich einen solchen Lautsprecher ins Haus holen möchte. Oder ist das ein Smart Display? So recht kann und will Amazon den Echo Show 10 der 3. Generation nicht positionieren. Und ich weiß nach dem Test noch immer nicht so genau, in welchem Raum ich ihn am besten aufstellen sollte…

Die Verpackung weckt schon einmal Vorfreude aufs Auspacken. (Foto: Sven Wernicke)
Die Verpackung weckt schon einmal Vorfreude aufs Auspacken. (Foto: Sven Wernicke)

Das ist der Echo Show 10

Ein wenig sieht der Echo Show 10 der neuesten Generation so aus, als hätte Amazon auf einen Echo Sub (Subwoofer für Echo-Geräte) ein 10 Zoll großes Tablet montiert. Und nüchtern betrachtet, ist das gar nicht mal so falsch, denn im Inneren steckt ein leistungsstarker 76-mm-Subwoofer, der Unterstützung von zwei 25-mm-Hochtönern erhält. Das Gerät ist also bestens ausgestattet für einen satten Klang.

Echo Sub mit Tablet? So sieht es fast aus... (Foto: Sven Wernicke)
Echo Sub mit Tablet? So sieht es fast aus… (Foto: Sven Wernicke)

Das Highlight ist die Konstruktion mit dem 10,1 Zoll großen HD-Display, das sich geräuschlos um nahezu 360 Grad drehen kann. Nach oben oder unten geht das zwar nur manuell, ansonsten aber verfolgt euch der Bildschirm bei Videotelefonaten oder Bewegungen zum Beispiel in der Küche – wenn ihr das wollt, versteht sich.

Technische Daten Amazon Echo Show 10 (3. Generation)

Display:10,1 Zoll (256mm), 1280 x 800 Pixel
Lautsprecher:76 mm Woofer (3 Zoll) und zwei 25 mm Hochtonlautsprecher (1 Zoll)
Prozessor:MediaTek 8183; Amazon AZ1 Neural Edge
Datenschutz:Integrierte Kameraabdeckung und Mikrofon/Kamera-Aus-Taste
Weitere Merkmale:ZigBee Hub, Bluetooth (A2DP), Wi-Fi (802.11a/b/g/n/c, Dual-MIMO)

Bessere Kamera, ohne Full-HD

Kamen bisherige Echo-Show-Varianten mit einer 1-Megapixel-Kamera aus, verbaut der Hersteller nun 13 Megapixel. Das ist zeitgemäß und war vermutlich auch für eine präzisere Bewegungserkennung nötig. Denn spezielle Sensoren gibt’s abgesehen vom RGB-Umgebungslichtsensor nicht – alles übernimmt die Kamera.

Wie gewohnt kommuniziert Amazon keine 100%ig genauen technischen Details. Der Echo Show 10 (3. Gen) dürfte auf einem (älteren) Fire Tablet basieren. Wobei hier das aktuelle Fire HD 10-Tablet immerhin schon ein Display mit 1080p-Auflösung bietet, der Show 10 dagegen nur 1280 x 800 Pixel. Das ist beim Anschauen von Netflix, Amazon Prime Video oder YouTube zwar okay, aber nicht mehr unbedingt zeitgemäß.

Mit einem Schalter lässt sich die Kamera komplett abschalten. (Foto: Sven Wernicke)
Mit einem Schalter lässt sich die Kamera komplett abschalten. (Foto: Sven Wernicke)

Ein positiver Aspekt ist meiner Auffassung nach das Bestreben Amazons, auch etwas umweltfreundlicher aufzutreten – wie übrigens auch andere Technologie-Konzerne. Die Textilien und das benötige Aluminium sind komplett aus recycelten Materialien. Die Verpackung besteht aus zertifiziertem Holz aus nachhaltigem Anbau.

Einrichtung: Einsteigerfreundlich und schnell erledigt

Typisch für Amazons Smart-Home-Produkte ist die flott erledige und auch für Laien zu meisternde Einrichtung. Einschalten, den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen und unter Umständen noch die Daten für WLAN sowie Amazon-Konto eingeben. Zweitgenanntes ist nötig, denn das gesamte Alexa-Sprachassistenten-Universum setzt dieses voraus. Ein Prime-Abonnement braucht ihr nicht zwingend, ihr profitiert dann allerdings auch nicht von Prime Video, unlimitiertem Foto-Speicher und weiteren Angeboten – logo.

Nicht nur für Prime-Nutzer ist die Anwendung leicht. (Foto: Sven Wernicke)
Nicht nur für Prime-Nutzer ist die Anwendung leicht. (Foto: Sven Wernicke)

Die große Frage, die ihr rechtzeitig beantworten solltet: Wo stelle ich das Ding auf? Durch den sich bewegenden Bildschirm braucht ihr etwas Platz, aber nicht zwingend eine komplett freistehende Fläche. An der Wand, auf einem Tisch, auf der Arbeitsfläche in der Küche – alles ist theoretisch möglich. Schon beim Start konfiguriert ihr die Drehposition und den maximalen Winkel, sodass der Echo Show 10 weiß, wie weit er sich drehen kann bzw. darf. Gut gelöst.

Wie möchtet ihr euren Echo Show 10 aufstellen? (Foto: Sven Wernicke)
Wie möchtet ihr euren Echo Show 10 aufstellen? (Foto: Sven Wernicke)

Und normal für mittlerweile jedes vernetzte Gerät: Ein erstes Update dürft ihr zu Beginn auch installieren. Das dauert am längsten, nämlich knapp 10 Minuten. Aber halb so wild.

Multimedia-Talent und Smart-Home-Schnittstelle

Der Echo Show 10 fügt alles in einem Gerät zusammen, was Echo-Lautsprecher und Fire-Tablet einzeln bieten. Persönlich empfinde ich vor allem den Lautsprecher als überraschend gut und sogar etwas besser als meinen Echo der 4. Generation. Gerade, was die Bässe betrifft.

Zu Beginn müsst ihr mit einem Update rechnen. (Foto: Sven Wernicke)
Zu Beginn müsst ihr mit einem Update rechnen. (Foto: Sven Wernicke)

Was den Tablet-Aspekt betrifft, erhaltet ihr alle relevanten Angebote wie Netflix, Spotify, Prime Video oder Apple Music. YouTube gibt‘s, das läuft allerdings im Amazon-eigenen Silk-Browser. Schön gelöst, auch wenn ihr zum Beispiel auf Google Fotos verzichten müsst, ist die Gestaltung des Hauptbildschirms. Lasst eure Lieblingsfotos, die ihr via Alexa-App oder Amazon Photos in die Cloud hochgeladen habt, als smarten Bilderrahmen laufen. Hier habt ihr sehr viele Möglichkeiten der Individualisierung. Das mag ich.

Und nicht zu vergessen: Der Echo Show 10 in der dritten Generation verfügt über einen eigenen ZigBee-Hub, sodass ihr zusätzliche Hardware beim Auf- und Ausbau eures Smart Home nicht braucht. Ihr könnt beispielsweise problemlos und ohne Hue Bridge alle Philips-Hue-Lampen einsetzen sowie via Sprachbefehl kontrollieren.

Intelligentes Verfolgen in Ansätzen

Die Kamera ist neben dem Motor zum Bewegen des Displays mit das wichtigste Element des Show 10. Bei Videogesprächen funktioniert das erstaunlich gut und erzeugt zu Beginn ein „Wow“-Gefühl. Schon schade, dass das Gerät bisher nur Alexa-Videotelefonie und Skype unterstützt. Zoom bietet Amazon immerhin schon in den USA an, aber ein Google Duo findet vermutlich nie den Weg auf den Show.

Die Überwachungskamera-Funktion könnte noch erweitert werden. (Foto: Sven Wernicke)
Die Überwachungskamera-Funktion könnte noch erweitert werden. (Foto: Sven Wernicke)

Das intelligente Verfolgen nutzt das Gadget bei der neuen Überwachungskamera-Funktion bisher nur andeutungsweise. Ihr könnt euch mit der Alexa-App vom Smartphone aus direkt einen Einblick in eure eigenen vier Wände verschaffen. Dabei berücksichtigt der Show auch den Datenschutz, sodass ihr nicht einfach unauffällig eure Familie ausspionieren könnt. Ihr müsst das Feature erst aktivieren und Freigaben erteilen. Aber: Es funktioniert. Vorstellen könnte ich mir perspektivisch, dass euch der Show 10 informiert, wenn er eine Bewegung erkannt hat. Das ist derzeit noch nicht vorgesehen.

Nicht zu vergessen: Sprecht ihr den Show 10 mit „Alexa…“ an, dreht sich der Bildschirm in eure Richtung. Das ist anfänglich gewöhnungsbedürftig, allerdings sinnvoll. Zum Beispiel, wenn euch der Show ein Rezept oder ein Video auf dem Bildschirm anzeigt.

Die Schwächen des Echo Show 10

Wie schon angedeutet: Der Bildschirm ist zwar schön und gut, aber eine höhere Auflösung hätte ihm gut getan. Auch spiegelt er für meinen Geschmack etwas zu stark. Etwas lästig ist die teils verzögerte Reaktion auf Touch-Eingaben, was ich im Jahr 2021 eigentlich nicht mehr hinnehmen möchte. Das könnte am relativ schwachen Prozessor oder zu wenig Arbeitsspeicher liegen.

Schade, dass das Display des Echo Show 10 nicht höher aufgelöst ist. (Foto: Sven Wernicke)
Schade, dass das Display des Echo Show 10 nicht höher auflöst. (Foto: Sven Wernicke)

Nicht optimal, aber technisch in dieser Form nicht zu ändern: Wenn ihr den Show 10 zu weit oben (z.B. auf einem Regal) oder zu weit unten (Couchtisch) aufstellt, erkennt er eure Bewegungen nicht besonders gut. Dann müsst ihr manuell die Position des Displays korrigieren.

Wohin mit dem Ding?

Nachdem der Echo Show 10 (3. Gen) jetzt seit einigen Tagen bei mir zu Hause steht, weiß ich irgendwie noch immer nicht so recht, wofür ich ihn eigentlich hauptsächlich brauchen könnte. Als Tablet? Lautsprecher? Bilderrahmen? Videotelefonie-Maschine? Alles und nichts? Das Hauptproblem ist dabei: Wo platziere ich das Ding eigentlich?

Amazon empfiehlt unter anderem einen Ort in der Küche. Ihr könnt euch Rezepte anzeigen lassen und so bequem alles nachkochen. Coole Sache, aber: Der Echo Show 10 verfügt über eine empfindliche Stoff-Schicht und ist nicht einmal spritzwassergeschützt. Kommt er dauerhaft mit Mehl, Pfannenfett, höheren Temperaturen und Luftfeuchtigkeit klar? Auch bei einem Einsatz im Bad bin ich mir genau deshalb nicht sicher, ob er dort stehen sollte. Filme gucken oder Musik hören in der Badewanne ist verlockend, aber Wasser mag er vermutlich nicht.

Zu Testzwecken stellte ich den Echo in den Flur. Perfekt ist das nicht. (Foto: Sven Wernicke)
Zu Testzwecken stellte ich den Echo in den Flur. Perfekt ist das nicht. (Foto: Sven Wernicke)

Im Flur könnte der Echo Show 10 den Eingangsbereich überwachen. Doch möchtet ihr dort Videotelefonate führen? An und für sich wäre an diesem Ort sein Potenzial verschenkt.

Übrig blieben dann Wohnzimmer, vielleicht sogar das Schlaf- oder Kinderzimmer. Nur in den seltensten Fällen habt ihr vermutlich einen Ort, an dem sich der Echo Show 10 um seine 360 Grad drehen kann. Ich habe in meinen vier Wänden jedenfalls keine Stelle dafür gefunden.

Fazit: Tolles Gerät, wenn ihr wisst, was ihr damit anstellen wollt

Klingt gut, funktioniert prima für Videotelefonie, ist stylisch und doch kurios anzusehen. Alles in allem gefällt mir der Echo Show 10 in der neuesten Version sehr. Doch mir fällt es schwer, einen für ihn perfekten Ort zu finden. Soll er mehr Speaker oder eher Überwachungskamera sein? Rezepte lesen oder Netflix gucken? Mit der Familie in Kontakt bleiben oder eher digitaler Bilderrahmen?

Wenn ihr genau wisst, was ihr mit dem Show 10 anstellen und wo ihr ihn aufstellen wollt, erhaltet ihr ein unkonventionelles, aber stimmiges Produkt für euer Smart Home.

Aber: Ich bin mir sicher, dass es auch genügend Leute gibt, die keine Verwendung für den Echo Show 10 sehen. Verständlich, denn nicht jede Wohnung eignet sich für das besondere Alleinstellungsmerkmal der Display-Bewegung. Braucht ihr die nicht, könntet ihr womöglich mit einem normalen Smart Speaker wie einem Amazon Echo oder gar einem kleineren Echo Show (8) besser bedient sein.

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